Neue "alte" Mitgliederin

#1
Hallo alle !
Ich meine damit alt, nicht dass ich so alt bin (46), sondern alt in diesem
Bulimie-Problem. Bei mir hat es mit 17 angefangen, jetzt ist es nur noch
eine Essstoerung, da ich schon seit bestimmt 10 Jahren nicht mehr k+,
trotzdem fuehle ich, dass das Essen mich zuviel beschaeftigt.
Ich freue, darueber schreiben zu koenen.
Bis bald.
Titine

#2
hallo titine!

grüße an dich! hab eben gelesen, woher du kommst.
doch schön zu wissen, dass die welt so groß ist und nicht überall kalt.
musst auch eine wahrhaft gute schauspielerin sein, weil du deine krankheit so lange vor deiner familie verbergen konntest. haben dein mann und deine söhne denn nie etwas davon mitbekommen?
was meinst du, wie hätten sie reagiert?
hast du andere menschen gehabt, mit denen du reden konntest?
bin selbst 22 (jung oder alt - wie man's nimmt). kann mir nicht einmal vorstellen, wo ich in einem jahr sein werde!
wie geht es dir jetzt? kann man trotz dieser krankheit auch irgendwie glücklich sein?
krieche nun endlich in mein warmes bett und wünsche dir (weil ich's mit der zeitverschiebung gerade nicht so blicke) einfach mal ne schöne zeit!
vielleicht treffen wir uns hier ja bald mal wieder

lea

#3
Hallo Lea !
Ich habe mich sehr gefreut, Deine Antwort zu lesen.
Ich wohne in Bogotá/Kolumbien, bin aber aus Frankreich. Ich habe
meinen Mann in Deutschland (Duisburg/Mülheim a.d. Ruhr) kennen-
gelernt, er ist wohl aus Kolumbien und hat in Deutschland Maschinen-
bau studiert. Er selbst kann es nicht leiden, wenn er Leute sieht, die
"fressen". Er hat wohl gemerkt, dass meine Beziehung zum Essen
nicht normal ist, vermutet aber nicht, dass ich unter Bulimie leide
(jetzt fast nicht mehr). Trotzdem sieht er, dass ich immer mehr oder
weniger Diät mache. So meint er: "seitdem ich Dich kenne, machst
Du immer Diät", dann sage ich ihm, dass ich nicht so wie meine Mutter
werden will. Sie ist dick, isst trotzdem "normal", knabbert zwischendurch
nicht (wie ich). Jetzt im Sommer hatte sie Herzinsuffizienz, so schlimm,
dass ich von einem Tag zum anderen nach Paris geflogen bin, um ihr
und meinem Vater helfen zu können. Ich glaube schon, dass das
Dicksein viele Probleme mit sich ziehen.
Vielleicht haben mein Mann und meine Söhne von meinem K* nichts
bemerkt, da ich es immer heimlich gemacht habe, vielleicht auch
deshalb, weil ich es nicht allzuoft gemacht habe. Trotzdem haben
meine Sóhne ab und zu gesagt, dass es im Bad nach Erbrechen riecht....
Es war mir richtig peinlich. Sie waren damals noch ziemlich klein und
haben nicht nachgeforscht. Jetzt k* zum Glúck nicht mehr, aber ich
knabbere immer zwischendurch, so dass ich zum Essenzeit keinen
Hunger habe und oft nicht mit ihnen am Tisch zusammenesse, worúber
sie sich beschweren.
Als ich alleine in Deutschland gewohnt habe, war die FA jeden Tag, das
K* auch. Ich glaube, es macht schon was aus, dass man sich einsam
fühlt.
Wohnst Du alleine ? Wie schlimm ist Deine Bulimie ?
Bis bald
Titine

#4
liebe titine!

wie schlimm ist meine bulimie? gar nicht so einfach zu beantworten.
manchmal breche ich tage- oder wochenlang überhaupt nicht, dann habe ich wieder phasen, in denen ich ständig nur ans essen denke und zwischen kühlschrank und toilette hin- und herpendle. nicht selten hatte ich in letzter zeit den gedanken: wenn ich es wirklich wollen würde, dann könnte ich damit aufhören. hat bei mir sehr viel mit selbstzerstörung zu tun. der selbsthass in mir ist einfach stärker.
aber ich bin doch recht zuversichtlich, was die bulimie angeht. sehe da noch chancen für mich.
momentan lebe ich nicht alleine. ich habe einer freundin vorübergehend asyl gewährt. dauert nun auch schon fast ein halbes jahr. sie weiß gar nicht, wie gut sie mir tut, allein schon deshalb, weil ich keine ruhe zum k..... hab.
sie hat aber vor, demnächst wegzuziehen, und dann wird wieder sehr viel zeit da sein zum grübeln......ich mag gar nicht daran denken!

meine familie hat auch lange zeit nichts von meiner krankheit mitbekommen. zumindest hab ich das geglaubt. jetzt wissen sie in etwa bescheid, was mit mir los ist, reagieren aber trotzdem nicht darauf. ignorieren einfach die tatsache, dass ich probleme habe. sehen zu, wie ich mich zugrunde richte. das ist echt zum k.....!
fange langsam an, innerlich etwas distanz zu gewinnen. von meinen mitmenschen kann ich nichts erwarten. muss es irgendwie alleine schaffen!
hast du ansonsten ein gutes verhältnis zu deinem mann, deinen söhnen? vielleicht ist der gedanke an eine psychische krankheit für sie geauso erschreckend, wie für meine familie? so sehr, dass sie ihn beiseite schieben und für sich das thema essstörung zum tabuthema erklären.

viele liebe grüße an dich!
vielleicht treffen wir uns ja nächstes wochenende hier wieder

lea

#5
Hallo Lea,
Danke für Deine Antwort. Mein Mann und meine Söhne haben keine
Ahnung, was Bulimie ist. Manchmal gab es Spielfilme im Fernsehen,
wo es darum oder um Magersucht ging, sie hatten keine Lust, es zu
sehen, weil es für sie unvorstellbar ist. Sie beschäftigen sich mit anderen
Sachen. Mein Mann hat in seiner Kindheit manchmal unter Nahrungs-
mangel gelitten, er würde nie verstehen und akzeptieren, dass man
sich voll stopft und noch dazu k**. Irgendwie hat es mich beeinflusst,
dass ich es auch nicht mehr mache. Ich denke nur zu viel an Diáten
und will nicht zunehmen (ich habe nur ein *kg zuviel).
Es kommt mal vor, dass mein Mann mir irgendwelche Aufgaben am
frühen Morgen gibt und ich mache sie nicht, weil ich anderweitig be-
schäftigt bin. (mit Essen ob ich esse oder nicht) Irgendwie ist es blöd. Darum meine ich, dass ich noch nicht ganz geheilt bin, obwohl mein Fall doch viel leichter ist als die meistens hier im Forum (wie ich es aus den Berichten gelesen habe).
Viele Grüsse
Titine