Anderen nicht mehr weht tun!! Bitte Tipps :)

#1
Hallo,

Ich bin eigentlich noch ganz neu hier, aber die meisten Foren sind schon so weit, dass ich nicht genau weiß, wie ich da am besten einsteige, also eröffne ich vielleicht einfach mal ein neues :)
Ich habe vor etwas mehr als 2 Jahren mit der B. angefangen und eigentlich hatte ich von Anfang an riesen Angst davor, ich kann bis heute nicht sagen, wieso ich überhaupt damit begonnen habe. Ich möchte da so gerne wieder raus, wirklich! Aber ich schaffe es einfach nicht. Die B. hat in meinem Leben schon so viel kaputt gemacht, einige Freundschaften haben gelitten und selbst bei mir zu Hause konnte ich nicht mehr bleiben, da meine Mutter und mein Bruder kein Verständins für die Krankheit aufbringen konnten und mir unterstellt haben das Ganze mutwillig zu tun. :cry: :cry:
Ich hatte allerdings riesen Glück im Unglück, die Famillie meines Freundes hat mich offenen Armen aufgenommen und alle bringen mir hier so wahnsinnig viel Verständnis entgegen, alles was sie möchten ist, dass ich ehrlich bin.
Ich beginn am Freitag, nach meinen schriftlichen Prüfungen, eine Therapie und werde auch eine Gruppe besuchen, aber mich quält die Angst, dass meine Mutter vielleicht doch recht hat.
Obwohl ich ihnen allen hier verspreche FA und den darauf folgenden Gang zum Klo zu vermeiden, und stattdessen mit ihnen offen und ehrlich zu reden, kann ich nicht anderes als doch immer wieder Essen zu kaufen und die Beherrschung zu verlieren. Meine Gedanken kreisen ununterbrochen darum, auch jetzt gerade, obwohl mein Freund im Zimmer ist.
Ich fühle mich als würde ich alle hier betrügen und hinter gehen, obwohl ich das wirklich nicht will! :( :( :( :( Das schlechte Gewissen macht mich ganz verrückt, am liebsten würde ich ihnen allen gar nicht mehr in die Augen sehen, obwohl sie mir nicht einmal Vorwürfe machen!
Gerade heute hatte ich wieder ein langes Gespräch, in dem ich absoluten Willen zur Besserung beteuert habe und das war auch nicht gelogen, aber trotzdem plagt mich schon wieder eine Art Drang es morgen wieder zu tun. Was stimmt denn nicht mit mir?! Wieso bin ich bloß so schrecklich undiszipliniert, auch wenn ich weiß wie sehr ich meinem Freund doch damit weh tue und ihm Sorgen bereite :(
Ich möchte mich so sehr bessern, ich würde jeden Tipp und wenn er noch so klein ist annehmen! Das kann nicht mehr bis Freitag warten, ich möchte endlich niemandem mehr weh tun!
Ich habe es auch eigentlich schon mal geschafft, im Herbst war ich drei Wochen in London in einer Gastfamillie, dort habe ich es fast die gesamten drei Wochen ohne die B. geschafft, allerdings nur mit totaler Kontrolle über mein Essen. Letztlich hat das bedauerlicherweise auch zu einer FA geführt am vorletzten Abend, als meine Gasteltern aus waren. Doch gerade würde ich alles geben, um diese Kontrolle nochmal zu haben, so dass allen hier wenigstens meine B. erspart bliebe.
Wie gesagt, ich bin um jeden Tipp dankbar, aber auch über Berichte eigener Erfahrungen, vielleicht ist das ja auch schon hilfreich. Vielleicht gibt es ja auch nur einen kleinen Tipp wie ich es morgen vermeide, so nach dem Motto " Step by Step" und "Tag für Tag".

Ganz lieben Dank schon mal :)

Re: Anderen nicht mehr weht tun!! Bitte Tipps :)

#2
hey du....

Willkommen... bin auch noch nicht so lange hier....
ich habe deine Geschichte gelesen.... eigentlich möchte ich dir Mut machen.... aber irgendwie kann ich nicht..... Jeder hier will die anderen nicht mehr enttäuschen, noch weniger sich selber.....und klar du willst dankbar sein darfst du dort wohnen, sind sie so nett etc...
Doch ich denke durch dieses denken machst du dir zu viel druck.... und irgendwie kann das nicht gut gehen...
Am Freitag hast du deine erste Therapiestunde, auch von dieser kannst du keine Wunder erwarten.... nicht dass du nachher enttäuscht bist...

Mein Tipp für dich mach dir nicht so viel druck, probiere zu reden, so wie du es machst, und hab verständnis für deine Gefühle....

Und ich denke bei mir ist es so ( in schlimmen Zeiten) wenn sich eine FA in meinem Kopf anbahnt, würde ich morden um zum Ziel zu kommen und der Gedanke "och ich will doch niemanden weh tun" ist dann lächerlich....... es sollte keine entschuldigung sein..... aber es ist so....

aber toi toi toi und der erste Schritt hast du schon gemacht....
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Anderen nicht mehr weht tun!! Bitte Tipps :)

#3
Hallo Du..

Erstmal finde ich es klasse und mutig, dass Du Dir hier Hilfe holst! :)
Ich kann vieles, was Du schreibst, sehr gut nachvollziehen. Es ist klasse, dass Du bei der Familie Deines Freundes wohnen kannst.
Und ich stelle mir vor, dass es sehr weh tun muss, dass Deine eigene Familie Dich nicht versteht.
Es ist toll, dass Du nach Deinen schriftlichen Prüfungen (Ganz viel Glück hierfür!!) eine Therapie beginnst und zusätzlich noch in eine Gruppe gehst! - Hut ab!! Das ist ein Riesenschritt!
Schön, dass sie Dir anbieten, dass Du mit ihnen reden kannst, darfst und auch, dass sie Dir keine Vorwürfe machen..
Nur leider machst Du sie Dir selbst.. Aber selbst das kann ich nachvollziehen..

Die Behandlung der Bulimie und vor allem auch die Ursachen sind noch nicht so gut erforscht wie beispielsweise die Magersucht.
Es gibt verschiedene Ansätze, diese zu therapieren.

Ich habe schon viel ausprobiert:

Zum einen gibt es das Buch 'Zucker und Bulimie' indem dargestellt wird, dass bei Bulimikern ein Mangel an Serotonin besteht, der durch richtige Ernährung, Sonne etc. reguliert werden kann. S. hier: http://www.bzga-essstoerungen.de/index. ... cf502dffeb
Eine Zeit lang habe ich mich nach dieser Weise ernährt, aber irgendwann hat es dann doch wieder zu FA's geführt, denn man verbietet sich im Grunde genommen das 'leckere Essen'.

In meiner Verhaltenstherapie ging es darum herauszufinden, was mich stresst, welche Konflikte ich nicht löse und auch darum, dass ich regelmässig esse, damit der Blutzuckerspiegel nicht absackt (ein niedriger Blutzuckerspiegel löst Heisshunger aus. Isst man vor allem kurzkettige Kohlenhydrate - Süssigkeiten, Weissmehl - steigt der Blutzuckerspiegel schnell stark an, daraufhin wird Insulin ausgeschüttet, sodass der Blutzuckerspiegel zu weit absinkt - et voilà - Heisshunger!'. Meine Therapie war vorbei. Die Bulimie aber noch da. Bzw. kam wieder.
Aber ich hatte es geschafft, mir (fast) nichts mehr zu verbieten, an Lebensmitteln. Ich machte keine Diäten mehr und am Morgen nach einem Essanfall aß ich ganz normal. Auch ließen die Schuldgefühle nach den FA's deutlich nach. Das waren doch schon große Erfolge!

Dann habe ich ein - wie ich finde - richtig gutes Buch gefunden. Es ist eigentlich eher für Therapeuten geschrieben und auch sehr teuer: http://www.bzga-essstoerungen.de/index. ... 3a54c94327
Es bietet jedoch eine sehr interessante Sichtweise auf die Bulimie. Sieht sie aus einem anderen Blickwinkel.
Von da an ist die Bulimie zu einer Hilfe geworden, denn ich wusste, immer, wenn ich den Verlang habe zu essen, obwohl ich keinen körperlichen Hunger verspüre, stimmt etwas nicht. Es sind lauter Interviews, Therapiegespräche. Viele gute Fragen wie zum Beispiel: Therapeutin: Stell Dir vor, ich sammle keine Bücher, sondern Bulimien. Was müsste ich Dir bieten, damit Du mir Deine Bulimie überlässt. (Sprich, was müsste sich Deine Meinung nach in Deinem Leben, an Deiner Einstellung ändern, damit Du die Bulimie nicht mehr nutzt.
Was mich an dieser Therapieform auch sehr anspricht ist, dass man aus der Opferrolle herauskommt. Die Bulimie überfällt einen nicht plötzlich, sondern man nutzt sie ganz bewusst, als Lösungsstrategie. Und. Du hast bereits alle Fähigkeiten, die Du brauchst, um die Bulimie nicht mehr zu nutzen. Nur sind sie blockiert.
Ich hatte mal einige Fragen etc. zitiert - hier die Links:
http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7701913
http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7701795
http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7701879
http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7701874
http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7701833
http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=7&t=7701850

Dann gibt es noch eine junge Frau, die selbst an Bulimie litt und nun eine ganz toll gestaltete und informative Seite mit vielen wertvollen Tipps, Studien und Anregungen führt:
http://bulimieneindanke.blogspot.de

Ich habe viel ausprobiert, viel gelesen, zwei Therapien gemacht und alles hat mir nur kurze Zeit geholfen. Ich arbeite seit einiger Zeit mit dem Sehnsucht und Hunger Konzept von Maria Sanchez und durch den liebevollen Umgang mit mir selbst geht es mir sehr viel besser und ich nutze die Bulimie immer seltener. Das Buch allein, das auch schon 20€ kostet allein hilft leider nicht, aber ich habe aus Foren Tipps herausgeschrieben und momentan hat sie eine eigene Radiosendung. Man kann die Sendungen alle hier nachhören: http://www.radiobremen.de/nordwestradio ... ng100.html
In der Mitte, rechts kannst Du unter 'Alle Sendungen' auch die anderen Beiträge hören. Maria Sanchez hat schon vielen austherapierten Menschen erfolgreich helfen können. In einem der Beiträge, in dem die Mail eines Bulimikers vorgelesen wird, sagt sie, dass sie die Erfahrung machte, dass es zwei Typen von Bulimikern gibt. Die einen übergeben sich, um das Essen loszuwerden, die anderen übergeben sich, um ihre Anspannung loszuwerden. Es ist ein sehr achtsamer Weg, bei dem es dabei geht, die eigenen Gefühle als Anspannungen im Körper wahrzunehmen und diese aufzulösen, zu prozessieren: http://www.youtube.com/watch?v=szcfcbyZWc8

Ich denke es muss jeder einen Weg finden, der gut zu einem selbst passt.. Probier' einfach aus.. Immer wieder.. Und lass Dich nicht unterkriegen, wenn es mal nicht so läuft, wie Du es gern hättest.
Ich wünsche Dir, dass Du Dich gut um Dich selbst kümmerst und Dir keine Vorwürfe machst..

Alles Liebe!
Zuletzt geändert von facilité am Di Mär 11, 2014 9:39, insgesamt 1-mal geändert.
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: Anderen nicht mehr weht tun!! Bitte Tipps :)

#4
Jojodance12 hat geschrieben: Obwohl ich ihnen allen hier verspreche FA und den darauf folgenden Gang zum Klo zu vermeiden, und stattdessen mit ihnen offen und ehrlich zu reden, kann ich nicht anderes als doch immer wieder Essen zu kaufen und die Beherrschung zu verlieren. Meine Gedanken kreisen ununterbrochen darum, auch jetzt gerade, obwohl mein Freund im Zimmer ist.
Hallo Jojodance,

was Du da beschreibst, ist (leider) völlig normal bei Bulimie. Aus Deinem Beitrag lese ich heraus, dass Du und Deine Familie anscheinend ein sehr gutes Verhältnis haben und ihr euch sehr nahe steht. Sie tun aber sich - und Dir - keinen Gefallen, wenn sie Dir Versprechen abnehmen, die Du - krankheitsbedingt - nicht halten kannst. Vielleicht kannst Du Deine Eltern mal mitnehmen zu einer Therapiestunde mitnehmen. Dann kann ihnen die Therapeutin vielleicht vermitteln, wie ihr am besten mit dieser schwierigen Situation umgeht. Dann könnt ihr Vereinbarungen treffen, was beide Seiten tun. Und wo die Grenzen des sich-einmischens liegen.

Liebe Grüße und Dir alles Gute

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)