Vorgeschichte:
Unsere Bankzentrale hat eine Tiefgarage. Diese ist keine öffentliche Tiefgarage, sondern nur für Kunden unseres Hauses. Technisch wird die Einfahrt über die Scheckkarte gelöst und die Karte in einen Schrankenautomaten gesteckt, der dann vom Magnetstreifen die Bankleitzahl ausliest. Und es öffnet sich das Sesam nur, wenn auf der Karte unsere Bankleitzahl zu finden ist.
Auf diesen Umstand wird der geneigte Autofahrer durch große rotte Lettern am Automaten selber, als auch durch grüne Schrift unter der Besetzt-Anzeige auf der Straße hingewiesen.
Hauptgeschichte:
Ich stand in meiner Ziggi-Pause vor unserem Eingang, was mir den freien Blick auf die Zufahrt der Tiefgarage und der Schrankenanlage ermöglicht (und da haben sich schon Dramen abgespielt .....). Diesen freien Blick hat also auch der Autofahrer, nämlich auf mich. Da meine Dienstkleidung mich unschwer als Angestellten dieses Hauses zu erkennen gibt, führte das heute dazu, daß ein lautes "
HALLO mich aus ungefähr 20m am rechten Ohr erreichte. Da ich nicht auf den Namen "Hallo" getauft wurde, noch Sichtkontakt zu der Schaubühne Tiefgarage hatte, meldete mein Großhirn kein weiteres Interesse an diesem "Hallo". Aber der Feind gab nicht so leicht auf. Es folgte ein "
HALLO, SIE DA !. Gut dachte ich, bevor die Ziggi-Pause durch weitere Anrufe gestört wird - drehe ich mich mal um. In der Einfahrt stand ein großer Audi, vorne links besetzt mit einer weiblichen Person. Ihr Oberkörper hing etwa zu einem Drittel aus dem Fahrerfenster, während ihre geschickten kleinen Fingerchen eine bunte Plastikkarte in den Schlitz der Schrankenöffnung hinein und heraus surren lies. Dies mit weiblicher Ausdauer, weil so schnell, wie sie die Karte vorsteckte, kam sie auch wieder in ihre zarten Hände zurück. Mit großer Gelassenheit nahm ich diesen motorischen Vorgang zur Kenntnis.
Die weibliche Stimme erhob sich erneut, allerdings schon mit einem leicht gereizten Unterton, da sie die bunte Plastikkarte bis jetzt immer noch nicht erfolgreich in der Zugangskontrolle der Schrankenanlage platzieren konnte. "Können Sie mir vielleicht mal helfen ??". Eine geschlossene Frage, ganz schlecht. Ich überlegte mehrere Antwortmöglichkeiten in der Bandbreite von "JA" über "NEIN" bis "VIELLEICHT". Oder aber - wir sehen uns das ganze Unternehmen FRAU vs. SCHRANKE mal aus der Nähe an. Die Neugier überwog und ich überbrückte die 20m bis zu dem Ort des Geschehens.
Die übliche Begrüßungsweise wäre ein "Guten Tag", oder so. Nicht aber bei dieser (im übrigen sehr attraktiven) Dame.
"Ihre sch ..... Schranke geht nicht auf !!!" motzte sie nicht ganz ladylike.
Ich habe diese Schrankenanlage weder käuflich erworben noch steht in meinem Dienstvertrag, daß ich dafür zuständig bin, aber selber schuld, ich wollte ja gucken gehen.
"Von welcher Bank ist denn Ihre Scheckkarte ?", fragte ich sie, wohlwissend, daß ich die Antwort bereits kannte.
"Na, von der Deutschen Bank, natürlich !". Aha und wieder der klassische Fall von "wer lesen kann, ist klar im Vorteil".
"Liebe Dame, dieses Parkhaus ist ausschließlich unseren Kunden vorbehalten und somit ist ihre Scheckkarte nicht kompatibel", erklärte ich ihr den Schriftzug in rot, der sich etwas unterhalb ihrer Augenhöhe befand.
"Ja, aber - ich bin Kunde, ich will ja nur Geld an ihrem Automaten holen". Wow ! Diese Argumentationskette zu durchbrechen wird nicht einfach, schoß es mir durch den Kopf. Mal abgesehen davon, daß es ein teures Vergnügen wird, als Fremdkunde hier Geld zu holen, unterstellte ich ihr doch eine leichte Entführung meinereiner aufs Glatteis. Sie will da rein, egal wie ....
*kurzes Einschalten des Kleinhirns, um mit der nächsten Antwort alle weitere Diskussion zu unterbinden".
"Wissen sie, wenn diese kleine Plastikkarte in ihrer Hand von der Deutschen Bank in der Lage sein wird, diesen ihren Wunsch durch evtl. künstliche Intelligenz unserer Schrankenanlage mitzuteilen, dann habe sie gute Chancen bei ihrem nächsten Versuch, dort einfahren zu können"
Der saß - ich konnte es ihrem Gesicht ansehen. Sie wußte es nicht, lächeln oder toben. Und in ihrer mentalen Entscheidungsnot entschloß sie sich für das Schließen der Scheibe und dem Rückwärtsgang.
Sieg !!!!
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....