Ich bin erleichtert, dass Du diese Verwechselung mit Humor aufgenommen hast. Man sagt von mir, ich sei ein recht genauer und gewissenhafter Mensch – und so ist es wohl auch. Insofern passieren mir solche Fehler eher selten. Doch wir wissen ja: nobody is perfect…
Gut, nun zu Deinen Fragen vom Sonntag.
Ich nenne Dir gerne drei Beispiele.Zitat:
"... , weil ich ihr diese Auswirkungen, die mich stören, klar benannt habe."
Als da wären?
Erstes Beispiel:
So kommt es sehr oft vor, dass ich noch Reste des Essens, das sich meine Freundin noch mal hat durch den Kopf gehen lassen, in der Toilettenschüssel finde, wenn ich das WC zu einem späteren Zeitpunkt selbst benutze (dies allerdings erst seit etwa drei Monaten, nachdem wir in eine andere Wohnung umgezogen waren; vorher war das nie vorgekommen…). Das muss ich wirklich nicht haben. Mich stört das einfach. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu empfindlich?! Ich weiß es nicht…
Anyway, darauf angesprochen meinte sie vor einigen Wochen, das sei ihr nicht bewusst gewesen und sie werde künftig genauer darauf achten, dass auch alles runtergespült ist. Ein paar Tage lang klappte das auch gut. Aber eben nur ein paar Tage... Inzwischen vergeht kaum ein Tag, an dem mir nicht irgendetwas schon Verzehrtes schwimmend aus dem Wasser der Kloschüssel entgegenlacht. Auch wenn das vielleicht gerade etwas spaßig formuliert war, so finde ich das nicht wirklich witzig. Möglicherweise ein Überbleibsel aus meiner früheren Phase, in der ich mich bemühte, die Sucht meiner Freundin mit einem lachenden Auge amüsiert hinzunehmen. Tja, so ändern sich die Zeiten…
Zweites Beispiel:
Wie Du sicherlich schon gelesen hast, haben wir eine kleine Tochter. Sie ist gerade mal sechs Monate alt, braucht dementsprechend viel Aufmerksamkeit. Während der Stunden des späten Nachmittags, zu denen meine Freundin ihrer Sucht nachgeht, ist sie für die Kleine im Prinzip nicht verfügbar. Das heißt: ich muss die Versorgung der Kleinen übernehmen, sie also füttern, wickeln, mit ihr spielen (etc.), ganz egal ob ich gerade Zeit und Lust dazu habe oder nicht.
[EINSCHUB: Dazu muss man wissen, dass ich selbständig bin und übers Internet arbeite. Im Moment ist alles noch im Aufbau, und ich muss dementsprechend viel Zeit am PC verbringen, wenn wir nicht in ein paar Monaten pleite sein wollen… EINSCHUB ENDE].
Ich weiß nicht, ob es nachvollziehbar ist, dass es mich ärgert, wenn ich etwas tun muss, wenn ich also keine andere Wahl habe. Solange ich denken kann, hasse ich jede Art von Zwängen. Es macht für mich ganz einfach einen großen emotionalen Unterschied, ob ich mich um das Baby kümmere, weil …
a) ich es tun muss (aufgrund der Tatsache, dass meine Freundin gerade ihrer Sucht nachgeht…) oder aber
b) ich es freiwillig und gerne mache (beispielsweise weil meine Freundin aus anderen Gründen gerade nicht kann: ein Termin in der Stadt, sie ist alleine beim Einkaufen, sie führt ein wichtiges Telefonat, sie kocht, usw.).
Vielleicht reagiere ich in diesem Moment so verärgert, weil die unter b) aufgelisteten Gründe für mich nachvollziehbar, wichtig und sinnvoll sind, die stundenlange Fresserei und Kotzerei meiner Freundin jedoch nicht.
So in etwa, aber in weit weniger deftigen Worten, habe ich ihr das auch schon mehrmals erklärt. Sie nimmt es zur Kenntnis. Sagt auch, dass ich ihr die Kleine jederzeit geben kann, auch wenn sie selbst gerade ihrer Suchtbefriedigung nachgeht. Prinzipiell hat sie damit sogar Recht. Nur: ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass meine Freundin zu diesen Zeiten extrem schnell ziemlich genervt auf unsere Tochter reagiert, sie teilweise absolut unangemessen heftig anfaucht. Und das möchte ich einfach nicht, weil dieses Verhalten dem Kind gegenüber nicht gut sein kann und sie sonst ja auch nicht so ist. Und deswegen bin ich quasi gezwungen, während bestimmter Zeiten zu übernehmen.
Dadurch halte ich meiner Freundin quasi den Rücken frei, damit sie ihrer Sucht nachgehen kann. Man könnte sogar sagen: ich leiste einen nicht unerheblichen Beitrag dazu, ihr das Ausleben ihrer Fress- und Kotzbedürfnisse zu ermöglichen. Denn: Was würde sie tun, wenn ich nicht da wäre, um mich um das Baby zu kümmern? Hm, eine gute Frage, die ich in die Runde weitergeben möchte. Würde eine suchtkranke Bulimikerin aufs Essen und das anschließende Sich-Übergeben verzichten, nur um sich wie gewohnt um ihr Kind kümmern zu können? Oder kann man das nicht verallgemeinern?
Natürlich ärgere ich mich auch über mich selbst, weil ich meiner Freundin zeitweise den Rücken zum Fressen und Kotzen freihalte. Ich habe auch schon Folgendes überlegt: Warum verlasse ich zu dieser Zeit nicht einfach die Wohnung, lasse sie mit der Kleinen alleine und komme erst zurück, wenn ich davon ausgehen kann, dass sie fertig ist? Es würde mich interessieren, wie sie darauf reagieren würde… Vermutlich in irgendeiner Form im weitesten Sinne aggressiv…
Drittes Beispiel:
Im Moment ist es wirklich so, dass wir finanziell kaum große Sprünge machen können. Bis vor ein paar Monaten sah das noch etwas anders aus. Nämlich so: ich war gerade dabei, mich beruflich neu zu orientieren (Folge: so gut wie pleite…), sie ihrerseits hatte ein Einkommen, das uns über Wasser hielt. Von diesem Geld finanzierte sie ihre Sucht… Seit dem Sommer allerdings ist es umgekehrt: meine Freundin hat so gut wie kein Einkommen mehr (abgesehen von Kinder- und Elterngeld…), auch keine nennenswerten Rücklagen, und ich finanziere (fast) alles. Wie gesagt, wir kommen gerade so über die Runden…
Nun ist es aber so, dass sie für ihre Sucht bisher fast ausschließlich teure Markenprodukte verwendete (Beispiele darf ich hier aufgrund der Forenregeln vermutlich nicht nennen…). Ich sprach sie darauf an und schlug vor, sie könnte doch in Zukunft vielleicht einen gleichwertigen Ersatz im Bereich von No-Name-Produkten finden (ich weiß, dass dies angesichts der Art von Lebensmitteln, die sie sich so reinzieht, durchaus möglich ist!). So könnten wir einiges sparen. Meine Freundin registrierte meinen Vorschlag. Geändert hat sich aber nichts. Ich hätte gute Lust, ihr den Geldhahn zuzudrehen. Was würde dann passieren? Weiß das jemand?
Gut, das waren jetzt drei Beispiele von vielen. Den Rest erspare ich mir und euch. Das wird eh schon ein Mega-Posting…
Zum Ausflippen:Du wirst auf jeden fall nicht besonders konkret. Inwiefern ist sie denn "ausgeflippt". Und wie stellst du dir den kontakt mit dem Kind nach der Trennung vor? Und wieso hat sie das alleinige Sorgerechtr, wenn du der Vater bist?
Ganz allgemein gesagt kann sie verbal furchtbar aggressiv werden, lauthals herumschreien, Schimpftiraden in meine Richtung schleudern, die absolut unter die Gürtellinie gehen. Oder sie haut Türen krachend ins Schloss. Gerne wirft sie auch Sachen krachend durch die Wohnung. Ein Mal ist sie sogar auf mich losgegangen, hat mich zur Seite geschubst und versucht, mir den Schlüssel der Schlafzimmertür mit Gewalt zu entwinden. Da gab es eine Art Ringkampf – letztendlich habe ich nachgegeben und die Hand geöffnet, in der ich den Schlüssel hielt. Sie hatte nämlich direkt zuvor versucht, mich in die Hand zu beißen… Ach ja, nicht zu vergessen natürlich ihre Selbstmorddrohungen für den Fall, dass ich gehe oder sie rausschmeiße (hatten wir alles schon…). Puh, erst gerade beim Schreiben merke ich wieder, dass das ganz schön harter Tobak ist…
Zum Kontakt zum Kind nach einer möglichen Trennung:
Wenn es in meinem Leben bisher Trennungen gab, so war danach immer ein ganz normaler Kontakt zu der Betreffenden möglich. So würde ich es mir auch in diesem Fall wünschen. Die Folge wäre dann nämlich wohl, dass ich die Kleine jederzeit sehen könnte. Das würde ich zumindest für den Optimalfall anstreben…
Zur Frage, warum meine Freundin (noch) das alleinige Sorgerecht für unser Kind hat:
Nun ja, als die Kleine geboren wurde, war meine Freundin noch verheiratet (inzwischen ist sie geschieden; die Scheidung dauerte fast vier Jahre!). Da unser Sonnenschein also während der Ehe gezeugt und geboren wurde, war rein rechtlich der Mann meiner Freundin der Vater und hatte einen Teil des Sorgerechts. Er ist es (= Vater) und hat es (= seinen Teil des Sorgerecht) noch immer, obwohl ich meine Vaterschaft schon rechtsgültig anerkannt habe. Er seinerseits muss nun seine Vaterschaft noch offiziell aberkennen. Da gab es bisher viel Bürokratie und anschließend leider Terminprobleme. Aber im Januar soll es nun endlich so weit sein.
Die Folge ist: ich habe derzeit noch gar keine Rechte an meiner Tochter. Das Sorgerecht teilen sich noch meine Freundin und ihr nunmehriger Ex-Mann. Sobald er allerdings seine Vaterschaft offiziell aberkannt hat, werden meine Freundin und ich bei der hier zuständigen Behörde das gemeinsame Sorgerecht beantragen.
Tja, so viel also dazu. Wenn etwas unklar ist, bitte nachfragen.
Ich hoffe, ich habe euch nicht allzu sehr gelangweilt.
Ach, fast hätte ich es vergessen – noch ein Wort zum eingangs durch mein Posting entstandenen Missverständnis: Auch ich bin Moderator eines Forums mit über 300 Usern und weiß deshalb, wie schnell eine Diskussion in eine falsche Richtung gehen kann. Wie gesagt, nichts für ungut…
Nächtliche Grüße von Rausbo