*wink* eine Rückmeldung

#1
Hallo ihr Lieben!

Lang ists her, dass ich hier das letzte mal vorbeigeschaut habe, noch länger dass ich hier zuletzt etwas gepostet habe...
vielleicht erinnert sich der ein oder andere ja noch an mich? Oder sind die älteren Hasen alle schon wieder weg...?

Nun ja, wollte mich einfach mal wieder hier im Forum melden und ein bisschen berichten, wie es mir in der Zwischenzeit ergangen ist... und eventuell das Feuer der Hoffnung ein wenig schüren.

ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, so lange ist das her *g*
Hier einfach mal die Kurzfassung
(Bemerkung am Rande: ist doch länger geworden als ich dachte, sorry...):

An welchem Punkt war ich? Ich hatte mich von meinem Freund getrennt, hatte kurz darauf einen neuen (mit dem ich sehr glücklich war, der aber nach zwei Jahren auch schon wieder Geschichte ist...), hatte überlegt mit jemanden über die B* zu sprechen, mir einen Therapeuten zu suchen. Zu der Zeit ging es mir noch sehr schlecht und ich habe oft (mehrmals am Tag) erbro*en.

Ich bin tatsächlich in die pötte gekommen und habe mich getraut einen Therapeuten aufzusuchen. Ich hatte Glück, ich wurde ohne Wartezeit aufgenommen, ich weiß auch gar nicht, ob ich es durchgezogen hätte, hätte ich noch ein paar Monate warten müssen...

Dann ging es los mit der Therapie und es ist kaum zu glauben, aber es hat mir tatsächlich sehr geholfen :)
Nun ja, da gibt es noch eine Tatsache, die meine Motivation wohl erhöht hat, ich bin zwischendurch gleich zweimal innerhalb von zwei Monaten im Krankenhaus gelandet.

Das mal nur als kleiner Tipp nebenher: Ja, das bulimische Essverhalten schwächt tatsächlich stark das Immunsystem und: ja, man kann es hart zu spüren bekommen!! Durch die Schwächung meines Immunsystems wurde ich anfällig für eine schlimme Infektion, an der ich nach Angabe der Ärzte auch gestorben wäre, wäre ich nicht rechtzeitig im Krankenhaus gelandet
(glaubt mir, es war keine schöne Erfahrung, mit meinen Schmerzen konfrontiert litt ich tatsächlich Todesangst.)

Das zweite Mal kam ich ins Krankenhaus, als ich nach dem Erbrechen unter der Dusche in Ohnmacht fiel - Dehydrierung -> Kreilaufstörung -> Ohnmacht. Ich hatte die Tür abgeschlossen, meine Mutter geriet nach längerer Zeit des Anklopfens und Rufens in Panik und rief den Notarzt - diesmal natürlich kaum so schlimm wie der erste Krankenhausaufenthalt, aber dennoch hat es mich wachgerüttelt...
Außerdem erzählte ich meinem Freund von der B*, der mich ebenfalls immer wieder motivierte einen Therapeuten aufzusuchen, und mich später dabei unterstützte die Therapie durchzuziehen.

So kam es, dass ich es tatsächlich geschafft habe.

Und nun sitze ich hier, schon seit fast einem HALBEN JAHR (ich glaub das selbst kaum...) clean - ab und zu habe ich mal einen Rückfall, aber es wird nie wirklich schlimm - und schreibe doch tatsächlich einen Erfolgsbericht ;)

Meinen engeren Freunden habe ich mittlerweile übrigens auch davon erzählt (zu einem Zeitpunkt da ich schon auf dem Weg der Besserung war), es hat mich viel Überwindung gekostet.
Ihre Reaktionen waren allesamt sehr einfühlsam, es kam wider Erwarten kein Ekel oder Abneigung zurück, alle hatten sie mich nach wie vor lieb ;) und haben mich voll und ganz unterstützt.
Glaubt mir, das ist das beste was man machen kann - sich Hilfe aus seinem direkten Umfeld zu holen! Die Bestätigung zu erfahren, dass man auch mit der B* noch genauso gemocht und angenommen wird und auf Verständnis stoßt, ist ein wichtiger Schritt zur Besserung!!

Meinem Vater habe ich es ebenfalls erzählt, er reagierte jedoch weitaus kühler. Seine Bemerkung war O-Ton: "Gut, ich dachte schon du wärst magersüchtig."
Danke, lieber Vater. Naja, man kann nicht alles haben... ich hätte es eigentlich wissen müssen, dass ihn das alles kalt lässt und dass er nicht das geringste Mitgefühl aufbringen kann, geschweigedenn den Willen mir zu helfen, wenn er nicht einmal versteht, dass es NÖTIG wäre mir zu helfen... wie auch immer.

Meiner Mutter erzählte ich nichts davon, sie scheint mir so labil zu sein, ich habe angst ihr weh zu tun. Sie hat zeitweise schwere depressive Phasen durchgemacht, in denen es Anzeichen von Schizophrenie gab (das hat mir total angst gemacht, aber meine Therapeutin meinte, dieselben Symptome können auch bei vorübergehenden tiefen Depressionen auftreten).
Mittlerweile fühle ich mich sehr schuldig an ihrem Zustand. Ich glaube, dass ich indirekt dafür verantwortlich bin /war, da sie, wenn es mir schlecht ging, alles aus nächster Nähe abbekommen hat, das mit der B*... wahrscheinlich auch... vielleicht auch nicht, ich weiß es bis heute nicht und bin zu feige mit ihr darüber zu reden, ich fühle mich einfach schrecklich schuldig was das angeht.

Zu dem Zeitpunkt als ich mit der Therapie begonnen habe, hätte ich niemals gedacht, dass es mir je wieder so gut gehen könnte!! Und glaubt mir, es geht mir tausend mal besser als vorher! (naja, für "andere" ist das wohl "Normalzustand", für eine Ex-B* jedoch eine unglaubliche Erhöhung der Lebensquali ;) )

Die B* (es waren ca. 5 Jahre meines jungen Lebens, glücklicherweise nicht mehr) hat mir einiges genommen, das merke ich nun mehr denn je.
Es ist wirklich traurig, man unterhält sich mit Leuten, die man gerade erst kennengelernt hat, wird aufgefordert etwas von sich zu erzählen, und KANN einfach NICHT!! Denn da ist nichts, wenn man zurückblickt... es ist als wären einem ein paar Jahre einfach weggeschnitten worden :( man hat kaum gelebt, es ist als würde man von den Toten auferstehen, wenn man mit der B* aufhört und merkt, wie das Leben, wie MAN SELBST vor allen Dingen sein kann! Mir wird wirklich erst im Nachhinein klar, wie schlecht ich gelebt habe... wieviele Chancen ich verpasst habe... wieviel ich im Allgemeinen anders gemacht und verpasst habe :( aber das brauche ich euch wohl kaum zu schildern...
Plötzlich weiß man alles zu schätzen...

Aber ich sage das alles nicht, um euch schlechte Laune zu bereiten... ganz im Gegenteil, ich möchte euch eher noch motivieren die Hoffnung nicht zu verlieren.
Ich dachte selbst - "oh nein, ich bin an einem schlimmen Punkt angelangt und jetzt wo ich da raus möchte, kann ich es nicht, es wird nie enden...", und es hat doch geendet... ich weiß, es gibt sicherlich viele unter euch, die schon tiefer und länger da drin stecken als ich es getan habe... dennoch war auch ich schon an einem Punkt, an dem ich praktisch aufgegeben hatte, an dem ich schon allein froh war gelernt zu haben wie ich mit der B* lebe, weil ich der Überzeugung war, dass dies mein größter und einziger Heilungserfolg sein würde - sich bewusst zu werden, dass man krank ist, dass das was man macht falsch ist und zu lernen, wie man am besten damit umgeht, ohne wirklich damit leben zu wollen. Aber das war es nicht.
Ich hoffe, dass all jene, die es schon aufgegeben haben, es schaffen die Hoffnung auf Besserung wieder zu erlangen... es lohnt sich...

Ich drück euch alle!
*noch Grüßle dalass für alle die mich von früher kennen*
eure Meggie (stolz wie Oscar ;) )

PS: Ich hoffe, der Beitrag ruft bei euch mehr als nur ein müdes Achselzucken nach dem Motto "na und, mein Leben ist trotzdem scheiße, was habe ich davon, dass es DER besser geht" hervor :( ich kenne das nur allzugut, so ging es mir auch... aber ich muss ehrlicherdings zugeben, dass ich schon fast wieder vergessen habe, wie es sich anfühlt, daher möchte ich mich mal im voraus dafür entschuldigen, falls ich jemandem auf die Füße getreten sein sollte... lg

PPS: Herzlichen Glückwunsch, du hast dich gerade durch einen ellenlangen Beitrag gekämpft ;)
... Ich tanze so schnell ich kann ...

wow

#2
Ich gratuliere dir sehr herzlich !

Mich freut das echt, dass man auch von Erfolgserlebnissen hört. Das macht mir Mut, auch wenns im Moment nicht so gut für mich ausschaut.

Ich wünsch dir nur das allerbeste und bleib stark.

Super dass du das geschafft hast, echt, alle Achtung :)

alles Liebe und viel Glück weiterhin...

yangbulo

#3
Liebe Meggie,

mein Gott, na klar kann ich mich noch an dich erinnern. Und das witzige dabei ist, dass ich erst letzte Woche meine ganzen Postings durchgegraben habe um mich an "alte Zeiten" wieder zu erinnern, sprich: Was ist aus dir und vielen anderen, die vor etwa 2 Jahren noch hier im Forum waren, eigentlich passiert?! Somit freue mich natürlich riesig, wieder von dir zu lesen und noch mehr, dass es wirklich ein durchaus motivierender geschriebener Beitrag von dir ist. Dieses sei einmal alles vorweg gesagt, komm ich nun zum eigentlichen Teil:

Vieles was du beschreibst, ist wohl vielen hier bekannt. Die Tatsache, dermaßen niedergeschlagen zu sein, dass man sich irgendwann mal mit dieser Sucht gezwungenermaßen vertraut macht - mit dem Eingeständnis, dass man sie vielleicht niemals los werden wird - lässt einen folglich in eine tiefe Resignation fallen. Mit deinem Beitrag zeigst du uns allen aber, dass man es dennoch überwinden kann. Viel Arbeit an sich selbst ist erforderlich, viele erdrückende Phasen werden durchlebt - aber hat man dies alles mal überstanden und dieses vielleicht mit Unterstützung professioneller Hilfe - Ja, ich glaube dir, kann man es wirklich schaffen.

In diesem Sinne möchte ich dir gerne folgendes sagen, um es auf den Punkt zu bringen:

1. Lieben Dank für dein Posting. Nicht nur diesen Motivationsschub, den du vielleicht bei vielen auslöst, sondern auch, dass ich wieder von dir hören durfte.

2. Freue ich mich umso mehr, dass es dir heute gut geht. Dass du dich seit einem halben Jahr wirklich tapfer durchschlägst und ich verneige mich vor deiner Durchhaltekraft, deiner Stärke und deiner Selbstachtung!

Ich wünsch dir - aus ganzem Herzen - dass es dir weiterhin gut geht und du endlich die Bulimie hinter dir lassen kannst!

Liebe Grüße, Amy
"Das Menschlichste, das der Mensch besitzt, ist seine Sprache!" (Theodor Fontane)

#4
Liebe Meggie,

danke für diesen wundervollen Beitrag! Er hat mir die Tränen in die Augen getrieben...nein, keine Angst! Durchaus positiv, nämlich deshalb, weil ich sooft darüber traurig bin, dass die Bulimie mit all ihren Begleiterchen so viel von unserem Leben nimmt. Wie du geschrieben hast. Und auch ich kenne es so gut, dass ich nichts erzählen kann von früheren Jahren, denn da war nur eines: die Bulimie.

Trotzdem hat es wohl wenig sSinn jetzt in Trauer über die Vergangenheit zu verfallen, es heißt mutig und optimistisch in die Zukunft schauen. und dazu hat dein posting eine Menge beigetragen! Danke dir!

Magst du vielleicht noch ein wenig erzählen, was dir da rausgeholfen hat (bis auf die negativen gesundheitlichen erfahrungen)? Würde mich freuen!

lg
djinn

#5
Hallo ihr Lieben!

Wie schön, dass ihr noch geantwortet habt :)

Ganz besonders freue ich mich über deinen Beitrag, Amy, so ein Zufall, dass man sich wiedertrifft nach so langer Zeit... *freu*

Ja, mir ist es in der Tat recht gut ergangen. Aber erzähl doch mal, Amy, wie ist es dir denn ergangen? Aus deinem Beitrag konnte ich herauslesen, dass du auch schon länger nicht mehr hier online warst? Ich hoffe, dir geht es ebenfalls besser als damals... Es schafft wirklich ein unglaubliches Gefühl von Geborgenheit hier jemanden von früher anzutreffen :)
Als könne man jederzeit in dieses Forum zurückkehren, und es sei immer jemand da, der einen freudig empfängt *zwinker*

@Djinn:
Danke. Für dein Verständnis, für das Gefühl, dass es wirklich nicht meine Einbildung ist, dass mein Leben um die Zeit der Bulimie verkürzt wurde. Um so dringender der Aufruf:
@all findet ganz schnell zu eurem Leben zurück! Ihr werdet später wehleidig zu den Jahren zurückblicken, die ihr mit der B* verschwendet habt!!! Und glaubt mir, diese Jahre sind dann einfach FUTSCH!!!! (was man erst später wirklich realisiert...)

@all: Es ist schön zu hören, dass man die richtige Motivation aus meinem Beitrag herauslesen kann :) Genau das wollte ich vermitteln. Selbst wenn ihr gerade ganz tief unten sein - es lohnt sich dagegen anzukämpfen! Der Stolz und die Achtung, die ihr euch selbst gegenüber empfinden werdet, die ihr vorher vielleicht nicht einmal gekannt haben werdet (!) allein sind schon Entschädigung genug!
Man muss es wollen und tun. Einfach tun. (nun ja, schwieriger als es sich anhört... ich kann ein Lied davon singen, aber ganz wichtig ist: findet einen Startpunkt und gebt euch nicht auf!!!)

Was übrigens mein Gewicht angeht (da es ja hier im Forum momentan Thema zu sein scheint):
Ich habe megamäßig abgenommen - ganz von alleine!!!! Und es geht mir körperlich viel besser als vorher. Aber man muss sich damit wirklich Zeit lassen... Es ist vollkommmen normal, dass man erstmal zunimmt, aber mit der Zeit stabilisiert sich das Gewicht wieder und mit der Zeit weiß man auch ganz genau, wieviel man tagtäglich essen kann (auch zb. um ein klein wenig abzunehmen, ohne dass es gleich in einer ES endet)... und all das OHNE Zensur und schlechte Gewissen. Ganz ernsthaft: wenn man beginnt wieder "normal" zu essen - lasst eurem Körper Zeit!!

Und nochmals danke @all, es treibt mir fast selbst wieder die Tränen in die Augen, wenn ich daran denke, was ich durchgemacht und geschafft habe und was ihr immer noch tagtäglich durchmacht!!! Ich bin froh, positive Reaktionen bekommen zu haben und hoffe, es tatsächlich geschafft zu haben, das Feuer der Hoffnung ein wenig zu schüren...

so long, ganz liebe Grüße und knuddel
(doppelnkuddel an Amy, ich hoffe auf deine Antwort!)
eure zu Tränen gerührte, aber optimistische Meggie :)

PS:
@Djinn:

Ich weiß wie wichtig es für jemanden ist, zu erfahren, wie andere es geschafft haben aus der B* rauszufinden!! Mir selbst hat es übrigens wirklich sehr geholfen diese Forum gefunden zu haben - an dieser Stelle noch mal ein riesioges DANKE@all!!!! Ohne euch hätte ich nichteinmal gewusst, dass man die Thera bezahlt bekommt!! :)
Aber back to topic: Ich habe gerade leider nicht so viel Zeit und auch den Kopf nicht genügend frei mich damit auseinanderzusetzen, was mit alles bei der Überwindung geholfen hat. Ich WERDE mir diese Zeit nehmen, dessen seid euch gewiss! Ich weiß, wie sehr es mir geholfen und mich motiviert hat, in diesem Forum Beiträge von "Ehemaligen" zu lesen!
Ich werde es also (noch diese Woche - leider habe ich viel für die Uni zu run :( ) noch nachholen... Also net bös sein und ab und zu mal wieder den Thread lesen, ob was Neues drinsteht ;)
Bussis an alle
eure Meggie
... Ich tanze so schnell ich kann ...

endlich posten

#7
Hallo ihr Lieben!
Jetzt ist es schon sooo lange her, dass ich versprochen habe zu antworten! Ungefähr genauso lange ist es auch her, dass ich unten stehendes geschrieben und mir vorgenommen habe, es noch mal zu überarbeiten. Dies werde ich jetzt aber nicht mehr tun, je mehr ich es hinauszögerte, desto schwieriger wurde es….
Also erstmal ein großes „Sorry“, dass ich so lange gebraucht habe – vergessen habe ich es nicht. Uni-Stress ist mittlerweile zum Glück vorbei, einige Hochs und Tiefs hatte ich auch in der Zwischenzeit. Hier also der ellenlange, unüberarbeitete Post (ein bisschen durcheinander, ein bisschen viel wiederholt, ein bisschen Überflüssiges geschrieben, aber unzensiert ;) ).
Hatte zuerst angefangen eine PM an Amy zu schreiben, was jedoch ziemlich ausgeartet ist, sodass ich mir dachte: eigentlich ist das genau das was du eh posten wolltest.
(Hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich mich hier ein bisschen auf deine PM beziehe, Amy. Aber ich schätze mal, in diesem Forum gibt es eh kaum Dinge, die verheimlicht werden, bei dem was eh schon offenbart wird…)

Hallo Amy!

Es freut mich, dass du schreibst, auch wenn ich leider an ein zwei Dingen beim Lesen hängenbleiben musste :( :

"Ich bin leider noch immer voll drinnen."

und:

"Noch immer hoffe ich, dass das der Sinn einer Therapie sein soll: Depression / Isolation (beides kannte ich vor dem Beginn der Therapie eigentlich nicht), Exzessive Auslebung der Bulimie und körperliche Folgeerscheinungen. "

Und bei letzterem habe ich mich doch schon recht erschrocken... Depression und Isolation hast du in der Therapie erfahren? Wie konnte das passieren? Was machst du für eine Therapie bzw. was macht dein Therapeut mit dir?

Nunja, dass man alles noch einmal durchleben muss, das kenne ich. Mir ging es nach den Therapiestunden größtenteils auch erstmal schlechter als davor, manchmal war ich richtig fertig und wollte am liebsten direkt wieder zurück zur Therapie laufen. Und eigentlich kam es kaum vor, dass ich von der Therapie kam und mir nicht die Hände gezittert haben oder ich kurz vor einem Heulanfall war...
Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen: ich kann mich noch kaum an etwas erinnern :( Das ist alles so weit weg, obwohl es gar nicht so lange her ist!

Bei mir war es so, dass ich den Schmerz über gewisse Dinge endlich zulassen musste, dass ich zulassen musste gewisse Rückschlüsse zu ziehen, was einen ziemlich fertig machen kann.
Wie war der Verlauf der Therapie? Wie gesagt kann ich mich nicht soo gut daran erinnern, aber ich versuche mal grob ein par wichtige Dinge zusammen zu fassen:

Als ich zu der Therapeutin kam, war ich fix und fertig (was auch der Grund dafür war, dass sie mich direkt genommen hat). Ich habe alles und jeden gehasst, vor allem mich selbst, hatte angst vor meinem Umfeld, vor alltäglichen Dingen und war sehr belastet mit Schuldgefühlen und Druck durch die Schule, durch meinen Vater, aber letztendlich durch mich selbst.
Wenn man eine Therapie beginnt, ist man meist an dem Punkt angelangt, dass man sich bewusst darüber ist, dass man aufhören will und Hilfe braucht, man jedoch noch nicht stabil genug ist, das eigentliche Problem anzugehen.

Daher liefen die ersten Stunden bei mir erstmal so ab, dass sie mich "stabilisieren" musste. D.h. ich ging zu ihr, war total aufgelöst wegen irgendeiner Sache und sie redete mit mir darüber, gab mir Denkanstöße, die mir halfen mit meinen "Teil"-Problemen umzugehen. Ich finde das im Nachinein sehr wichtig, da ich dadurch gelernt habe, mit Dingen umzugehen, auf die ich vorher immer emotional sehr heftig reagiert habe.
Aber es dauert eine ganze Weile, bis man sich bestimmte Dinge eingestanden hat. Wenn du einen guten Therapeuten hast, dann wird er dich dazu bringen, dass du von selbst auf bestimmte Dinge kommst, ohne von deinem Therapeuten in eine "Schublade gesteckt" zu werden.
Wichtig an der ganzen Sache ist sich selbst verzeihen zu lernen und auf diese Weise ehrlich zu sich selbst und in folge dessen auch zum Therapeuten sein zu können. Das kostet einiges an Überwindung, da man weiß: wenn ich mir das jetzt eingestehe, dann folgt daraus, dass ich mich in Zukunft "so-und-so" zu verhalten habe (zB. zur Verhinderung von Verdränung etc.)

Nach und nach kommen auf diese Weise die Dinge ans Tageslicht, die einen wirklich bedrücken (hinter der Verdrängung) über die dann als nächstes geredet werden kann.
Leider kann ich nicht sagen, wie stark der Erfolg des Genesungsprozesses von der Therapie oder den äußeren Umständen abhängt...
Daher hier nochmal die Dinge, die mich positiv beeinflusst haben, was die Therapie angeht:
- Krankenhausaufenthalte
- tatkräftige Unterstützung meines Freund (wichtig: Mitleid bzw. Mitgefühl ist ok - in Maßen! Alles über eine gewisse Grenze hinaus stürzt einen nur noch tiefer in die Depri. Das einzige uneingeschränkt empfehlenswerte ist Akzeptanz, Respekt, Achtung, Toleranz ;) )
- mein Bruder: ich habe Anfang des Jahres einen Halbbruder von meinem Vater bekommen, was mich meinem Pflichtgefühl und meinen Schuldgefühlen meinen Vater gegenüber entlastet hat.

Du siehst, diese Dinge sind sehr individuell und wahrscheinilch muss man auch einfach mal ein bisschen Glück haben in seinem Leben, um überhaupt in einen Zustand zu kommen, in dem es wirklich "klick" machen kann! Wenn so eine Gelegenheit aber mal da ist, darf man auch nicht zögern und muss sie ergreifen - und an der Stelle ist wiederum die Therapie sehr hilfreich.

Wenn die äußeren Umstände sich bei mir nicht verändert hätte, bezweifle ich, dass ich es so einfach (im Sinne von schnell) geschafft hätte!
(Meine Therapie habe ich im Januar begonnen und schon weniger als ein halbes Jahr später habe ich kaum noch erbrochen.)
Von da an ging es eigentlich nur noch bergauf... Ich hatte es nicht mehr nötig stabilisiert zu werden und wir konnten endlich über meine Verhaltensweise reden (in welchen situationen kommt es zum FA? Warum? Wie kann ich diese meine Reaktion verhindern bzw. was kann ich alternativ machen um zB. Wut abzubauen?). Ab da fiel mir alles plötzlich viel leichter als vorher. Wenn man erstmal herausbekommen hat WARUM man in einem bestimmten Augenblick überhaupt essen bzw. k* will, ist es viel einfacher dies zu unterbinden. Oft ist es auch so, dass man denkt: klar weiß ich warum ich jetzt essen will, das ist so-und-so! Aber manchmal denkt man das nur, um andere Dinge zu verdrängen oder weil man sich etwas nicht eingestehen mag. An dieser Stelle komme ich wieder zu dem "sich verzeihen lernen" <-- ganz ganz wichtig! Bei mir war es so, dass wenn ich meiner Thera etwas erzählt habe und mich dann selbst verantwortlich gemacht habe, mich schuldig gefühlt habe, sie so reagiert hat, dass ich verstehen konnte, dass ich zb. ganz normal bin. Dass es jedem anderen in so einer Situation auch so gehen würde! Dass man (um das beispiel von vorhin aufzugreifen) in gewissen situation wut empfinden darf und sogar muss! Oder anderes Beispiel: sie hat verblüfft reagiert und mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich für etwas schuldig gefühlt habe, was ich gar nicht getan habe bzw. für das ich gar nicht verantwortlich gewesen bin.
Ich für meinen Teil hatte immer einen Riesenrespekt vor meinen Eltern und mir ist nie in den Sinn gekommen, dass ICH mich teilweise erwachsener verhalte als sie es tun, bzw. dass auch sie in bestimmten Situationen einfach nur abwehrend reagieren (ja, eltern haben auch gefühle *g*) etc. Auf diese Weise habe ich gelernt mir zu verzeihen und in Situationen in denen ich vorher gefr* und gek* hätte konnte ich nun einschätzen: warum habe ich gerade das Bedürfnis, was hat es ausgelöst?, konnte mir meine Gefühle verzeihen (das klingt blödsinnig, aber ist es nicht so, dass man selbst alles was man denkt und fühlt zensiert und sich gleich dafür bestrafen möchte, obwohl man am Ende durch die Verdrängung nicht mal mehr weiß warum?), und sie zulassen. Oder (wenn das Essen zB. aus Langeweile geschehen würde) mir eine alternative Lösung suchen.

Nach und nach kam es dann immer öfter vor, dass ich in Fa- und k*gefährdeten Situation mir denken konnte: Genau jetzt in diesem Moment habe ich die Wahl! Will ich zunehmen? Will ich k*en? Nein, das habe ich nicht wirklich nötig, ich kann auch anders und ich will auch anders, das alles unterliegt meiner Verantwortung!
.... so hat das ganze seinen Lauf genommen.

Um nochmal auf das Thema "ich mache Therapie, aber mir geht es schlechter als vorher, bzw. auch nicht besser" zurückzukommen:

Die Veränderung die jeder von uns hier anstrebt ist ein langer Weg voller Steine, der viel Kraft, Druchhaltevermögen und Selbstdisziplin erfordert.
Man sollte von Beginn an nicht den Anspruch stellen durch die Therapie allein nach einiger Zeit einen Erfolg zu spüren zu bekommen.
Im Endeffekt liegt es immer an einem selbst! Das ist kein blöder Spruch (ich selbst hielt es immer für einen...), sondern schlichtweg die Wahrheit.
Da fragt man sich natürlich: Schön, wenn es nur am mir liegt, warum soll ich dann eine Therapie machen?!

Weil man es ganz alleine eben doch nicht schafft. Man braucht immer wieder eine Rückmeldung, eine Bestätigung, Hilfe zur Selbstreflexion, Denkanstöße, die Möglichkeit das eine oder andere mal auszuprobieren und zu merken: es ist ok. Dies kann euch außer einem Therapeuten niemand professionell genug geben!! Weil: der Therapeut weiß worum es geht, durchschaut Dinge, die ihr vielleicht selbst nicht durchschaut, geschweigedenn euer Ulmfeld, dem ihr eh was vormacht / vormachen könnt, dem die nötigen Vorkenntnisse fehlen, das darüber hinaus höchstwahrscheinlich auch noch selbst Teil eures Lebens ist (wie könnte es auch anders sein?).

All dies kann der Therapeut euch geben, er ist sozusagen eure "Hilfestellung". Und dann liegt es an euch: was mache ich daraus? Ich wollte schon immer mal wissen wie ich auf andere wirke, ob meine Wut von vorhin berechtigt war, woran es liegt, dass ich mit bestimmten Menschen nicht auskomme... Dabei kann einem der Therapeut helfen. Stellt sich nur die Frage: will ich überhaupt wissen, dass ich in wirklichkeit NEIDISCH bin auf meine nachbarin? Der therapeut würde euch den Denkanstoß zu "neidisch" geben, dann kommt ihr: eine weile darüber nachsinnen, prüfen, ob es wohl passt und das wichtigste: (hier der schwierige und entscheidende schritt, denn wenn der nicht kommt, bringt die thera auch nix!) eingestehen! dann erstmal ausatmen und stolz auf sich sein ;) Als nächstes käme dann der Punkt: wie gehe ich damit um? etc....
Damit wollte ich nur veranschaulichen, dass eine Therapie zwar sehr hilfreich und in den meisten Fällen für eine Genesung auch unumgänglich ist, es aber dennoch an jedem selbst liegt was man daraus macht!!

Ok, wo war ich nochmal? bei dem punkt mit dem "mir gehts schlecht".
Dazu kann man nur sagen: logisch, wie kann es einem im Anfangsstadium der Therapie NICHT schlecht gehen?! Schließlich wird man mit genau den Dingen konfrontiert vor denen man schreckliche Angst hat, die man in jahrelanger mühsamer Kleinstarbeit gelernt hat zu verdrängen und (auf schädliche Weise) zu handhaben! Das ist also erstmal vollkommen normal :) Mir ging es (wie oben beschrieben) genauso.
Und jetzt der entscheidende Punkt, der Grund aus dem ich weiter oben so vom Thema abgewichen bin:
Nun ist man selbst am Zug! Wenn man zur Thera geht und erwartet "das geht alles von selbst" wird es einem nie besser gehen! Man muss also tatsächlich "den Schmerz annehmen" und als nächsten Schritt (wie oben beschrieben) die Überwindung lernen (es reicht also nicht, sich nur dem Schmerz hinzugeben!).
Und immer und immer wieder wird man am Zug sein. Das ist definitiv harte Arbeit. Es wird auch immer wieder passieren, dass man sich nach der Thera total mies fühlt, das hat bei mir eigentlich fast nie aufgehört...
Irgendwann (nach längerer Zeit) wird einem dann plötzlich auffallen, dass man sich während der Thera langweilt. Das ist der Punkt an dem man merkt, dass man im Moment tatsächlich ganz selbstständig mit seinen Problemen umgehen kann :) Allerspätestens ab diesem Punkt sollte sich dann auch das Gefühl des "stolz-seins" einstellen ;) dann hat man es so gut wie geschafft (für den Augenblick).
Bei mir waren es mal wieder die äußeren Umstände, die den Heilungsprozess beschleunigt haben: ich bin weggezogen.
Obwohl meine Therapeutin mir geraten hat die Therapie hier fortzusetzen (und ich das jedem anderen auch raten würde - wie schon gesagt ist alles immer sehr individuell!!! bei mir war es zufällig so, dass sie einige meiner Probleme durch den Umzug verflüssigt haben), habe ich es nicht getan und heute geht es mir nach wie vor gut :)
Übrigens: meine Therapie hat verhältnismäßig ja sehr kurz gedauert (ca.9 Monate) und "clean" bin ich auch noch gar nicht lange (ca. 4-5 Monate mit Zwischenfällen, vor ca 7 monaten war ich das erste mal stolz darauf nicht mehr jeden tag zu erbr* ;) ). Dass ich weggezogen bin, ist nun 7 wochen her. Daher: ich weiß nicht was noch auf mich zukommt und mir ist bewusst, dass ich mich noch nicht als vollkommen geheilt betrachten kann!! Deswegen und weil jeder INDIVIDUELL ist: bitte seht meinen Bericht nicht als Allgemein-kochrezept an!!
Meine Therapeutin meinte immer: das schlimmste was einem Mädchen wie dir passieren kann, ist eine Therapie zu beginnen, enttäuscht wieder von dannen zu ziehen und es nie wieder zu versuchen.

Was auch sehr wichtig ist: seid bei der Therapie ehrlich und offen zu euch selbst und in gleichem Maße auch zu eurem Therapeuten! Manchmal ist es so, dass man selbst nicht versteht: warum habe ich das getan? Warum fühle ich mich jetzt so? Warum will ich das nicht? In solchen Momenten einfach zugeben was man denkt, laut denken, Schlussfolgerungen (die man selbst macht) zulassen und aussprechen. Niemand wird euch dafür strafen. Niemand erwartet etwas von euch. Der Grund aus dem ihr die Therapie macht ist nicht irgendjemandem (vor allem eurem Therapeuten) einen Gefallen zu tun, sondern EUCH SELBST einen Gefallen zu tun! Das sollte klar sein: wenn man nicht offen und ehrlich zum Therapeuten ist, schadet es im Endeffekt einem selbst.

Das war es soweit mit meinem Post, aber weil das so lange her ist, dass ich das geschrieben habe, hier noch mal ein kleiner Zusatz:

Nochmal zu dem sich schlecht fühlen nach der Thera: ist klar, wenn der Therapeut gut ist, wird es daran liegen, dass sich ein „Knoten“ in einem gelöst hat, man mit Dingen konfrontiert wird, die man lange Zeit nicht hatte wissen wollen. Daraus können verschiedene Dinge folgen: Selbstmitleid, Trauer über Verlust von Zeit und Chancen (zB. verdrängte Dinge richtig anzugehen), Angst, Schockiertheit, Verunsicherung (aus seiner normalen „ich-verdränge-alles“-Routine gebracht worden zu sein), etc…. daraus wiederum kann Selbstsicherheit und Stolz a la „hey, ich bin einen Schritt weiter“ oder aber extremer Rückfall a la „hilfe, ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll“ folgen. Soviel dazu.

Mittlerweile sind es bei mir also schon wieder zwei Monate mehr, die ich auf meine Clean-Liste setzen kann :)
Aber ich muss zugeben, dass ich in der Zwischenzeit schon wieder Probleme mit einigen Dingen hatte. Mir ist es ziemlich schwer gefallen, nach der ganzen B-Routine, bzw. Thera-Routine in einen „normalen“ Alltag zu wechseln.
Ich hab ja geschrieben, dass ich umgezogen bin. Soweit war auch alles in Ordnung, es war als wär ich im Urlaub, weit weg von allem was vorher war. Nachdem ich zu Weihnachten zu hause zu Besuch war, hat sich schlagartig alles wieder geändert. Erst da wurde mir klar, dass das hier kein Urlaub ist, und dass ich endlich lernen muss, wieder eine gewisse Routine in mein Leben zu bekommen. Zu Hause hatte ich das erste Mal Panikattacken als ich unter Leuten war (vorher nur, wenn ich alleine war). Das hat mich ziemlich schockiert, aber es hat mir irgendwie klar gemacht, dass ich zuviel von meinem Leben, oder besser: von mir erwarte. Ich merke also, dass auch wenn ich schon lange nichts mehr mit essen und brechen kompensiere, noch lange nicht alles vorbei ist. Die „Arbeit“ daran geht also weiter….

PS: ich glaub, ich war ziemlich durcheinander als ich das geschrieben habe :D ist also schon ne Leistung, wenn mans durchgelesen hat *gg*
... Ich tanze so schnell ich kann ...