
Bin ganz neu hier, werde mich auch nochmal in Ruhe vorstellen. Aber mir brennt es so auf der Seele mal einiges los zu werden und erhoffe mir Tipps wie ich weiter machen soll.
Also es ist so, dass ich seit ich 10 Jahre alt bin diverse Essstörungen habe (bin jetzt 25). Es ist irgendwie niemals jemanden richtig aufgefallen oder vllt wurde es auch ignoriert. War halt nie lebensbedrohlich bei mir.
Seit ich 15 bin, hat sich die Bulimie in den Vordergrund gedrängt. Habe dadurch aber mehr zu als abgenommen, wodurch es natrülich erst Recht keinem auffiel, dass mit mir vllt etwas nicht stimmen könnte.
Mein Selbstbewusstsein war ganz unten und trotzdem habe ich mit 17 Jahren eine Psychologin aufgesucht (totaler Reinfall). Mit 21 Jahren hatte ich dann erneut die Kraft dazu es nochmal zu probieren.
Ich war leicht übergewichtig und glaubte mir selbst kaum, dass ich essgestört sein konnte.
Zur selben Zeit lernte ich meinen jetzigen Partner kennen. Ich war so glücklich mit ihm, ich konnte ihm alles anvertrauen und er hörte mir zu und war für mich da.
Mir fiel es leicht mich nicht mehr zu übergeben und auch SVV war kein Thema mehr. Ich hatte ihn, er war für mich da.
Naja ich war dann eigentlich lange Zeit "normal". Bis vor einem Jahr ca. die Bulimie zurück kam.
Also nach gut 2 Jahren.
Wie es dazu kam?
Na dazu muss ich sagen, die Mutter meines Freundes hat seit gut 14 Jahren Magersucht. Ihr Mann lebt die Krankheit geradezu mit ihr aus. Er akzeptiert die Isolation die sie geschaffen hat. Nimmt dauerhaft Rücksicht wenn sie mal wegen der ES dies nicht kann oder das nicht kann. Ich empfinde es als sehr krass. Die Magersucht wird total akzeptiert. Zwischendurch wird mal angebracht sie solle doch mal wieder in Therapie gehen (das tut sie aktuell z.B. nicht). Doch schnell verfällt der Gedanke wieder. Mein Freund hält sich da fast komplett raus. Er verdrängt das Thema stark. Tut so als wäre es nicht da. (muss dazu sagen, als die Krankheit damals bei ihr anfing war er 17 und verdrängte das ganze durch kiffen)
Habe mich mit der Mutter schon oft unterhalten, sie auch versucht zu unterstützen, aber es hat total an meinen Nerven gezerrt.(Sie weiß auch von meinem Problem, ahbe aber das Gefühl sie sieht nur sich, bin ja auch nicht so dürr wie sie).
Indirekt will sie gar nicht aufhören und alles dreht sich um sie. Hat sie Kopfschmerzen weil sie nicht genug gegessen hat wird ein lange fest stehender Termin einfach abgesagt und für alle ist das in Ordnung. Auch wenn mein Freund sauer ist, er sagt nicht viel dazu.
Mich hat das soooo wütend gemacht. Diese Frau bekommt so viel Aufmerksamkeit, steht kurz vor dem Tod und denkt nicht mal dran aufzuhören. Ihr gefällt das ganze. Sie zieht ja nicht nur sich mit rein, sondern auch vor allem ihren Mann.
Mein Freund zieht sich dabei zurück.
Nun ja während ich halt probiert habe ihr zu helfen, da ich manche Gedanken ja verstehen konnte, aber im endeffekt gemerkt habe wie es an mir zerrt und ich dann noch eine Freundin kennen lernte die das gleiche durchgemacht hatte wie ich und voll in der Bulimie drin steckte, fing ich auch wieder an.
Ich wohnte nicht mehr zu Hause, mein Freund ist fast den ganzen Tag auf der Arbeit und ich hatte Zeit die ES auszuleben. Und ich nahm das erste mal richtig ab. Auch wenn ich es komischerweise gar nicht als so wichtig empfand abzunehmen, fand ich es natürlich auch schön.
Ich habe seit ich 10 bin ein Traumgewicht vor Augen (was natürlich total unrealistisch ist) und diesem nähere ich mich mittlerweile. Ich habe das Gefühl wenn ich es nach 15 Jahren endlich geschafft habe, dann habe ich endlich das wichtigste Ziel in meinem Leben erreicht und kann mich endlich auf andere Dinge konzentrieren.
Naja worauf ich jetzt eigentlich hinaus will ist, dass mir immer bewusster wird, dass das Gewicht nicht unbedingt das ausschlaggebende ist. Ich suche seit Jahren jemanden der für mich da ist, der sich Sorgen macht und mich unterstützt die ES zu besiegen. Aber es wird einfch immer ignoriert oder nicht akzeptiert.
Mein Freund, der mir am Anfang unserer Beziehung noch so zugehört hat und für mich da war, der versucht mittlerweile alle Probleme auszublenden. Er kann mit dem Thema nicht umgehen und will sich auch nicht damit beschäftigen.
Mittlerweile bin ich sogar froh, dass er es teilweise ignoriert, so kann ich die ES weiter ausleben. Andererseits will ich endlich dass er für mich da ist und mich unterstützt. Er weiß es auch, aber er sagt er hält es einfach nicht aus, geht er zu seinen Eltern ist da alles immer nur deprimierend und kommt er nach der Arbeit nach Hause ist bei mir auch nur Depri Stimmung. Wenn er es ignoriert (was ich dann auch häufg tu), ist bei uns immer gute Laune. Aber das kann es doch nicht sein.
Wenn er versucht das Thema anzusprechen ( was er wirklich nicht kann), ist das katastrophal. Entweder spricht er mich im Supermarkt beim einkaufen an, ob ich vor habe das Essen wieder zu erbrechen oder er fragt mich nach dem ich von der Toilette komme ob ich erbrochen habe. Das ganze auch nie einfühlsam oder als ob er sich Sorgen macht, sondern immer nur Vorwurfsvoll wie ich bloß so etwas tun kann. Und seiner Mutter mache ich ja Vorwürfe und ich selber wäre ja auch nicht besser.
Es kommt zwar nur selten vor aber es kommt vor und da versinke ich natrülich total in Schamgefühl und verschließe mich total. Ich empfinde es überhaupt nicht mehr so als könnte ich mit ihm reden.
Aktuell kommt noch hinzu, dass eine Arbeitskollegin (die keine ES hat), andauernd darauf angesprochen wird ob sie ein Problem hat und sie solle doch mal zum Arzt. Bei mir macht sich keiner Sorgen.
Auch mein 18 jähriger Bruder scheint angeblich jetzt Depressionen zu haben und meine Eltern rennen mit ihm zu einem Arzt nach dem anderen, während er nicht zur Schule gehen muss.
Als ich damals ansprach, dass ich gern zum Psychologen möchte, hieß es ich hätte es doch gar nicht nötig. Da werden mir eh nur blöde Medikamente verschrieben. Als ich von SVV erzählte, sagte meine Mutter nur: Ach die Phase hatte ich auch, da war ich 14.
Ich versteh das nicht, auch hatten meine Eltern früher mal mein Tagebuch und meine Abnehmtabletten verschwinden lassen und mich beim erbrechen erwischt, aber es wurde immer wieder unter den Teppich gekehrt.
Wieso sorgt sich einfach keiner um mich? Das ist doch das einzige was ich gerne möchte, aber alle ignorieren es bei mir, während um mich rum jeder Aufmerksamkeit dafür bekommt.
Mittlerweile sieht man es doch auch schon ein wenig, aber außer Vorwürfe kriege ich nichts zu hören.
Es tut so weh, einfach auch deshalb weil ich am Anfang in meiner Beziehung genau diesen Mann gesehen habe den ich immer gebraucht habe und jetzt ist er plötzlich nicht mehr da. Wieso können wir nicht mehr über Probleme reden wie früher? Er ist imme rnur mit mir überfordert, versucht sich aber auch nicht mal mit mir auseinander zu setzen. Als wären probleme so schlimm. Wenn man drüber redet gehen Probleme auch weg aber wenn man sie ignoriert doch nicht. Dann werden sie nur schlimmer.
Ich weiß aktuell gar nicht ob ich die ES aufgeben will, ich fühle mich wohl damit und habe noch keine schlimmen Nebenwirkungen. Aber ich weiß natürlich das es nicht gut ist. Wenn nicht langsam jemand auf mich aufmerksam wird, dann verschließe ich mich komplett. Ich merke schon wie ich anfange mich vor meinem Partner immer mehr und mehr zu verschließen (traue mich schon gar nicht mehr vor ihm zu weinen). Seine Aufmerksamkeit ist mir doch so wichtig

Oh ich bin so wütend und so traurig.
Tut mir Leid, dass der Text so lang wurde, aber ich musste es einfach mal los werden

Vllt hat ja jemand Lust das mal zu lesen.
LG
traumtänzer