
Nach langem zögern wende ich mich an Euch, da ich nicht mehr weiter weiß.
Meine Lebensgefährtin leidet unter Bulimie. Das schon seit frühester Jugend, also mittlerweile zirka. 15/16 Jahre. Sie hat diesbezüglich schon einige Versuche unternommen, Hilfe zu bekommen und ist dabei entweder an Scharlatane oder sonstwie nicht hilfreiche "Therapeut_innen" gestoßen. Eigentlich hatte sie es schon aufgegeben, nach Hilfe zu suchen und sich damit abgefunden, mit der Krankheit zu leben.
Dann bin ich ihr passiert. Wir haben uns kennen- und lieben gelernt und da das von Anfang an schon sehr innig war, wurde ich relativ schnell eingeweiht und weiß daher von ihrem Problem. Da ich selber eine traumatische Kindheit hinter mir habe und in psychologischer Behandlung bin habe ich auch keine Berührungsängste oder sonstwie einschänkende Vorbehalte ES gegenüber. Ich verstehe das als Sucht, wie ich sie selber aus meiner Zeit des Rauschmittelmißbrauchs her kenne.
Nun mache ich keinen Streß diesbezüglich und versuche, damit so normal als möglich umzugehen. Neue Hoffnung schöpfend konnte ich sie davon überzeugen, das Therapie doch Sinn machen könnte und wir gemeinsam einen Weg aus diesem Dilemma finden werden. Nun sind wir seit mehr als einem halben Jahr auf der Suche nach einer Therapeutin (sollte unbedingt eine Frau sein), die meine liebe Frau dabei unterstützt, von ihrer Bulimie loszukommen bzw. damit einen Umgang zu finden, der sie nicht laufend in finanzielle Schwierigkeiten (und den damit verbundenen Zwängen) bringt.
Allein, das scheint unmöglich! Es sind wohl Therapeuten zu finden, man muß sich halt die 500 Euros (oder auch mehr) leisten können. Wäre da keine Bulimie wäre das auch kein Problem. Da es aber die Bulimie gibt und diese monatlich mehr als diese 500 Euronen kostet beißt sich die Katze genau hier in den Schwanz. Nun wäre man als jahrelang zahlender Arbeitnehmer ja eigentlich der Meinung, wir wären hier in diesem Entwicklungsland ja alle pflichtversichert. Zumindest mir als Unternehmer hat man das eindringlich eingebläut.
Wie also ist es möglich, zu einer Therapie auf Krankenschein zu kommen? Hat da jemand eine Ahnung? Ganz abgesehen davon, das man zu seiner Therapeutin ja ein Vertrauensverhältnis aufbauen soll und die einem also grundsätzlich sympathisch sein sollte.
Über "so what" hatte sie vor Jahren einmal eine Musiktherapie bei einem Lebensberater (nicht Psychotherapeutin?!???) bekommen, da sie diese mangels Sinnhaftigkeit aber abgebrochen hatte hat sie damit auch jeden Anspruch auf sinnvolle Unterstützung verloren. Dieser Sinnhaftigkeit (als Traumaopfer gezwungen werden, sinnlos auf Instrumenten rumklopfen um vielleicht eines Tages die Möglichkeit einer Unterstützung zu erhalten… oida…) werde ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit noch auf den Grund gehen.
Mitterweile hat sie so schon einige Therapeut_innen kennen gelernt, aber eben keine Chance auf einen Krankenkassenplatz.
Anfang des Jahres hat sie sich auch durchgerungen, einen stationären Aufenthalt im AKH zu machen, von dem sie leider noch fertiger zurück gekommen ist, als sie hingegangen ist. Und mit **kg weniger. Großartiges hat man dort geleistet. Mit Bulimie rein, mit Bulimie, Magersucht und manifesten Depressionen wieder raus. Und durch die Belastungen wäre sie fast auch noch als Single rausgekommen, aber wir haben auch das überstanden.
Als sie dort während der Bewegungstherapie unsittlich am Hintern begrapscht wurde und sich darüber aufgeregt hatte (ich bin ja so stolz auf sie – früher hätte sie das über sich ergehen lassen und es am Abend in die Muschel gespuckt) wurde sie von der Therapeutin noch angegriffen (warum sie sich den so aufrege und es wäre ja nicht so schlimm… WIEBITTE???!??! das ist die klassische Täter-/Opfer-Umkehr! nur das ich damit bei Frau Hofinger niemals gerechnet hätte).
Nach stundenlagen Tests war bereits an ihrem Entlassungtag nach nur acht Wochen endlich die Diagnose fertig! Am Tag der Entlassung! Nun weiß ich, das so ein Aufenthalt mehr als 29.000 Euro kostet. Das macht es mir schwer zu verstehen, wie man jemanden acht Wochen lang drangsalieren kann um erst zur Entlassung festzustellen, das man es die ganze Zeit mit einem traumatisierten Menschen zu tun hatte. Vor allem, da das mit derartig hohen Kosten verbunden ist während es gleichzeitig unmöglich ist, Therapiekosten von 500 Euro monatlich zu finanzieren obwohl man jahrelang ein Drittel des Gehaltes einbehalten hat um für den Krankheitsfall vorzusorgen…?!??? Die Sinnhafitgkeit hätt ich gerne mal erklärt bekommen… in der Klinik, also im AKH wurde sie nur fertig gemacht und jetzt danach läßt man sie ohne weiteres im Regen stehn’! Ich versteh das nicht. Und natürlich hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ja ich es war, der sie zu diesem Schritt ermuntert hat und der ihr das Ganze erst eingebrockt hat. Sagt sie nicht, empfind ich aber so.
Was kann man machen, um in den Genuß einer Therapie auf Krankenschein zu kommen? Möglichst, ohne dabei noch 50 Therapeutinnen kennenzulernen, die einem eh nicht helfen wollen oder können.
Warum findet man nirgends Informationen über stationäre Aufenthalte im AKH? Dann wären wir vorgewarnt gewesen. Am Schluß bleit das Gefühl, als Versuchskaninchen und/oder Umsatzträger gedient zu haben. Das kanns doch bitte nicht sein!
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Was kann ich als Angehöriger tun?
Bitte die Länge zu verzeihen aber ich trage das schon länger mit mir ’rum…