Re: eigene Definierungen der ES

#2
Als eine Marter, eine unendlich starke und widerliche Folter in meinem Kopf, die stärker ist als alles andere und die fast immer die Oberhand hat, egal in welcher Form sie gerade dominiert. Sei es in anorektischen oder in bulimischen Phasen. Und das schon seit frühester Kindheit. Allgegenwärtig und kaum zu unterdrücken.

Re: eigene Definierungen der ES

#3
Super Idee dieser Thread, butterfly! (:

Da mein Beitrag für viel Wirbel gesorgt hat und ich keineswegs eine Pro-Bulimie-Einstellung besitze, habe ich ihn nun abgeändert.

Die Bulimie tritt immer dann auf, wenn ich mich selbst vergesse, wenn ich es nicht schaffe, für mich selbst zu sorgen, wenn ich mir, meinem Leben, meiner Meinung nicht genug Gewicht gebe, wenn ich vergesse, dass ich Entspannung, Abgrenzung und Liebe brauche. In diesen Situationen grenzt sie sich für mich ab, tröstet mich und sorgt für Pausen.
Sie zeigt mir somit, wie eine gute Freundin in welchen Situationen ich besser auf mich achten muss etc. Nach und nach übernehme ich die Funktionen, die sie momentan hat, selbst, übernehme Verantwortung für mich und so kann ich mich langsam aber sicher von ihr verabschieden.
Mich von ihr zu verabschieden ist ein wichtiger Schritt, da sie mich zwar in gewisser Weise unterstützt, jedoch hat sie gleichzeitig negative Seiten, wie Geldverlust, Zeitverlust, Halsschmerzen etc.
Zuletzt geändert von facilité am So Mai 12, 2013 9:07, insgesamt 3-mal geändert.
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: eigene Definierungen der ES

#4
Wie sähe denn Deine Definition aus, liebe butterfly?
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: eigene Definierungen der ES

#5
Die Bulimie ist eine Instanz, die mir hilft mich selbst nicht zu vergessen. Die sehr gefühlvoll und energisch immer dann auftritt, wenn ich es nicht schaffe, für mich selbst zu sorgen, die mir selbst, meinem Leben, meiner Meinung mehr Gewicht gibt. Die für Entspannung, Abgrenzung und Liebe sorgt.
puh ...

Die Bulimie ist keine Instanz, sondern eine Krankheit. Eine Suchtkrankheit, um genau zu sein. Bulimie ist weder gefühlvoll, noch sorgt sie für Liebe. Bulimie ist lebenszerstörend und unter Umständen lebensbedrohlich. Bulimie verändert den Charakter. Bulimie ist kein Freund an Deiner Seite, sondern eher der Feind. Bulimie gibt Dir nicht mehr Meinung, sondern sie nimmt sie Dir. Bulimie ergreift Besitz über das, was ich ein freies Leben nenne, weil sie Dich in Gedankengänge und Handlungen zwingt, über die nicht Du die Kontrolle hast, sondern sie.

Bulimie ist kein Helfer und kein Begleiter, sie ist etwas, was den Besitz über Dich haben will. Und sie will die Kontrolle !
Zuletzt geändert von Caruso am Sa Mai 11, 2013 23:28, insgesamt 1-mal geändert.
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: eigene Definierungen der ES

#6
Die Bulimie ist eine Stimme, die mich Tag für Tag begleitet und mir durch schwere Zeiten
hilft, indem sie mich "entlastet", aber in guten Zeiten immer wieder nach untendrückt und
zurückhält. Sie gibt mir das Gefühl nur noch eine Hülle zu sein, die mit Problemen, Sorgen,
Kummer und Angst gefüllt wird... bis ich überlaufe.
Du kannst die Zeit nicht anhalten. Du kannst nicht zurück. Alles, das dir bleibt
sind Erinnerungen. Die Guten und die Schlechten. Lass sie uns zusammenfassen
und durch zwei teilen... Damit wenigstens einer von uns lächeln kann!

Re: eigene Definierungen der ES

#7
@ Caruso


Nein Caruso.
Da muss ich Dir aber heftig widersprechen.
Das bulimische Verhalten tritt auf, wenn ich meine Meinung übergehe, wenn ich mich nicht abgrenze, wenn ich nicht gut für mich sorge, mir keine Pausen gönne usw. Sie stupst mich immer wieder an und unterstützt mich dabei meinen Weg zu gehen. Gerade als Mod. sollten Dir sicherlich unterschiedl. Ansätze bekannt sein. Die Bulimie als Unterstütztung, als Freundin zu sehen, ist ein wichtiger Schritt in verschiedenen Therapie Ansätzen u.a. i.d. Systemischen Therapie. Die Bulimie gewinnt nur so viel an Kontrolle über mich, wie ich ihr gebe, weil ich es momentan noch nicht schaffe, mich gut um mich selbst zu kümmern.

Gerne zitiere ich Dir aus dem Buch 'Wie lasse ich meine Bulimie verhungern? - Ein systemischer Ansatz zur Beschreibung und Behandlung der Bulimie' von Margret Gröne, Carl-Auer Verlag:

Kapitel 4.2.1 Bulimie: Feindin oder Freundin?

'Zu Beginn der Therapie sind es überwiegend negative Deutungen und Sichtweisen, welche die Frauen mit der Bulimie verknüpfen. Sie beschreiben sie als Sucht, die es zu beseitigen, auszurotten gilt, als ungehöriges Verhalten, welches unter Kontrolle gebracht werden muss, als Feind, gegen den man sich mit allen Mitteln wehren muss. Es sind Sichtweisen, die weder für die Frauen noch für den therapeutischen Prozess nützlich im Sinne von Veränderung, das heisst Aufgabe des bulimischen Verhaltens, sind.
Bereits im Erstgespräch ist deshalb ein wichtiger therapeutischer Schritt, die überwiegend pathologie-orientierten Beschreibeungen der Bulimie als etwas 'Krankhaftes', 'Negatives', 'Destruktives' durch positive und wertschätzende Aspekte des bulimischen Verhaltens zu ergänzen. Der Therapeut überlegt:
-Wie lässt sich eine positive Funktion der Bulimie (er)finden?
- Wie können alternative Geschichten und Sichtweisen darüber entwickelt werden, dass die Bulimie ein zur Zeit hilfreiches Verhalten darstellt?
- Wie kann sie - je nach Beziehungskontext und Lebensgeschichte - als 'körperliche Weisheit-, 'sinnvolle Sicherheitshandlung' oder 'Vorbotin für anstehende Entwickltungsprozesse' beschrieben werden?

Dazu folgende Beispiele aus therapeutischen Gesprächen:

Umdeuten: Bulimie als Denkpause und gutes inneres Barometer

- Interview -

Positive Symptombewertung
Die Bulimie als sinnvolle Sicherheitshandlung


- Interview -

Personifizierung: Bulimie als Freundin statt Feindin

- Interview -

Körperliche Weisheit statt körperliches Defizit

- Interview -'


Vielleicht revidierst Du Deine Einstellung diesbezüglich mal ein bisschen.
Zuletzt geändert von facilité am Sa Mai 11, 2013 23:51, insgesamt 3-mal geändert.
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: eigene Definierungen der ES

#8
Wie so viele Dinge in der psychologischen Therapie, läßt sich über Lösungsansätze trefflich diskutieren. Die Gemeinschaft der Psychologen ist sich selber nicht einig, welchen Weg man bei bestimmten Krankheiten verfolgen soll. Der eine nimmt den medikamentösen Weg, der andere eine sonstige Form der Therapie.

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten in der Bekämpfung von Suchtkrankheiten und so, wie es diese Vielzahl gibt, wird es genau so viele Verfechter von dafür und dagegen geben. Eines ist aber sicher, es wird nie die eine Therapie geben, die für alle gleich gilt und immer einen 100%igen Heilungserfolg versprechen wird.

Den Lösungsansatz, den Deine Therapie hier verspricht, oder für möglich hält, halte ich für sehr fragwürdig. Verstehe mich richtig, es ist meine persönliche Meinung. Wenn Dir dieser Weg Erfolg zu versprechen scheint und Dir gut tut, dann ist das völlig ok so. Deswegen werde ich meine Meinung dazu aber nicht revidieren.

Ich habe mich deswegen eingemischt, weil Dein Posting auch User lesen, die sich nicht in Therapie befinden und daher den Sachbezug zu einer systemischen Therapie nicht herstellen können, zumal Du diesen Bezug auch nicht offen gelegt hast. Für diese Leser kann es so wirken, als dass diese Krankeit ein Zustand ist, der einem im Leben weiterhelfen kann, was absolut nicht der Fall ist. Bulimie ist eine Krücke, die einen selber beim Laufen behindert. Man gewöhnt sich an diese Krücke und vergisst darüber, dass man sie auch weglegen kann.

Diesen Beitrag, als völlig losgelösten Beitrag zu einer systemischen Therapie, hielt ich für mehr als fragwürdig und selbst in Verbindung mit dieser Therapieform gehe ich immer noch nicht konform mit dessen Inhalt und als allgemeingültige Aussage.


lG
Caruso

PS:
Die Autorin beschreibt in diesem Buch bulimische Eßstörungen als zwar leidvolle, aber für die betroffenen jungen Frauen dennoch hilfreiche und aus deren Sicht sinnvolle Lösungsstrategien in ausgeprägten Konfliktsituationen. Sie geht davon aus, daß diese Frauen schon über alle Fähigkeiten und Ressourcen verfügen, um ihr Leben auch ohne Eßstörungen zu gestalten, sie diese Möglichkeiten jedoch zu diesem Zeitpunkt aus bestimmten, oft verständlichen Gründen noch nicht nutzen. Statt dessen erleben sie sich in einem Geflecht von verfestigten Glaubenssätzen, problematisierenden Beziehungsmustern und untauglichen Lösungsversuchen.
Zuletzt geändert von Caruso am So Mai 12, 2013 11:04, insgesamt 3-mal geändert.
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: eigene Definierungen der ES

#9
Da meine Antwort scheinbar wie ein Pro-Bulimie-Beitrag gewirkt hat, entschuldige ich mich für diese Tatsache.
Habe meinen Beitrag abgeändert.

Dass Du die Systemische Therapie als fragwürdig ansiehst, ist Dein Problem Caruso. Meine Verhaltenstherapeutin bspw. ist begeistert. Ich habe beinahe 20 Bücher über Bulimie und Heilungsansätze gelesen und dieser hilft mir. Also bitte, respektiere mich und meinen Heilungsweg!
Schönen Tag. ;)

P.S. Keine Ahnung, was Du mir mit der Markierung sagen willst. Aber ehe wir hier unsachlich diskutieren, informier Dich lieber erst genauer.
Zuletzt geändert von facilité am So Mai 12, 2013 9:09, insgesamt 2-mal geändert.
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: eigene Definierungen der ES

#10
Bulimie ist eine Krücke, die einen selber beim Laufen behindert.
Den Vergleich find ich eigentlich recht treffend!

In dem Buch "Die Frau, die im Mondlicht aß" wird die ES auch als eine Art Baumstamm beschrieben, die einem in einem reißenden Fluss als Hilfe dient nicht unterzugehen. Wenn man dann aber wieder ruhigere Gewässer erreicht hat, hindert einen das Festhalten an dem Stamm daran das Ufer zu erreichen.

Für mich war (und ist teilweise immer noch) die Beschäftigung mit dem Essen eine Möglichkeit alles andere an Gefühlen zu überdecken. Ich hab gegessen um die Leere in mir irgendwie zu füllen und gekotzt um meine Angst vor dem Leben mit auszuspucken. Oder wenn ich gehungert hab, dann hatte ich endlich mal das Gefühl irgendwas kontrollieren zu können.

Es gibt da so eine Analogie für das Leben mit einem Glas, das mit Steinen gefüllt wird. Zuerst sollten die größten Steine reinkommen, die stehen für das was am wichtigsten ist in unserem Leben (Menschen und Dinge, die wir lieben und die uns in erster Linie ausmachen), danach kommen kleinere Steine (Beruf, Hobbies,...) und ganz zum Schluss sollten ersten die kleinen Kiesel kommen, die so problemlos die noch bestehenden Hohlräume füllen können.
Eigentlich sollte Essen zu den Kieseln gehören, aber wenn das Leben nicht ausreichend ausgefüllt wird von anderen Dingen, dann haben verdammt viele Kiesel Platz, ganz abgesehen davon, dass man in einer ES auch dazu neigt zusätzlich noch immer mehr der großen Steine rauszunehmen, so dass irgendwann das Glas fast nur mehr mit Kieseln gefüllt ist.
Ich glaub, das was es dann braucht ist ein Neustart, bei dem man das Glas mal auf den Kopf stellt oder es vielleicht auch langsam ausräumt um es dann mit neuem Inhalt zu füllen...

Naja, so seh also ich die ES. Ich hoff das waren jetzt nicht zu viele Metaphern! :)

LG

Re: eigene Definierungen der ES

#11
meine erste assoziation war: "meine" bulimie resultiert aus überforderung, überforderung von den ansprüchen anderer/mir selbst oder meinen eigenen gefühlen. daraus gefolgert ist (war) sie die perfekte und perfideste ausrede vor mir selbst, mich zurückzuziehen. leider vor dem kompletten leben.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: eigene Definierungen der ES

#12
Caruso hat geschrieben:Die Bulimie ist keine Instanz, sondern eine Krankheit. Eine Suchtkrankheit, um genau zu sein. Bulimie ist weder gefühlvoll, noch sorgt sie für Liebe. Bulimie ist lebenszerstörend und unter Umständen lebensbedrohlich. Bulimie verändert den Charakter. Bulimie ist kein Freund an Deiner Seite, sondern eher der Feind. Bulimie gibt Dir nicht mehr Meinung, sondern sie nimmt sie Dir. Bulimie ergreift Besitz über das, was ich ein freies Leben nenne, weil sie Dich in Gedankengänge und Handlungen zwingt, über die nicht Du die Kontrolle hast, sondern sie.

Bulimie ist kein Helfer und kein Begleiter, sie ist etwas, was den Besitz über Dich haben will. Und sie will die Kontrolle !
ein bisschen offtopic, aber das erinnert mich an die guten alten Zeiten als ich noch mut Dir darüber diskutiert habe, lieber Caruso, und ich sehe Du hast Deine Meinung, immer noch nicht geändert :wink:
Ich könnte Romane zu diesem Thema schreiben aber ich lass es. (schliesslich habe ich es schon zu genüge getan :wink: )

Allerdings finde ich es höchst interessant das meine Sicht auf die Bulimie doch nicht so abnorm und selten war bzw. ist wie ich immer dachte!

In dem Sinne, noch viel Spass beim Diskutieren!! :wink:

ontopic:

meine Definition der Bulimie ist in grossen Teilen konform mit der von facilité. (und ich bin und war auch niemals "pro"!)

Re: eigene Definierungen der ES

#14
spannende definierungen habt ihr da!
ich weiß garnicht so genau wie ich sie beschreiben würde...
eher als einen kampf zweier Seelen um meinen Körper.Die eine gewinnt immer mehr die Macht und verdrängt die andere Seele, nämlich die Seele, die mich als Person wiederspiegelt. Nun hat sie langsam die komplette Kontrolle über mich. Beeinflusst mein Denken,Handeln und meine Gefühle in jeder Weise.


Lg butterfly016

Re: eigene Definierungen der ES

#15
butterfly016 hat geschrieben:spannende definierungen habt ihr da!
ich weiß garnicht so genau wie ich sie beschreiben würde...
eher als einen kampf zweier Seelen um meinen Körper.Die eine gewinnt immer mehr die Macht und verdrängt die andere Seele, nämlich die Seele, die mich als Person wiederspiegelt. Nun hat sie langsam die komplette Kontrolle über mich. Beeinflusst mein Denken,Handeln und meine Gefühle in jeder Weise.


Lg butterfly016
So ungefähr würde ich es auch definieren! Wie Engel und Teufel irgendwie. Diese Vorstellung habe ich immer Bildlich. Zwei Gedankengänge die gegeneinander kämpfen und jede für sich triumphieren will!... naja ich finde du hast es schon gut definiert..
  • It's a hard thing faking a smile when I feel like I am falling apart in side!


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
cron