#48
von gertl
Hallo schwester,
hier der "Werdegang" meiner Gesundung:
Ein Kreuzbandriß hat mir die Augen geöffnet, dass der Stützapparat wahrscheinlich schon geschädigt ist. Ständiges Sodbrennen, kaputte Zähne kamen dazu. Ich mußte was unternehmen, so ging´s nicht weiter.
Es gab immer wieder cleane Phasen, meist nach spätestens zwei Monaten den großen "bang" und wieder feste erbrechen und wieder aufhören wollen....Dieser Reifeprozess zog sich über vier Jahre.
Es gelang mir, frag mich nicht wie und warum, weniger zu erbrechen. In meinen Spitzenzeiten ging ich zehn, zwanzig Mal aufs Klo. Einmal überkam es mich lange, lange Zeit am Abend. Ich mußte speibeln, es war eine zwanghafte, sinnlose Handlung geworden. So, wie wenn die Henne im Sand umher pickt. Eine Übersprungshandlung.
Dann schüttete ich mich für fünf Jahre mit Arbeit zu, Lösung war das sicher auch keine. Blöd, dass ich so lange gebraucht hab, um drauf zu kommen.(Ich hab auch in der Zeit erbrochen)
Dann die Kreuzbandersatz-OP. Ich hab zehn Tage lang nur gegessen, was ich im KH bekommen hab. Ich hab nicht selbst mein Essen organisieren müssen, die Qualität war auch ausreichend O.K., ich hab diese Zeit nie erbrochen. Kaum zu Hause, bin ich in das Verhaltensmuster zurückgefallen. Nicht ganz grob, aber doch. Mit clean war´s erstmal vorbei.
Dann hab ich mich hier umgeschaut. Gesehen, wie tief Mann/Frau durch dieses Verhaltensmuster, das sich zur Zwangsstörung ausgewachsen hat, fallen kann. Ich hab mich am Riemen gerissen, ich hab mich hier angemeldet. Der Schritt war der wichtigste am Weg aus der Sucht. Mit eurer Hilfe hab ich es geschafft. Danke.
Nun bin ich seit eineinhalb Jahren frei von Rückfällen, die Lust, das Gegessene über die Kloschüssel wieder loszuwerden ist, hoffe und glaube ich, endgültig vergangen.
Ich hab im vergangenen Jahr und in dem davor jede Menge erlebt, was Anlaß für einen Rückfall sein hätte können. Ich hab´s gelassen. Ich lass es immer noch. Und ich hab vor, es zu lassen. Für immer.
lg, Gert