#70
von Djinn
Gute Nacht (im Sinne von hallo Nachteulen)!
Ich weiß wieder mal nicht wohin mit meinen Gedanken und auch nicht wo ich dafür einen thread aufmachen sollte - deshalb schreibe ich einfach hier weiter. Wenn Mondwölfchen wieder mal vorbei schaut (was ich hoffe), dann sei mal lieb gegrüßt und außerdem weißt du dann auch gleich, was bei mir grade so abgeht.
Nun, viel! Aber irgendwie auch so chaotisch und ungeordnet. Ich bin diese Woche auf vieles draufgekommen. Da war mal die Sache mit der Operation an meinem Eierstock als ich 5 Wochen alt war (getrennt von meiner Mutter war ich im Spital eine knappe Woche und meine Ma hat mir vor ein paar Tagen erzählt, dass sie annimmt, dass damals Säuglinge nicht ausreichend bis gar nicht narkotisiert wurden). Dann kam die Erkenntnis (für mich), dass ich eben schon als ´kleines Kind gelernt habe, Schmerz, Enttäuschungen und andere Gefühle abzuspalten. Das ist ein Überlebensritual für ein Kind, aber jetzt als Erwachsene bereitet mir dieses mittlerweile automatisierte "Verhaltensmuster" in dem Sinn Probleme, dass ich gar nicht mehr weiß, wann ich es tue und dass mir das unmöglich macht, Gefühle jeglicher Art auch mal rauszulassen. Wenn meine Therapeutin nun anfängt vorsichtig nachzubohren und es ihr gelingt, zu dem Gefühl vorzudringen, gerate ich sofort in Panik und versuche nur noch die Contenance zu bewahren und mich wieder zu stabilisieren. Ich fange dann an zu zittern und zu zappeln, es beutelt mich richtig, ich atme schnell und mehr ein als aus, in meinem Kopf rennen die Bilder wie in einem zu schnell abgespielten Film und ich kann gar nicht mehr klar denken. Eigentlich würde ich so gerne alles rausheulen, aber das geht nicht. Die Panik kommt, aber nicht die Erlösung, die Erleichterung. Dann fange ich mich und gehe wieder raus. Das ist total anstrengend und auch beängstigend.
Dann ist die Geschichte mit meinem Exfreund. Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass das, was damals passiert ist, sehr wohl m*ssbr**ch genannt werden kann. Das ist für mich total komisch. Ich hätte es nicht als das bezeichnet, weil ich auch mir die Schuld daran gebe - so quasi: es gehören 2 dazu. Ich war auch part of the game. Aber lustig gefunden hab ich es nie. ich habe ihn auch nie geliebt und wohl gefühlt beim Sex habe ich mich schon gar nicht....aber das würde hier nun ausufern.
Dann sind da noch die Arztbesuche....es ist komisch wenn mich meine Ärztin wieder darauf hinweist, dass nur ein ganz ganz ganz kleines bisschen fehlt, dass mein Gewicht unter die MS Grenze fehlt und das ich gewarnt werde, sowohl was die Periode betrifft, als auch, dass es mein Körper und meine Psyche gar nicht brauchen können dass ich innerhalb von knapp 3 Monaten so viel Gewicht verloren habe...und dass man mir sagt, dass man mir es ansieht, dass ich wirklich dünn bin - vorallem geworden bin...denn ich sehe mich ja nicht so. Gut, ich weiß meine Hosen schlabbern, aber ich fühle mich nicht dünn. Ich fühle mich auch nicht als hungernd. es geht einfach so leicht...
Außerdem sagt mein Freund, dass ihn das ur belastet - ich habe ihm von den Dingen erzählt, die da so aufgetaucht sind und natürlich sieht er, dass ich abnehme.
Geschnitten hab ich mich auch ziemlich und zwar ohne es wirklich mitzubekommen. Im Anschluss an die Gschichte von der Operation....da ist kein bewusstes Schmerzgefühl in mir, ich spüre nicht wirklich die Trauer, aber etwas dumpfes diffuses, undefinierbares hängt über mir, drückt auf mich, und ... lässt mich schneiden! So richtig wie es im Buche steht. Ich spüre den Schmerz nicht richtig, die Enttäuschung, den Schock, das Alleingelassen worden sein, ich kann auch nicht weinen obwohl ich schon entfernt eine Traurigkeit spüre aber eben nur entfernt. und deshalb muss ich etwas tun, was für mich real spürbar ist. Wenn ich schneide, dann spüre ich das ja und sehe ein Ergebnis. Eine reale Verletzung.
Das ist schon alles komisch. Heute hab ich ein Gewicht in der Früh gehabt, dass dann schon irgendwie beängstigend für mich war (keine Sorge so ug bin ich nicht, ich falle gerade unter die definierte MS Grenze, also ab da nennen die Ärzte es MS) aber es ist für mich einfach so ein Schock, dass ich so schnell und ohne ein bewusstes Zutun oder eine große Anstrengung da hin gekommen bin - wieder! Und die FAs begrenzen sich nun auf 1x pro Woche (ohne K). Meist k* ich nur noch einmal pro Woche und einen FA behalte ich eben. Die andere Zeit esse ich eben wenig. Aber ich faste nicht oder so...
Es beängstigt mich aber, was da so abgeht. Ich nehme ja neben den ADs auch noch andere Spannungssenkende Medikamente und trotzdem....von stabilisieren würde ich gerade nicht reden. Warum kann ich nicht abschließen? Na ja, aber wenn ich mir ansehe, welche Erkenntnisse ich in letzter Zeit (in den letzten Tagen) gewonnen habe, dann bin ich noch weit von einer Bewältigung entfernt! Mir wird ja gerade erst schön langsam bewusst, was passiert ist. Und ich beginne auch erst schön langsam meinem Gefühl vertrauen zu schenken, und wenn das nur annähernd seine Richtigkeit hat, in welche Richtung dieses Gefühl weist, dann steht mir noch mehr bevor (auch in Richtung m*ssbr**ch).
Das lässt mich so ohnmächtig werden. Das ist alles so ungreifbar, so absolut nicht real für mich! Ich kann darüber reden als ob es mich nicht betroffen hätte. Ich spür da nix. Außer wenn ich mit jemandem rede, der gezielt Fragen stellt, der mein Gefühl anspricht, dann kommt die Panik.
hmmm, ich habe noch keine Ahnung was da auf mich zu kommt. Aber das Leben, das ich vorher hatte, mit: ich studiere, ich arbeite, ich leiste, ich lächle wenn es von mir verlangt wird, ich funktioniere, ich geh ein bissi in Therapie, weil ich ein bissi unter einer ES leide, diese Tage sind gezählt, wenn nicht vorbei. Diese Lüge und vorgetäuschte Normalität kann ich mir selber gegenüber nicht mehr halten. Ich stehe nun jeden Tag auf und weiß dass ich gegen eine Suchtkrankheit kämpfe. und ich weiß, dass ich eine Menge Scheiße erlebt habe (auch wenn andere noch ganz andere Dimensionen an Scheiße erlebt haben), und dass ich mir nicht mehr ein unbefangenes, halligalliwonnewaschtrog Leben vortäuschen kann. Aber - wie meine Thera immer sagt - die Dinge sind schon passiert! Das ist das gute dran! Man muss sie nicht noch mal erleben! na ja, das ist schon ein Trost! Aber dass ich zu denen gehör, die m*ssb**ch* geworden sind (wenn auch vorerst noch innerhalb einer Beziehung - den Rest hab ich ja noch nicht bewusst), dass hätt ich mir nicht träumen lassen....und das ist eigenartig und damit muss ich erstmal umgehen lernen...
ok, jetzt hab ich meinen wöchentlichen FA halbwegs verdaut, jetzt werd ich mal schlafen gehen...meine Männer (Freund, Hund, Kater) und die süße Katzenmaus schlafen schon alle....ich werd mich mal dazugesellen!
wünsch euch schöne Träume - obwohl ich mich ja echt frag, ob das hier wer liest...