liebe lisa-marie

,
hast du keine anderen freunde, von denen du sicher weißt, dass sie hinter dir stehen? oder gibt es andere menschen in deinem leben, von denen du unterstützung bekommen könntest? zum beispiel deine mutter? manchmal ist es besser, sich von "freunden" zu trennen, die, wenn es darauf ankommt, nicht hinter einem stehen. damit machst du dich doch nur zusätzlich fertig. und das wenigste, was du jetzt gebrauchen kannst, ist so eine reaktion, wie du sie beschreibst, oder?
wieso willst du eigentlich unbedingt abnehmen? was wäre besser, wenn du dünner wärst? wenn du ehrlich bist, nichts. es kommt nicht darauf an, wieviel du wiegst, es kommt darauf an, wie du dich fühlst. und mit der richtigen einstellungen zu dir selbst als person, als mensch, wirst du dich in jedem körper akzeptieren und lieben lernen können. du solltest dir immer klar machen, dass abnehmen nur eine "scheinlösung" ist. im moment ist es DAS ziel. und wenn du es erreicht hast? was kommt dann? es ist nur ein umweg, nicht der richtige weg, nicht dein weg.
naja, manchmal hat es wohl auch seine guten seiten, wenn man mal was vergisst, wie zum beispiel das tagebuch. denn eigentlich kam es ja gelegen, du konntest deinen eltern damit indirekt sagen was los ist, was du direkt vielleicht nie gewagt hättest.
natürlich ist es schön, wenn du es ohne therapie schaffst. aber denk bitte nicht, dass es schwach ist, wenn es nicht geht. im gegenteil. es ist zeichen von stärke, wenn man sich zum richtigen zeitpunkt hilfe sucht. und das muss nicht erst sein, wenn du ganz am boden liegst, sondern das kann auch sein, bevor du anfängst zu fallen.
du wirkst überhaupt nicht zugeknöpft. jeder, der hier neu ist und auch viele, die schon länger da sind, haben immer noch probleme damit, offen über ihre bulimie zu sprechen. mach dir da mal keine gedanken. es ist doch egal, wie du es formulierst. wichtig ist, dass du es tust. und du wirst merken, dass auch du irgendwann ganz offen darüber reden kannst, vielleicht schon nach kurzer zeit hier.
also ich habe mit 13/14 angefangen, ziemich radikal abnehmen zu wollen, woraufhin ich mich ein jahr lang ziemlich anorektisch ernährt und verhalten habe. mit 15 bin ich dann in die bulimie hineingerutscht, die ich dann drei jahre lang hatte. ja und als ich dann 17 war, bin ich in die klinik zur stationären therapie, die mir verdammt geholfen hat. ich habe von einem tag auf den anderen aufgehört - für die nächsten zwei jahre. da war ich komplett "clean". vor kurzem hatte ich zwei rückfälle, was mir natürlich zu schaffen macht, aber ich würde nicht sagen, dass ich noch "voll drin stecke". dafür habe ich mittlerweile ein viel zu "normales" essverhalten entwickelt, so dass ich sogar gleich nach dem rückfall einfach da angesetzt habe, wo ich aufgehört hatte, nämlich ausreichend zu essen und nicht ständig an die kalorien zu denken, wie es früher der fall war.
freu mich auf deine antwort, alles liebe,
jen