Hey ihr Lieben!
Danke für eure Antworten!
Einige von euch haben geschrieben, dass ich nicht wirklich sterben wollte.
Mittlerweile denke ich, habt ihr recht.
Am Freitag hatte ich ein langes Gespräch mit einem Pfleger.
Er hat gemeint:"Louve, ich weiß sie spüren es momentan nicht, aber ich spüre es wenn ich mit ihnen rede. Sie wollen leben. Sie wollen in Wahrheit nicht sterben. Auch wenn sie es momentan glauben."
Freitag Abend wollte mich meine Zimmerkollegin überreden, dass ich mich vor die Ubahnwerfe...und es war keine Option für mich. Ich hab ihr gesagt, dass ich sie nicht aufhalten werde, wenn sie jetzt von der Station abhaut (natürlich bin ich aber in dem Moment wo sie weg war zur Schwester gegangen und hab es ihr gemeldet - hör mir nicht die Suizidpläne von jemanden an ohne einzugreifen) aber dass ich weiterkämpfen werde für mein Leben und hier bleiben werde.
Hab dann Samstag in der Früh mit dem Pfleger über den Abend geredet. Abgesehen davon, dass ich mich nie mit jemand anderen zusammen umbringen würde, war es in den Moment absolut keine Option mich umzubringen, auch wenn ich immer noch so traurig darüber war, es am WE nicht einfach getan zu haben.
Am Sonntag hab ich eine Bekannte besucht, die mich seit letzten Jahr sehr unterstützt. Hab mit ihr über meine Gefühle und die Todessehnsucht geredet. Hab halt gesagt, dass ich nicht mehr leben will.
Hat sie mich angeschaut und gemeint "Willst du nicht mehr leben, oder willst du nicht mehr SO leben. Denn das ist ein großer Unterschied."
Ich hab dann bissi nachgedacht und geantwortet, dass ich nicht mehr SO leben will. So,dass ich immer wieder falle und in das Depressive reinkippe.
Sie hat auch gemeint, dass ich auch meine Ausstrahlung noch nicht verloren hab. Dass sie natürlich merkt, dass es mir nicht gut geht, aber dass ich immer noch eine Energie ausstrahle, die nach Leben ruft und nicht nach Tod.
Das Gespräch war echt wichtig für mich.
Und dennoch war ich Sonntag Abend irrsinnig froh wieder in der Klinik zu sein. Ich war einfach schon so müde...
Montag war dann ganz okay.
Wir hatten am Nachmittag Motivationsgruppe. Da ging es darum, über seine Ängste zu reden, dann die Augen zu schließen und sich sein Leben ohne diesen Ängsten vorzustellen. Weil man da normalerweise sieht, was für ein Leben man sich eigentlich erwünscht und was man ändern muss. Als er die Übung mit mir gemacht hat, hab ich gemeint, meine größte Angst ist das Leben ansich. Angst, mein ganzes Leben mit dieser Krankheit zu verbringen, Angst mein Studium nicht abschließen zu können, Angst meine Familie und meine Freunde zu enttäuschen....einfach Angst vor all dem was die Krankheit bringt.
Dann musste ich eben die AUgen schließen und mir ein Leben ohne diesen Ängsten vorstellen.
Hab ihn dann erzählt was für ein Leben ich gesehen habe. Und er schaut mich ganz überrascht an und sagt:"Aber,...das ist IHR leben, von dem sie träumen. Sie haben mir gerade genau das Leben beschrieben das sie gelebt haben bevor sie hergekommen sind. Und das auch so weiter geht, nur ohne Psychiatrie."
Ich glaube er wusste nicht so recht was er mir jetzt raten soll, weil ich eben wirklich zufrieden war so wie es die letzten Monate gelaufen ist.
Am Nachmittag hatte ich dann echt netten Besuch und es ging mir eigentlich recht gut.
Dafür kam Dienstag wieder ein Zusammenbruch.
Der Arzt hat bei der Visite gemeint, dass sie ja gar nicht für mich zuständig sind (hab ich schon der Rettung gesagt, dass eigentlich ein niederösterreichisches Krankenhaus für mich zuständig ist und nicht wien) und dass sie mich eigentlich gar nicht behandeln dürften und dass er mit der Primaria reden muss, wie es mit mir weiter gehen soll.
Auch hat er ne Andeutung gemacht dass ich vielleicht am Montag ins Praktikum einsteigen kann.
Daraufhin hab ich echt Panik bekommen. Panik, dass sie mich nach Niederösterreich verlegen. Panik, dass sie mich entlassen, wo ich mich doch gar nicht so bereit gefühlt habe. War den ganzen Tag so angespannt.
Zu Mittag ist dann mein Skill schief gegangen, der mir sonst super hilft, sodass er mir ziemliche Wunden zugefügt hat (mir war gar nicht klar, dass man sich mit dem SKill verletzen kann aber es schmerzt noch immer höllisch und ich hab ihn am selben tag der ärztin gegeben weil ich ihn nicht länger im zimmer haben wollte). Und weil mir der Schmerz so gut getan hat hab ich gleich weiter gemacht und mich geritzt...
Dann sind auch noch viele Erinnerungen hochgekommen.
Hab echt nur noch gezittert und wollte mich mit Medikamenten beruhigen und am kalten Boden liegen. Die Pfleger haben mich aber jedes mal wieder vom Boden aufgescheucht und ins Bett geschickt, wo ich mich echt unwohl gefühlt habe und wollten mir auch keine Bedarfsmedikamente mehr geben.
Irgendwann bin ich (am Boden) eingeschlafen und wurde in der nacht wieder ins Bett getrieben.
War heute vor der Visite ur fertig und bin schon wieder am Boden in meiner Ecke gesessen und wurde wiedermal vom Pfleger aufgescheucht. Hatte einfach so schiss vor der Visite. Und die hat mich dann auch echt fertig gemacht.
Die Ärztin hat gemeint dass wenn ich eine längerfrisitge Behandlung brauch sie nicht für mich da sind und ich zwar nicht heute nach NÖ verlegt werde, wir uns dann aber noch zusammensetzen und besprechen, wie ich nach NÖ komm.
Ich hab nach der Visite so geheult weil ich einfach nicht wusste wie es weiter gehen soll.
Aber zu Mittag ist eine junge Ärztin zu mir gekommen.
"Louve wir wollen dass sie heute eine Nacht zu Hause schlafen auf Probe und am Freitag entlassen wir sie." Sie hat dann noch hinzugefügt dass ich versuchen soll mich zu Hause nicht zu verletzen.
Ich hätte erwartet, dass ich endgültig eingeh, wenn ich jetzt heim muss.
Aber komischerweise wurde ich mit einem Schlag irrsinnig ruhig.
Ich wusste jetzt wenigstens wie es weiter geht. Ich hab meiner Freundin geschrieben die mich heute sowieso besucht hätte mim AUto, ob sie mich dann heimführen kann in meine WG (meine Mama hätte angeboten dass sie mich nach NÖ hol aber Realität ist, dass ich nach dem KH wieder in meine Wohnung geh also wollte ich auch jetzt in die WOhnung). Haben uns dann einen schönen Nachmittag gemacht. Und in der Wohnung viel mit meiner Mitbewohnerin geredet über alles was passiert ist und wie es mir jetzt geht.
Vorhin ist dann noch was "komisches" passiert.
Ich hab mich noch mit einer ganz lieben Studienkollegin getroffen, die am Samstag für 7 WOchen nach Deutschland fliegt (sie wäre eh extra am Freitag noch ins KH gekommen sich verabschieden aber jetzt ham wir uns halt glei so getroffen).
Wir hatten es voll nett miteinander.
Wie wir von der Ubahn zum Lokal gegangen sind hab ich unser Spiegelbild in einer Scheibe gesehen. Und plötzlich hab ich mir gedacht "Genau SO sollten deine ABende ausschauen. Dass du Leute triffst, die du echt magst. Und die dich mögen, so wie du bist. Sowohl an guten als auch an schlechten Tagen. Du solltest nicht deine Abende in der Psychiatrie verbringen müssen. Du solltest LEBEN!"
Der Gedanke macht mir ne Riesenangst. Weil ich weiß, dass jetzt insgesamt einfach ein großer Kampf wieder auf michzukommt. Aber gleichzeitig ist er wunderschön. Weil ich wieder etwas habe, für das ich echt kämpfen will. Für schöne gemütliche Abende mit meinen freunden.
Zum Abschied hat sie mich noch umarmt und gemeint sie schickt mir ne karte und dass sie mich nicht vergessen wird in den 7 wochen, aber dass ich dafür keinen scheiß bauen soll weil sie mich in 7 wochen wieder haben will. Fand ich echt lieb.
Und auch meine Mitbewohnerin ist so super zu mir. Sogar wie sie meine Wunden gesehen hat, hat sie toll reagiert.
Und ich fühl mich noch immer so richtig wohl in der Wohnung. Das ist (momentan) mein Zuhause. Nicht die Psychiatrie.
Ich glaub, dass ich das echt gebraucht hab, dass mir wer die Entscheidung abnimmt, wie es weiter gehen soll. Dadurch dass die Ärztin beschlossen hat, mich am Freitag zu entlassen und ich damit am Montag in mein Praktikum einsteigen kann, ist es nicht "meine Schuld" falls ich es nicht durchhalten sollte.
Die meisten finden es super, dass ich jetzt pünktlich ins Praktikum einsteigen kann.
Nur die Freundin, die mich an dem Samstag abgehalten hat, macht sich deswegen ziemliche Sorgen.
Weil sie das ausgesprochen hat, was ich mir innerlich schon gedacht habe.
"Louve, ich glaub die haben dich nicht entlassen weil du dich stabiliert hast (wenn man sich die letzten 2 tage anschaut wäre das auch eine komische idee) sondern weil Wien und NÖ nicht gerne zusammenarbeiten und sie dich nicht nach NÖ transferieren wollen."
Ich denk dass sie Recht hat damit.
Aber ich hab ihr gesagt, dass ich jetzt nicht weiter will in die Psychiatrie in NÖ sondern dass ich die Chance nutzen will um zurück in mein Leben zu gehen.
Dass ich aber zum Vorstellungsgespräch für die Therapiestation gehen werd und in der Tagesklinik anrufen um mir einen neuen Termin zur Nachbetreuung auszumachen. Und dass ich, wenn ich merken sollte, dass ich doch wieder eingehe, mich von meinen Eltern gleich in NÖ auf die Akut führen lass.
Aber momentan hab ich mich wieder FÜR das Leben entschieden. Wie gesagt, diese Entscheidung macht mir Angst. Aber hey - ich kann sie jederzeit wieder rückgängig machen. Also warum nicht probieren?!?
Sophie11 hat geschrieben: Ich verfolge Deine Beiträge oft, auch wenn ich Dir selten schreibe. Es überrascht mich, dass jemand, der so weit gekommen ist wie Du in Bezug auf die ES und das SVV, suizidal werden kann. Ich finde es sehr gut, sowohl menschlich wie auch professionell, wie Deine Therapeutin reagiert hat.
Überrascht waren diesmal echt alle...vor allem ich selber

Es ging einfach so schnell. Freitag Abend ging es mir noch gut. Samstag früh wach ich traurig auf. Samstag Abend will ich mich umbringen...
Aber ich finde auch dass meine THera richtig reagiert hat und bin ihr dankbar.
Sophie11 hat geschrieben:Weißt Du, ich habe letztens auf einer Postkarte gelesen "Niemand weiß, was der Tod ist. Es weiß auch niemand, ob er nicht vielleicht das größte Geschenk für den Menschen ist". Da habe ich mir gedacht: Das ist genau der Punkt. Der Tod ist ein Geschenk. Und ein Geschenk darf man sich nicht nehmen. Man muss warten, bis man es geschenkt kriegt. Sonst hat es keinen Wert. Wenn Du 100,00 Euro geschenkt kriegst, ist das schön. Aber wenn Du Dir das Geld vorher klaust, dann wirst Du nie damit Spaß haben können. Wegen dem schlechten Gewissen. Und man darf gewiss Gott nicht bestehlen um etwas, das er noch nicht vorgesehen hat für einen.
Den Vergleich find ich sehr sehr schön. Geht mir sehr nahe. Mehr mag ich grad gar nicht dazu sagen. Danke!
Egal hat geschrieben:Vielleicht solltest du in der Klinik versuchen nicht darauf zu gucken warum es dir ständig schlecht geht, sondern darauf gucken was du brauchst damit es dir besser geht.
Was fehlt dir? Was wünscht du dir? Was kannst du dir selber geben, damit du trotz offenbar riesengroßer Ressourcen (Freundinnen, Freund, Therapeutin die sich weit mehr kümmert als sie müsste etc.) nicht so unzufrieden bist mit deinem Leben?
Ich weiß nur leider nicht was ich mir wünsche....ich war wirklich zufrieden mit dem Leben so wie ich es hatte in den letzten Monaten...wenn jetzt wieder das Jahr neu anfangen würde, würde ich wahrscheinlich wieder alles so machen (nicht dass alle meine Handlungen die richtigen waren aber ich weiß dass ich in den situationen nicht anders handeln konnte). Fehlen tut mir maximal eine Beziehung. Aber es ist auch nicht so, dass ich jetzt ständig daran denke, dass ich einen Freund brauche.
CoCoRiCo hat geschrieben:Du bedauerst es, nicht gestorben zu sein aber gleichzeitig freust Du Dich auf ein Praktikum und machst Dir Gedanken darüber, dass die Prüfungen ja nachgeschrieben werden können?
Ja ich weiß ziemlich widersprüchlich...an dem Samstag war mir das Studium egal. Dass ich es verlieren würde wenn ich tod wäre. Weil es eben egal wäre, wenn ich tod bin. Aber ich bin am Leben. Und ich denke mir halt, wenn ich schon am Leben bin muss ich wenigstens mein Studium abschließen...
CoCoRiCo hat geschrieben:War das jetzt nicht eher ein Hilfeschrei (evtl. Alkohol im Spiel?

) statt wirkliche Sehnsucht, sich auszulöschen?
Ja vermutlich war es wirklich ein Hilfeschrei...vielleicht hatte ich das Gefühl, dass ich irgendne Aktion setzen muss, damit meine Familie und meine Freunde endlich verstehen, dass es immer noch Zeiten gibt, in denen es mir scheiße geht?!
Immer bekomm ich zu hören, wie viel besser es mir geht und wie viel ich erreicht habe. Und dass jetzt alles gut ist.
Ja es geht mir besser. Ja ich hab viel erreicht. Aber es gibt immer noch Tage an denen es mir scheiße geht. Und ich muss immer noch jeden Tag aufs neue sagen, dass ich jetzt nicht speiben geh.
Aber wenn ich das meinen Freunden/meiner Familie erzähle, nehmen sie es nicht ernst, weil ich ja trotzdem mein Studium meistere und nicht speiben geh.
Vielleicht wollte ich einfach ein Signal setzen, damit sie endlich checken, dass ich immer noch krank bin??
Alkohol war an dem WOchenende übrigens nicht im Spiel!! Hab 3 Tage zuvor das letzte mal was getrunken gehabt.
Aber so schwer mir das fällt zuzugeben: Ich schaff es nicht ohne Alkohol. Ich trink momentan nicht viel. Aber es war am Wochenende jeden Tag ein leichtes Getränk und heute hab ich nach vielen hin und her, wo sogar meine Freundin gemeint hat sie hat kein Problem wenn wir uns säfte bestellen weil sie braucht nicht immer alkohol doch nen süßen spritzer bestellt. Wirklich nur einen. Und ich spür ihn auch nicht oder sonst was. Nur warum konnte ich dann nicht einfach nen Apfelsaft gespritzt bestellen?? Hatte einfach das Gefühl in ner Bar muss man was alkoholisches bestellen..
CoCoRiCo hat geschrieben:Du hängst ja doch irgendwie am Leben!
Ja irgendwie tu ich das....Das is wohl eine dauerhafte Hassliebe zwischen dem Leben und mir
Danke nochmal für eure Antworten!
Ich meld mich auf jeden Fall am Wochenende und berichte, ob mit der Entlassung alles geklappt hat!