Ich war vor einigen Jahren schon mal in diesem Forum angemeldet, habe aber schon vergessen, was mein Username war, die Email Adresse gibt es eh längst nicht mehr. Aber ehrlich gesagt, finde ich das ganz prima, denn ich bin heute an einer anderen Stelle im Leben und da kann ich auch ein neuer Usernamen haben.
Zu mir, ich bin schon Mitte 30 und habe eine sehr lange, intensive und auch schwere Zeit hinter mit. Mein Leben bestand zu Spitzenzeiten aus der Bulimie, um die sich mein Leben gestrickt hatte. Ich habe mir immer vorgestellt, ich bin mit der Bulimie verheiratet. Als ich zu studieren begann, hatte ich eine lange Beziehung zu einem real existierenden Mann. da die Beziehung ungleich war, klammerte ich mich immer mehr an die Krankheit und er war mein "Zweitmann", von dem ich mich irgendwie nie trennen konnte. Von der Bulimie erst recht nicht, aber so richtig wollte ich das damal nicht. Ich wurde schwanger und bekam meine Tochter. Da wurde es heikel. Ich begann aus meiner Not heraus meine allererste Therapie, bei der der Therapeut schon abwinkte, Klinik sei nötig. Oh Gott! Wie sollte ich das der Welt erklären. Aber ich fand eine Klinik, in der ich meine Tochter mitnehmen konnte. Es war eine lange und anstrengende Zeit, die Bulimie kam aber wieder mit mir nach Hause. Man, ich war eine perfekte Schauspielerin damals. Aber ich begann herauszufinden, dass die Bulimie für mich in jungen Jahren überlebenswichtig gewesen war. Ich rechtfertige hier nichts, es machte alles einen Sinn. Ich trennte mich entgültig vom Kindesvater, versuchte mein Studium wieder aufzunehmen, hatte keine Unterstützung, machte alles alleine, musste nebenbei arbeiten um alles zu finanzieren. Die Bulimie wurde wieder hilfreich, mein vertrauter Haltepunkt, donnerte mich aber auch knallhart und gnadenlos in den Burn out. Was ich vorher nie hin bekommen hatte, funktionierte nämlich plötlich: Ich wurde schlank und schlanker. Mein Körper schlich sich langsam und still aus der Welt mit Hilfe der Bulimie und ich hab es nicht mitbekommen oder ich konnte und wollte es nicht sehen. Ich war irgendwann ganz unten. Richtig weit unten. Ich kam suizidal in die Psychiatrie, meine Tochter zum Vater, den sie bis dato nur von seltenen Besuchen kannte. Da gab es nichts mehr unter meinen Füßen, nichts, gar nichts. Es hat gedauert bis ein Fünkchen kam und mich aus dem bodenlosen Loch heraus holte. Es dauerte bis ich wieder auf den Beinen war. Es kamen verschiedene Maßnahmen wie Tagesklinik und nochmal stationäre Therapie in einer Klinik für Essstörungen. Ich war ja Bulimisch und magersüchtig. Es war trotzdem nichts halbes und nichts ganzes. Der Kindesvater wollte das alleinige Sorgerecht, ich stand da und wurde als die Bekloppte aus der Klapse dargestellt, die ihr Kind mit Sicherheit selbst in eine Essstörung ballern wird. Das war der wundeste Punkt, den die Familie des Kindesvaters treffen konnte. Und ich fing a, da selbst dran zu glauben, dass ich tatsächlich nur Schaden zufüge.
Mein Allerbester Freund, der wirklich alle Scheiße miterlebt hatte in der schlimmen Zeit hielt zu mir.
Ich kann nicht sagen wodurch es kam, aber vor 3 Jahren war es plötzlich da. Da wuchs etwas in mir und gab mir auftrieb. Ich hörte auf zu rauchen, schaute, dass ich irgendwie mit Arbeit, Ausbildung voran kam (Uni konnte ich nicht beenden). Allerdings lag da der Stein der blöden Gutachten im Weg. Und liegt bis heute da, ist aber durch ein neues Gutachten so weit aufgeweicht, dass ich nur noch auf das okay zur Umschulung warte. Ich wohne mit meinem Allerbesten Freund zusammen - ja, wir sind seit über 2 Jahren ein Paar. Und der Knaller ist: Meine Tochter wohnt wieder bei uns. Und das ganz ohne Gericht und Jugendamt. Da bin ich so unglaublich stolz darauf, dass ich mich dafür eingesetzt habe. Der Kindesvater und ich haben uns geeinigt

Was mich momentan wieder herführt. Irgendwie drängt mich im Inneren etwas mich wieder damit zu beschäftigen. Ich will wieder hier lesen, ggf was schreiben. Ich habe auch ab und zu Angst, dass ich gravierende Folgeerkrankungen habe bzw bekommen könnte. Ich habe Schuldgefühle. Ich muss mich diesbezüglich sortieren.
Das waren die letzten Jahre im Schnelldurchlauf.
Ich hoffe, ich finde hier ein Plätzchen.