2013 war für mich das Jahr der großen Kämpfe. Mit mir selbst und vor allen Dingen für mich selbst, gegen die Bulimie und die anderen "Dämonen".
Mein Jahr begann direkt in der Klinik, in die ich mich Ende 1012 begeben habe. Das war eine Zeit der Extreme. Ich habe dort viel gelitten, gekämpft, Angst gehabt und trotzdem war es die schönste Zeit meines Lebens. Habe dort so viel erlebt, so viele neue Freunde gefunden, unter anderem meine beste Freundin, die ich über alles alles alles liebe. Wieder zurück hatte ich wegen den weiterhin bestehenden Problemen in der Familie und Schuldruck einen Totalrückfall. Habe mich mit Hilfe meiner beiden Therapien nach und nach wieder nach vorne gekämpft.
Mein Jahr war geprägt durch Depressionen und Suizidgedanken, aber auch von neuen (und alten) Freundschaften. Habe wieder Kontakt zu meiner ehemals besten Freundin. Meine ehemalige Lehrerin, dir mir vor fast zwei Jahren bei den ersten Schritten gegen die Bulimie geholfen hat, ist inzwischen eine gute Freundin. Sie steht immer hinter mir, immer noch bereit, mich aufzufangen, wenn es mir schlecht geht und ich seh sie ab und zu. All die Zeit hat sie mich nicht einmal im Stich gelassen, sie ist die Person, zu der ich am meisten Vertrauen habe. Meine Situation zu Hause hat sich gebessert, aber es gibt Wunden, die nie verheilen werden. Ich habe die Schule gewechselt, gehe jetzt auf ein berufliches Gymnasium, habe neue Freunde in einer neuen Klasse und neue Fächer (Hauptfach ist Pädagogik/Psychologie). Die neue Schule gefällt mir sehr, ich bin Klassensprecherin einer superlieben Klasse geworden und habe mir einen Traum erfüllt: Spanisch lernen (meine vierte Fremdsprache

) Dass man mich akzeptiert und sogar zum Klassensprecher wählt, war eine völlig neue Erfahrung für mich!
Ich habe in diesem Jahr gelernt, nach Alternativen zu suchen, wenn es mir schlecht geht, anstatt sofort zur Klinge zu greifen. Ich habe gelernt, wie schön das Leben sein kann, wenn nicht alles von dem Gefühlsdämpfer, den die Bulimie mit sich bringt, verschluckt wird. Ich habe gelernt, dass man negative Gefühle manchmal einfach aushalten muss, damit es positive gibt. Ich habe gelernt, mir gutes zu tun. Ich habe gelernt, zu vertrauen. Ich habe festgestellt, wie wichtig manche Menschen für mich sind. Und vor allen Dingen: Ich habe wieder einen guten Essrhythmus, ich spüre wieder, wenn ich satt bin und richte mich danach, esse bewusst. Noch vor einem Jahr habe ich täglich mehrmals erbrochen, heute nur noch 2-3 Mal im Monat.
Ich habe nicht gelernt, wie ich mit meinem Gesellschaftshass und den Hass auf dieses dreckige System umgehen kann, manchmal weiß ich nicht, wohin mit der Wut. Ich habe immer noch Angst, zuzunehmen und drehe bei Gewichtszunahme durch, in diesem Moment kommt der Selbsthass und die Komplexe wieder hoch. Ich fühle mich fast immer unwohl mit meinem Körper, fühle mich zu dick (bin oberes NG). Ich habe Angst vor dem Mai, in dem meine Mototherapie endgültig ausläuft. Ich kann das nicht selbst zahlen und das Jugendamt tut's dann auch nicht mehr. Ich habe Angst, dann gehen zu müssen, weil ich mag meine Therapeutin sehr. Klingt total bescheuert, aber nach einem Jahr Therapie fühle ich mich total abhängig davon, viel mehr als von der Verhaltenstherapie. Zur Zeit geht es mir gut, aber ich habe wiederkehrende Depressionsphasen mit Suizidgedanken (völlig grundlos eigentlich, weil im Grunde hat mein Leben ne 180 ° Wende gemacht und ist sehr erfüllend, ich lebe eigentlich verdammt gerne)
Na ja, gibt noch viel zu tun im neuen Jahr, aber ich bin bereit es anzupacken, auch wenn ich auch Angst habe. Deshalb lautet mein Vorsatz für 2014: Nicht aufgeben! Mal schauen, wie weit ich komme.