Re: Neues Jahr-neues Leben

#17
Hallo Ihr Lieben,
Neues Jahr neues Leben? Oder neues Jahr neues Glück? Was für ein Spiel und ein Puschen ins Hochgefühl, als hätte ich alles im Griff?

"Das Ende des Jahres ist weder ein Ende noch ein Neuanfang, sondern ein fortlaufendes Einflößen von Weisheit durch Erfahrungen." (Hal Borland)

Sei es der Beginn eines neuen Jahres oder Monates einer neuen Woche oder eines neuen Tages: Es verführt dazu, neue Entschlüsse zu fassen, zu schwören und Veränderung zu versprechen. Will ich Abstinenz mit innerem Frieden? War ich fähig, das alleine zu erreichen? Ich kann jetzt meine Machtlosigkeit zugeben oder ich kann auf einen neuen "Kalenderbeginn" warten. Die beste Zeit, meinen Willen, meine alten Gedanken und meine Macken aufzugeben, ist immer dann, wenn ich bereit bin zu wachsen.
Statt Beschlüsse zu fassen, Versprechen abzugeben und Schwüre zu leisten, behandele ich diesen Tag wie alle anderen. Ich gebe den Versuch auf, mein Essen und mein Gewicht in den Griff zu bekommen.

Mein Dank für jeden Tag ohne Fress-Kotz-Attacken richtet sich an mein Höheres Selbst (Für mich erreichbar über Meditation und Handauflegen über den Solar Plexus).

LG Meta
Zuletzt geändert von Meta am Mo Jan 03, 2011 20:04, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Neues Jahr-neues Leben

#18
Hallo ihr Lieben :)

Bin wieder aus der Therme zurückgekehrt und fühle mich toll. Gestern hat es super funktioniert, obwohl es abends Buffet gab... Ich habs einfach genossen. Auch das Frühstück.

Heute Abend war ich dann wieder daheim und es war extrem anstrengend... Ich könnte die ganze Zeit essen. So deutlich habe ich den Unterschied wirklich schon lange nicht mehr wahrgenommen. Mir geht es so gut, solange ich mit jemandem zusammen bin bei dem ich mich wohl fühle und dann auf einmal gehts von einer Sekunde auf die andere nicht mehr wirklich.
Aber ich habe durchgehalten, werde jetzt baden gehen und mir selbst auf die Schulter klopfen und danke sagen, weil ich heute für mich gekämpft habe.

Wie geht es euch denn so?

Alles Liebe,
Cooky
auf Urlaub

Re: Neues Jahr-neues Leben

#19
mein tag war total doof :|

auf der einen seite hatte ich mich so drauf gefreut, wieder struktur zu bekommen. (vielleicht habe ich mich zu sehr drauf verlassen.) auf der anderen seite widerstrebt mir mein job momentan...

es hat schon angefangen, daß ich schlecht geschlafen habe. ich war so furchtbar müde heute morgen! dann gab es mal wieder kein vegetarisches gericht ind er kantine. d.h. ich musste beilagen essen und ich wurde nicht richtig satt. sonst hab ich dann immer obst und müslriegel für nachmittags mit, aber durch die feiertage war ich noch nicht zum einkaufen gekommen. als mich dann mein vorgesetzter wieder auf die palme gebracht hat (eigentlich macht er nichts bestimmtes. er ist nur da und gibt mir das gefühl klein und dumm zu sein), musste der übrigegeblieben weihnachtsteller dran glauben...

dann musste ich noch über ne halbe stunde in der kälte stehen, weil die tram nicht kasam (wegen eines autounfalls). also hatte ich keine zeit und keinen nerv mehr zum sport zu gehen und jetzt fühle ich mich VOLL hibbelig und irgendwie unkomfortabel, auf de3r anderen seite müde und voll im eimer...ich weiß auch nicht.

morgen ist ein neuer tag. da hab ich wieder die chance es zu schaffen. das ist super. ich werde NICHT tage zählen, ich werde mich NICHT zurückwerfen lassen (im sinne von metas beitrag weiter oben). ich weiß, daß es irgendwann besser wird. ich weiß es! ich will es! ich wünsche mir eine sonnige zukunft und ich glaube, ich kann es schaffen. jeden tag aufs neue..


liebe grüße und eine gute nacht,

hanne

Re: Neues Jahr-neues Leben

#20
hallo hanne,
mach dir kein kopf, du hast recht, neuer tag-neues glück. man muss sich nur bewusst machen, sich wegen einem schlechten tag nicht runterziehen zu lassen. das versuch ich mir auch immer zu sagen =)

auch ich habe mich entschlossen, das neue jahr anders anzugehen...es fällt mir unheimlich schwer...
ich konnte mich zwar wirklich seit dem silversterknall dazu druchringen, nicht in fressgelage zu verfallen und zu erbrechen, aber das regelmäige essen fällt mir nicht leicht...ich vesuche normal zu essen, aber es ist warscheinlich trotzdem viel zu wenig...
das tägliche wiegen kann ich auch nicht sein lassen und das deprimiert mich...also mein gewicht!
ich müsste wohl mehr essen, aber das kann ich noch nicht, soweit bin ich noch nicht, obwohl genau deshalb der abendliche heisshunger auf mich wartet....und ich weiß nicht wie lange ich dem standhalten kann, ich will das aber unbedingt schaffen!

ich wünsche uns allen ganz viel kraft!

Re: Neues Jahr-neues Leben

#21
"ich werde mich NICHT zurückwerfen lassen (im sinne von metas beitrag weiter oben)"

Liebe Hanne,

inwiefern fühlst Du Dich von meinem Beitrag zurückgeworfen? Würdest Du sagen, dass ich ein "Spielverderber" bin?

Mir kommt es so vor, als ob Du Dich sehr anstrengen musst, um auf "Linie zu bleiben". Struktur ist für mich auch sehr wichtig. Ich arbeite an meiner Struktur, jeden Tag.
Vor allem versuche ich, das Schöne zu genießen und meine Gedanken in eine positive Richtung zu lenken.

LG Meta
Zuletzt geändert von Meta am Di Jan 04, 2011 15:55, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Neues Jahr-neues Leben

#22
hallo meta,

da hast du mich falsch vestanden. ich fand deinen beitrag sehr positiv. die quintessenz, die ich daraus zog war: wenn es heute nicht klappt, dann eben beim nächsten mal. nicht sich ärgern über gestern und angst haben vor morgen, sondern schauen, daß es im hier und jetzt was gutes zu finden gibt. kommt das ungefähr hin?

ja, ich muss mich sehr anstrengen momentan. ich muss mich generell sehr anstrengen, um das zu erreichen, was mir als erstrebenswert vor augen ist (ganz losgelöst von der essstörung). ich hatte beruflich ein paar echte tiefschläge (mobbing) und auch viel ärger mit meiner doktorarbeit (eine herzensangelegenheit von mir). dazu waren meine eltern kurz hintereinander schwer krank (krebs und herz) und dann hatte mein vater einen unglaublich schweren unfall (dessen bilder ich immer noch nicht verdaut habe, wir mir heute mal wieder in der straßenbahn bewusst wurde).

ja, die letzten jahre waren ziemlich anstrengend. aber manchmal gibt mir das auch kraft. manchmal denke ich mir, was du schon ausgehalten hast und bist nicht zusammengebrochen. ich hab es sogar zusätzlich geschafft mich mit meiner essstörung und den depressionen auseinanderzusetzen...

mir gefällt das fokussieren auf das hier und jetzt. ich denke viel zu oft viel zu viel nach..vor allem über sachen, die ich nicht mehr ändern kann oder nicht ändern werde können...

ein spielverderber bist du sicher nicht! eher ermutigend :!:

LG

hanne

Re: Neues Jahr-neues Leben

#23
Hanne, lass dich drücken, das klingt echt sehr sehr mühsam...

Wenn es dich tröstet: Ich denke auch viel zu viel nach. Über alles, über jeden, über die Vergangenheit, die Zukunft,... Im Grunde bringt das nicht viel außer ein paar Sorgen und Ängste mehr ;)

So, Mo waren wunderbar, ich war in der Therme und habe an nichts gedacht außer: Soll ich zum Qi-Gong? Oder geh ich doch lieber ins Whirlpool? Was zieh ich zum Abendessen an?

Keinen Gedanken habe ich daran verschwendet, ob ich zu fett bin oder wie ich mir wann am besten Lebensmittel besorgen kann um diese dann zu essen...
Das Abendessen war Wahnsinn :) Buffet... und ich musste keine Sekunde Angst haben, dass ich zu viel esse. Ich habe viel gegessen, ich und eine Freundin waren über zwei Stunden Abendessen. Mit Genuss... es war unglaublich. Ich ging mit vollen Bauch ins Bett... Wir haben ferngesehen und noch Schokolade gegessen.
Ich hatte kein schlechtes Gewissen, mir ging es gut. Ich hab mich endlich wieder normal gefühlt und fürchtete mich nicht vor dem Essen oder der Schokolade.

Heute wieder ein Rückschlag. Bin leider noch nicht in der Wg, da ich dachte meine Mutter sei jetzt nicht zu Hause (das wäre leichter gewesen) und ich leider ein wenig verkühlt bin und alleine in der Wg wäre. Die Vermieterin kommt erst am Freitag wieder zurück, da bekomm ich dann die Schlüssel.

Solche Tage zeigen mir immer, dass die Essstörung weg ist, sobald ich mit Leuten zusammen bin, bei denen ich mich wohl fühle, die mir das Gefühl geben nicht allein zu sein. Die Freundin weiß glaub ich garnicht, was es für mich bedeutet hat, dass ich zwei Tage die alltäglichen Sorgen und die Essstörung vollkommen vergessen konnte...
Jetzt bin ich natürlich ein wenig traurig, aber andererseits: Ich kann ohne sie leben, wenn ich möchte und wenn ich nicht in dieser Umgebung hier bin. Das baut mich wieder auf :) Es gibt Hoffnung.

Wie ist es dir denn ergangen?
Ich finde es übrigens sehr nett mit dir zu schreiben. Ich habe es noch nicht so oft gehabt, dass ich hier jemanden finde, mit dem ich mich wirklich gut austauschen kann.

Liebe Grüße,
Cooky
auf Urlaub

Re: Neues Jahr-neues Leben

#24
Liebe Cooky,
mich erinnert das sehr an meine Probleme. Es ist immer so gewesen, dass ich es zwei bis drei Tage geschafft hatte, vollkommen zufrieden durch die Welt zu gehen und dachte, jetzt hab' ich's geschafft. Am dritten Tag geriet das dann immer ins Wanken. Zum einen ist meine Erfahrung, dass es zum Entzug kommt. D.h., dass alle Gefühle, - vor allem die nach Bedürftigkeiten - vorher mit der Bulimie runtergedrückt wurden und jetzt voll hammermäßig hochkommen. Und zum anderen gingen bei mir immer wieder die Fressanfälle los, wenn ich glaubte, die Krankheit loswerden zu können.
Erst seitdem ich anerkenne, dass ich an einer Sucht-Krankheit leide und meine Energie darauf verwende, zu versuchen, mit meiner Krankheit zu leben, wurden die Rückfälle weniger.

Mit meiner Krankheit leben:
Ich beobachte genau, welche Gedanken, Gefühle und Ereignisse mir Fressdruck machen. Da kenne ich z.B., dass ich oft so nebenbei gegessen hab', und wenn ich mich nicht wirklich auf mein Essen konzentriert habe, kamen mir jammervolle Gedanken hoch. Wups konnte ich nicht aufhören zu essen.

Oder ich beobachtete mich, wie ich mein Essen runterschlang und zum Kühlschrank schielte, mit den Gedanken, was ich denn noch schönes essen könnte. Dabei entdeckte ich, dass meine Mutter immer zu mir gesagt hat: "Kind iss Deinen Teller leer, dann gibts noch was Schönes." Ich erkannte, dass ich schon zum Hauptgericht was schönes möchte und dachte, dass sie sich den Nachtisch an den Hut stecken soll.

Mein Vater sagte mal zu mir: "Du frisst wie ein Schwein und Du siehst auch schon so aus wie ein Schwein, Deine Augen wachsen Dir schon zu." Das war der Einstieg in die Abführmittel, denn ich glaubte ihm, was er sagte. Wenn später jemand etwas ähnliches abwertendes zu mir sagte, wurde ich wütend. Dabei hab' ich dann unangemessen heftig reagiert, was keiner verstehen konnte.

Es ist schwer, sich aus den Fesseln der Kindheit zu befreien. In dem Körper eines Erwachsenen schuf ich dieses unglückliche Kind täglich neu, indem ich das, was meine Eltern mit mir gemacht hatten, immer wieder jammervoll hervorholte. Heute ist dieses Kind da, wo es hingehört - in der Vergangenheit. Der Abschied von diesem Kind war so schwer, als würde ich es in einem See ertränkt haben. Und ich hab' viel geweint.

Und ich hab' mich - selbst in der liebevollen Gemeinschaft von OA - oft einsam gefühlt, weil ich dieses Einsamkeitsgefühl ständig hatte. Da war es egal, ob ich mit Menschen zusammen war oder nicht.

Heute nehme ich die Menschen um mich als Spiegelbild. Alles, was mich ärgert oder auch länger als drei Minuten beschäftigt, hat mit mir zu tun. Und dann richte ich meine Gedanken auf mich, um mich weiter kennenzulernen. Welches Verhalten hab ich auch und will es bei mir nicht sehen? - Oder: Was erdreistet sich der Andere, einfach so die Dinge zu tun, die ich mir verbiete, weil ich glaubte, brav sein zu müssen?

LG Meta

Re: Neues Jahr-neues Leben

#25
Liebe Hanne,
ja, das kommt ungefähr hin. Im Heute leben. Was morgen ist, weiß ich nicht.
Morgen wird die Sonne aufgehen, entweder in ihrem vollen Glanz oder hinter einer Wolkenwand. Aber eins ist sicher, sie wird aufgehen. Das Gestern ist vorbei und wir können keine Tat, die wir getan haben, rückgängig machen.

Das ist ja wiklich ein totaler Stress, wenn Du gerade Deine Dissertation schreibst. Wann musst Du sie abgeben? Die meisten Unis haben eine therapeutisch-psychologische Beratungsstelle und helfen bei Stress im Studium. Gibt es sowas bei Deiner Uni? Kann ich nur empfehlen, hab' da so meine positiven Erfahrungen.

LG Meta

Re: Neues Jahr-neues Leben

#27
Liebe Meta,

ich bin nicht (mehr) an der Uni. Nach einem Jahr hatte mir mein Doktorvater gesagt, daß er mich doch nicht promovieren möchte und dann kam das Mobbing (durch einen anderen Mitarbeiter). Das war so furchtbar! Viele Freunde haben sich von mir abgewandt und ich wusste erstmal gar nicht, wieso. Danach habe ich mich wirklich ins Zeug gelegt, irgendeine Finanzquelle zu finden, aber ein Rückschlag war herber als der andere. Daher arbeite ich momentan voll und die Diss liegt auf Eis. Ich könnte jeden Tag heulen deswegen! Ich musste erkennen, daß es an der Uni nicht drauf ankommt, ob man schlau genug ist und innovative Ideen hat, sondern ob der Prof einen mag und man die richtigen Leute kennt. Anstrengend ist vor allem, da nicht verbittert zu werden. Das will ich auf keinen Fall!



Liebe Cooky,

ja, mir gefällt es auch mit Dir zu schreiben! Das kann ich wirklich nur zurückgeben.

Ich kenne diese unbeschwerten Tage auch. Man fühlt sich leicht und frei und gut und unbeschwert. In den Momenten kann man nicht glauben, daß es einem JEMALS WIEDER passieren wird, sich über den Klo zu hängen...und einen Tag später ist die Euphorie wieder vorbei...

Mit meinem Freund klappt es immer gut! Wir gehen essen, kochen, knabbern abends beim Film schauen und am Ende gibts nochn Schnaps und Schokolade ;) da würde mir im Leben nie in den Sinn kommen, ich habe zu viel gegessen oder ich sei zu fett. Es stimmt halt alles drumherum. Und wenn ich mich mal nicht wohlfühle, kann ich es ihm sagen. Er nimmt beim Abendessen Rücksicht, er isst dann oft immer brav meinen Teller leer oder kocht von alleine was, von dem er weiß (weil ich es ihm gesagt habe), daß es Essen ist, was ich gut vertrage.

Da krieg ich die Sorgen eben zum Teil abgenommen, aber eigentlich will man ja lernen, allein damit zurecht zu kommen. Es ist, als packt einen nach zwei Tagen eine Euphorie, die eigentlich auf ziemlich wackeligen Beinen steht. Vielleicht, weil man es nicht aus sich heraus ganz alleine geschafft hat, sondern durch die (wenn auch unbewusste) Unterstützung von Freunden. Wenn ich den ganzen Tag gut und nett beschäftigt bin, denke ich kein einziges Mal ans fressen/kotzen. Und irgendwann kommt diese dumme Störung zurück wie ein Bumerang und sagt "Hi, wir zwei sind noch nicht fertig miteinander!"

Aber, wie Du gesagt hast, es gibt Hoffnung. Es zählt das jetzt und hier. Geht es Dir grad, jetzt und hier gut?



Liebe Su,

das klingt nicht so toll. Laß Dich drücken! Schreib, wenn Du wieder Zeit und Nerv dazu hast. Und schmeiss die Waage weg! Du bist gut, so, wie Du bist - ganz unabhängig von Deinem Gewicht! Streng Dich nicht zu sehr an, je mehr man sich aufs nicht-kotzen konzentriert, desto mehr konzentriet man sich aufs (nicht) essen und landet irgendwann unweigerlich dabei.

Euch allen alles Liebe!

Hanne

Re: Neues Jahr-neues Leben

#28
Liebe Hanne,

Du schreibst mir wirklich aus der Seele ;)
Seitdem ich daheim bin rennt da leider alles wieder so, wie es vor 1,5 Jahren war. So als wäre die Zeit ohne dem Erbrechen garnicht gewesen. Das Einzige, was anders ist: Ich weiß, dass ich ohne kann und weiß auch, wie ich mir dabei helfen kann. Das ändert zwar jetzt nicht direkt etwas an der momentanen Situation, aber: Es hilft mich mich nicht aufzugeben und ich habe nicht dieses "am liebsten würde ich sterben"-Gefühl in der Früh, welches ich früher oft hatte.
Ab Montag gehe ich wieder arbeiten und habe wieder Kontakt zu den Menschen, bei denen ich mich angenommen und wohl fühle. Dort bin ich "sicher" und werde bestärkt. Ab Montag wohne ich dann auch in der Wg und bin weg von dem ganzen Gefühlschaos zu Hause. Natürlich ist damit dann die eigentilche Sache nicht erledigt, aber ich kann wieder halbwegs normal leben und mir Gedanken machen, wie ich nun weiter an mir arbeiten werde.

Das mit deinem Freund klingt sehr schön! So eine Person bräuchte ich auch, nur konnte mir das witzigerweise bisher ein Mann nicht bieten. Aber ich glaube, dass das mit meiner Geschichte und meinen bisher eher bescheidenen Erfahrungen mit Männern zu tun hat :)
Ich habe mir in letzter Zeit eh öfter gedacht, dass es für mich momentan das beste wäre, wenn ich mit jemandem zusammen leben würde, bei dem es mir so gut geht wie dir bei deinem Freund.
Da das aber momentan nicht möglich ist, werde ich einfach die Zeit in der Arbeit genießen und den Rest der Zeit, die ich alleine für mich habe nutzen um mit mir selbst mal ein ernstes Wörtchen zu reden. Im Endeffekt ist das vielleicht garnicht so schlecht, weil ich mich dann nicht zu abhängig von anderen Menschen mache (das mache ich nämlich manchmal sehr "gerne").

Wie war dein heutiger Tag?
Meiner (wie oben schon angedeutet) sehr daneben. Aber ja, bald ists vorbei.

Liebe Grüße,
Cooky
auf Urlaub

Re: Neues Jahr-neues Leben

#29
Meta hat geschrieben:Liebe Cooky,
mich erinnert das sehr an meine Probleme. Es ist immer so gewesen, dass ich es zwei bis drei Tage geschafft hatte, vollkommen zufrieden durch die Welt zu gehen und dachte, jetzt hab' ich's geschafft. Am dritten Tag geriet das dann immer ins Wanken. Zum einen ist meine Erfahrung, dass es zum Entzug kommt. D.h., dass alle Gefühle, - vor allem die nach Bedürftigkeiten - vorher mit der Bulimie runtergedrückt wurden und jetzt voll hammermäßig hochkommen. Und zum anderen gingen bei mir immer wieder die Fressanfälle los, wenn ich glaubte, die Krankheit loswerden zu können.
Erst seitdem ich anerkenne, dass ich an einer Sucht-Krankheit leide und meine Energie darauf verwende, zu versuchen, mit meiner Krankheit zu leben, wurden die Rückfälle weniger.

Mit meiner Krankheit leben:
Ich beobachte genau, welche Gedanken, Gefühle und Ereignisse mir Fressdruck machen. Da kenne ich z.B., dass ich oft so nebenbei gegessen hab', und wenn ich mich nicht wirklich auf mein Essen konzentriert habe, kamen mir jammervolle Gedanken hoch. Wups konnte ich nicht aufhören zu essen.

Oder ich beobachtete mich, wie ich mein Essen runterschlang und zum Kühlschrank schielte, mit den Gedanken, was ich denn noch schönes essen könnte. Dabei entdeckte ich, dass meine Mutter immer zu mir gesagt hat: "Kind iss Deinen Teller leer, dann gibts noch was Schönes." Ich erkannte, dass ich schon zum Hauptgericht was schönes möchte und dachte, dass sie sich den Nachtisch an den Hut stecken soll.

Mein Vater sagte mal zu mir: "Du frisst wie ein Schwein und Du siehst auch schon so aus wie ein Schwein, Deine Augen wachsen Dir schon zu." Das war der Einstieg in die Abführmittel, denn ich glaubte ihm, was er sagte. Wenn später jemand etwas ähnliches abwertendes zu mir sagte, wurde ich wütend. Dabei hab' ich dann unangemessen heftig reagiert, was keiner verstehen konnte.

Es ist schwer, sich aus den Fesseln der Kindheit zu befreien. In dem Körper eines Erwachsenen schuf ich dieses unglückliche Kind täglich neu, indem ich das, was meine Eltern mit mir gemacht hatten, immer wieder jammervoll hervorholte. Heute ist dieses Kind da, wo es hingehört - in der Vergangenheit. Der Abschied von diesem Kind war so schwer, als würde ich es in einem See ertränkt haben. Und ich hab' viel geweint.

Und ich hab' mich - selbst in der liebevollen Gemeinschaft von OA - oft einsam gefühlt, weil ich dieses Einsamkeitsgefühl ständig hatte. Da war es egal, ob ich mit Menschen zusammen war oder nicht.

Heute nehme ich die Menschen um mich als Spiegelbild. Alles, was mich ärgert oder auch länger als drei Minuten beschäftigt, hat mit mir zu tun. Und dann richte ich meine Gedanken auf mich, um mich weiter kennenzulernen. Welches Verhalten hab ich auch und will es bei mir nicht sehen? - Oder: Was erdreistet sich der Andere, einfach so die Dinge zu tun, die ich mir verbiete, weil ich glaubte, brav sein zu müssen?

LG Meta
Ich hatte auch lange die Phase, in der ich mich selbst unter den liebsten Menschen einsam gefühlt hatte. Ich weiß nicht genau, warum das so war. Nur jetzt merke ich ganz bewusst, dass es mir bei manchen Menschen sehr gut geht und ich dann diese Krankheit nicht wirklich brauche. Aber wie du bereits sehr gut beschrieben hast: Ist diese Zeit dann vorbei knalle ich mit dem Gesicht auf den Boden und fühle mich einsam und verloren. Dann greife ich auf das zurück, was immer da ist: Essen. Ich esse und esse und dann geh ich aufs Klo und fange wieder von vorne an. Bis der Tag vorbei ist. Bis mein Herz getröstet ist.
Im Endeffekt aber tröstet das Essen nur während ich esse. Danach ist alles so unschön wie vorher, aber zumindest der Tag ist vorbei.
Es ist keine gute "Lösung" die ich momentan hier lebe, aber bis zu meinem Auszug werde ich dieses Modell leider nernehmen (müssen). Weil ich zu faul bin dagegen anzukämpfen. Diese Einsicht ist traurig, weil es mich natürlich ärgert und ich ein Mensch bin der eigentlich sehr stark war die letzten Monate. Aber andererseits bietet sich mir hier in den Tagen noch einmal die Möglichkeit ganz genau zu analysieren warum ich esse, erbreche und was für Gefühle ich damit nicht fühlen möchte.
So sind diese versch... Tage nicht ganz umsonst.

Alles Liebe,
Cooky
auf Urlaub

Re: Neues Jahr-neues Leben

#30
Hi cooky,

wie geht's Dir heute?

Daß es mit meinem Freund so gut klappt, liegt vor allem daran, weil ich ehrlich bin. Ich habe ihm recht schnell von der Krankheit erzählt und schaffe es meistens auch ihm von jedem Rückfall zu erzählen. Ich schäme mich auch vor ihm nicht, um bestimmte Sachen zu bitten (fettig Gebratenes vorher mit Küchenpapier abtupfen zum Beispiel) und er gibt mir auch nicht das Gefühl verrückt zu sein. Die Ehrlichkeit schaffe ich aber nur, weil ich generell schon viel, viel weiter bin, als noch vor zwei Jahren. Mit den Männern davor hat's nie so richtig geklappt...auweia...irgendwie hab ich auch nur "Problemfälle" an Land gezogen... :roll:

Dazu habe ich Glück mit meiner WG. Ich wohn hier erst seit drei Monaten, aber ich fühl mich hier gut aufgehoben. Ich kannte die vorher gar nicht! Kennst Du Deine neuen Mitbewohner schon (besser)? Ich habe bis jetzt nur in WGs wohnt und habe immer für mich in meinem Zimmer gegessen. Das ist nun anders. Wir frühstücken zusammen (wir sind alle berufstätig und müssen ungefähr zur selben Zeit aus dem Haus) und essen abends zusammen. Das ist voll schön. Für die anderen sicher das normalste von der Welt, für mich jedesmal was besonderes.

Ich bin ja seit Montag auch wieder arbeiten. Ich hatte meine ganze Hoffnung reingelegt und es ging total nach hinten los!!! Ich hatte es quasi der Tatsache "ich geh wieder arbeiten" überlassen die Sache zu richten. Das soll jetzt nicht heißen, daß es bei Dir auch so sein wird, aber ich dachte, ich warn Dich mal. Müssen ja nicht zwei Esel den selben Fehler machen ;)

Heute war ein guter Tag. Seitdem ich wieder in meinem eigenen Büro sitze mit der netten Kollegin finde ich es auf Arbeit gar nicht mehr so schlimm, wie noch vor Weihnachten (da wäre ich am liebsten Amok gelaufen!!).

Schau mal, morgen ist Freitag. Da kannste in Deine Wg und Montag arbeitest Du dann wieder mit Deinen netten Kollegen zusammen. Ist doch toll, oder? Freust Du Dich schon? Ich freu mich jetzt erstmal, das Morgen Wochenende ist 8)

Ganz liebe Grüße