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von Salamandra
Hallo Ihr,
also ich glaube auch, da ist jeder Lernprozess sehr individuell. Meine erste Therapeutin hat immer gesagt, das kann man nicht erzwingen, weil halt jeder Prozess anders ist. Besonders getröstet hatte mich diese Aussage nie, aber ist wohl so. Bei mir hat es sehr, sehr lange gedauert. Als ich aufgehört habe zu k*, dachte ich, super, ich habs geschafft. Dem war aber nicht so, - ich habe zwar nie wieder gek*, aber trotzdem war mein Essverhalten noch sehr variabel - das war wohlgemerkt vor fast elf Jahren... in diesen elf Jahren gabs viele gute Phasen, in denen ich mich frei fühlte, aber es gab auch mal schwere Phasen mit einigen FAs und Quälerei. Letztes Jahr wurde ich unverhofft mit Sachen aus meiner Kindheit/Jugend konfrontiert und das hat mir mein Essverhalten wieder umgeworfen - ohne k*, aber mit FAs, die ich nicht kontrollieren konnte, so kams mir vor (in dieser Hinsicht hab ich schon gedacht, sie hätten sich verselbstständigt, @facilité, das hat mich sehr erschreckt) - da habe ich vieles begriffen und bin stracks wieder zur Therapie.
Ich glaube, es hat schon viel damit zu tun, wie weit man gelernt hat, mit den Dingen umzugehen, die dazu beigetragen haben, dass wir diese Krankheit bekommen haben, weswegen wir die Bulimie brauchen, usw. Und dazu ist es wichtig, sich selbst verzeihen zu können, und auch erkennen, was gar nicht die eigene Schuld war. Ich habe z.B. so oft damit gehadert, Jahre und Jahre an diese Krankheit "verschwendet" zu haben. Jetzt ist es ok, ich verstehe es jetzt und es ist in Ordnung, ich hab mich selbst wieder lieb, ums mal irgendwie zu sagen, und ich kann erkennen, dass ich soviel geschafft habe, trotz und wegen allem.
Klar, es liegt mir noch irgendwo quer, dass meine Mutter z.B. gar nicht bereit ist, über das Thema zu reden. Meine jetzige Therapeutin hat gesagt, wir haben ein Recht darauf, unseren Eltern das zurückzugeben, was wir gar nicht haben wollten. Und sie hat auch gesagt, dazu müssen sie gar nicht anwesend sein, die Eltern oder die Personen. Das können wir uns allein erarbeiten, diese Freiheit. (und ich hab trotzdem eine gute Beziehung zu ihnen, aber mit meinen eigenen Standpunkten, ich glaube, das eigene Identitätsgefühl spielt da auch mit rein) - Und das Lernen geht weiter - ich arbeite noch an meinem "Perfektionismus", der Tendenz, mich immer mit anderen zu vergleichen - aber auch das geht besser, ich kann mit diesen Frustrationsgefühlen besser umgehen, ich steigere mich da nicht mehr rein.
Meine jetzige Therapie ist anders als alles vorherige - die Beziehung ist von du zu du, sehr locker, sehr ehrlich, sehr entspannt. Zuerst habe ich irgendwie Halbgötter in der Therapie gesucht. Jetzt ists einfach von Mensch zu Mensch und das tut gut, ich genieße es richtiggehend.
So sah und sieht es bei mir aus. Lasst euch nicht davon entmutigen, dass es dauern kann, dass man wieder zur Therapie muss, dass man Rückfälle hat. Sich um sich selbst kümmern, sich selbst lieb haben, sich verzeihen können, Geduld mit sich selbst zu haben, das ist dabei so wichtig!
LG
Salamandra