bin 21 und weiss nicht mehr, wann es bei mir angefangen hat

#1


Hi Ich heiße Thali und habe mich erst heute angemeldet. ich bin irgendwie erleichtert, dass ich nicht die einzige auf der Welt bin, die an dieser "krankheit" leidet.
ich würde gerne hier mit gleichgesinnten reden, vielleicht kann man sich gegenseitig helfen.
alles in sich reinfressen bringt garnichts

ich bin 21 JAHRE ALT und ich weiss wirklich nicht mehr, wann das bei mir angefangen hat, ich GLAUBE ich war 15 als ich damit angefangen hab.
WEnn ich die zeit zurückdrehen könnte würde ich an jenem Tag den größten Fehler meines Lebens nicht machen.

ich war niemals dick. ich war niemals fett. ich war einfach nur unglücklich. ich hab mich mit meiner Mutter nie verstanden, sie war nie zufrieden mit mir, alles was ich machte war einfach nur FALSCH.
ICh konnte nie mit ihr über dinge reden, die mich gequält haben. SIe lebt in einer ganz anderen Welt. Sie hat mir mein Leben immer nur zu Gift gemacht. Also beschloss ich mal: ich muss sterben und begann zu hungern.sie sollte sehen, wie ich mich vor ihren augen "AUFLÖSE" aber irgendwie ist mein plan nicht aufgegangen :) ich lebe noch

Als das mit dem Hungern nur 2 oder 3 Tage geklappt hat, habe ich was gegessen und anschließend hab ich es bereut und musste es irgendwie rückgängig machen, dann kam mir der Gedanke und ich hab den Apfel wieder erbrochen.

das war der Anfang. und dann wurde das zur gewohnheit und kam immer öfter vor. heute nach ca 6 jahren leide ich immer noch daran.
es ist einfach schrecklich. ich fühle mich nicht wohl in meiner haut. jeden GOTT VERDAMMTEN TAG nehme ich mir vor, dass ich ab morgen alles anders mache, und jedes mal gehts schief.

weiss nicht mehr was ich tun soll.
hab seit fast 2 Jahren einen Freund und der weiss bis heute nichts davon,
und ich hab nicht vor es ihm an die nase zu binden. (vielleicht aus angst, er würde mich dann nicht mehr wollen)
Endlich hab ich die Möglichkeit vor meiner Mutter zuflüchten und zu ihm zuziehen, aber das traue ich mich nicht, weil ich weiss, dass das mit dem Kotzen weitergehen wird und das mag ich ihm nicht antun.

#2
Hallo Thali

...und so bleibst du halt bei deiner Mutter wohnen bis in alle Ewigkeit und lässt deinen Freund halt sausen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dan kotzen sie heute noch!

Nein, mal im Ernst: Dein Problem bist nicht du selbst und ist auch nicht dein Freund. Das Problem liegt in deinem Elternhaus. Du hast zumindest von deiner Mutter nie Anerkennung, Mutterliebe, Lob, Trost, Zuneigung erfahren. Ueber die Gründe schweigst du dich aus. Kennst du sie überhaupt? Und wie stehts mit dem Vater?
Du hast jetzt schon längere Zeit einen Freund. Du hättest die Möglichkeit, zu ihm zu ziehen und dieses ungeliebte Elternhaus hinter dir zu lassen. Doch du traust dich nicht. Du hast Angst, dein Freund würde eine Bulimikerin nicht akzeptieren. Du hast aber auch Angst, dass er vielleicht von selbst herausfinden würde, was du hast, weil er dich mal ertappen könnte.
Ich kann dir nur raten, dieses Versteckspiel aufzugeben und dich dem Freund gegenüber zu "outen". In den meisten Fällen reagieren die Personen, die davon erfahren, ganz anders als die Betroffenen befürchten! Dein Versteckspiel ist gleichzeitig eine Lüge deinem Freund gegenüber und eine Art Mangel an Vertrauen. Versuche, ihm zu einem geeigneten Zeitpunkt von deiner Krankheit zu erzählen. Ein grosser Druck würde dann von dir fallen, weil du ihm nichts mehr vorspielen müsstest. Ein Umzug in seine Wohnung könnte zudem bedeuten, dass dir nur schon deshalb besser geht, weil du von deiner Mutter räumlich getrennt wärst. Frag deinen Freund auch, ob er dich unterstützen würde, aus dieser Krankheit herauszukommen. Ob er z.B. dich zur Therapie begleitet.

Das Rad der Zeit zurückdrehen kannst du nicht. An der Vergangenheit kannst du nichts mehr ändern. Doch kannst du sofort damit beginnen, die Weichen zu stellen und zu entscheiden, in welche Richtung deine ZUKUNFT gehen wird. Konzentrier dich DARAUF.

Ich wünsch dir dabei viel Kraft und Mut.

lg
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

#3
Hi!
mir geht es mit meiner mum ähnlich. die ist so eine meckertante und hat mir heute wieder mal den tag, der so schön begonnen hatte versaut!
bei mir ist es so: wenn ich zuhause bin, fresse und k***** ich. bei freunden, meinem schatz oder im urlaub nie!
wär sofort weg, wenn ich könnte, aber meinn kontoist überzogen und mein freund wohnt auch bei seinen eltern.
zudem hab ich noch eine kleine tochter, der ich so einen überstürzten umzug nicht antun möchte.
wie ist das bei dir?
hast du auch außerhalb von zuhause FAs?
ich kenne viele, denen es so geht wie mir, dass sie nur daheim k*** müssen!
hab auch lang gebraucht, bs ichs meinem freung sagen konnte. er hat aber total lieb reagiert und, oh wunder, wir sind auch jetzt, 1 jahr danach noch zusammen. er hats wohl nicht leicht mit mir, aber er nimmt das alles aus lebe in kauf!
nen versuch wärs wert! wenn er dich mit deiner sucht nicht will, ist ers nicht wert. sie ist ein teil von dir, vergiss das nicht!
sei gedrückt, *immer ein offenes ohr hab*, little lilly
"Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen. "
Konfuzius

#4
Hallo an Alle!

Nun ja ich hab das eigentlich auch nur zuhause. Ich war schon oft weg auf Urlaub zb. und da ist das nie vorgekommen. Ich bin mir sicher bei mir hängt das mit der Familie zusammen. Zu hause sein bedeutet für mich "Übel" und "KOTZEN".
Meine Eltern sind keine Europäer, ich zwar technisch gesehen auch nicht, aber ich bin zumindest hier groß geworden und bin hier zur Volksschule gegangen, ins Gymnasium und Studiere jetzt. Da ist es klar, dass man von "Einheimischen" umgeben ist und dieselbe Entwicklung durchmacht. Das führt in der Familie nur zu Konflikten.
Für meine Mutter ist ALLES TABU. Das heißt ich konnte nie mit ihr über irgendwas reden, was einen als Teenie betrifft. Das erste mal unglücklich verliebt und depremiert, da ist man blöd und glaubt man kann das der Mutter erzählen (weil sie ja selbst bohrt und fragt: was ist los, was ist mit dir?). Und dann öffnet man sich erzählt was und wird dann für den REST des LEBENS ALS HURE abgestempelt. und das von den eigenen Eltern. Der Vater scheut sich nicht davor mal richtig mit der Faust zuzuschlagen und die MUtter hofft "DIE" kommt dadurch " ZUR VERNUNFT".
Und damals war ich echt nur verknallt und er war halt nicht in mich verknallt, das war ein Weltuntergang für mich. Und ein Anderer WELTUNTERGANG für meine Eltern.
Außerdem habe ich eine ein Jahr ältere Schwester, die sowas von scheinheilig ist, vor meinen Eltern spielt sie das Unschuldslamm und ist in wirklichkeit ganz das Gegenteil: und ich bin die böse tochter, die sich nicht ein gutes Beispiel an ihrer Schwester nehmen kann, die ja eigentlich das selbe durchgemacht haben muss wie ich und trotzdem all ihre Erwartungen erfüllt.

Anscheinend hat sie die bessere taktik gehabt, und ich war wohl immer zu naiv um zu sehen, dass man sich BEI UNS eben VERSTELLEN MUSS. ES IST KEIN PLATZ für Gefühle und offene Gespräche.

Also hab ich mich in die Rolle des Bösen SCHAFS stecken lassen, um dann TAGTÄGLICH VON MEINEN ELTERN GEDEMÜTIGT UND BESCHIMPFT ZU WERDEN.

Mein Freund ist Österreicher und jetzt geht das ganze eben weiter, sie wollen NICHTS mehr von mir WISSEN, wenn ich was ernstes mit ihm vorhab. eine Ehe würden sie niemals tolerieren und
wenn ich zu ihm ziehen würde dann wäre ich ihm sozusagen "ausgeliefert", im moment bin ich noch auf meine Eltern angewiesen, weil ich studiere. und wenn ich zu ihm ziehen würde, dann würde wieder eine Abhängigkeit bestehen. und das ist nicht wirklich das, was ich mir wünsche.

Ich habe ihm übrigens vor 2 Tagen alles gebeichtet über meine Krankheit und ich muss sagen, dass ich mir wirklich eine andere Reaktion erwartet habe. Er ist voll bemüht mir zu helfen. ich habe seitdem auch nicht mehr gek**** er macht mir ganz lieb gesunde Sachen, und achtet darauf, dass ich nicht zu viel esse und hat mir aus der Apotheke viele Vitamine und Spurenelemente, u.a. besorgt. Und im moment bin ich ganz glücklich, weil ich es diesmal wirklich ernst vorhabe endgültig aufzuhören. ich fühle mich ganz gut so. und glaube fest daran, dass ich das vorallem mit seiner Hilfe sehr gut auf die Reihe kriegen werde.

Was meinen Freund betrifft, ich würde wohl sofort mit Sack und Pack zu ihm ziehen ( ist auch das was er sich am meisten wünscht) aber das geht eben nicht, wenn man gewisse Zweifel hat. er neigt auch zu WUTAUSBRÜCHEN WIE MEIN VATER. Geschlagen hat er mich zwar noch nicht wirklich, aber ich könnte es mir von ihm erwarten. Er ist schon paar mal auf mich losgegangen.
Das ist der einzige GRund warum ich mich nicht traue zu ihm zu ziehen, weil ich dann nie wieder zurück nach hause könnte und ich möchte nicht unbedingt unter der BRücke leben.
ich liebe ihn über alles und er ist auch liebenswert, aber wenn ihn die Wut packt dann packt mich die ANGST, Angst dass ich von einer Hölle in die NÄCHSTE gerate.

VERDAMMT ALLES IST SO SCHEISSKOMPLIZIERT, NIe läuft etwas wie ich es mir wünsche. und im moment weiss ich noch nicht was das kleinere Übel ist.

#5
Hallo Thali

So wie du das schilderst, nehme ich an, dass deine Eltern nicht nur nicht aus Europa kommen, sondern auch aus einen Kulturkreis, der ganz andere Wertvorstellungen in Sachen Moral, Familie, Liebe etc. kennt. Vorstellungen vielleicht, die für dich, die du in Mitteleuropa aufgewachsen bist, schwer oder gar nicht (mehr) nachzuvollziehen sind.
Die eigene Tochter als Hure zu bezeichnen ist in meinen Augen genauso schlimm wie wenn die Mutter als Hure bezeichnet würde.
Auch die Hand der eigenen Tochter gegenüber zu erheben, weil sie mit 21 einen Freund hat, zeugt eher von Hilflosigkeit und Unvernunft als von Erziehung. Dass du dadurch bestimmt nicht "zur Vernunft" kommen wirst, sondern höchstens eingeschüchtert wirst, ist ihnen sehr wohl bewusst, doch kommt es für sie letztendlich aufs selbe hinaus. Wie man das dann nennt, und wie es in deiner Seele dann aussieht, ist nebensächlich.

Ich finde es toll, dass du deinem Freund von deiner Krankheit erzählt hast. Es zeigt, dass du Mut hast, eine "Schwäche" von dir zum Thema zu machen und offenzulegen. Du bist auch bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Dass dein Freund so toll reagiert hat, freut mich sehr. Dies kann dir Zuversicht geben, wenn du wieder einmal vor der Entscheidung stehen solltest, ob du dein "Geheimnis" jemandem erzählen sollst.

Sprich deinen Freund auf die Wutausbrüche an. Dass sie dich an dein Elternhaus erinnern, dass sie dich daran hindern, in die Wohnung deines Freundes einzuziehen. Worin sind diese Wutausbrüche begründet? Wie äussert sich das, wenn er "auf dich losgeht", doch er dich aber nicht geschlagen hat?

Unter diesen Umständen verstehe ich deine Bedenken. Du willst es dir auf keinen Fall mit deinen Eltern endgültig verscherzen, solange du nicht die Gewissheit hast, dass dich am neuen Ort eine Verbesserung AUF DAUER erwartet. Deshalb gehe deinen eingeschlagenen Weg weiter. Zeig deinem Freund, dass du ihm zwar vertraust, dass er diesen jähzornigen Zug an ihm noch versuchen muss zu eliminieren.

lg
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten