Wenn die Sucht dich überholt

#1
Hallo, ich bin seit heut neu hier, und das Lesen all der Beiträge macht mich betroffen und traurig. Aber es macht mir auch Hoffnung, denn als es bei mir damals anfing, konnte ich mich mit Niemandem darüber verständigen.
Ich leide an der ES seit ich 18 bin, heut 42. Ein sehr trauriger und zugleich dramatischer Anlass hat bei mir eine Spontanheilung veranlasst. Ich könnte glücklich sein und stolz, dass ich von einer Sekunde zur anderen aufhören konnte, doch leider war und ist der Anlass der denkbar schlechteste. Meine eigene Tochter bat mich um Hilfe, weil sie endlich damit aufhören wollte. Ich wurde kreidebleich, und wusste ganz sicher, jetzt reicht es. Seit dem hatte ich auch nie wieder das Verlangen , im Gegenteil, es ekelt mich an, wenn ich an mich denke, wie ich war und was ich tat.
Nun versuchen wir gemeinsam, auch für sie den Weg heraus zu finden, denn es soll auf keinen Fall so lange dauern wie bei mir. Das ist mein allergrößter Wunsch für sie und ich hoffe, dass ich es schaffe ihr zu helfen. Glücklicherweise haben wir ein Superverhältnis, aber dennoch bleiben meine Zweifel, da ich ja selbst weiß, wie schwer es war, den Sumpf zu verlassen. Ich wünsche allen die noch versunken sind, viel Glück und Kraft, neue Wege einzuschlagen, denn heute weiß ich, es lohnt sich wirklich, ich kann zumindest wieder in den Spiegel schauen. Und zugenommen habe ich übrigens nur unwesentlich. Ich würd auch *kg mehr in Kauf nehmen, wenn ich mein Kind damit retten könnte. Und glaubt mir bitte, es gibt für eine Mutter nichts Schlimmeres als zusehen zu müssen, wie das eigene Kind leidet, und eines weiß ich, man kann es sich noch so schön und harmlos reden, man hat immer ein schlechtes Gewissen, denn eigentlich weiß man, dass es sch.. ist.
:| Aber das eigene Gehirn erfindet immer wieder neue Ausreden, es doch zu tun! Besiegt euch selbst, eure Eltern und Freunde und ihr selbst habt es verdient!

Re: Wenn die Sucht dich überholt

#2
Hallo Sorge,
erstmal ein herzlich WILLKOMMEN hier im Forum, der Austausch hier hilft finde ich ungemein. Naja das was du schreibst klingt nicht gerade schön das kann ich mir nur vorstellen, aber die Vorstellung alleine reicht mir schon. Ich weiß, dass es einfach eine Scheiße ist in der man steckt und auch schnell wieder rein kommt und es dann immer schwieriger wird.
Ich finde es gut, das du trotz oder wegen deiner eigenen Erfahrung, hier als Angehörige reinschaust um zu schauen ob es vielleicht Hilfe gibt. Der Austausch kann hier wirklich hilfreich sein.
Lg nudel

Re: Wenn die Sucht dich überholt

#3
hallo sorge

herzlich willkommen hier im forum!
Sorge hat geschrieben:Meine eigene Tochter bat mich um Hilfe, weil sie endlich damit aufhören wollte.
das trifft mich schon, obwohl ich weder dich, noch deine tochter kenne...
es wäre das schlimmste für mich (so wie du auch sagst), wenn meine tochter das gleiche durchmachen müsste.
und genau deswegen will ich NIE wieder so weit abrutschen, dass ich mir gedanken übers essen machen muss.

ich hoffe sehr für euch beide, dass ihr das zusammen schafft!!!


alles, alles liebe,
jersey

Re: Wenn die Sucht dich überholt

#9
Auch von mir ein Herzlich Willkommen!
Tut mir leid, dass sowohl du als auch deine Tochter das durchmachen mussten/müssen :(
Manchmal braucht es leider wohl so einen "Schlag vors Gesicht", um einen aus der ES zurückzuholen - ich hoffe dass das deiner Tochter auch gelingt!
Wünsch euch alles Liebe und Gute,
Louve
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Wenn die Sucht dich überholt

#11
Hallo Sorge,
bei deinen zeilen muss ich an meine eigene mutter denken, die mir wirklich kraft gibt und versucht, die krankheit mit mir gemeinsam zu meistern, auch wenn sie nie daran gelitten hat.

Ich hab eine frage, weiß deine tochter davon, dass du selbst an einer essstörung gelitten hast?

Re: Wenn die Sucht dich überholt

#12
Ja na klar habe ich es ihr auch erzählt! Ich war überwältigt von ihrer Ehrlichkeit, und konnte mich auch dadurch outen. Vorher wussten wir es beide nicht voneinander und waren demzufolge total entgeistert. Für mich machte dann aber meine ES zumindest den Sinn, dass ich gut verstehen und fühlen kann, was sie bedrügt und wie es ihr geht. Mein Mutterinstinkt hat mir aber in dem Moment auch befohlen, für mich ist jetzt Schluss mit der ganzen Schei... Das ist gut und wichtig, damit sie auch sieht und weiß, es kann ein Happy End geben. Ich will sie damit natürlich auch nicht unter Druck setzen, denn sie weiß auch, dass ich kamel viel zu lange gebraucht habe. Und sie ist auch stolz, dass sie mir mit ihrer Ehrlichkeit geholfen hat. Und ich finde , dass kann sie auch, auch wenn es sicher nicht der schönste Moment im Leben war, dies von ihr zu hören! Aber nun schauen wir nach vorn und schaffen es hoffentlich zusammen. Dier wünsche ich auch viel Kraft und weiterhin genügend Halt und Hilfe.... Das Leben ist doch viel zu schön, .... LG Sorge