Enttäuscht von Therapie!

#1
Hi ihr Lieben!

Jetzt bin ich seit drei Wochen in der Traumaklinik und mir geht es nicht besser, sondern immer schlechter! Zwar wurde mir gesagt, dass dich die Symptomatik am Anfang der Therapie verschlimmern könnte und dass das normal sei, aber eine komplett durchgekotzte Woche hatte ich seit einem Jahr nicht mehr. Die Einzeltherapien sind immer nur zwanzig Minuten lang und das wird auch so bleiben. In solch kurzer Zeit kann doch überhaupt nichts wirklich angesprochen werden. Ich fange gerade erst an zu erzählen und schwupps, ist das Einzel auch schon wieder vorbei! Irgendwie kommen zwar immer mehr Baustellen dazu, aber die Zeit ist einfach viel zu kurz bemessen um diese dann zu bearbeiten.

Ich dachte auch, dass es in der Therapie um Konfrontation und Reintegration gehen würde, aber wir sollen nur stabilisiert werden. Beinahe ein Jahr habe ich nun auf diesen Platz gewartet und 60 Prozent der Zeit sitzen wir nur im Aufenthaltsraum und stricken.

Ich bin echt enttäuscht und weiß gerade gar nicht, wie ich damit umgehen soll, weil ich so große Hoffnungen in die Thera gesetzt habe.

Puh!

Lieben Gruss
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: Enttäuscht von Therapie!

#2
hallo kittycat!

ohje, das tut mir leid, dass dich die therapie in eine ganz andere richtung treibt...
ich kenn mich damit leider nicht aus, aber wie lange musst du denn dort noch hin?

ich meine, du sagst ja selbst, dass es anfangs noch schlimmer werden kann, bevor es bergauf geht.
ich war nie in therapie (weiß es nur von meiner schwester), aber so etwas ist doch super anstrengend... sich mit allem auseinandersetzen, sich den problem(en) stellen etc.
da wäre es doch möglich, dass du diesen druck durch die bulimie wieder rauslässt. so schlimm es natürlich ist, da es dir ja vorher schon besser ging.

hast du das deinem thera schon gesagt?
und das mit dem zeitlichen würde ich vielleicht auch mal ansprechen?!


ich wünsche dir trotz allem ganz viel kraft!
alles liebe

Re: Enttäuscht von Therapie!

#3
Beinahe ein Jahr habe ich nun auf diesen Platz gewartet und 60 Prozent der Zeit sitzen wir nur im Aufenthaltsraum und stricken.
Das verstehe ich sehr gut. Ich persönlich hab sehr früh meine Therapie in einer Klinik (nur auf essstörungen spezialisiert) abgebrochen weil ich gemerkt habe dass es mir nicht gut tut und ich mir auch ganz sicher war, dass das kein Symptom war oder so. Einzeltherapien gab es ganz wenig und nur kurz, die Gruppentherapie war grausam und die Tage bestanden für mich fast nur daraus auf dem Bett zu liegen, zum essen zu gehen und mit anderen Kranken über Essen zu reden...

Ich würde sagen, versuch dich noch etwas drauf einzulassen und wenn du dir sicher bist, dass es dir schadet, ist es okay abzubrechen. Auch wenn man extrem lange gewartet hat und die in der Klinik dann oft so was tolles sagen wie "ohne uns geht das garnicht!". Das ist unsinn. Es gibt viele Kliniken und viele Therapien und sicher auch eine die besser zu dir passt.
You do it to yourself, you do
And that's what really hurts
Is that you do it to yourself
Just you and no one else

Re: Enttäuscht von Therapie!

#4
Hey Kittycat,

es tut mir leid, dass es für Dich so eine schwere Zeit dort ist und Du das Gefühl hast, dass es (erstmal?) nicht wirklich etwas bringt.
Als ich in der Klinik war, hatten wir auch nur sehr kurze Einzelsitzungen. Der Rest wurde immer in der Gruppe ausgekaspert, wenn überhaupt. Allerdings mussten wir auch ein Tagebuch schreiben, das von den Therapeuten gelesen wurde (aber wir erhielten nie direktes Feedback dazu!). Dazu bekamen wir ein Heft, wo wir am Abend alles reinschreiben sollten, was uns durch den Kopf ging. Müsst ihr sowas auch tun? Wenn nein, vielleicht kannst Du (in der Einzel"stunde") fragen, ob Du diesen Kanal zusätzlich nutzen kannst.

Zu den sehr kurzen Einzelstunden: vielleicht ist da ein Konzept dahinter. ( Den Verdacht hatten wir damals zumindest. ;) ) Denn was würde passieren, wenn alle ihr Thema an ein-zwei Sitzungen in den Raum werfen könnten (so schwer das dann auch nochmal fallen würde)? Bräuchte man dann nicht gleich noch nachhaltige Einzelbetreuung hinterher? Vielleicht erlauben sie euch nicht schneller voranzustürmen, weil sie die Folgen nicht tragen könnten (allein schon, weil bestimmt kein Einzeltherapeut für jeden von euch da ist)?
Aber wenn Dich das Thema so belastet und stört, vielleicht könntest Du es in einer der nächsten Gruppensitzungen ansprechen? Vielleicht erklären sie es Dir dann. :) Und vielleicht geht es auch anderen so.

Hast Du vielleicht auch die Möglichkeit, eine andere Gesprächspartnerin zu finden? Vielleicht unter den Mitpatientinnen? Oder eine Schwester? Wir hatten damals eine ganz liebe Nachtschwester, die ab und zu bei uns Schicht hatte. Mir hat es geholfen, in ganz schlimmen Nächten durch den Gang zu tigern, bis ich zumindest ein kurzes Gespräch mit ihr hatte. Es tat einfach gut, dass noch jemand zuhörte... und uns nicht einfach nur Pflicht wahrnahm.

Die Verschlechterung in der B. gehört leider wirklich dazu. :shock: Ich hatte in der Klinik solche extremen FAs, wie noch nie zuvor in meinem Leben. :oops: Wissen die Therapeuten, dass es bei Dir gerade so arg ist? Vielleicht kannst Du versuchen, sie direkt nach Stabilisierungsmethoden fragen?

An das Stricken wirst Du Dich hinterher irgendwann mal schmunzelnd erinnern. ;) Klingt finster, aber ist so.

Auch wenn das jetzt furchtbar klugsch***end klingt: Gib Dir und der Therapie etwas Zeit! Das Aufarbeiten ist ein sehr sehr langwieriger Prozess. Muss gestehen, ich habe manche Erkenntnisse aus der Klinik erst 10 Jahre später wirklich akzeptieren und umsetzen können. :? Und war vor Ort auch häufig arg frustriert. Damit will ich Dir auf keinen Fall die Hoffnung oder den Enthusiasmus nehmen, sondern nur andeuten, dass die Arbeit an einem Trauma oft richtig lange dauern kann. Und die stationäre Therapie ist auf diesem Weg ein ganz wichtiger Schritt, auch wenn man es in der Klinik vielleicht noch nicht ganz so sieht.
Daher: Hab Mut, über Deine Eindrücke von der Therapie zu sprechen! Auch so lernst Du, Deinen Bereich abzustecken.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!

Liebe Grüße,
weirdFairy
"Your time is limited so don't waste it living someone else's life." -Steve Jobs (1955-2011)

Re: Enttäuscht von Therapie!

#5
Hi!

Das einzige, was ich mit nach Hause nehme ich mein "Ess-Störungs-Protokoll", was ich seit dieser Woche führen soll.

Meine Thera meinte, wenn ich zu sehr in die Bulimie zurück rutsche, ist das ein Zeichen dafür, dass jetzt kein richtiger Zeitpunkt für die Traumatherapie sei. Ich frage mich allerdings, wie sich mein Lage dann verbessern soll, um später so eine Therapie zu machen. Bloß "Gras über die Sache wachsen zu lassen" und abzuwarten, wann es besser wird, kann doch nicht der Weg sein?

Ich werde Montag alles nochmal mit meiner Bezugstherapeutin besprechen.

Wir haben übrigens auch Pflegegespräche bei immer wechselnden Krankenschwestern. Leider habe ich aber zu keiner von Ihnen auch nur ansatzweise Vertrauen, da sie ja keine Psychologen sind und sich dann auch noch häufig untereinander widersprechen, so dass man gar nicht mehr weiss, was nun eigentlich das Richtige ist!?!

Alles ganz schön kompliziert und irgendwie anstrengend durch die viele Langeweile dort auch!
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: Enttäuscht von Therapie!

#6
Hey,
du hattest ja schon in dem anderne Thread davon geschrieben. Ich wollte dir dort grade antworten, aber dann habe ich gesehen dass du einen extra Thread dafür aufgemacht hast. Ich schreib dann einfach mal hier weiter :).


Dass deine Therapie ganz anders läuft als du es dir gewünscht hast, tut mir Leid. Natürlich kann es gut sein, dass man erstmal wieder in die Symptomatik rutscht, wenn man sich mit dem Trauma befasst, aber so massiv wie du es beschreibst hört sich das irgendwie nicht mehr so normal an, finde ich. Vielleicht bist du wirklich noch nicht stabil genug um dich mit allem auseinanderzusetzen ?
Oder meinst du, dass du mit der ESS vllt. auch etwas den Frust rauslässt, den du jetzt bzgl der Therapie hast ?

Das was du von deiner Therapie beschreibst finde ich auch irgendwie ziemlich komisch. Wie schon in dem anderen Thread geschrieben kenn ich keine Traumaklinik in der es nur um Stabilisierung geht. Auch deine kurzen Einzelgespräche finde ich eher ungewöhnlich. Von der Klinik in die ich gehe weiß ich, dass man dort mindestens 3 mal 50 Minuten Einzeltherapie die Woche hat oder so. Wenn dich das so belastet und du das Gefühl hast was anderes zu brauchen würde ich das an deiner Stelle in jedem Fall ansprechen.
Die Therapie geht nicht unendlich und es wäre schade, wenn du die Zeit nicht richtig nutzen kannt. Also sprech mit den Leuten, damit ihr eine Lösuing suchen könnt !

Alles Gute :)