meine Geschichte

#1
Hallo,

ich habe gerade viele von Euren Beiträgen gelesen und das hat mich die letzten 2 Stunden vor einem FA bewahrt, weil ich an was anderes denken konnte. Eure Geschichten haben mich tief berührt und teilweise auch betroffen und traurig gemacht und so dachte ich, ich schreibe mal über mein Leben:

Ich habe mein Äußeres schon immer gehasst. Als ich noch in der Grundschule war, habe ich mal ein Seil ganz fest um meine Lenden gebunden, damit mein Arsch flacher aussieht (hat nichts gebracht, sah nur sehr komisch aus.). Meine Mutter wollte, dass ich eine Diät mache, sie hat mich jede Woche gewogen. Ich habe das gehasst! Ich habe eine große Schwester, die eine Schönheit ist, schlank, blond, zierlich... ihr könnt euch denken, wie sehr ich Familienfotos liebe, auf denen ich neben ihr stehe, wie das Biest neben der Schönen.

Mein erster Freund (er 20, ich 13) hat mich zum Sex überredet, es war ganz schrecklicher, ekliger, widerlicher Sex, manchmal sehe ich ihn immer noch über mir, wie er in seinem kleinen dreckigen Zimmer auf dem versifften Bett auf mir liegt, sich bewegt und stöhnt und ich fühle noch immer die Schmerzen... danach stand er auf und machte das Kondom über dem Waschbecken ab und erzählte mir irgendeinen dummen Witz. Danach war mein Leben lange Zeit nicht so toll. Ich habe mich so vollkommen wertlos gefühlt, konnte mit niemandem reden, hatte dafür mit ziemlich vielen Männern Sex, ich habe mich absichtlich mit Kerzen verbrannt, und habe angefangen zu rauchen, in der Schule hatte ich keine Freunde, ich habe mein sinnloses Leben gehasst und bin in der 10. Klasse sitzen geblieben.

Aber es ging aufwärts, ich wechselte die Schule und kam dort ganz gut zurecht. Ich hatte nicht gerade ein ausgefülltes Leben, aber es war in Ordnung. Mit 17 wurde ich schwanger und obwohl es mit dem Vater nicht so gut klappte, freute ich mich unendlich auf mein Baby. Ich liebte ihn von dem Moment, als der Arzt mir das kleine Herz auf dem Ultraschall zeigte, das in mir schlug. Für das mein Herz seitdem schlägt. Ich zog mit seinem Vater zusammen, ich wünschte mir so sehr eine glücklich Familie. Ich tat alles für sie, doch ich konnte es ihm nicht recht machen, er schrie mich an, einmal schlug er mich, er beschimpfte mich als Hure und Schlampe, obwohl ich ihm nie untreu war. Ich musste den ganzen Haushalt allein machen, mich um unseren Sohn kümmern und in die Schule gehen. Jede Nacht heulte ich mich in den Schlaf. Meine kleine Welt fiel in sich zusammen und ich mit ihr. Er sagte mir, ich wäre zu dick, also nahm ich ab. Das ging eine zeitlang, aber danach nahm ich wieder zu. Also erbrach ich. Er merkte das und schrie mich an und hasste mich, für das was ich geworden war. Ich zog mit meinem geliebten Sohn, der inzwischen 1 Jahr alt war, zu meinen Eltern.

Das ist 2 Jahre her und eigentlich geht es mir gut. Ich habe angefangen, Sport zu machen und tagsüber, wenn ich mit meinem Sohn spiele oder den Haushalt erledige, ist alles in Ordnung. Aber wenn er schläft, kehrt die Einsamkeit zurück. Und ich fresse und fresse und fresse alles in mich hinein, was ich finden kann, bis sich mein Bauch anfühlt, als würde er gleich platzen und ich nicht mal mehr gerade stehen kann. Dann schleppe ich mich zum Klo. Ich hasse es, wenn ich das tue und ich verstehe nicht, warum ich es tue, aber ich kann nicht anders. Ich will aufhören und endlich glücklich sein.

Eure Esmeralda

Re: meine Geschichte

#2
hallo..

ich hoffe du fühlst dich hier wohl und kannst über deine probleme reden.. ich hab das gefühl, dass dich bis jetzt einfach noch niemand verstanden hat bzw. sich die zeit genommen hat dir zuzuhören...

es freut mich, dass dich dein sohn glücklich macht... deine geschichte hat mich echt berührt.

hast du schon mal über ne therapie nachgedacht? es ist oft die einzige möglichkeit wirklich davon loszukommen!

alles liebe!

#3
hallo esmeralda, hab deine geschichte auch gelesen und muß sagen, dass sie mich sehr nachdenklich gestimmt hat!

Was du durchgemacht hast ist ziemlich hart, aber wahrscheinlich ist Mitleid nicht das was du willst, sondern einfach jemanden der dir zuhört.

Ich weiß in bestimmten Dingen wovon du redest und hoffe, dass es dir bald wieder besser geht.

Mia

#4
hi esmeralda (schöner nick)

das ist schon hart, was du schreibst. denkst du über eine Terapie nach?

hier kannst du ruhig schreiben, was dich berührt, denn viele Menschen hier verstehen dich. sie haben ähnliche Erlebnisse, Gefühle und Gedanken.

ich heiße dich herzlich willkommen
lg
quargel

#5
Hallo Esmeralda,

möchte dich auch herzlich willkommen heissen. )Übrigens wie quargel schon schrieb echt schöner nick)
Deine Geschichte berührte mich auch sehr. So viel Unverständnis, das dir wiederfahren ist, da ist es ja gar kein Wunder, dass du mit dir und deiner Umwelt total unzufrieden bist.
Du brauchst unbedingt jemanden, der dir dieses Verständnis, das du bis jetzt so sehr vermisst hast, entgegenbringt.
Hier wirst du natürlich das Verständnis finden. Aber trotzdem solltest du noch die Möglichkeit finden, all diese Dinge aufzuarbeiten. Und da könnte dir wirklich eine Therapie helfen.
Vielleicht hast du ja schon selbst daran gedacht. Wenn nicht, viele hier haben es mit der Zeit gelernt und sind drauf gekommen, dass eine Therapie sehr wichtig ist. Als Stütze, dein Leben und dich besser kennen zu lernen.

Gaaaaaaaanz liebe Grüße
Wir sind immer für dich da
Hedi

Re: meine Geschichte

#6
esmeralda hat geschrieben: Mein erster Freund (er 20, ich 13) hat mich zum Sex überredet, es war ganz schrecklicher, ekliger, widerlicher Sex, manchmal sehe ich ihn immer noch über mir, wie er in seinem kleinen dreckigen Zimmer auf dem versifften Bett auf mir liegt, sich bewegt und stöhnt und ich fühle noch immer die Schmerzen... danach stand er auf und machte das Kondom über dem Waschbecken ab und erzählte mir irgendeinen dummen Witz. Danach war mein Leben lange Zeit nicht so toll. Ich habe mich so vollkommen wertlos gefühlt, konnte mit niemandem reden, hatte dafür mit ziemlich vielen Männern Sex, ich habe mich absichtlich mit Kerzen verbrannt, und habe angefangen zu rauchen, in der Schule hatte ich keine Freunde, ich habe mein sinnloses Leben gehasst und bin in der 10. Klasse sitzen geblieben.
ich versteh dich sehr sehr gut :?
tut mir leid, sowas zu lesen

Re: meine Geschichte

#7
crazybitch hat geschrieben:hallo..

ich hoffe du fühlst dich hier wohl und kannst über deine probleme reden.. ich hab das gefühl, dass dich bis jetzt einfach noch niemand verstanden hat bzw. sich die zeit genommen hat dir zuzuhören...

es freut mich, dass dich dein sohn glücklich macht... deine geschichte hat mich echt berührt.

hast du schon mal über ne therapie nachgedacht? es ist oft die einzige möglichkeit wirklich davon loszukommen!

alles liebe!
Hallo Crazybitch,

danke, ich fühle mich hier unglaublich wohl und ich bin Euch so dankbar, über die Art wie ihr mich hier aufgenommen habt.
Du hast recht, bis jetzt weiß nur mein Ex von meiner Bulimie (und wir haben seit 2 Jahren kein Wort mehr darüber verloren) und der hat mich nur angeschrieen. Dann hatte ich nicht mehr die Kraft, mit jemanden darüber zu reden. Ich habe so Angst, dass jemand, der mir viel bedeutet, genauso schlecht wie mein Ex über mich denkt, das würde mich nur noch tiefer runterziehen. Außerdem sage ich mir immer, je weniger es wissen, desto unrealer ist es. Dann kann ich mir selber sagen, dass es ja gar nicht so schlimm ist, sein essen auszukotzen, ich habe ja auch kein Untergewicht oder so und bis jetzt keine physischen Beschwerden.

Aber seit ich hier bin, habe ich gemerkt, wie sehr ich es genieße, darüber reden zu können, ohne Angst vor den Konsequenzen. Seitdem fühle ich mich auch viel besser.

Ich hoffe irgendwie ich schaffe es ohne Therapie, weil ich so Angst habe, dass alle es mitkriegen. Ich würde mich wahrscheinlich vollkommen dumm fühlen. Und ich habe Angst, dass mich die Leute komisch angucken und ich nicht mehr "normal" mit ihnen reden kann.

Ich habe einfach Angst davor, dass ich alles ändert und es nie wieder so wird, wie jetzt.

Machst Du eine Therapie? Wenn ja, wie ist es so? Hilft es dabei, gesund zu werden?

Deine Esmeralda

Re: meine Geschichte

#8
Hallo Pinar,

hast Du Ähnliches durchgemacht?

Übrigens, das Lied von den Toten Hosen kenne ich, ich habe es früher ohne Ende gehört. Es hat mir irgendwie geholfen, damit fertig zu werden.

Deine Esmeralda

#9
Aber seit ich hier bin, habe ich gemerkt, wie sehr ich es genieße, darüber reden zu können, ohne Angst vor den Konsequenzen. Seitdem fühle ich mich auch viel besser.
genau das habe ich auch erfahren. ich rede mit einer sehr guten freundin darüber und hier im Forum, das hilft mir schon sehr...

leider klappt das nicht mit der Therapie, ich denke das würde auch helfen. aber die Leute würden nciht dumm kucken, die wissen es ja nicht, also die Menschen da draußen...und wenn cih kucke wie viele menschen zur Therapie gehen, welche auch immer, da bin ich dann auch wieder shcon normal :)

#10
Hallo Quargel,

ich wuste bisher gar nicht, dass meine Bulimie mit unverarbeiteten Erlebnissen in der Vergangenheit zusammen hängen, weil ich auch gar nicht so oft an die Vergangenheit denke...

Aber wenn das so ist, ist eine Therapie ja wirklich wichtig... Ich weiß nur gar nicht, wo ich da am besten hingehe und ist das nicht sehr teuer? Dann kommt noch dazu, dass ich nicht weiß, wie ich die Zeit dafür aufbringen soll... Am liebsten wäre mir natürlich, wenn es niemand mitkriegt... (Du siehst, wie viele Ausreden mir einfallen, damit ich nicht hin muss! Ich habe echt Angst davor, was passiert, wenn ich eine Therapie mache. Vor allem vor dem Zunehmen...)

LG Deine Esmeralda

#11
hi esmeralda

es sind immer vieel sachen,d ie zusammenhängen

ich hab noch keine Thera gemacht, kann dir da auch nciht sagen, wie teuer es ist, aber oft bekommt man was zurück oder so

und du kannst es ja so einrichten, dass du einmal in der woche gehst, dann musst du da inen babysitter nehmen...und ne ausrde finden, wenn keienr es wissen soll: ich geh in einen kochkurs , yoga was auch immer..

so zeitaufwändig ist es also nicht
aber angst darf ma nicht haben, udn braucht man nicht. ich höre nur gutes von Therapien...

schaden kann es nie denke ich

#12
Hi Quargel,

ich werde drüber nachdenken. Manchmal denke ich, es ist der einzige weg um gesund zu werden.

Manchmal denke ich, vielleicht schaffe ich es ja auch so.

Wenn ich wüsste, dass ich nicht zunehmen würde, würde ich es vielleicht schaffen, denn gerade bin ich ganz zufrieden mit mir.

Aber wahrscheinlich nehme ich ja erstmal wieder zu und davor habe ich Angst...

LG Esmeralda

#13
Deine Geschichte ist sehr traurig...

Bitte, geh zu einer Therapie! Du wärst erstaunt, wie viel es dir helfen würd... und ja, da redet man auch über die Vergangenheit... denn sie macht uns ja zu den Menschen, die wir heute sind, und wenn du Bulimie hast und dich und deinen Körper so hasst... dann muss es einen Grund haben, und der (bzw. DIE, da es oft sehr viele sind, die zusammengwirkt haben und die Bulimie "produziert" haben) wiederum liegt in der Vergangenheit.
Das Problem ist ja, dass man selbst oft gar nicht mehr so genau weiß, was da war... man hat es verdrängt, will nicht mehr drüber nachdenken oder gibt es in die Kiste "Hat wehgetan, aber ich denk lieber nicht mehr drüber nach"...
Aber alles das ist wichtig! Und wenn du dich (so wie ich) einsam in deinem Leben fühlst und dich hasst... wird dir die Therapie helfen. Wie du vielleicht weißt, bin ich, was das anbelangt, noch lange nicht am Ziel, wenn auch clean... aber mein LEBEN hat sich MASSIV verändert, seit ich eine Therapie mache (seit November 2004), und es geht immer noch weiter- das Leben hat noch viele Überraschungen für micg bereit :)

Und was das Thema Geld anbelangt... es gibt sicher Psychologen, die, wenn du ihnen von deiner schwierigen Sitaution erzählst, keinen großen Preis verlangen...
Und wer soll auf der Straße schon wissen, dass du eine Therapie machst... von deiner Familie ganz zu schweigen ;) Psychologen stehen unter Schweigepflicht, und volljährig bist du ja :)
Bild
Kotzen ist keine Alternative...
... denn das Leben ist zu kurz ♥

#14
Hallo Sakuranbo,

danke für Deine Worte und Deine Hilfe.
Ich weiß, ich sollte zur Therapie, aber manchmal sage ich mir eben auch, dass das alles gar nicht so schlimm ist und ich da schon allein wieder rauskomme mit ein bisschen Willenskraft. Andere habens ja auch nicht leichter...

Ich glaube, ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen, ein Therapie zu machen. Es ist aber echt toll, dass es Dir so sehr hilft, ich bewundere Dich, dass Du das machst. Und ich bin schon viel motivierter, es auch zu versuchen :)

Liebe Grüße, Esmeralda