"Und ich bewundere dich so sehr!"
hilfe, bloß nicht

ich hab auch bevor ich die kurve gekriegt hab, die heftigsten sachen abgezogen, hab mich total kaputt gemacht und sozial vollkommen isoliert. am 100. tag, der dann letztes jahr fa- und kotzfrei gewesen wäre, hab ich mich der bulimie wieder hingegeben, weil ich bei der arbeit ein buffet ausrichten musste.
"Hast du es dann von heute auf morgen geschafft das mit den Attacken sein zu lassen? Hattest du dann nicht so etwas wie "Entzugserscheinungen"? Also den Drang nach essen, essen, essen?"
diesen drang kenne ich sehr, sehr gut, er hat mich hundertemale wie ferngesteuert mehrmals am abend in den supermarkt rennen und das in dem moment unvermeidbare tun lassen. aber das war in der heftigsten bulimiezeit, in der ich tagsüber nie gegessen habe und folglich total im unterzucker war. seit ich wieder so esse, dass es sich für mich normal und stimmig anfühlt, habe ich das geändert und ja, es ging wirklich von heute auf morgen und ich hab mich auch von heute auf morgen besser gefühlt!
vllt. treten die attacken bei dir immer noch auf, weil dein körper einfach noch mangelerscheinungen hat. ich finds gut, dass du dich bemühst, nach plan zu essen, und in absprache mit deiner therapeutin kämst du bestimmt auch auf einen vernünftigen tagesbedarf, wenn du in einhalten kannst. aber mal ehrlich, für jemanden, der wie wir "bulimische" mengen leider gewohnt ist, sind die portionen, die du angegeben hast, recht klein... ist mein empfinden!
leider spielen bei dir momentan ja noch gesundheitliche dinge eine rolle, sodass ich dass nicht 1:1 von mir übertragen kann. aber ich esse zB morgens deutlich mehr. insgesamt esse ich über den arbeitstag verteilt die hälfte bis 3/4 meines tagesbedarfs, weil das einfach die zeit vom tag ist, in der ich am stressanfälligsten bin, und die energie dann als "puffer" brauche.
wenn ich deswegen mal ein schlechtes gefühl habe, laufe ich nach hause, statt die ubahn zu nehmen, oder sage mir eben, ok, dann isst du morgen etwas weniger, aber jetzt gerade brauchst du die nahrung und darfst sie dir auch gönnen.
zuhause nach der arbeit koche ich dann meistens noch was eher kcal-armes, aber sättigendes, also gemüse etc. und fast täglich esse ich zum abschluss ne portion grießbrei, den mag ich total, und das hat sich so als ritual eingebürgert. du kannst alternativ auch eine tasse tee trinken, oder ein wassereis essen und und und... es hilft sehr, wenn man sich selbst so ein signal setzt und weiß, ok, jetzt habe ich genug gegessen und es war lecker. wenn man das ein paar mal geschafft hat, dann aufzuhören, merkt man, dass die sättigung verlässlich einsetzt und hat keine angst mehr, dass jede mahlzeit in einen fa ausartet.
deshalb würde ich es vllt. auch mal mit weniger, dafür umfangreicheren mahlzeiten am tag probieren. dann hast du zwischendurch länger ruhe. allerdings brauchst du hierfür wohl doch die absprache mit einem arzt, wegen der beschriebenen beschwerden... ich musste mich anfangs auch zwingen, das gefühl eines gefüllten magens zu akzeptieren (mtlw. macht es mir, auch optisch, nichts mehr aus).
es gibt ganz sicher den weg, der für dich stimmig ist, nur dauert es leider etwas, den zu finden, und hauptsächlich muss man ihn allein finden. aber du hast ja therapeutische unterstützung, die dir bestimmt beim thema "alleinsein als fa-auslöser" gut helfen kann, neue strukturen zu finden, dich abzulenken und so zu beschäftigen, dass es diese drängende leere füllt. jetzt würde ich mir noch für dich wünschen, dass du auch in (d)einen arzt vertrauen fasst. du bist ihm ja keine erklärung o.Ä. schuldig - sondern umgekehrt
