
hab auch eben den Weg hierher gefunden... er führte durch ein schwarzes Loch in meinem Mikrokosmos direkt in diese sonnendurchflutete kleine Schutzgalaxie

Habe schon viele Eurer Beiträge durchgelesen und diese Verzweiflung & dann wieder das "ich schaff es doch".. das hat mich alles so berührt... ich wünsche es jeder einzelnen von Euch, dass sie es schafft und keine Sekunde ihres Lebens mehr an diese Krankheit/Sucht hergibt... kämpft wie Indianerinnen, Mädels, lasst es Euch nicht nehmen, selbst zu entscheiden und Euer Leben zu genießen. Ihr seid alle so gut, wie Ihr seid!!!
Meine Geschichte:
Bin 29 Jahre alt und hatte über 10 Jahre lang Ess-Störungen, angefangen hats mit Magersucht, als ich 16 war. Der Auslöser war ein Autounfall mit Horrorfolgen, aber das zu erzählen, ist *uff*.. zu lang

2 Jahre später wurde es dann Bulimie.
Durch die Bulimie hab ich viele Grenzerfahrungen gemacht, die mir eine andere Sichtweise auf das Leben geben. Ich denke, man kann sich besser einfühlen in andere und besser zwischen den Zeilen lesen, wenn man diese Krankheit/Sucht hat/te. Das ist ne positive Sache, man empfindet intensiver - obwohl ich manchmal nicht sicher bin, ob das ein Geschenk oder ein Fluch ist

Mit 22 kam ich wegen Unterernährung ins Krankenhaus und mir wurde ein Platz für eine stationäre Therapie gestellt, hab aber gekniffen. Auch eine Psychotherapie/Gesprächstherapie hab ich abgebrochen, weil ich damit nichts anfangen konnte.
Ich dachte immer, wenn ich nur endlich meinen Alltag meistern kann und schöne Dinge mit Freunden genießen kann, dann geht es von alleine weg.
Vor ca. 2 Jahren hatte ichs dann für 1 Jahr geschafft, rauszukommen aus dem ganzen Teufelskreis und es war so befreiend

Die kleine Einschränkung: war damals in einer Clique, in der andere Suchtmittel konsumiert wurden und hab ziemlich mit dringehangen. Trotzdem war es eine große Erleichterung, nicht mehr ununterbrochen ans Essen denken & kämpfen zu müssen.
Dann kam ne schlimme Trennung von meinem damaligen Freund und dazu ein Horrorjob und alles verloren... bin abgestürzt und wollte nicht mehr weiterkämpfen. Hab dann als letzten Ausweg doch Hilfe gesucht und eine Gesprächstherapie begonnen. Der Therapeut hat mir schon in vielen Dingen neue Ansätze/Sichtweisen mitgegeben, mit denen ich jetzt arbeite.
Therapie mach ich momentan nicht mehr, die 25 Sitzungen waren erstmal vorbei und ich krieg es auch ganz gut hin, die letzten 3 Monate waren gut. Hab mich sogar mit gesunder Ernährung beschäftigt

Hab sogar diese Altlasten wie Zähne in Ordnung bringen lassen etc. geschafft, wo ich davor immer so ne Angst vor den Kommentaren und Blicken beim Zahnarzt hatte.
Allerdings ist es momentan wie auf einem Drahtseil zu balancieren... ich hab Angst, obwohl ich doch schon erlebt hab, dass es geht und ich stark sein kann.
Und dann kommt momentan noch dazu, dass ich ständig nur den Wunsch habe, alleine zu sein, obwohl ich ein superliebes Umfeld hab. Ich würde am liebsten diese ganze Kontrolle in den Wind schießen und abhauen.
Das erschreckt mich, denn langsam bekomme ich das Gefühl, ein Freak zu sein. Von damals 16 Jahren bis jetzt mit 29 Jahren, das ist so eine unglaublich lange Zeit, in der ich soviel Schönes verpasst hab wegen dieser Scheiß-Krankheit. Jetzt werd ich bald 30 und will mal Kinder haben - doch wie soll das gehen, wenn ich nicht mal für meinen eigenen Körper & Gesundheit Verantwortung übernehmen und tragen kann?
So, das bin ich und nicht stolz darauf... will doch leben & meinem Freund und Freunden Liebe & Energie geben... aber die Bulimie und/oder der Kampf dagegen fressen diese Energie immer wieder auf.
Ich fange neu an, jetzt & heute & hier - wie schon 20.000mal und trotzdem, es gibt nur den Weg heraus.
peace & soul
Mondkind