Hallo Ihrs,
einige hier kennen mich ja sicher noch etwas näher und wissen das ich seit vielen Jahren gesund und glücklich damit bin.
Ich bin normaler weise die Erste, die ganz laut Ja schreit wenn es um die berühmte Frage geht ob man von einer Essstörung geheilt werden kann oder nicht und sehe mich als lebendes Beispiel dafür, dass es geht.
Ich bin gesund, geheilt, esse gern, regelmäßig, ausgewogen, vielseitig, wo mir der Sinn nach steht und was mir in die Finger gerät und mache mir Null Gedanken darüber.
Alles toll sollte man also eigentlich meinen.
Dennoch ist es so, dass mir bis heute auffällt das ich, sobald ich "emotional gefordert" bin schnell wieder "umkippe". Soll heißen, sobald ich emotionalen/psychischen Stress habe falle ich in alte Verhaltens/Gedankenmuster zurück.
Ich hatte erst vor wenigen Monaten Abschlussprüfungen, habe mich getrennt, bin umgezogen (erst wieder zu meinen Eltern, 6 Wochen später die erste eigene Wohnung) habe einen neuen Job, mich neu verliebt um zu merken das er ein Arsch ist.... Alles viel zu viel und was macht die liebe Bibi dann?
Richtig, das Essen einstellen/ nur "auf Zwang" essen, übers Kotzen nachdenken, svv nachdenken etc. pp.
Das ganze Programm also wie früher.
Und es ist ja nicht das erste Mal, dass sowas passiert, es passiert jedes mal wenn ich mit extremen Gefühlen konfrontiert bin. Da ich aber ein sehr Gefühlslebiger Mensch bin passiert mir das durchaus öfter.
Ich habe mal gesagt andere haben Gefühle, ich lebe sie. Bei mir gibt es keinen halben Sachen. Wenn ich mich zb. verliebe dann nicht so ein bisschen, sondern dann gleich Hals über Kopf. Und wenn ich dann Liebeskummer habe, enttäuscht bin, wütend bin, traurig bin, dann passiert das eben auch nicht nur so ein bisschen (mit positiven Gefühlen ist es natürlich das Gleiche, aber die lösen nicht so ein Chaos aus). Und weil ich damit anscheinend immer noch nicht umgehen kann kommen dann immer und immer wieder die alten Gedanken zurück.
Wenn ich sonst alles vergesse, mein Suchtgedächtnis funktioniert 1a.
Und mir wird auch immer mehr bewusst wie weit das eigentlich geht. Ich habe zb keine Waage, weil ich sage das ich keine brauche. Brauche ich auch nicht. Aber ich weiß auch, dass ich bis heute keine haben könnte. Es würde einfach nicht gut gehen. Oder könnte ich zb nie eine Woche fasten, wie es eine Freundin von mir gerade getan hat. Mir wäre das Risiko einfach viel zu groß das ich nicht mehr damit aufhöre bzw nach der gesetzten Zeit nicht wieder esse wie vorher/ ewig brauche um zu einem normalen Essverhalten zurück zu finden.
Und das alles ja nicht nach 6 Monaten oder einem Jahr clean sein. Wir reden hier von 7 oder 8 Jahren.
Was gut ist, es aber manchmal auch gefährlich für mich macht. Weil mich da nämlich der Gedanke lockt, der sagt mir kann ja gar nichts passieren. Nur einmal, komm schon, dass ist doch nicht so schlimm...
Der einzige Grund weshalb ich noch nicht wieder bis zu den Ohren in der Scheiße stecke ist die andere Seite meines kleinen Hirns, die zum Glück viel zu schlau dafür ist.
Ich glaube ich bin ein ziemlich willensstarker Mensch. Das hat mich damals geheilt, mich dahin gebracht wo ich jetzt bin und bewahrt mich davor wieder in den Abgrund zu springen.
Ich mache mir also auch nicht all zu viele Sorgen wieder da zu landen wo ich schon einmal war, weil ich mich eigentlich auf diese Seite von mir verlasse.
Ich frage mich nur, ist das normal???
Willensstärke vs. Suchtgedächtnis
#1"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde