Re: Angehöriger einer Bulimiekranken

#17
Hallo Toms,

ich bin zwar noch nicht lange hier Mitglied ( habe aber lange Bulimie), aber ich mußte doch spontan auch hier schreiben.
Ich denke auch, daß dieses Unausgeglichensein und schnelle Ausflippen schon eng mit der Eßstörung zusammenhängen kann. Ist ja auch klar, wenn man permanent hungrig ist, ständig auf sein Aussehen fixiert ist, Perfektionist ist, sich alles ums Essen und Nichtessen dreht und darum, wie man es am schellsten wieder los wird, ist kaum Platz für ein entspanntes (Familien)Leben. Die Selbstwert- und Eßproblematik steht zu sehr im Vordergrund und erst danach kommt die Umwelt. Und meist ist die Energie schon von der Eßtörung verbraucht, als daß man viel Liebe in die eigene Familie stecken könnte.

Ich flippe (leider) auch schnell aus, weil ich mit meiner selbstauferlegten strengen Diät (ich weiß, daß das Schwachsinn ist) oft überfordert bin. Hunger macht eben auf Dauer unleidlich. Und nach den Freßgelagen bin ich auch oft erschöpft und habe dadurch auch kaum noch die Kraft geduldig zu sein. Auch wenn es mir leid tut, daß ich nach außen hin krätzig bin, kann ich oft nur schwer aus meiner Haut. Vielleicht ist das bei Deiner Frau ja ähnlich?

Und wenn Du sagst, daß sie bei Fremden immer freundlich ist und Dir gegenüber eher zickig, kann ich mir das auch recht gut vorstellen. Meist ist man ja zu fremden Menschen eh netter als zu den eigenen Familienmitgliedern. Man will ja bei Außenstehenden höflich und ein Gutmensch sein. Und außerdem will man ja auch die Rolle des lieben, adretten, aktiven, humorvollen, toleranten (sprich, des perfekten) Menschen spielen. In der eigenen Familie geht das nicht mehr. Da kennt man sich schon zu lange und außerdem läuft die Familie einem so schnell nicht weg. Bei Freunden hat man schon viel mehr Angst.
Ich bin bei meinem Mann zwar kein Monster und ich benutze ihn auch nicht aus Sandsack, aber ich bin bei Freunden und Bekannten auch viel lockerer und wirke wie das blühende stabile Leben.

Ich glaube, das hängt mit einem schlechten Selbstwertgefühl zusammen. Solche Leute müssen sich so gut es geht perfekt darstellen, weil sie glauben, wenn sie Macken haben und zeigen, werden sie nicht mehr gemocht. Deshalb wollen sie nach außen immer perfekt sein und aussehen. Und so ein brüchiges Selbstbild schafft den perfekten Nährboden für Eßstörungen. Für enge Familienangehörige ist es natürlich schwer, mit anzusehen, wie wandelbar (und unberechenbar) das Wesen solcher Personen ist. Nach außen hin immer grinsen, in der Beziehung eher zickig. So fühlt es sich für ich jedenfalls an.

Ähm, hoffentlich habe ich Dich jetzt nicht zugeschwallt. Ich wollte mich jetzt nicht selbstdarstellen, sondern nur aufzeigen, daß ich die von Dir beschriebenen Dinge als Betroffene sehr gut nachvollziehen kann.

Liebe Grüße
Bonbon

Re: Angehöriger einer Bulimiekranken

#18
Hi bonbon,

Du hast dich nicht selbst dargestellt, du hast einfach nur den nagel auf den kopf getroffen! Ja, ich glaube du hast recht wie du die situation beschreibst. Meine frau ist gewohnt zu funktionieren (ihr lieblinhswort)! In der familie ist sie im begriff damit aufzuhören weil müde, aber in ihrem neuen freundeskreis, den sie durch abendmatura, job, sport und div. Events aufgebaut hat kennt man sie als die schöne, immer aktive, sehr kommunikative frau, mit einem wort die perfekte erscheinung! Ich weiß, ich kann keine klare grenze ziehen zwischen ihrer krankheit und dem wunsch nach ein bissl (viel) freiheit nach so vielen jahren des daheimseins- ein bissl goldener käfig...:(
Sorry übrigens ob meiner fehler und kleinschreibung, aber ich lieg im bett und mit meinem blackberry geht's nicht so gut wie am pc;)
Es wäre schon (einfach) alles der BU in die schuhe zu schieben, aber da hat valerie schon recht das das net ok ist.
Leider weiß ich auch nur zu gut, dass man sich in den eigenen 4 wänden anders verhält als draußenan asche auf mein haupt!
Umso mehr ich mich mit dem thema BU und meiner dzt. Ehesituation auseinadersetze, desto mehr wird mir klar das es meine frau nicht leicht hat(te)... Seit ihrem 15. Lebensjahr BU, mit 19 geheiratet, einen mann der in den ersten ehejahren nur ihre schönheit gesehen hat, seine eigenen schwächen durch sie kaschiert, nie wollte das sie ohne mich irgendwo hingeht, wenn sie zunahm ich ihr vorhaltungen machte, dann 3 kinder... ! Und sie hat eben funktioniert und war immer perfekt! Die perfekte ehefrau, schön, schlank und immer da! Den einzigen vorwurf den ich meiner frau machen muss ist-sie hats zugelassen, leider! Ihre krankheit hat ihr wohl immer wieder als 'ausgleich' gedient. Na ja, und jetzt lässt sie nicht mehr zu und hat ihren käfig verlassen, leider hat sie die BU auf ihrer reise mit im gepäck:(
Wenn doch nur diese sch... BU weg wäre! Dabei treibt sie soviel sport, der gibt ihr soooo viel, aber anscheinend immer noch zu wenig um die BU in die wueste zu schicken!?
Mir fallen schon die augen zu...

Danke für deine/eure zeit,

Lg. Toms
viele Grüße

toms

Re: Angehöriger einer Bulimiekranken

#19
Hallo Toms,

oje, das hört sich ja alles vertrackt an!
Valerie hat recht, alles auf die Bulimie zu schieben, ist einfach. Anscheinend ist sie bei Deiner Frau nicht Ursache all ihrer/Eurer Probleme, sondern eher ein Symptom. Sie kann sich wohl nicht anders äußern, bzw. ihre eigenen Bedürfnisse warhrnehmen, als durch ihre Eßstörung. Das ist wohl der einzige Pfeiler, den sie hat.
Es ist natürlich schwierig, wenn Du sie schon so kennengelernt hast. Sie hat bei Dir wohl auch nur das weitergeführt, was sie schon immer gemacht hat: sich angepasst, funktioniert, ihre Rolle gespielt, und als Ausgleich eben ihre Bulimie gehabt.

Mein Freund, den ich vor meiner Heirat hatte, war ähnlich, wie Du. Er war stolz auf seine Freundin, bzw. ihre Figur. Als wir über meine Bulimie sprachen, wollte er, daß ich geheilt werden würde, aber er wollte nicht, daß ich dann eventuell zunahm. Einerseits hat mich das wütend gemacht und ich kam mir auch nur wie ein Vorzeigepüppchen vor, die nur ihrer Figur und nicht um ihrer inneren Werte Willen geliebt wurde. Andererseits wollte ich aber auch, daß er mich liebt. Und dafür habe ich so einiges gemacht. Unter anderem meine Eßstörung noch weiter perfektioniert.
Aber es war auch mit meine Schuld. Hätte ich ein wenig mehr Selbstwertgefühl, hätte ich ihm meine Meinung gegeigt und wir hätten beide aneinander wachsen können. Ich glaubte aber, ich wäre es nur wert, so einen tollen Mann zu haben, wenn ich auch hart an meinem Äußeren arbeiten würde. So haben wir uns beide aus Unwissenheit und mangelndem Selbstwertgefühl auf beiden Seiten in einen fatalen Kreislauf begeben. Ich habe mich zu stark angepaßt und mich dadurch emotional immer mehr von diesem Mann entfernt. Denn: auch wenn ich bestimmt geliebt wurde, blieb immer der unbewußte, schale Beigeschmack, es ist ja nur wegen meinem Aussehen. Obwohl er es so heftig nie gemeint hatte. Aber ich glaubte wirklich mir seine Liebe verdienen zu müssen. Und zwar auf diese kranke Art.

Ich schreibe das, weil ich denke, daß es bei Euch ähnlich gelaufen sein könnte, bzw. läuft.
Und weil ich denke, daß es in diesem Spiel keine Schuldigen gibt. Sondern nur Unwissenheit auf beiden Seiten. Nun ist es allerdings schwierig alleine die Probleme anzugehen. Deine Frau hat ja echt tiefergehende Probleme mit ihrem Selbstbild. Wenn sie nur funktionieren möchte, hat sie ja keine Ahnung von sich selbst, wie sie überhaupt wirklich ist. Was sie will, was sie braucht, was ihr guttun würde. Sie hat sich ja sehr auf eine perfekte Fassade spezialisiert. Erst in der Ehe, dann in der Familie und nun will sie raus unter andere Menschen und spult genau dasselbse Muster, des Funktionierens auch draußen wieder ab.
Da geht es ja nicht mehr nur um die Bulimie, sondern um ihr eigenes schräges Selbstbild und ihr Gespür für den eigenen Wert. Den schöpft sie anscheinend wirklich nur aus der Anerkennung durch andere.

Daß sie soviel Sport treibt, heißt ja nicht, daß sie dann auf ihre Bulimie verzichten könnte. In einem "eßgestörten" Kopf dient jede Maßnahme dazu, möglichst viel Kalorien loszuwerden. Da denkt man nicht: "Oh, jetzt habe ich so viel Sport getrieben, dann muß ich heute nicht kotzen. Die Kalorien habe ich ja schon durch Bewegung losbekommen". Nee, das ist eher ein Doppelbonus: Kotzen UND Sport bedeutet doppelt so viel Kalorien weg! Je mehr umso besser!

Boah, ich kann mich einfach nicht kurzfassen.
Die Schreibfehler in Deinem Beitrg sind doch gar nicht so schlimm. Man kann ja alles lesen. :wink:

Liebe Grüße
Bonbon

Re: Angehöriger einer Bulimiekranken

#20
bonbon hat geschrieben:Mein Freund, den ich vor meiner Heirat hatte, war ähnlich, wie Du. Er war stolz auf seine Freundin, bzw. ihre Figur. Als wir über meine Bulimie sprachen, wollte er, daß ich geheilt werden würde, aber er wollte nicht, daß ich dann eventuell zunahm. Einerseits hat mich das wütend gemacht und ich kam mir auch nur wie ein Vorzeigepüppchen vor, die nur ihrer Figur und nicht um ihrer inneren Werte Willen geliebt wurde. Andererseits wollte ich aber auch, daß er mich liebt. Und dafür habe ich so einiges gemacht. Unter anderem meine Eßstörung noch weiter perfektioniert.
Aber es war auch mit meine Schuld. Hätte ich ein wenig mehr Selbstwertgefühl, hätte ich ihm meine Meinung gegeigt und wir hätten beide aneinander wachsen können. Ich glaubte aber, ich wäre es nur wert, so einen tollen Mann zu haben, wenn ich auch hart an meinem Äußeren arbeiten würde. So haben wir uns beide aus Unwissenheit und mangelndem Selbstwertgefühl auf beiden Seiten in einen fatalen Kreislauf begeben. Ich habe mich zu stark angepaßt und mich dadurch emotional immer mehr von diesem Mann entfernt. Denn: auch wenn ich bestimmt geliebt wurde, blieb immer der unbewußte, schale Beigeschmack, es ist ja nur wegen meinem Aussehen. Obwohl er es so heftig nie gemeint hatte. Aber ich glaubte wirklich mir seine Liebe verdienen zu müssen. Und zwar auf diese kranke Art.
hab mich jetzt auch einfach mal hier eingemischt. ohja das kann ich so gut nachvollziehen, das könnte glatt von mir sein. mein ex war auch immer sehr stolz auf mich und hat mich immer so ein bisschen "hergezeigt" wobei ich natürlich immer von mir dachte dass ich nicht schön/schlank sei und er trotz seinen diversen komplimenten auch nichts dagegen machen konnte. trotzdem hat er von anfang an in unserer beziehung klargestellt dass er auf "hungerhaken" steht (zitat), naja und das hat klarerweise seinen teil dazu beigetragen. als es dann mit der bulimie angefangen hat, wollte er mir zwar helfen und dass es mir gut geht aber jedes mal wenn ich versucht habe darüber zu reden wurde er nur ganz still und hat mich so traurig angesehen weil er sich so machtlos fühlte dass ich dann irgendwann gar nichts mehr gesagt habe wenn es mir schlecht ging. bis er mir dann das auch irgendwann vorgeworfen hat bis alles in die brüche ging und wir uns so sehr voneinander entfernten (er aus "machtlosigkeit" mir gegenüber und ich weil ich mich immer mehr zurückgezogen hab). man muss dazu sagen dass mein ex selbst ein ziemlich gestörtes eigenbild hat, bei ihm ist die kompensation halt mit trainieren.

aber so eine situation bei toms besteht ja gar nicht, da er ja offensichtlich wirklich hilft und für seine frau da ist. in diesem sinne schon mal meinen respekt!

Re: Angehöriger einer Bulimiekranken

#21
Hi seth,

danke für deine Worte!

Es ist schon ein Wahnsinn mit der BU, nicht wahr!? Was ich das Erschreckende daran finde ist, sie hast so viele
Auslöser. Einmal ist es (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) das 'ich hab gerade zuviel gegessen' Syndrom, ein andermal ist es 'Stress -bzw. Frustabbau', dann wieder die 'ich werd mit der momentanen Situation nicht fertig' Problematik, dann das Schlankbleiben wollen, od. dritten (zB dem Partner) zu gefallen und wenn in diesem Moment nichts von all dem zutrifft, dann ist es einfach der Suchtmechanismus der einen treibt.
Das heißt, es gibt eig. jeden Tag mind. einen Grund den Finger i.d. Mund zu stecken bzw. ist letzteres leider zumeist ja gar nicht mehr notwendig...!
Was bonbon und du geschrieben haben trifft leider zu. Nur, ich für mich habe mir vorgenommen nicht mehr nach hinten zu schauen, meine vielen Fehler bzgl. meinem Bild wie meine Frau auszusehen hat kann ich nicht mehr rückgängig machen und liegen auch schon einige Zeit zurück.

Einen kurzen Rückblick erlaube ich mir aber dennoch hier und vielleicht trifft/traf das auch teilw. auf eure (ex) Partner zu:
Warum wollen wir Männer (nicht alle!) schlanke, schöne Frauen haben? Meine Erkärung ist, es sind Minderwertigkeitskomplexe! Ich zB fand mich, entgegen der allgemeinen Meinung;), nie wirklich attraktiv,
aber meine 'schöne Frau' hat diese meine 'optischen Mängel' durch ihr Dasein, vor allem i.d. Öffentlichkeit wettgemacht
und so fühlte ich mich auch 'fescher'. Ich weiß nicht ob ich mich richtig ausdrücken kann. Ich dachte immer ich bin
ein Macho der nichts und niemanden braucht (so habe ich mich auch meiner Frau gegenüber verhalten), aber in Wirklichkeit war ich ohne 'meiner Schönheit' im Grunde nichts. Bemerkt habe ich das, wenn es meiner Frau mal besser mit der BU ging und sie zwangsläufig zunnahm, sank im proportionalen Verhältnis der Gewichtszunahme meine Zuneigung zu ihr...! Ist das nicht krank! ich hasse mich immer noch dafür und bin meiner Frau unendlich dankbar, dass sie mich noch nicht in die Wüste geschickt hat. Ich könnt heulen wie ich war und was ich ihr dadurch angetan habe.

Erst i.d. letzten 1-2 Jahren (nach damals bereits 18 Ehejahren!) sind meine Augen aufgegangen, habe meine Einstellung überdacht und mich zu ändern begonnen. Aber auch nur, weil alles so schien als verliere ich meine Frau. Ich gebe zu, die Verlustangst war mein Motor. Ich gehe seither auch zu einem Psyhotherapeuten - was mich echt eine große Überwindung gekostet hat, denn ICH und sog. 'Psychofritzen'....! Auch habe ich gegonnen wieder Sport zu machen und mich zu mögen.

Im Grunde kann ich sagen, es sind 4 Punkte welche mir beim Ändern helfen -->
*Erkenntnis/Einsicht das etwas schief läuft
*den Wunsch verspüren daran etwas zu ändern
*Hilfe annehmen
*sich nicht über Dritte (in meinem Fall meine Frau) zu definieren.

Jetzt glaube ich sagen zu können, ja, ich kann meine Frau annehmen wie sie ist UND auch SIE darf Fehler machen!!!

Jetzt könnten (etwas böse Zungen) meinen, der hat leicht reden, seine Frau ist immer noch schlank, warte
mal ab, wenn sie wieder zunimmt...! Grundsätzlich eine zulässige Schlussfolgerung.
Dem entgegnen kann ich aber, dass ich immer unglücklicher werde wenn ich meine Frau mit ihrem wenigen Gewicht sehe
und was mich früher 'aufreizte' macht mich nunmehr traurig und mir auch große Sorge. Auch habe ich mittlerweile erkannt, welche menschlichen Qualitäten meine Frau hat, was sie tagtäglich leistet und, dass das Äußere nicht wirklich (mehr) das ist was ich an ihr liebe. Und ich bin hier...;)

Ich schreib das nicht um mich als der tolle Mann hinzustellen, ich schreib das, um vielleicht dem einen od. anderen
Mann einer BU geplagten Frau die Augen zu öffnen!
Ich habe auch lernen müssen - und muss es immer noch, ich bin nicht schuld an der BU meiner Frau, egal was ist, es ist immer noch IHRE Entscheidung ob sie aufs Klo geht od. nicht. ABER, ich kann sehrwohl ein Umfeld des
Respektes und der Wertschätzung ihr gegenüber schaffen, welches es ihr zumindest etwas leichter macht sich gg. die BU zu entscheiden!

Ein guter Freund hat mir einen Schlüssel zum Erfolg mitgegeben, der heißt VZW.
V-Vertrauen
Z-Zuhören
N-Nettsein

-----

Ach Mädls, es klingt immer alles sooo einfach;)
Ich wünsche meiner Frau und euch, dass sie/ihr den Kampf gegen die BU und für ihre/eure Gesundheit und Lebensfreude gewinnt.
Ich kenn euch nicht, aber alleine das ihr euch mit diesem Thema so beschäftigt zeigt doch, dass ihr nicht aufgebt und der BU die Stirn bietet! Ich habe allergrößten Respekt vor euch!

Seid stolz auf euch!

lg

toms
viele Grüße

toms

Re: Angehöriger einer Bulimiekranken

#22
lieber toms,
also ich muss ehrlich sagen ich hab ein paar mal geschluckt als ich deine letzte antwort gelesen hab. wobei ich auch dich bzw deine frühere sicht verstehe. und ich glaube dass ich deine eklärung warum männer lieber schlanke/schöne frauen wollen sehr gut nachvollziehen kann und das auch sehr auf meinen exfreund zutrifft (hab ja erwähnt dass er selbst ziemliche komplexe und ein gestörtes selbstbild hat). natürlich will man eine schöne freundin (oder auch schönen freund) und ich muss gestehen dass ich mich schon sehr geschmeichelt gefühlt hab wenn mein exfreund mit mir "angegeben" hat, ist ja auch ein tolles gefühl wenn man merkt wie schön man von seinem partner empfunden und man bewundert wird. aber gleichzeitig baut das halt enormen druck auf, wenn diese schönheit der status quo ist, muss das so bleiben, denn daran hängt die ganze beziehung und was sollen denn die freunde des partners denken wenn man mal nicht mehr diesem ideal entspricht? so hab ich früher in der beziehung gedacht. und es ist auch heute noch ein bisschen so, ich glaube diese sichtweise wird sich auch nie ändern.
worauf ich aber eigentlich hinaus wollt ist aber dass ich es toll finde wie selbst-reflexiv du bist und das ist meiner meinung nach einer der wichtigsten schritte um eine besserung zu bewirken. gut du hast fehler begangen, wer nicht aber dein betrag zeigt wie sehr du dich damit auseinandersetzt und dass du etwas verändern willst, sonst würdest du nicht versuchen deine situation so zu analysieren und dir rat zu suchen. ich kann so gut nachvollziehen wie es dir geht, den vorwurf den dur dir selbst machst auch wenn ich es aus der sicht der betroffenen sehe aber ich denke meinem exfreund ist es so ähnlich gegangen und ich glaub ich kann mich ganz gut in andere leute hineinversetzen (zumindest haben mir das immer alle gesagt ;)). aber ich muss dazu sagen so hart das jetzt auch klingt, es ist müßig vergangene fehler zu bedauern denn das ändert auch nichts mehr an der jetzigen situation. klar, es ist wichtig sie im kopf zu behalten damit man sie vermeiden kann falls man in eine ähnliche situation kommt, aber wichtig ist dass du deiner frau immer das gefühl gibst für sie da zu sein, so schwer es für sie (und dich) auch sein mag. ich kann nur von mir selbst sprechen, aber das ist genau das was ich mir von meinem freund erwartet hätte. ich meine ich weiß schon dass ich meine fast vierjährige beziehung nicht mit einer 20-jährigen ehe vergleichen kann aber es gibt doch immer wieder parallelen bei bulimikern gerade was dann die probleme in einer partnerschaft betrifft, deswegen sag ich das. ich glaub überhaupt dass das wichtigste in einer partnerschaft mit einem bulimie-betroffenen ist, dass man seinem partner ein gefühl von geborgenheit vermittelt, also "du kannst immer zu mir kommen, du bist nicht allein" (ohne den anderen dabei mit überaufmerksamkeit damit zu erdrücken) und das man die krankheit nie nie nie zu einer schambehafteten sache werden lässt. denn auch wie schlimm es manchmal ist und wie sehr man sich afür schämt wenn man wieder mal den ganzen kühlschrank leergefressen und alles erbrochen hat, solang man weiß dass man darüber reden kann und das nicht bewertet wird egal in welcher hinsicht, kann man daran MITEINANDER arbeiten. denn dazu gehören immer zwei.
ich wünsch euch beiden auf jeden fall alles, alles gute und dass ihr das zusammen schafft aber ich denke mit eurer offenheit euch (auch selbst) gegnüber habt ihr bereits den ersten schritt getan!
cron