#15
von Cupcake
@Ina:
Ich dachte auch eine Zeit lang ich komm aus der ganzen Sche*** nicht mehr raus. Jeden
Tag hab ich geweint. Oft bewusst und einige Male sind mir einfach plötzlich die Tränen
runtergelaufen. Ich konnte mich vor Freunden nicht mehr zusammenreißen und konnte nicht
mehr lachen, bin oft eingeschlafen oder hab so getan, weil mir einfach die Kraft für alles
gefehlt hat und ich nichts mehr ertragen konnte. Wenn mich jemand gefragt hat, ob alles
okay ist, hab ich einen Nervenzusammenbruch bekommen, weil ich nicht mehr lügen konnte.
Trotzdem stehe ich heute hier und kann sagen, dass ich an manchen Tagen eine Zeit lang
glücklich bin. Ich weine kaum noch... und kann wieder lachen. Endlich wieder. Es ist zwar
immer noch alles schwierig, aber ich bin trotzdem irgendwie froh über meinen Zustand. Es
ist nicht mehr die Hölle, die ich damals durchlebt habe. Was ich will... nun das ist eine gute
Frage. Da hab ich wieder das Problem, dass man darüber nachdenken muss und ich es mir
verkneife, weil dann immer mehr diese schlimmen Gedanken kommen. Ich versuche es wir-
klich zu unterdrücken. Versuch es doch auch einmal! Einfach nicht nachdenken, sondern
handeln und sich auf die Menschen um einen herum konzentrieren, reden, zuhören und
versuchen zu lachen. Es klappt nicht immer... das wäre ja zu schön. Aber diese Momente,
in denen es dann doch funktioniert sind es wert.
Ich hab schon darüber nachgedacht, was ich brauchen könnte, um endlich glücklich zu
sein. Aber was ich will, bekomme ich nicht. Das geht nur mit meinen Eltern zusammen,
aber sie verstehen da ganze einfach nicht. Deswegen unternehmen sie nichts. Ich kann
zum Beispiel nicht allein sein. Selbst wenn ich den ganzen Tag unterwegs war, bin ich
am Ende, wenn ich nur eine Sekunde allein bin. Es ist jedes Mal so... Es ist ein so uner-
trägliches Gefühl, dass ich glaube durchzudrehen. Trotzdem kann ich nicht so gut auf
andere eingehen, weil ich eben immer wieder verlassen oder im Stich gelassen wurde.
Ich habe Angst davor mich anderen zu öffnen und sie dann zu verlieren. Ich tue einfach
alles für meine Freunde und achte deswegen ab und zu viel zu wenig auf mich. Ich kann
mich auch nicht mehr verlieben. Jedenfalls habe ich das Gefühl... weil ich es nicht ertragen
könnte denjenigen wieder zu verlieren. Irgendwas in mir wehrt dich einfach dagegen.
Mehr kann ich momentan nicht aufzählen, weil ich nicht darüber nachdenken will. Es ist
schon zu spät und ich schlaf sowieso so schlecht. Naja... ich versuche es in den Griff
zu kriegen und einfach mehr mit anderen zu lachen und versuche mich wohl zu fühlen.
Wenn ich allein bin, guck ich ob jemand Zeit hat. Wenn nicht, leg ich mich schlafen oder
geh spazieren... höre Musik oder lese etwas. Ich versuche mich auch manchmal mit Körper-
pflege abzulenken. Das dauert immer so schön lange.
Es wird sich sicher etwas bessern... Außerdem. Wenn du schon in einem so großen Tief
bist, kann es doch nur besser werden? Das hat mich damals in meiner schlimmsten Phase
immer zum Lachen gebracht... und letztendlich hat es auch gestimmt.
Vielleicht solltest du deswegen nochmal mit deiner Therapeutin reden. Ich steiger mich auch
so richtig rein, obwohl ich das nicht will. Oft bringt es auch garnichts, weil es einem einfach
nur schadet. Ich weiß nur leider nicht, was man dagegen tun kann. Einmal hab ich es ge-
schafft mich dagegen zu wehren. Ich war da dann aber ein echtes Arschl***. Das war als
meine beste Freundin mir erzählt hat, dass sie B. hat. Ich bin erst durchgedreht und meine
Mom sagte mir dann, dass ich mich da nicht reinsteigern soll. Gut. Dann hab ich versucht
allem aus dem Weg zu gehen, das mich mehr fertig machen könnte. Ich bin gegangen, wenn
sie erbrochen hat und hab angefangen sie mehr zu kritisieren. Das zweite aber mehr unbe-
wusst. Als mir das gesagt wurde... hab ich sofort aufgehört. Das ging keine drei Tage und
ich war wieder wie ausgewechselt. Trotzdem hab ich beschlossen zu gehen, wenn sie sich
übergibt. Einfach weil ich nicht reden kann, weil sie nicht reden möchte und mir einfach
garnichts erzählen möchte, obwohl sie weiß, dass meine letzte Freundschaft daran zer-
brochen ist... und sie es trotzdem nicht macht. Ich will ihr so zeigen, dass ich das nicht
ertrage und es scheint, als hätte sie es verstanden.
Man kann immer was aus seinem Leben machen. Ich bin schon auf einem Gymnasium ge-
wesen, auf einer Realschule, Mittelschule und jetzt auf einer Berufsschule und hab immer
noch keinen Abschluss. Ich weiß, was ich machen will und werde... aber trotzdem bekomm
ich nichts auf die Reihe... Nur oft scheint es eben einfach nur so. Man muss nicht unbedingt
einen Fehler machen... Sowas bezeichnet man normalerweise als "blöd gelaufen". Wenn man
alles richtig macht, können andere Fehler gemacht haben oder es funktioniert einfach trotz-
dem nicht. Außerdem du gibst doch dein bestes? Was daran soll denn falsch sein? Haha ich
schreib sowas, aber denk trotzdem genau wie du. Aber das müssen wir eben ändern... Man
kann nicht dauernd optimistisch sein und sagen "das wird schon wieder" oder "ist doch egal".
Erst recht, wenn es einem schlecht geht. Da sucht man die Fehler doch zuerst bei sich und
macht sich eigentlich nur noch fertig... obwohl man das garnicht will. Mach dir keinen Kopf.
Wirklich. Es gibt nicht nur einen Weg. Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich drei andere
und irgendwie kommt man immer an sein Ziel. Ich zum Beispiel will später einen gut bezahlten
Job haben oder zumindest einen, der nicht so mies bezahlt wird. Deswegen mach ich jetzt
extern meinen Quali, dann fang ich eine Ausbildung als Bürokauffrau im Computerbereich an,
hab nach den drei Jahren Ausbildung meine mittlere Reife und mach eine Fortbildung, damit
ich Rechtsanwaltsgehilfin werden kann. Gut, wenn ich meine mittlere Reife nicht krieg, weil
meine Noten nicht gut genug sind, dann versuch ich Praktika zu machen und über Freunde,
von denen eine im Gericht arbeitet an eine Ausbildung als Rechtsanwaltsgehilfin zu kommen
oder sowas. Ich schaff das schon irgendwie und du kriegst das sicher auch hin.
Dass du nach deinem Abschluss Zeit für dich brauchst, klingt nicht egoistisch. Das ist das
beste, dass du tun kannst. Neue Kraft tanken, dich etwas aufbauen und dann neu anfangen.
Du brauchst sicherlich Urlaub von dem ganzen Stress. Wenn du nicht in eine Klinik willst,
das ich voll und ganz verstehen kann, dann guck doch, ob du [wenn du mal von zu Hause
weg musst] dass du eine Woche oder so bei einer Freundin bleiben kannst oder frag doch
deine Tante, ob das demnächst mal klappen könnte, dass du ein paar Tage bei ihr übernach-
ten kannst. Du bist sicher überfordert und sowas wäre genau das richtige.
Ich hab ungefähr vor drei Wochen erfahren, dass sie eine ES hat. Es hat mich hart getroffen.
Vor allem weil ihr Dad sagte, dass ich daran Schuld bin und ich auch das Gefühl habe. Ich
konnte nur noch weinen und ihr nicht mehr in die Augen sehen. Es war wirklich schlimm.
Reden kann ich mit ihr nicht... Wenn ich meinen Mund aufmach, dann kommt kein Ton raus.
Es ist da wie früher. Für so ein ernstes Gespräch bin ich noch nicht bereit, weil ich es denk
ich einfach nicht hören will. Außerdem... kommt sie kaum noch zu mir, weil sie immer so
fertig ist. Ist ja normal, wenn man alles erbricht. Aber wie schnell sie außer Puste ist, ist
wirklich erschreckend. Ich hab immer versucht durchzuhalten und mir nichts anmerken
zu lassen, aber sie sagt das so offen und ich mache mir sehr schnell Sorgen. Wenn sie mal
mit dabei ist, sind auch meine Freunde dabei und die wissen von ihrer ES garnichts und von
meiner nur ein paar. Auf meine SMSn, indenen ich sie frage, wieso sie das macht, antwortet
sie nicht... Sie hat wohl keine Lust mit mir darüber zu reden. Von ihr kommt einfach kein
"Lass uns mal reden" oder so... Ich traue mich nicht, aber ich befürchte ich muss mich
demnächst dazu zwingen. Es wäre wichtig... und ich sollte da eigentlich nicht kneifen.
Was sind denn die Anzeichen bei deiner Freundin? bzw. wie weit geht es schon. Grundlos
wirst du diese Befürchtung ja keinesfalls haben. Heißt also sie isst schonmal zu wenig bis
garnichts?
Wegen Klinik schwanke ich immer so. Eigentlich will ich ja garnicht... nur hat mich das mit
meiner besten Freundin so geschockt, dass ich hin wollte, damit wenigstens sie wieder ge-
sund wird. Ob das bei mir klappen würde... Ich denke nicht. Es muss im Kopf ja klick machen
und wenn das durch meine Freunde, meine beste Freundin, meine Familie oder meine Einsicht
nicht geschieht, was sollen Fremde dann machen können? Lieber lasse ich mich von einem
Therapeuten beeinflussen mal ein bisschen über mein Handeln nachzudenken... so nach und
nach alles in Frage stellen zu lassen und so weiter. Das wäre besser für mich. Außerdem
bin ich dann so nicht von meinen Freunden getrennt und hab wenigstens ein halbwegs
normales Leben.
Weiß deine Schule eigentlich bescheid? Bei mir weiß es noch keiner, aber ich hab vor es
meinem Sozialpedagogen zu erzählen. Der ist wie einer dieser Lehrer, die Schülern mit
Problemen helfen. Also das gehört bei ihm auch dazu und deswegen will ich darüber mit
ihm reden. Falls es mir schlecht geht, weiß auch einer was los und was zu tun ist.
Komisch, dass das nicht geht... Obwohl es auch sein kann, dass sie einfach ziemlich
verplant ist. Heißt, dass sie viele Termine hat. Aber ich hatte das auch schonmal, dass
eine andere Patientin um mehr Stunden gebeten hat und ich deswegen nicht hin konnte.
Genau informier dich mal wegen der Tagesklinik.
Hast du eigentlich Schlafprobleme? Oder bekommst du Antidepressiva oder sowas?
Ich rauche viel... aber trinken kann ich kaum was. Ich kann kaum etwas trinken. Ich hab
selbst da Angst zuzunehmen. Außerdem schmeckt mir der Alkohol nicht... Irgendwie schmeck
ich den auch bei allem raus. Echt schade. Manchmal tut es einfach gut sich ordentlich zu
betrinken.
Du kannst die Zeit nicht anhalten. Du kannst nicht zurück. Alles, das dir bleibt
sind Erinnerungen. Die Guten und die Schlechten. Lass sie uns zusammenfassen
und durch zwei teilen... Damit wenigstens einer von uns lächeln kann!