Hallo du,
es geht nicht um die Kontrolle über deine Mahlzeiten. Wie du sicher schon weisst ist die Bulimie ein Zeichen deiner selbst, dass irgendetwas in deinem Leben nicht so läuft wie du es möchtest. Mir hat es sehr geholfen, das ganze durch die Freud'sche Theorie zu betrachten, ich weiss nicht, inwiefern du damit vertraut bist.
Auf jeden Fall geht das so: Die menschliche Psyche besteht nach Freud aus drei Teilen. Dem Es, dem Ich und dem Über-Ich. Das Es ist eigentlich das, was bei jedem Menschen von Geburt an vorhanden ist. Darin sind unsere Triebe (Sexualtrieb, Fresstrieb etc.), ganz persönlichen Wünsche und Träume enthalten. Das Es funktioniert nach dem Lustprinzip - das heisst, es strebt nach unmittelbarer Befriedigung seiner Bedürfnisse. Das Es ist für uns jedoch nicht wahrnehmbar, es nimmt also unbewusst Einfluss auf unser Verhalten. Dann kommt das Ich: dies ist der Teil der Psyche, der von uns bewusst wahrgenommen wird. Er vermittelt auch zwischen den Ansprüchen des Es und des Über-Ich. Diese Instanz handelt nach dem Realitätsprinzip, das heisst so, wie wir es für richtig und logisch befinden. Als letztes ist da noch das Über-Ich, welches für uns, die an Bulimie leiden, das eigentliche Problem bildet. Denn das Über-Ich ist der Teil, der all die Normen und Werte der Gesellschaft enthält, sowie auch die Moral und das Gewissen. Diese Instanz wird in erster Linie durch die Eltern geformt, später jedoch auch durch andere, für uns wichtige Personen.
Nun ist es so, dass wie schon gesagt das Ich zwischen den Ansprüchen des Es und des Über-Ich vermittelt. Bei einigen Personen, die jedoch irgendwie durch irgendwelche Erlebnisse mit der Familie, dem sozialen Umfeld etc. sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben, kann es sein, dass sich sehr starke, falsche Ansprüche an einen selbst im Über-Ich manifestieren. So zum Beispiel Überanpassung, starke Gehorsamkeit, übermässige Fixierung aufs Äussere usw. Diese Ansprüche wirken nun sehr stark auf das Ich, was zur Folge hat, das dieses diese befolgt. Nun gibt es da aber noch das Es. Dieses ist nicht zufrieden mit all diesen Ansprüchen, da es mehr darauf fixiert ist, die eigenen Ansprüche zu befriedigen als die äussernen, die wir mit der Zeit erlernt haben. Da wir aber von diesen Ansprüchen des Über-Ich so stark beherrscht sind und glauben, diese nicht vergessen zu dürfen, da sich dies sonst negativ auf uns auswirkt, werden diese Signale des Es quasi unterdrückt. Dies ist aber nicht sehr lange möglich, denn irgendwie muss sich das Unterbewusstsein entlasten, und dies geschieht dann mit der Zeit durch die sogenannten Abwehrmechanismen. Diese leiten sozusagen auf Umwegen die Bedürfnisse des Es ins Ich um und ersetzen die Wahrnehmung der eigentlichen Bedürfnisse. sen
Und nun der springende Punkt: Der Abwehrmechanismus, den wir mit der Zeit erlernt haben, ist das Essen und das anschliessende Erbrechen. Du kannst dir vorstellen, dass das Es alle Sachen, die sich mit der Zeit angesammelt haben endlich loswerden willl - genau so, wie du das Essen loswerden willst. Du musst also versuchen, ganz stark in dich zu gehen und dich zu fragen: Was will Ich, mein allerinnerstes Ich, möglichst ohne Normen und Ansprüche eingeschränkt, denn wirklich? Denn das Essen und erbrechen ist schlussendlich immer nur eine Ersatzhandlung für etwas, dass du sonst nicht zu machen getraust. Das kann alles mögliche sein - ich z.B. getraute mich nicht, gewisse Persönlichkeitsmerkmale von mir auszuleben oder auch mal meine Meinung zu sagen, anstatt mich immer zu verstecken. Natürlich ist dies keine Sofortlösung, doch wenn du dich wirklich darauf konzentrierst, deinem Leben wieder etwas mehr von dir selbst zu geben, und dies vielleicht mit einem Therapeuten/einer Therapeutin besprichst, könnte dies dir sehr helfen. Du muss einfach wieder das Leben finden, dass wirklich zu dir gehört!
Vielleicht denkst du jetzt, was ist denn das für eine Geschichteh

natürlich klingt das ein bisschen komisch, aber nur schon wenn mann das ganze etwas verbildlichen kann und sich irgendwie einen Reim darauf macht, hilft es vielleicht schon ein wenig.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass ich helfen konnte.
Liebe Grüsse