Sehnsucht nach stationär...

#1
Hm, mir geht's grad nicht so gut und da spüre ich sie wieder. Die Sehnsucht stationär zu gehen. Umsorgt zu werden, "die arme kranke" zu sein, um die man sich kümmern muss, an die keine Erwartungen gestellt werden, die schwach sein darf, die man auch dann versteht, wenn sie irrational handelt. Ich habe diese Sehnsüchte schon sehr lange, sicher mehr als ein Jahr und sie kommen immer wieder mal hoch, meistens an Tagen, an denen ich den ganzen Tag zuhause sitze und dann meist recht bald in meinen Depri-Haltlos-Nebel abrutsche. Aber andererseits, weiß ich, dass mir die Klinik da auch nicht raushelfen würde. Im Gegenteil: Wenn ich mal in einer Klinik war, hätte ich ganz sicher erst recht Sehnsucht danach wieder dort hin zu gehen, weil ich dort sämtliche Verantwortung für mich und das Essen abgeben kann. Ich weiß auch, dass meine ES nicht so ausgeprägt ist, dass sie nach einer Klinik verlangt und dass es vom sozialen Umfeld her auch sehr schwer wäre stationär zu gehen. Dennoch: Ich habe in den letzten Monaten immer wieder verschiedene Kliniken gegoogelt, mir Konzepte und Filme angeschaut, eine Klinik sogar mehrfach angeschrieben und mir Prospekte zuschicken lassen. Immer in dem Wissen, dass ich da eigentlich eh nicht hinwollen sollte. Ich wüsste genau, wo ich hinwollen würde, ich wüsste auch, wann ich gehen wollen würde, aber vor allem weiß ich auch, dass es ziemlich kontraproduktiv wäre zu gehen. Vor allem deshalb, weil ich von mir weiß, dass es mir essensmäßig sehr gut geht, sobald ich auf Urlaub bin, sobald ich zuhause bin, die Bulimie ohne Veränderung weitergeht. Das wäre in einer Klinik sicherlich genauso: Während der Zeit der stationären Therapie wäre ein normales Essverhalten vermutlich weitgehend problemlos, sobald ich aber wieder zuhause wäre, würde es weitergehen, als wäre ich nie stationär gewesen. Es wäre also mehr oder weniger nur "Urlaub von der Essstörung", keine Heilung. Mit meinem Therapeut habe ich - außer in einem kurzen Nebensatz vor einem halben Jahr, der wohl untergegangen ist, noch nie über meine Sehnsüchte geredet. Ich werde das wohl bald einmal nachholen müssen, allerdings sind momentan andere Themen im Vordergrund, die aktueller und dadurch für mich wichtiger sind.

Kennt ihr solcher Sehnsüchte von euch? Wie geht ihr damit um? Und wenn ihr dieses Thema schon in die Therapie gebracht habt: Wie gehen eure Therapeuten damit um?

Danke schon mal für eure Antworten,
Hörnchen
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am Sa Feb 12, 2011 16:47, insgesamt 1-mal geändert.
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Sehnsucht nach stationär...

#2
Hey
ich glaube du weißt doch genau, dass man immer das Recht hat, in die Klinik zu gehen. Objektiv gesehen gibt es immer Leute, denen es schlechter geht als einem selbst, tritzdem kannst du dir doch eine auszeit gönnen und ja - sprich das thema doch nochmal in der therapie an!
Auch wenn es nach einem Klinikaufenthalt vllt erstmal wieder schlechter geht. Das muss doch nicht kontraproduktiv sein, vllt war bisher auch noch nicht das Richtige für dich dabei.
dass es vom sozialen Umfeld her auch sehr schwer wäre stationär zu gehen.
wie meinst du das?
Gibt es irgendwas, dass dir vorerst anderweitig hilft? künstlerische Betätigung, leichter Sport oder so?
Aber frag doch einmal die Klinik an, die du dir vorstellen könntest, dann kannst du immer noch entscheiden,
liebe Grüße dés
http://www.youtube.com/watch?v=AnG1fCFi9Yw

Re: Sehnsucht nach stationär...

#3
Dés, danke für deine Antwort, das bedeutet mir sehr viel, dass du dir die Zeit genommen hast ir zu antworten, ich habe schon begonnen daran zu zweifeln, ob ich überhaupt Antworten bakommen würde...
désemparé hat geschrieben:Aber frag doch einmal die Klinik an, die du dir vorstellen könntest, dann kannst du immer noch entscheiden,
Hm, das habe ich sogar schon gemacht, mit dem Nebensatz, dass ich wahrscheinlich eh nicht stationär gehen werde. Ich habe ihnen grob meine Symptomatik beschrieben und sie gefragt, ob sie finden, dass ein stationärer Aufenthalt gerechtfertigt wäre. Ihre Antwort war "Ja", allerdings ist es halt so, dass die ziemlich sicher damit rechnen, dass es mir schlechter geht, als ich zugebe und das war in dem Fall echt nicht so. Das einzige was noch nicht geklärt wäre, wäre die Kostenübernahme (nachdem ich Med-Stud bin, würde ich nicht in Ö gehen wollen, sondern in Dtld, wo die Gefahr Kollegen zu treffen geringer ist), aber das mache ich sicher nicht, bevor ich mich nicht fix dafür entschieden habe. Wobei es mir eigentlich gar nicht so sehr darum geht, ob ich ein Recht auf die Klinik habe (dass ich das theoretisch habe, weiß ich rational gesehen schon), sondern eher, ob es denn klug wäre, dieser Sehnsucht nachzugeben. Meine Befürchtung wäre, dass ich dort dieses Verantwortung abgeben und schwach sein dürfen so genießen würde, dass ich nicht mehr ins normale, ins "gesunnde" Leben zurückwollen würde. Verstehst du was ich meine? Ich denke, dass diese Befürchtung durchaus berechtigt ist. Das Problem habe ich im kleineren Rahmen nämlich auch schon in der ambulanten Therapie. Und wenn es mir die stationäre Therapie dann nur noch schwerer macht, die Krankheit zu verabschieden, wäre das wohl am Ziel vorbeigeschossen...
désemparé hat geschrieben:
dass es vom sozialen Umfeld her auch sehr schwer wäre stationär zu gehen.
wie meinst du das?
Meine Eltern wissen zwar von meiner ES, aber nicht von der B. Sie glauben, dass ich mir mit den Mengen halt ein bisschen schwer tue, wissen aber nicht, wie's mir damit wirklich geht. V.a. meine Mutter hat eine sehr negative Einstellung gegenüber allem, das mit "Psy" beginnt. Wenn ich ihr sagen würde, dass ich stationär gehe und sie begreift, was wirklich los ist, würde für sie eine Welt zusammenbrechen, das würde sie wohl sehr schwer verkraften. Und ich werde sie auf keinen Fall anlügen. Von daher wäre das eh eher schwierig.

Aber wie gesagt: Ich glaube auch ganz abgesehen von meiner Mum, dass es nicht förderlich wäre meinen Sehnsüchten nachzugeben... Kannst du das verstehen und nachvollziehen? Was denkst du?

Mir wird mehr und mehr klar, dass ich dieses Thema dringend mal in der Therapie ansprechen sollte... *seufz*

gglg und Danke, Hörnchen
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Sehnsucht nach stationär...

#4
Hallo Hörnchen,
ich würde auch gerne viel mehr schreiben. Erstens muss ich mir aber erst Gedanken machen, um das Thema und zweitens rennt mir die Zeit immer weg.
In deinem anderen Thread werde ich auch noch antworten, aber jetzt ers mal hier.
Hörnchen hat geschrieben: Meine Befürchtung wäre, dass ich dort dieses Verantwortung abgeben und schwach sein dürfen so genießen würde, dass ich nicht mehr ins normale, ins "gesunnde" Leben zurückwollen würde.
Also ich weiß nicht, ob ich jetzt falsch liege, aber in einer Klinik gibst du die Verantwortung nicht ab. Es sei denn, du bist stark untergewichtig, ansonsten bist du in den meisten Kliniken für die Mahlzeiten selbst verantwortlich.
Was meinst du denn mit schwach sein dürfen?
Natürlich ist man in der Einzeltherapie oder Gruppentherapie auch mal schwach, zeigt Gefühle, weint, aber für so einen Klinikaufenthalt brauchst du sehr viel Stärke und Mut.
Wichtig wäre es für dich zu klären, warum du die ES brauchst? In deinem anderen Thread hattest du geschrieben, dass du das Gefühl hast, ohne Bulimie kein recht auf eine Therapie zu haben.
Irgendwo musst du da ganz große Defizite haben, in der Kindheit, im Elternhaus usw., dass du diese mit der Bulimie ausgleichst.
Darüber solltest du mit deinem ambulanten Thera reden, wenn ihr da nicht weiterkommt, wäre vielleicht doch ein Klinikaufenthalt angebracht.
Ich denke wirklich deine Sorgen sind etwas unbegründet, denn wie gesagt man trägt sehr viel Eigenverantwortung.
Vielleich hilft es dir ja auch, mal genauer auf deine Beziehungen zu gucken, Eltern, Thera. und du nimmst den stationären Aufenthalt ganz anders wahr, bist stark und unabhängig.
Hörnchen hat geschrieben:Kennt ihr solcher Sehnsüchte von euch?
Ich habe schon mehrere Klinikaufenthalte hinter mir und sehne mich nicht nach einem neuen. Ich bin sehr autonom und dieser festgelegte Tagesablauf ist mir schon zu viel :roll: Es war auch immer freiwilliger Zwang.

liebe Grüße
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“
Albert Schweitzer

Re: Sehnsucht nach stationär...

#5
Hallo Hörnchen
ich glaube, hier kann ich verstehen was du meinst, denn ich habe leider ähnliche Probleme.
Stationär ist man irgendwie anders, schwach eben, genau. Zuhause ist man die Chefin, regelt alles, muss stark sein, entscheidet darüber wann man aufsteht, schlafen geht, wo man sich gerade befindet, und man muss halt einfach stark sein, funktionieren. Ist man stationär, klickt es auf einmal um, denn da sind plötzlich welche, die bestimmen wann man morgens aufzustehen hat, die bestimmen Essenszeiten, Termine, einfach alles, und man selbst...man lässt plötzlich alle Schwachheiten zu, man kann sich sozusagen gehen lassen, und mit Pech passiert es einfach so und man kann gar nicht so wie daheim sein. Und daran kann man sich gewöhnen, und das ist keine gute Sache, weil man so gar nicht aus der Krankheit rauskann.
Ich für mich bin auf die Idee gekommen, wenn so etwas ist, dann fehlt es wahrscheinlich im normalen Leben an richtigen sozialen Kontakten wo man sich geborgen udn aufgehoben fühlt. Vielleicht gibt es noch andere Dinge die sich im Gehirn abspielen, und ich glaube auch, nicht jeder Patient hat dieses Phänomen.
Vielleicht würde aber auch helfen, diese SAche ehrlich in der Klinik anzusprechen, damit man genau damit arbeiten kann? Ich für mich kann es mir aber nicht vorstellen, da es bei mir einfach ein totales umklicken ist (aber auch nur, wenn ich nicht völlig streiken muss, wenn ich streiken muss dann hat der Streik vorrang). Ebenso hat es bei mir u.a. etwas mit dem Thema Dissoziationen zu tun. Möchte ich hier jetzt aber nicht weiter erläutern.
Vielleicht ist so etwas aber auch ein Zeichen dafür, dass man im echten Leben sehr überfordert ist und sich deshalb der Geist in der Klinik so eine merkwürdige Auszeit holt. Vielleicht muss man das echte Leben stark überdenken und stark reduzieren? Andererseits , so lange es im echten Leben klappt...Kliniksituation hat man ja nicht so oft, das kann man mehr meiden. (Tolle Idee :roll: )
Was mich aber wundert, das ist, dass du wie so viele User hier auch auf einmal damit ankommst, ja ich kann nicht stationär, meine Mutter....Irgendwie denke ich, als angehende Ärztin hat man vielleicht mehr Durchblick?
Dass du in Ö nicht gehen willst, kann ichv erstehen. Wenn deine Kk es erlaubt im Dtl. zu gehen, warum nicht?
Du könntest es ja probieren, und wenn du merkst, dass du in diesen komischen Sog gerätst, dann könntest du ja notfalls abbrechen. Dass du dort essen könntest und daheim wieder Probleme hättest, spricht, finde ich, übrigens auch dafür, dass in deinem echten Leben noch so einiges nicht ok ist. Vielleicht könntest du dir darüber ja auch erstmal Gedanken machen, so richtig. Vielleicht kannst du es selbst nach und nach lösen, und so erübrigt sich das stationäre...
Viele Grüße
Tine

Re: Sehnsucht nach stationär...

#6
Hallo ihr 2!

Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr euch mit meinem Thread auseinander setzt!

@ Christinel:

Nun, du hast ja noch richtig im Kopf, dass ich Angst habe, die Therapie ohne Bulimie zu verlieren. Und ich denke, dass das einen ähnlichen Ursprung hat wie diese Kliniksehnsucht. Denn ohne der Bulimie müsste ich wieder stark sein und mein Leben im Griff haben. Niemand würde sagen "Schau, es geht dir doch nicht gut, nimm dich doch ein bisschen zurück". Die Therapie ist der einzige Ort an dem ich so schwach sein darf. Ich meine mit "schwach sein", dass ich mich nicht "zusammen reiße" und anstrenge. ich schaffe es auch im sonstigen Leben nicht immer effektiv, produktiv, stark zu sein, da finde ich das dann aber schlecht. In der Therapie werde ich immer wieder dazu aufgefordert, mich fallen zu lassen. Mir wird vermittelt, dass das der Ort ist, an dem keine Erwartungen an mich gestellt werden, an dem es eben so schnell geht, wie ich kann und möchte, an dem ich nicht stark und erfolgreich sein muss.

Klar trägt man dort viel Eigenverantwortung, vor allem gegen Schluss hin (Ich bin NG, da sieht die Klinik für die ich mich interessiere, ein Stufenprogramm vor. Das beginnt mit "alles aufessen müssen" und endet mit Buffett), aber wenn man etwas nicht schafft, erklären einem die Therapeuten, dass man halt Geduld mit sich haben muss, dass eben nicht alles sofort geht und ich das eben noch nicht geschafft habe, es wird Verständnis für Fehlleistung erbracht.

Auch in der Therapie bin ich oft nicht offen, lasse mich nicht komplett fallen. Ich haben in 2,5 Jahren nur 1x geweint. Aber auch da kommt Verständnis und ein "Sie sind halt noch nicht so weit". Ich würde das, dieses Verständnis, dieses "keinen Druck machen", nicht verlieren wollen. Und hätte ich die ES nicht mehr, hätte ich keinen Grund mehr für eine Therapie. Vor allem würde ich die Therapie mir selbst nicht mehr zugestehen, weil es dann ja keine offensichtlichen Gründe mehr dafür gibt...

Und wenn ich nie stationär war, dann hätte ich auch weniger Angst davor, die Berechtigung dafür zu verlieren...

Verstehst du, was ich meine?

@ Tine:

Danke, dass du verstehst. Ja, es kann sein, dass ich mich im normalen Leben etwas überfordere, daran bin aber alleine ich selbst schuld, das ist kein Druck von außen, nur von mir selbst.

Und was meine Mutter angeht: Hm, wenn ich das bei anderen Usern lese, dann werde ich auch immer wütend. ;) Aber es ist halt immer anders, wenn man selbst drinnen steckt. Wobei ich sagen muss: Wenn ich mir sicher wäre, dass es für mich der richtige Weg ist, in die Klinik zu gehen, wäre meine Mutter wohl auch kein Hindernis. Aber schwierig wäre es auf jeden Fall.


DANKE! euch 2en,
Hörnchen
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am So Feb 13, 2011 10:28, insgesamt 1-mal geändert.
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Sehnsucht nach stationär...

#7
Hörnchen, meine Liebe, ich glaube, du bist wahnsinnig gut darin deine Gefühle so zu rationalisieren, dass sie zwar vorhanden sind, du sie aber nur so spürst wie du denkst, dass du sie spüren darfst/sollst/kannst.

Und da besteht vielleicht auch das Problem - du fühlst dich klein und schwach und sehnst dich nach etwas Struktur, danach dich einfach mal fallen zu lassen und das kleine Kind Hörnchen mal raus zu lassen, und das große Hörnchen (die intelligente starke Frau) schafft es immer wieder das Kind zu beruhigen, die Gefühle des Kindes zu kategorisieren, einzuordnen und zu verstehen, sodass diese nicht mehr so bedrohlich sind.

Das Problem daran ist, dass das Kind Gefühle hat, die auch mal ausgelebt werden müssen und nicht sofort von der großen Frau wegrationalisiert werden können, was aber viel zu oft passiert. Und das ist vielleicht auch der Konflikt.

Du hast ein Problem, das Kind zeigt dir immer wieder beharrlich das Problem, das die große Frau immer wieder versteht, analysiert, aber nicht so wahrnimmt wie es das Kind tut.
Und vielleicht muss das Kind der Frau es mal zeigen, damit sie anders verstehen kann, was eigentlich passiert.

(Wenn ich total falsch liege, dann vergiss das bitte sofort.)

Ich glaube nicht, dass du stationär gehen solltest. Ich glaube nur, dass du dem kleinen Hörnchen in der Therapie und in deinem Leben mehr Platz einräumen musst, um gesund zu werden.
(Und das ist angst einflößend, das weiß ich.)

Alles Liebe, deine Colour
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Sehnsucht nach stationär...

#8
WOW! Colour. *schluck* :shock: Ääähm, ich glaube du hast mit jedem deiner Worte recht. Und ja: ich bin ziemlich gut im rationalisieren. :? Du hast leider auch mit dem "angsteinflößend" recht... :? :oops: Danke für deine Worte, die haben mich sehr berührt und mir was zum nachdenken gegeben...

Hörnchen
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Sehnsucht nach stationär...

#10
Klar. ;) Dass ich das, was hier geschrieben wird nicht einfach ein zu eins übernehmen kann, weiß ich durchaus. Aber du hast es irgendwie schon sehr gut getroffen. Du hast ein ziemlich gutes Gefühl, dafür wie Menschen so ticken. Ich glaube, dass dir das im Job später mit den Patienten sehr weiterhelfen wird. Ich habe leider schon ein paar mal bei meinen Kollegen mitbekommen, dass das in unserem "sozialen" Job leider eher eine echte Seltenheit ist und viele eher asozial und selbstzentriet sind... Umso stolzer kannst du sein, dass du so einfühlsam bist.

Danke, Hörnchen
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am So Feb 13, 2011 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Sehnsucht nach stationär...

#11
Hallo Hörnchen,
hört sich alles sehr schwierig an!
Ich denke wir ticken ganz unterschiedlich und ich weiß nicht, ob ich alles richtig verstanden habe.
Wenn ich mir die Beiträge durchlese, habe ich so den Eindruck, dass dein Therapeut und ein Klinikaufenthalt dieses Festhalten an der ES verstärken, indem sie dich auffordern dich fallen zu lassen, keine Erwartungen an dich stellen usw.
Hörnchen hat geschrieben:Denn ohne der Bulimie müsste ich wieder stark sein und mein Leben im Griff haben.
Deinen Alltag hast du doch im Griff oder nicht. Deine Schwäche und Verletzbarkeit zeigst du deinem Thera durch die ES.
Colourful hat geschrieben:Ich glaube nur, dass du dem kleinen Hörnchen in der Therapie und in deinem Leben mehr Platz einräumen musst,
In der Therapie räumst du dem kleinen Hörnchen ja Platz ein, aber diese Gefühle musst du versuchen auch im Leben zu spüren und versuchen zuzulassen.
Ich denke auch, dass deine Verhaltensweisen irgendwo einen Ursprung haben. Weiß in deinem sozialem Umfeld jemand von der ES, Freunde, Familie?
Hörnchen hat geschrieben:Aber auch da kommt Verständnis und ein "Sie sind halt noch nicht so weit". Ich würde das, dieses Verständnis, dieses "keinen Druck machen", nicht verlieren wollen.
Wie wäre es denn, wenn dein Therapeut das Gegenteil wäre und auch nicht immer Verständnis zeigen würde?
Ich kann dir ja mal meine ehemalige Thera und noch immer Hausärztin ausleihen, damit du mal die andere Seite kennenlernst.
Ich will jetzt auch nicht sagen, dass sie nur knallhart ist, aber es geht schon etwas anders zu, als bei dir!
Diese Erfahrungen habe ich auch bei einigen Klinikaufenthalten gemacht, darum kann ich diese Sehnsüchte auch kaum nachvollziehen.


Das andere Problem ist, dass ich auch gar keinen anderen Umgang der Therapeutin mit mir ertragen kann. Ich habe dir ja schon von diesem Kreislaufzusammenbruch geschrieben, danach habe ich mich so geschämt, dass mein Körper diese Schwäche gezeigt hat. :oops: Ich kann eher Vorwürfe und Druck ertragen, als Mitgefühl und Verständnis.

Hey, aber so unterschiedlich sind unsere Probleme gar nicht, nur in unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Das heißt alle Gefühle wahrnehmen und zulassen, starke Frau sein, aber auch kleines schwaches Hörnchen. :)

Ich hoffe ich befinde mich nicht total auf dem Holzweg, mit diesem Beitrag.

liebe Grüße nach Österreich von der Waterkant
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“
Albert Schweitzer

Re: Sehnsucht nach stationär...

#12
Heyho Hörnchen!

Ich kann echt gut verstehen, wie du dich fühlst…und ich glaube auch, dass es nicht gut wäre, in die Klinik zu gehen. :?
Du suchst etwas, ja: Liebe, Aufmerksamkeit, einfach mal umsorgt zu werden ohne etwas dafür tun zu müssen, wie es doch immer der Fall war.
Klar, wird dir vieles in der Klinik gegeben, aber du wirst dort nicht das finden, was du suchst. Denn du schleppst ein großes Loch mit dir rum, das mit Liebe gefüllt werden sollte, aber dieses wirst du in der Klinik nicht gefüllt bekommen.
Kann sein, dass ich total auf dem Holzweg bin, aber du kannst dich doch sicher noch an meinen „Ich will wirklich nur Aufmerksamkeit“-Thread erinnern, oder? Ich habe ja nach der ganzen Aktion begriffen, dass ich Aufmerksamkeit mit Liebe verwechselt habe und ich kann mir gut vorstellen, dass du das momentan auch tust. Das kleine Hörnchen braucht ganz viel Liebe, es will umsorgt werden- es will genau wie du gesagt hast, nichts leisten müssen, einfach nur angenommen werden.
Aber von den Leuten in der Klinik wirst du nicht geliebt. Dir wird das Gefühl gegeben, schwach sein zu dürfen, ja. Aber darum geht es ja nicht. Es geht um die Liebe, die du nicht ausreichend bekommen hast.
Und die wirst du in der Klinik nicht erhalten. Auch nicht von deinem Therapeuten. Bei ihm lernst du aber, wie du wieder lernen kannst, anderen Menschen zu vertrauen und dich für sie zu öffnen, damit du die Liebe, die dir von ihnen entgegengebracht wird, auch annehmen zu können und das große Loch in dir zu füllen.
Wie Tine schon gesagt hat, glaube ich, dass du genau das, was du in der Klinik suchst, im Alltag für dich finden und annehmen musst.

Wie schon gesagt, kann gut sein, dass ich total falsch liege. :wink:
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Sehnsucht nach stationär...

#13
Hey Kätzchen,
Kätzchen hat geschrieben:Kann sein, dass ich total auf dem Holzweg bin,
Christinel hat geschrieben:ich befinde mich nicht total auf dem Holzweg,
beide können wir aber nicht auf dem Holzweg sein, oder :mrgreen:

liebe Grüße
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“
Albert Schweitzer

Re: Sehnsucht nach stationär...

#14
Christinel hat geschrieben:Hey Kätzchen,
Kätzchen hat geschrieben:Kann sein, dass ich total auf dem Holzweg bin,
Christinel hat geschrieben:ich befinde mich nicht total auf dem Holzweg,
beide können wir aber nicht auf dem Holzweg sein, oder :mrgreen:

liebe Grüße
Ach doch, auf einem Holzweg ist es doch so schön kuschelig, da haben auch mehrere Leute Platz. :mrgreen:
Aber je mehr Leute auf dem Holzweg sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer vom Weg gedrängelt wird und dann ist ja einer nicht mehr auf dem Holzweg! :wink:

Ok, ich fang wieder an rumzuspinnen. :-X))
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."