Hallo, Leute
Ich bin neu hier und wollte mich euch gerne vorstellen.
Der Hauptgrund, weshalb ich mich hier registriert habe, ist, dass ich einfach jemanden zum Reden brauche, der mich versteht, der vielleicht das Gleiche durchmacht und mir Tipps und Ratschläge geben kann.

Ich glaube, essgestört im eigentlichen Sinne bin ich seit Jahren - ich beschäftige mich mit dem Thema bestimmt schon seit ich 12 war, das ist jetzt gute 5 Jahre her. Ich wünsche mir die Zeit eigentlich zurück, in der alles noch einfacher war... tja.
Vor etwa anderthalb Jahren habe ich mich das erste Mal übergeben - oder es zumindest versucht - und war total erschrocken, wie ich das tun konnte. Ich hab es vielleicht noch ein, zwei Mal getan, als ich mich wirklich schlecht gefühlt habe. Letzten Winter hatte ich dann eine echt miese Woche und habe mich mehrmal übergeben müssen und dann hatte ich Angst.
Mir war klar, dass das der Weg in die Sucht wäre, dass ich etwas dagegen tun muss. Und an dieser Stelle bewundere ich mich immer noch selbst für meinen Mut - ich habe meinen Eltern, zu denen ich wirklich eine sehr gute Beziehung habe, davon erzählt.
Zu meiner Überraschung hatte meine Mutter längst damit gerechnet und recherchiert. Sie meinte, so etwas habe sie schon erwartet, so viel rede ich vom Essen. Da war ich erstmal baff. Ein Glück jedoch hatte ich in der Zeit danach nicht mehr viele Probleme mit dem Übergeben, ich habe erstmal wieder versucht, auf möglichst gesunde Art und Weise abzunehmen.

Dann, in der letzten Ferienwoche dieses Sommers, hab ich wieder zugenommen, was ich in den Ferien hart abgearbeitet hatte und war total frustriert. Der Schulbeginn machte es noch schlimmer und plötzlich ließ ich mich krankschreiben, weil es mir psychisch elend ging und ich zur Toilette rannte. Das ist jetzt Anderthalb Monate her und irgendwie rutscht man da viel schneller rein, als ich das dachte. Am Anfang waren es nicht viele Essanfälle in der Woche, jetzt kämpfe ich jeden Tag.
Meine Eltern, die mir glücklicherweise immer noch beistehen, wollen, dass ich zur Therapie gehe und ich habe zugestimmt, schließlich hat es gerade erst angefangen, da bestehen doch noch die größten Chancen, nicht wahr?

Ich habe eigentlich nur zugenommen, seitdem ich darunter leide. Ich meine, das ist doch ironisch. Da will man verhindern, zuzunehmen, und tut es doch. Aber ohne würde es vermutlich noch rasanter gehen... ich weiß auch nicht.

Ich bin gerade so verdammt am Kämpfen. Ich will aufhören und gleichzeitig habe ich solche Angst, zuzunehmen, dass das manchmal wichtiger erscheint, als gesund zu sein.
Meine Eltern machen sich (ohne Grund) selbst Vorwürfe, und das tut mir Leid.
Ich meine, am Anfang wollte ich irgendwie auch Aufmerksamkeit, vielleicht habe ich es ihnen deswegen auch gleich gesagt, aber mittlerweile geschieht alles in Heimlichkeit und über diese Aufmerksamkeit ist es längst hinausgewachsen. Für mich erscheint es, als wäre alles einfacher, wenn ich eine bessere Figur hätte - aber ich liebe das Essen.
Ich muss aufhören, diese Hassliebe zu führen, essen muss für mich normal und Nebensache werden.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen zeigen, wie ich so "ticke", ich will nämlcih gesund werden, aber ich merke, dass ich jemanden brauche, den ich vollheulen kann, wenn es einen Tag nicht geklappt hat, und der mich versteht - und nicht sagt, warum kannst du denn nciht einfach weniger essen oder Sport machen?
Wenn es so einfach wäre.
LG
ProCola

hallo procola!

herzlich willkommen im forum.

ich finde es gut, dass dich deine eltern so unterstützen und du die hilfe (therapie) annimmst.
natürlich sind die chancen, gesund zu werden, größer, wenn man schnell bemerkt, dass man krank ist. wobei du aber ja selbst sagst, dass es bei dir schon lange so geht. zu einer ES zählt ja nicht "nur" das k***. schon alleine die gedanken, die du hast, sprechen dafür, dass du ein problem hast.

wann fängt denn die therapie an?

liebe grüße
jersey

Hey, danke für die schnelle Antwort.

Ich weiß es nicht. Wir waren heute vormittag bei meiner Hausärztin und sie meinte, dass sie mal rumtelefoniert und so schnell es geht bei uns durchklingelt, diese Woche. Sie will einen geeigneten Therapeuten finden, und dann geht's erstmal ans Termine machen.
Das kann also noch ewig dauern.

Momentan habe ich eine dicke Erkältung und fühle mich nicht mal "stark genug" zum k*****, deshalb versuche ich jetzt erstmal, alles zu vermeiden, was mich dazu verleiten würde. Keine leichte Aufgabe, aber wenigstens eins, zwei Tage, mein Hals muss sich n bisschen beruhigen und ich muss ein bisschen Kraft sammeln - ich bin niemand, der die Kloschüssel nur ansehen muss und los geht's, das ist ein richtiger Kraftakt, jedes Mal.
Am schlimmsten ist es, wenn meine Eltern zu Hause sind, dann weiß ich gar nicht, was ich machen soll, wenn ich einen FA hatte, denn das Bad ist gleich neben dem Wohnzimmer.
Ich gehe häufig in die Badewanne in letzter Zeit, das Wasser einlassen ist so laut

schön, dass ihr bereits beim hausarzt wart.
ich hoffe, sie findet bald jemanden für dich!

ProCola hat geschrieben: ich bin niemand, der die Kloschüssel nur ansehen muss und los geht's, das ist ein richtiger Kraftakt, jedes Mal.

sei froh!
auch wenn sich das jetzt total bescheuert anhört, aber es ist "besser", dass es dir so schwer fällt. ansonsten wärst du wahrscheinilch schon weiter drin, da du ja bei jeder gelegenheit k*** könntest ohne dich überhaupt anstrengen zu müssen.
bei mir ging das damals sehr leicht.

Stimmt, das macht die ganze Sache vermutlich nur noch komplizierter.
Das ist so bescheuert, ich war mein ganzes Leben lang gegen alle möglichen Genussmittel, gegen das Rauchen, gegen Drogen... Ich wollte nie von sowas abhängig werden, schließlich weiß man, wie ungesund das ist.
Und nun stehe ich da und bin nach der natürlichsten Sache der Welt süchtig - dem Essen.
Das ist schon fast zu ironisch um wahr zu sein

Ich finde es übrigens bewundernswert, dass du die Bulimie überwunden hast.
Darf ich fragen, wie lange du darunter gelitten hast? Ich bin mir hier mit dem Schreiben über die Zahlen sehr unsicher
Übrigens: Meine Glückwünsche zur Schwangerschaft <3

Hallo ProCola,

Ich kann dich sehr gut verstehen. Bei mir war es ähnlich. Auch ich würde mich als essgestört bezeichnen seit ich 12 bin. Der ständige Wunsch abzunehmen, Diäten etc.
Vor 2 jahren wurde es mit dem Erbrechen bei mir langsam auch immer schlimmer und ich bekam mehr und mehr das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Bei mir wirkte sich das ähnlich, wie bei dir aus, auch ich nahm langsam immer mehr zu.
Daher kann ich sehr gut verstehen, wie du dich jetzt fühlst. Weil die Angst ist ja immer da, dass man ohne das Erbrechen noch mehr zunimmt... Aber ich mache jetzt seit einem halben Jahr eine ambulante Therapie und das hat mir geholfen mein Verhalten und meine Liebe, oder besser Hassliebe, zum Essen langsam zu verstehen.
Was dir auch helfen könnte wäre, wenn du auf deinem Weg raus aus der Bulimie deine Waage weitgehend aus deinem Leben verbannst. Solltest du wirklich total zunehmen, dann wirst du das schon an deiner Kleidung bermerken. Ich weiss, dass das schwer ist, aber ich wiege mich wirklich nur noch ganz ganz selten und das kann wirklich helfen gerade, wenn man einen Rückfall hat und das Gefühl, dass man etwas zugenommen hat durch die vielen Fas. .. Die Bestätigung auf der Waage macht das ganze nur noch schlimmer und es fällt einem noch schwerer sich den Rückfall zu verzeihen, (ich weiss wovon ich rede, ich habe immer moment noch sehr häufig Rückfälle, vor allem, wenn ich viel Schulstress habe).
Ich wünsche dir sehr, dass die Therapie dir hilft. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass man sehr viel Geduld mitbringen muss..., aber es lohnt sich auch.

Ganz liebe Grüße,
Jacky

Danke Jacky - dein Beitrag hat mir wirklich geholfen!

Ja, das mit dem Wiegen ist wie ein blödes Laster, das ich mir angewöhnt habe. Einerseits ist sie Motivation, NICHT zu kotzen, denn da nehme ich eigentlich ab, weil ich dann meistens gesünder gegessen habe. Andererseits, wenn ich eben doch zu viel gegessen habe, ist sie mein schlimmster Feind, da sie mich antreibt, die Zunahme rückgängig zu machen.
Wie handhabt man denn das am besten? Einfach Disziplin beweisen und nicht draufsteigen, oder soll ich meine Eltern vielleicht bitten, die Waage lieber in ihr Schlafzimmer zu stellen?

LG, ProCola

Hallo ProCola,

Es freut mich, dass ich dir etwas helfen konnte.
Bei mir in der Familie ist das so, dass die Waage eigentlich hauptsächlich nur von mir benutzt wurde und deswegen immer in meinem Zimmer stand. Habt ihr die Waage so im Badezimmer stehen, dass du immer drauf schauen musst, wenn du es betritts ?
Ich bewahre meine Waage mittlerweile in einer ganz entlegenen Schublade in meinem Schrank auf. Ich öffne diese Schublade so gut, wie nie, habe also die Waage auch nicht mehr vor Augen. Vielleicht könntest du deine Eltern bitten, dass sie in Zukunft irgednwo anders steht. Aufjedenfall so, dass du sie nicht ständig siehst.
Und das man manchmal noch draufsteigt, das ist ganz normal. Ich mache das ja auch. Das wichtige ist nur, dass man damit nicht mehr so viele Gefühle verbindet. Das heißt nicht so frustriert ist, wenn man einmal *kg zunimmt, aber auch nicht mit Freude übersprudelt, wenn man es mal wieder geschafft hat x kilos zu verlieren... Das darf einen nicht so sehr bestimmen und soll einen nicht mehr so berühren. Aber ich weiss.... das ist sooo schwer, deswegen ist es für mich dann doch häufig einfacher garnicht erst draufzugehen. Und wenn man erst wieder richtig gesund ist, kann man das mit der zahl auf der Waage, glaube ich, dann auch besser aushalten.
Vieles was ich gerade schreibe, wird mir selber immer wieder von meiner besten Freundin erklärt. Sie war vor mehreren Jahren essgestört. Hat jedoch eine Thera., in einer Klinik, gemacht und ist seit dem sehr erfolgreich wieder gesund geworden, ( sie litt mit 15 unter Magersucht).

Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen. Und glaub mir ich weiss wie schwer das ist..

glG

Danke für den Tipp, ich werde meine Eltern das mal fragen, ich glaube, die fänden das sogar gut.

Sooo wichtig ist mir die Zahl eigentlich gar nicht, denn wenn ich mir im Spiegel gefallen würde, wäre es mir egal, ob ich nun einen BMI von 20 oder 25 oder was auch immer hätte.
Aber man nimmt es eben doch immer als richtwert, wie man sich gerade so macht, wie man sich verändert ect.

Was bei mir einfach aus dem Kopf rausmuss, ist, dass Essen für mich absolut zum Wohlfühlen dazu gehört. Ich esse, wenn ich mich besser fühlen will, wenn ich relaxen will, wenn ich mit Freunden zusammen bin und so weiter. Als bräuchte ich es, um mich wirklich gut zu fühlen - was dann ja durch das schlechte Gewissen nicht lange hält.

Ich fahre jetzt auch eine Woche lang auf eine chorfahrt, was echt blöd ist. Bis jetzt habe ich noch jedes Jahr *kg oder sowas da zugenommen, und diesmal wiege ich schon vorher soviel, wie sonst danach.
Da geht's immer - singen, dann rumhängen und essen, singen, essen ect.
Ich muss mich so konzentrieren, das dieses Mal nicht zu tun, denn die Badezimmer da sind echt doof. Kennt ihr das von Hotels, wenn ihr in der Dusche steht und durch die Rohrverbindungen jemand anderes in seiner Dusche singen hört?
Tja, und genau das ist da eben auch, und ich habe keine Lust auf irgendwelche doofen Fragen, versteht sich. Ich hoffe so sehr, dass ich das durchhalte, aber EINE Woche, ich kann's mir fast nicht mehr vorstellen

Mit dem Essen, um sich gut zu fühlen.... da sprichts du mir echt aus der Seele ....
Ich wünsche dir jedenfalls, dass du das auf der Freizeit hinbekommst möglichts nicht erbrechen zu müssen.

Ich hatte die letzte Woche leider auch wieder viele Rückfälle... hab manchmal bis zu drei mal am Tag erbrochen. habe jetzt ein bisschen Angst, weil ich schon seit Tagen so ein komisches Gefühl im Hals habe. Die Schmerzen gehen manchmal runter bis zum Brustbein. Wenn das nicht weg geht muss ich wohl zu meinem Hausarzt..