Tja, ich habe soeben einen bestimmt 2-seitigen Post verfasst, der jetzt einfach mal so weg ist. Aber ich habe eine Vorversion glücklicherweise im Word-Format abgespeichert. Fehlt aber ein gutes Stück, nun also nochmal los
Erstmal heyho!
Den "Stopp-Bulimia"-Schalter habe ich soeben symbolisch in meinem inneren gedrückt. Damit einher ging eine Welle der Angst und Unsicherheit.
Dieses Gefühl wird mich ohne das tägliche Erbrechen vermutlich auch eine Weile immer wieder begleiten, aber ich bin darauf eingestellt und möchte damit arbeiten und es überwinden. Denn was nützt es mir, wenn ich erbreche und mein Selbstwertgefühl, mein Vertrauen in mich, meine Freude am Leben, meine Gesundheit irgendwann soweit zerstört ist, dass es gar nicht mehr nötig ist Angstgefühle zu dämpfen, weil gar kein Lebenswillen mehr da ist?! Und das ist es, wo es mit Bulimie doch letztlich hinausläuft:
Flucht vor dem Leben. Also ich ziehe mein T-Shirt an und werde es vermutlich mehr als einmal vollweinen, aber das ist okay. Nun zu meinen Veränderungen
Sehr wichtig sind erstmal die Veränderungen meines Denkmusters:
Ich habe meinen Versuch das Erbrechen aufzugeben - bei dem ich es fast drei Wochen geschafft habe - als Scheitern angesehen, weil ich letztlich die Gefühle "nicht aushalten" konnte und depressiv wurde. Dann hat das Monster Bulimie mich aus den Suizidgedanken geholt und ich wurde in die Bulimie rückfällig. Nun habe ich keine Suizidgedanken mehr, bin aber wieder bulimisch. Mein Denkmuster ist dementsprechend: Bulimie hält mich am Leben - ohne Bulimie sterbe ich/will nicht mehr leben/muss schlimme Gefühle aushalten.
Dem setze ich nun entgegen, dass Bulimie ein Versuch war meine Kindheitstraumata zu verdrängen und mich am überleben (mit den schlimmen Erfahrungen) zu halten.
Entweder ich nutze diese Erkenntnis nun, um sie als Rechtfertigung für weiterhin bulimisches Verhalten zu verwenden; so nach dem Motto "Ich habe so schlimmes erlebt, da DARF ich mich der Sucht hingeben."
Oder ich nutze die Erkenntnis um daraus die Notwendigkeit zu ziehen mich eben genau nicht bulimisch zu verhalten: "Ich habe schwere Zeiten durchgemacht und (deshalb) ernst zunehmende Probleme: ich brauche Hilfe, Liebe, Unterstützung und Therapie, um all das aufzuarbeiten. Ich brauche keine Bulimie, die mir zusätzlich das Leben schwer macht und mich zerstört!." Ich verzeihe mir nun also das bulimische Verhalten als Heilungsversuch/Verdrängung, ABER ich entscheide mich nun auch wieder aktiv gegen das Kotzen! Ich werde selbstwirksam wie ich es schon mal war! Ich sehe meinen Versuch der letzten Wochen nicht mehr als Scheitern, sondern teilweise als Riesenerfolg! Ich versuche aber auch daraus zu lernen und die Notwendigkeit zu sehen ANDERS mit meinen Gefühlen umzugehen, denn es kann ja nicht sein, dass ich suizidgefährdet werde, sobald ich mein Symptom aufgebe. Also brauche ich in erster Linie Therapie. Jetzt weiß ich aber leider nicht, wann diese beginnt. Es kann theoretisch noch bis März dauern und es wäre doch furchtbar um meine kostbare Lebenszeit wenn ich die nächsten drei Monate einfach kotzend an mir vorbeistreichen lasse! Mein Therapieziel wird zudem nicht im alleinigen Aufgeben meines Symptoms bestehen. Zugegeben weiß ich noch nicht genau worin es konkret bestehen wird. Ich habe nur eine ungefähre Vorstellung und weiß, dass wenn ich es erreiche, es sehr schön wird. Ich weiß außerdem, dass ich an der Vergangenheit arbeiten werde (die ich allein gar nicht angehen sollte!). Aber warum kann ich auch jetzt schon glücklich sein und mit dem Kotzen aufhören?
Weil ich mehr als ein Patient bin. Das erkläre ich so: Es gibt natürlich eine Beziehung zwischen meiner "komplexen Störung" und meinem Leben. Problematisch wird es nur da, wo die psychischen Belastungen soweit gehen, dass man verlernt zu leben.
Ich stelle fest, dass mein eigenes Leben, meine eigene Persönlichkeit zu kurz kommen! Da kann ich noch so sehr kämpfen: wenn ich nicht anfange mein Leben nach meinen Wünschen umzugestalten, wird immer etwas EXISTENTIELLES fehlen, das mir kein Therapeut und keine Sucht ersetzen kann (wenn auch Therapeut und Sucht die größten Gegensätze sind, haben sie ironischerweise diesen Punkt gemein). Denn weder der Therapeut kann MIR sagen wie ich schön und glücklich leben kann, noch kann die Sucht einem das ersehnte Glück bringen - die wahren Abgründe kennen wir schließlich alle! - aber auch nicht die reine Vermeidung der Sucht, d.h. die Ausrichtung des Lebens nach möglichst ungefährlichen Situationen wird meine Seele befriedigen. Ich muss mich trauen auf die Suche zu gehen.
Das Schöne ist, dass ICH als MENSCH mein Leben in der Hand habe und verändern kann. Von diesen Veränderungen werdet ihr im Laufe meines Beitrags noch viel lesen

Ich denke außerdem, dass ich es schaffen kann das Kotzen aufzuhören.1. habe ich es schon mal geschafft 2. bin ich nun noch reicher an Erkenntnissen und 3.kann ich jetzt schon "alleine" auf verhaltenstherapeutischer Ebene arbeiten, denn die Strategien dazu habe ich in der Klinik bereits gelernt! Somit ist der Grundstein für mein momentanes Ziel gelegt:
Leben und Denkmuster umgestalten und nicht mehr kotzen. Damit bin ich nicht geheilt, aber meine Lebensqualität und Zufriedenheit wird sich erhöhen und das allein ist so lohnenswert!
Zum Jetzt ist auch wichtig mich nicht von den Zwischenfällen der letzten Zeit demotivieren zu lassen. Es kam so wie es kommen musste und
jetzt bin ich schlauer und möglicherweise auch jetzt erst bereit. Es nützt nichts mich zu ärgern oder abzuwerten über das was geschehen ist :
Fakt ist, dass ich ab dem Abschicken dieses Posts mein Club-T-Shirt für die nächste Zeit nicht mehr ausziehen werde.Es wird sich zeigen wie lange diese Zeit dauern wird. Ich hoffe eine Ewigkeit, so wie mary stets sagt "möge es in Frieden ruhen" - mit dem Unterschied das mein Monster noch hellwach und kräftig ist. Dafür bin ICH jetzt ebenfalls stark und entschlossen!
Die größte Frage ist (wie schon oft hier von mir thematisiert): Wie soll ich mit meinen Gefühlen umgehen?
Speziell zu schlechten Gefühlen unmittelbar nach dem Aufstehen habe ich mir folgendes überlegt:
-Ich wache auf und bleibe bewusst noch einen Moment liegen.
-Ich spüre (im betreffenden Fall), dass es ich mich schlecht fühle.
-Aber, dass ich mich schlecht fühle, heißt nicht, dass ich schlecht bin.
-Ich weiß, dass ich mich auch gut fühlen kann im Laufe des Tages und es gibt einiges worauf ich mich freue (morgen z.B. Weihnachten

und Familie!)
- Ich betrachte den Tag als ein Geschenk, es könnte mein letzter sein.
Allgemein zu der Überwältigung von Gefühlen habe ich mir dies überlegt, aber für Verhaltenstrategien oder Ideen zur positiven Ablenkung wäre ich sehr dankbar!!!
Ich selber habe mir folgendes überlegt, wenn die Angst und Schamgefühle auftreten:
1.mich in Ruhe auf mein Bett legen und es mir gemütlich machen. Versuchen meinen Körper zu spüren und zu hören, was er mir zu sagen hat.
2. wenn 1 nicht wirklich hilft im Forum schreiben oder mich jemandem in meinem Umfeld anvertrauen
3.wenn niemand verfügbar ist
oder mir helfen kann (was wahrscheinlich nicht daran liegen wird, dass die Person mir nicht helfen will!) werde ich trotz aller schlechten Gefühle die folgenden Sätze sagen und dabei tief ein und ausatmen:
Grundlegendes Denkmuster
- Ich bin im Hier und Jetzt.
-Ich bin okay so wie ich bin im Hier und Jetzt. Auch mit (->den betreffenden, jeweiligen) Gefühlen, Sorgen, Ängsten, Problemen, Zweifeln bin ich vollkommen okay.
- Ich nehme war, dass mich diese Gefühle unsicher machen und ich flüchten will.
- Ich nehme war, dass ich mich schuldig und minderwertig fühle und eine Stimme in mir sagt, dass ich es eh nie schaffen werde (die Gefühle auszuhalten, die Bulimie zu überwinden).
- Aber mir geht es im Hier und Jetzt nicht um die Zukunft oder ob ich es je "schaffen werde". Es geht mir nur darum
im Hier und Jetzt anzukommen.:
- Die Erfahrungen, die mich minderwertig und schuldig fühlen lassen, liegen in der Vergangenheit und nicht im Hier und jetzt.
-
Ich darf die Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle also aus meinem Kopf verbannen und glücklich sein.
- Dafür muss ich nicht erst kotzen, um dann einen "sekundären" Grund zu haben, der mich erneut schuldig und minderwertig fühlen lässt.
- Ich brauche jetzt nicht zu essen, wenn ich keinen körperlichen Hunger oder Appetit habe, denn
ich bin bereit meinen seelischen Hunger zu stillen - auch wenn mich das Ausmaß meines seelischen Hungers überwältigt.
Die zweite Frage wäre also wie ich meinen seelischen Hunger stille, auch hier bin ich für alle Tipps und Anregungen offen : )
Mit seelischem Hunger meine ich das Bedürnis nach Nähe, Liebe und Geborgenheit. Dieses ist bei mir sehr groß und gleichzeitig sehr unbefriedigt. Nun sind glücklicherweise Weihnachtsferien, so dass ich meine liebe Familie um mich herum haben werde, aber danach geht es wieder alleine ins Studentenwohnheim. Langfristig habe ich mir nun überlegt in eine WG zu ziehen und mein Studienfach zu wechseln, da mir mein jetziges wirklich nicht gefällt und ich keine Berufsaussichten damit habe. Mit einer WG hätte ich ja schon mal mehr Leute um mich und beim passenden Studienfach fällt das Kontakte knüpfen sicher auch leichter, da man schon mal ein gemeinsames Interesse hat und evtl sogar gleich drauf ist, wenn man das gleiche studiert. Aber das wird sich dann zeigen

Kurzfristig gesehen wäre es für mich sinnvoll auch nach den Weihnachtsferien meine Familie noch mehr zu besuchen. Sie gibt mir so viel, da sollte ich nicht so bescheiden und bedürfnislos sein, sondern ruhig mehr von den schönen gemeinsamen Stunden kosten : )
Außerdem möchte ich mich mehr darum bemühen meine Freunde zu treffen, ich habe einige tolle Freunde! Wenn sie mal keine Zeit haben und mir absagen, ist das zwar nicht schön, aber dennoch auszuhalten und dann kann ich ja immer noch schauen was ich schönes tun kann. Davon brauche ich mich dann nicht ins Boxaun jagen lassen. Trotz allem muss ich nun auch das Gefühl der Einsamkeit wahrnehmen, wenn ich nicht mehr erbreche.
Aber ich muss es nicht aushalten. Wie ich bereits geschrieben habe, darf ich unter liebe Menschen gehen, die mir guttun. Wenn sie nicht da sind, darf ich hier im Forum posten. Ich darf emails schreiben.
Ich darf traurig über die Einsamkeit sein. Ich darf mich nach einem Partner, engen Freunden, meiner Mutter, meiner Familie sehnen und ich darf mich freuen, wenn ich meine Lieben wiedertreffe und nicht mehr alleine bin!
Ich möchte viel mehr zulassen.
Ich möchte weniger bewerten und mich und meine Bedürfnisse nicht mehr derart abwerten.
Das wird ein harter Weg und viel Arbeit. Es wird nicht von heute auf morgen gehen.
Aber ich bin bereit loszugehen.
Ich habe das Leben verdient, ich muss es mir nur selber ermöglichen!
Aber genau an diese wunderschöne Erkenntnis knüpft eine weitere. Es wird schwer diese in Worte zu fassen, aber ich will es mal versuchen: Ich erbreche nicht nur um zu verdrängen, ich esse und erbreche auch um tolle Gefühle in dem Rausch zu erleben. Das muss ich einfach mal so offen und ehrlich zugeben. Wir alle kennen die Kehrseiten der Bulimie, die schweren körperlichen Folgen und haben das Wissen, dass es unser Leben zerstört. Dieses Wissen hatte ich auch vor meinem letzten Vorfall und trotzdem habe ich es getan. Warum also? Weil der Drang nach dem Rausch größer war. Einerseits natürlich situativ bedingt (Nahrung verfügbar, großer Leidensdruck), aber zweifelsfrei auch,
weil das Essen und Erbrechen in gewissen Momenten große Erleichterung, Spannungsabbau und Hochgefühle erzeugt. Diese "positive" Seite muss man einfach so sehen. Aber vor allem kann man aus ihr einen unglaublichen Nutzen für die Heilung ziehen!
Denn wenn in meinem Leben das einzige Hochgefühl ein erbrochenes Schokomüsli ist, dann läuft aber gewaltig etwas falsch!!! Und dieses Lebensgefühl = dass mir das Leben nicht mehr zu bieten hat als eine erbrochene Lasagne oder Schokomüsli hat sich bei mir in der letzten Zeit wieder eingeschlichen. So hart, makaber und erbärmlich es auch klingt. (Das Problem ist hierbei jedoch auch wie ich bereits oben beschrieben habe, dass ich in gewisser Weise verlernt habe zu leben/meine Wünsche wahrzunehmen und daher die Sucht und ihre SCHEINBAREN Vorzüge umso mehr in den Vordergrund rückten. Aber genau daran kann ich etwas ändern und zwar einmal vom Denkmuster als auch auf der Handlungsebene.
1) zur Handlungsebene:
Ich möchte und
ich werde mein Leben aktiv umgestalten, ja regelrecht umkrempeln. Von der Therapie habe ich bereits erzählt, die tiefgreifende Gefühle und Konflikte mit mir bearbeiten wird, aber ich möchte auch mehr aus meinem Leben "machen" und mehr Lebensinhalt. Ich bin mehr als meine Bulimie, deren Bekämpfung und das Reflektieren über den Bekämpfungserfolg. Auch wenn mir letzters mit euch großen Spaß macht
Konkret heiß das, dass ich meinen LEBENSHUNGER stillen will.
Ich werde bald mein Studienfach wechseln, worauf ich mich schon enorm freue. Damit werde ich auf jeden Fall mein geistiges Bedürfnis mehr stillen. Wen mehr zum Studienwechseln interessiert, der kann gerne nachfragen : )
Außerdem will ich meine Interessen kultivieren. Welche Interessen/Eigenschaften habe ich?
- Kunst
- naturverbunden
- Philosophie
- spanisch (Sprache) beigeistert
- Psychologie
- Lebensfragen
- filmbegeistert
- soziale Fragen (Gerechtigkeit).
Was ich mir bisher überlegt habe, war ein Ehrenamt auszuüben, aber ich denke das könnte langweilig sein.. vielleicht aber auch sehr bereichernd und mit vielen tollen Leuten verbunden?! Außerdem ein Spanischkurs an der Volkshochschule und da hören meine Ideen auch schon auf. Wobei ich noch mit dem Gedanken gespielt habe, das Reiten wieder anzufangen. Ist aber Jahre her, dass ich das letzte Mal auf einem Pferd saß und es ist ja auch sehr teuer. Auf der anderen Seite spare ich ja nun auch Geld, wenn die Ess-Brech-Anfälle ausbleiben

Habt ihr anhand meiner Interessen Ideen was ich so machen könnte? Würde mich riesig freuen : )
Langfristig wünsche ich mir auch eine Partnerschaft und Familie.
Nun habe ich aber auch geschrieben, dass ich an meinem Denkmuster etwas ändern muss, um von dem Glauben, das Leben habe mir nicht mehr als ein erbrochenes Müsli zu bieten, Abstand zu nehmen. Und zwar ist dieser Glaubenssatz nicht nur bezogen auf die Zukunft, in der ich die Veränderungen plane, sondern auch auf das Hier und Jetzt bezogen, nicht haltbar. Damit täte ich meinen lieben Mitmenschen, die die Momente mit mir sehr schätzen,
aber vor allem mir selbst sehr, sehr unrecht. Schon jetzt - auch mit komplexer Störung

- bin ich ein wertvoller Mensch und habe meinen Platz hier verdient. Ich habe tolle Eigenschaften, besondere Fähigkeiten und vieles das mir große Freude bereitet.
Und ich weiß, dass ich in den letzten Wochen verdammt viele Momente verbracht habe, die einfach nur wunderschön und besonders waren und alles andere als tauschenswert gegen einen Essanfall! Zum Beispiel der Sofaabend mit meiner Mum gestern und sicherlich auch morgen Weihnachten!
Insofern sollte ich diesen furchtbaren Glaubenssatz sofort aus meinem Kopf verbannen und mein Monster heftig treten, wenn es versucht mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich bin rhetorisch stärker als mein Monster; eines meiner tollen Fähigkeiten
Ein weiteres Denkmuster, das ich unbedingt durchbrechen möchte, ist mein Körperbild, dessen Signale,mein Figurideal und vor allem die Wahrnehmung
und Bewertung von Hunger und Sättigung. Natürlich ist das ein sehr umfassendes Thema, das Zeit braucht und in meinem Fall auch auf jeden Fall Therapie, da ich ja bereits weiß, dass meinem gestörten Ess-Verhalten tiefergehende Gefühle und Konflikte zugrunde liegen. Doch ich denke, dass ich auch schon selbst schon etwas ändern kann - was ja die Grundintention meines endlos Beitrags ist ! Ich kann in soweit das wiedererreichen, was ich schon mal geschafft habe. Ausgehend davon, dass mein Endziel (=die Heilung) die Akzeptanz meines Körper ist, ein Sicherheitsgefühl in meinem Körper, ein Vertrauen zu meinem Körper und dessen Signale, sowie das "problemlose" Essen nach Hunger und Sättigung essen, ist, setze ich mir nun Teilziele, die ich mit gewissen Regeln verbinde. Mein Teilziel bedeutet meinen Körper insoweit anzunehmen, dass ich mir erlauben kann zu genießen und ihn zu versorgen.
Ich möchte also erstmal wieder mehr Respekt und Wertschätzung gegenüber meinem Körper aufbauen. Ich möchte auch versuchen mich von dem Gedanken abnehmen zu müssen verabschieden, aber das fällt mir momentan UNGLAUBLICH SCHWER, weil ich mich so minderwertig und dick fühle. Dabei weiß ich, dass ich eine objektiv schöne Figur habe und ungefähr im unteren Normalgewicht bin (Ich wiege mich ja nicht mehr und ich sehe das nach wie vor als einen großen Erfolg von der Waage losgekommen zu sein!). Aber ich fühle mich trotzdem schlecht und ich habe riesige Angst vor den Feiertagen und davor "noch mehr" zuzunehmen, da ich in der Zeit der Zwischenfälle auf jeden Fall zugelegt habe (merke ich leicht an den Hosen). Das ist wohl ein Grund mehr, dass Kotzen bescheuert ist und das Gegenteil bewirkt von dem was ich versuchte zu erreichen und trotzdem stehe ich nun hier und bin unzufrieden und unglücklich mit meinem Körper. Menno. Trotzdem habe ich mir Regeln aufgestellt, die ich versuchen werde zu befolgen.
Sie sehen wie folgt aus
1) Mir nichts bewusst verbieten. "Gefährliche" Lebensmittel kann ich ja zunächst in kleinen Maßen und in Gesellschaft ausprobieren.
2) Regelmäßige,
normale Mahlzeiten zu mir nehmen, d.h. keine geplanten Diätmahlzeiten, da diese nicht meinen Körper befriedigen
und vor allem nicht meinen Genuss, der auch eine Berechtigung hat. (Aus dem Genuss verbieten resultiert nur unbändiger Heißhunger, der in-ihr-wisst-schon-was endet.)
3) Wenn ich außerhalb der Mahlzeiten Hunger verspüre, darf ich auf dieses Gefühl hören und etwas essen, habe ich eben z.B. beim Verfassen dieses langen Beitrags. Ich darf auch mal aus Appetit etwas essen, ich muss nur den STOPP-Schalter drücken, wenn daraus ein emotionales Essen wird oder ein solches ist. Dann ist mein
grundlegendes Denkmuster gefragt,
zu dem ich mich in der betreffenden Situation dann überwinden muss.
Ich stelle gerade erst wirklich fest wie negativ sich mein Körpergefühl entwickelt hat. Tut mir leid, dass ich so jammere, aber es zieht mich wirklich runter. Ich kann den Satz "Ich darf genießen" kaum ehrlich und überzeugend über die Lippen bringen...da ist die ganze Zeit ein Fragezeichen in meinem Kopf. Beim Satz "Ich brauche mir nichts zu verbieten" geht es schon leichter. Im Satz "Ich möchte meinen Körper mit regelmäßigen normalen Mahlzeiten versorgen" klingt für mich bis zum Punkt versorgen alles gut. Regelmäßig und normal scheint vernünftig, aber sobald es darum geht MEINEN KÖRPER zu versorgen, kann ich es nicht ganz fassen. Ich würde ihn lieber etwas leiden lassen oder zumindest nicht "versorgen" sondern leicht im Defizit sein, weil ich mich schlecht fühle und denke es dadurch weniger schlimm zu machen. Hach Mensch, da stecke ich auf jeden Fall noch tief drin. Es wird wohl noch etwas dauern mich vom Gedanken Abnehmen
zu wollen zu verabschieden...Jetzt hat jedenfalls das "Nicht Kotzen" und das Stillen von echtem HUNGER und mir nichts bewusst zu verbieten höchste Priorität. Das ist doch eigentlich schon die halbe Miete, oder? Außerdem habe ich von so vielen Veränderungen geschrieben, die ich unternehmen will - wie kann da der (irrationale) Gedanke, dass ein paar Pfund weniger meine Situation bessern würden überhaupt noch Sinn in meinem Kopf machen?! ALSO RAUS DAMIT! Vielleicht hilft mir dazu ja auch noch das Buch von Geneen (habe schon die ersten Seiten gelesen

) und eure Unterstützung. Ich blicke gerade der Zukunft in Beziehung zu meinem Körper zwar noch etwas misstrauisch, aber eigentlich auch erwartungsvoll entgegen..
jeder Tag an dem ich nicht erbreche, trägt auf jeden Fall etwas dazu bei! Denn meinen Körper spalte ich zweifelsfrei von meiner Seele beim Erbrechen ab und allein diese Zweiteilung ist - wie du
lagom bereits schriebst - nicht gut. Morgen früh möchte ich übrigens mal wieder baden und vielleicht kann ich mich da ja auch mal wohlfühlen bei. Beim Sport und in der Sauna letztens ging es recht gut oder so ein Moment wie gestern Abend.
Ein grundsätzliches Wohlgefühl in meinem Körper, wäre wirklich wunderschön.
So, nun beeende ich auch mal meinen ellenlangen Post und gehe eine Zigarette auf der Terrasse rauchen. Ich bin froh eben etwas gegessen zu haben und mich daher mit meiner Analysefähigkeit und Rhetorik so gut meinen Zeilen widmen konnte statt bloß an Essen oder Nicht-Essen zu denken
Ich freue mich wirklich riesig heute auf Weihnachten und wünsche euch allen auch ein wunderbares Fest!
Trotz aller Denkmuster, die sich nun im Umbruch befinden und trotz aller Pläne und Strategien, die ich geschrieben habe, weiß ich dass es die nächsten Tage schwer wird. Falls es das wird und ihr im Weihnachtsbusiness seit und keine Zeit findet mir zu antworten, stelle ich mir einfach vor wie ihr sagt: "Flieder, du machst das toll und an dir ist nichts schlecht! Es gibt nichts wofür du dich schämen brauchst" (mary hat das schon mal gesagt =) !). Dann male ich mir aus wie ihr mich in eure Arme schließt, über meinen Kopf streicht und sagt. Mäuschen, wir wissen wie hart das ist was du da da durchmachst, diese Sucht ist so beschissen. Wir erleben dabei nicht die gleichen Gefühle wie du, (so etwas ist schwer zu vergleichen) und waren nicht in der Kindheit dabei, aber wir können die eins sagen "
Du hast es verdient dich gut zu behandeln und Kotzen ist keine Option!"
edit @ lagom: Du kannst mega stolz auf dich sein! Das was du heute gemeister hast, ist wirklich beachtenswert. Trotz dem Stress mit deiner Mutter und dieser Familiensituation bist du stark geblieben, klasse! Versuche vielleicht doch Wege zu finden dich zurückzuziehen und nicht der "Dauerdämpfer" zu sein, denn das geht alles auch auf dein Kraftkonto und du brauchst im Moment auch die Kraft für dich! Übrigens alles Liebe und Gute zum Geburtstag!! Ich stoße virtuell auch mit dir an und kann nur nochmal wiederholen, dass du wirklich stolz auf dich sein kannst.