@Speranza
Es war garantiert nicht mein Körper, der gesagt hat, er will nicht mehr, mein Körper hatte einen knurrenden Bauch, ein kreideweißes Gesicht und Schwindelanfälle...

Das ich zur Zeit zu viel denke, stimmt etwas, das hatte damit etwas zu tun. Ich hab mich wieder schön in die Enge manövriert.
@kendra
Ob ich normal sein will? Ja. Weil normal für mich nicht heißt, unauffällig zu sein. Was normal sein für mich heißt? Gesund sein, Ruhe haben, etwas Konstantes im Leben auf das ich mich immer verlassen kann, nicht mehr so viel Drama im Leben, in einem sozialen Netz integriert sein. Vor allem: jemand sein. Einen Platz haben, Respekt bekommen ohne Schnittwunden zeigen zu müssen, eine Persönlichkeit zu haben, die allein für sich steht.
Ich weiß, dass ich da noch lange nicht bin. Aber ich bin auf dem Weg. Ich habe vor allem gelernt, zu akzeptieren, dass viele Dinge erst mit der Zeit kommen - eine gefestigte Persönlichkeit ist mit 20 nicht möglich.
@Monica
Ich will aber nicht den Pausenclown spielen, um akzeptiert zu werden. Das ist nicht fair.
@Djinn
Du hast das Gefühl, ich halte mich für besser oder? Das ist aber nicht so, aber genau das ist eine der Tatsachen, die einem immer wieder begegnen, ob man nun sagt, dass man hochbegabt ist, oder nicht.
Klar, jeder hat bestimmte Charaktereigenschaften, man könnte ja auch Intelligenz dazu zählen und dann andere Verhaltensweisen charakterisieren, die dazu gehören, dann klänge es nicht so problematisch, keine Frage.
Aber du wirst mir doch zustimmen, dass Minderbegabte spezielle Förderung brauchen, dass es für durchschnittlich begabte spezielle Lehrpläne gibt und warum dann nicht für Hochbegabte?
Ich denke, wenn mein Problem beispielsweise Neurodermitis wäre und ich darüber schriebe und dem einen Haupteffekt auf mein Leben beimessen würde, dann würde das keiner bestreiten. Warum dann bei Hochbegabung? Klar, weil die erst mal nur Vorteile zu bieten scheint und weil sich gleich alle angegriffen fühlen, weil sie meinen, man würde ihnen sagen, sie seien weniger wert.
Jede spezielle Anlage im Menschen braucht spezielle Behandlung und es ist einfach, sie zu kategorisieren, weil normalerweise haben Hochbegabte immer dieselben ähnlichen Probleme, haben Gehbehinderte immer ähnliche Probleme, haben sozial begabte ähnliche Probleme, haben Taube ähnliche Probleme.
All das sind Merkmale, mit denen wir auf die Welt gekommen sind und mit denen wir lernen müssen umzugehen. Sie haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung unserer Persönlichkeit und wenn es Tabuthemen sind -wie eben zu sagen, man sei weit überdurchschnittlich begabt - dann bringen sie Probleme mit sich.
Nur um das deutlich zu machen: ich fühle mich nicht wegen meiner angeborenen Fähigkeiten besser. Ich fordere lediglich Verständnis dafür, dass ich von Natur aus gerne und viel lerne, mich stundenlang mit bestimmten Thematiken bis ins Detail beschäftige und das ab und zu auch mitteilen möchte - ohne von anderen zu hören zu bekommen, ich würde angeben, weil das gar nicht meine Intention ist.
Wenn ich mich wegen irgendwas besser fühlen sollte, dann wegen meßbaren Leistungen, die nicht von angeborenen Fähigkeiten abhängen, wie Leistungsbereitschaft, Ordentlichkeit, Verlässlichkeit, wasauchimmer.
Aber ich habe wegen der mir angeborenen Eigenschaften zu Denken, zu Lernen und mich zu Interessieren massive Probleme im Leben gehabt, die nicht aufgefangen wurden. Diese Probleme sind nicht nur mir eigen sondern auch allen anderen mit dieser Eigenschaft, deshalb ist es ein Thema, über das man reden muss, denn es gibt gar nicht so verschwindent wenige davon. Von den partiell Hochbegabten oder einfach nur überdurchschnittlich Intelligenten ( etwas anderes als Hochbegabung), mal abgesehen.
Und weil diese Probleme existent sind, weil es Kausalketten sind, die bei allen Betroffenen nachweisbar sind, muss ich lernen, damit umzugehen. Ich muss lernen, trotzdem mit meinen Mitmenschen auf einer gemeinsamen Ebene auszukommen und nicht enttäuscht zu sein, wenn man mir nicht entgegen kommt, weil meine Probleme nun mal nicht von jedem verstanden werden.
Ich nehme das im Alltag nicht immer als Bürde war oder als immer präsente Besonderheit - ich rede nur hier so massiv darüber, weil das Thema aufgekommen ist und es jetzt gerade darum en detail geht.
Im Alltag definiere ich mich über ganz andere Sachen, von denen ich oben schon einige gesagt habe und bin darauf stolz, beziehe daraus das Selbstbewusstsein, nicht vollkommen sinnlos zu sein und etwas zu haben, das mich im speziellen auszeichnet und mich ausmacht ( auf irgendwas muss man ja stolz sein).
Als Beispiel für das Problem: Ich war in der Grundschule einfach immer weiter als andere und habe mich tödlich gelangweilt, durch meinen Stand aber auch die anderen behindert, weil ich Antworten gegeben habe und Fragen gestellt habe, die die anderen überfordert haben. Ich habe auf meine Art und Weise gestört. Ich konnte aber nicht anders, weil ich mein Gehirn nicht abschalten kann ( wie schon geschrieben, ich habe geübt, dümmer zu sein, es geht nicht). Ich habe dafür natürlich negatives Feedback bekommen und erst da angefangen, mich für etwas ungewöhnliches zu halten - allerdings im negativen Sinne und habe mir vorgeworfen falsch zu sein, was mein Verhalten dann noch absonderlicher gemacht hat.
Diese Probleme hat ein normalbegabtes Kind nicht. Ganz einfach, daran gibt es nichts zu rütteln. Gut, auch die langweilen sich mal, aber nicht dauernd, weil sie es schon können, sondern meistens weil sie das Thema doof finden.
Hinzu kommt, das Hochbegabte dann einfach oft abschalten, den Anschluss verlieren ( wir müssen auch lernen und könne nicht alles so), schlechte Noten bekommen, weil sie nicht mehr wissen, wo der Stoff gerade ist und dann nie nie nie wieder ernst genommen werden.
Und davor musste ich immer Angst haben. Wollte ich ernst genommen werden, musste ich immer verdammt viel leisten!
Ich habe erst im Studium gelernt, damit umzugehen, mich sozial zu integrieren und zu akzeptieren, wie mein Kopf tickt und seitdem ist das kein Problem mehr für mich, es sei denn, mein Kopf arbeitet gerade wieder gegen mich ( meistens weil er grad nix anderes zu tun hat, glaube ich manchmal...). Aber diesen Umgang mit meiner Eigenschaft zu lernen, dafür musste ich wissen, was ich habe und was das für Folgen hat und was ich dagegen tun kann. Welche Rechte ich für mein Wohlbefinden einfordern muss und darf und wo ich mich zurücknehmen und Rücksicht walten lassen muss.
Und wie gesagt: das gilt nur für den akademischen Bereich. Ansonsten bin ich 20, genauso unsicher, genauso unfertig und genauso am Anfang von allem.
Mehr kann ich dazu nicht sagen. So ist es. Es ist eine Eigenschaft, wie besonders gute Augen oder ein lahmes Bein. Man muss damit leben und bestimmte "Regeln" dafür beherrschen, damit es gut läuft. Dafür muss man sich aber dessen bewusst sein.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.