Re: Neues Jahr-neues Leben
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Zuletzt geändert von schweinchen am Di Mai 05, 2015 16:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich hatte auch lange die Phase, in der ich mich selbst unter den liebsten Menschen einsam gefühlt hatte. Ich weiß nicht genau, warum das so war. Nur jetzt merke ich ganz bewusst, dass es mir bei manchen Menschen sehr gut geht und ich dann diese Krankheit nicht wirklich brauche. Aber wie du bereits sehr gut beschrieben hast: Ist diese Zeit dann vorbei knalle ich mit dem Gesicht auf den Boden und fühle mich einsam und verloren. Dann greife ich auf das zurück, was immer da ist: Essen. Ich esse und esse und dann geh ich aufs Klo und fange wieder von vorne an. Bis der Tag vorbei ist. Bis mein Herz getröstet ist.Meta hat geschrieben:Liebe Cooky,
mich erinnert das sehr an meine Probleme. Es ist immer so gewesen, dass ich es zwei bis drei Tage geschafft hatte, vollkommen zufrieden durch die Welt zu gehen und dachte, jetzt hab' ich's geschafft. Am dritten Tag geriet das dann immer ins Wanken. Zum einen ist meine Erfahrung, dass es zum Entzug kommt. D.h., dass alle Gefühle, - vor allem die nach Bedürftigkeiten - vorher mit der Bulimie runtergedrückt wurden und jetzt voll hammermäßig hochkommen. Und zum anderen gingen bei mir immer wieder die Fressanfälle los, wenn ich glaubte, die Krankheit loswerden zu können.
Erst seitdem ich anerkenne, dass ich an einer Sucht-Krankheit leide und meine Energie darauf verwende, zu versuchen, mit meiner Krankheit zu leben, wurden die Rückfälle weniger.
Mit meiner Krankheit leben:
Ich beobachte genau, welche Gedanken, Gefühle und Ereignisse mir Fressdruck machen. Da kenne ich z.B., dass ich oft so nebenbei gegessen hab', und wenn ich mich nicht wirklich auf mein Essen konzentriert habe, kamen mir jammervolle Gedanken hoch. Wups konnte ich nicht aufhören zu essen.
Oder ich beobachtete mich, wie ich mein Essen runterschlang und zum Kühlschrank schielte, mit den Gedanken, was ich denn noch schönes essen könnte. Dabei entdeckte ich, dass meine Mutter immer zu mir gesagt hat: "Kind iss Deinen Teller leer, dann gibts noch was Schönes." Ich erkannte, dass ich schon zum Hauptgericht was schönes möchte und dachte, dass sie sich den Nachtisch an den Hut stecken soll.
Mein Vater sagte mal zu mir: "Du frisst wie ein Schwein und Du siehst auch schon so aus wie ein Schwein, Deine Augen wachsen Dir schon zu." Das war der Einstieg in die Abführmittel, denn ich glaubte ihm, was er sagte. Wenn später jemand etwas ähnliches abwertendes zu mir sagte, wurde ich wütend. Dabei hab' ich dann unangemessen heftig reagiert, was keiner verstehen konnte.
Es ist schwer, sich aus den Fesseln der Kindheit zu befreien. In dem Körper eines Erwachsenen schuf ich dieses unglückliche Kind täglich neu, indem ich das, was meine Eltern mit mir gemacht hatten, immer wieder jammervoll hervorholte. Heute ist dieses Kind da, wo es hingehört - in der Vergangenheit. Der Abschied von diesem Kind war so schwer, als würde ich es in einem See ertränkt haben. Und ich hab' viel geweint.
Und ich hab' mich - selbst in der liebevollen Gemeinschaft von OA - oft einsam gefühlt, weil ich dieses Einsamkeitsgefühl ständig hatte. Da war es egal, ob ich mit Menschen zusammen war oder nicht.
Heute nehme ich die Menschen um mich als Spiegelbild. Alles, was mich ärgert oder auch länger als drei Minuten beschäftigt, hat mit mir zu tun. Und dann richte ich meine Gedanken auf mich, um mich weiter kennenzulernen. Welches Verhalten hab ich auch und will es bei mir nicht sehen? - Oder: Was erdreistet sich der Andere, einfach so die Dinge zu tun, die ich mir verbiete, weil ich glaubte, brav sein zu müssen?
LG Meta
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