Therapie, aber keine Motivation

#1
Hey Leute,

die Headline sagt eigentlich alles. Hab heute bei einem Therapeuten angerufen und mir einen Termin für nächste Woche geben lassen. Aber was bringt das? Was genau war meine Intention, wenn ich genau weiß, dass B* so ein fester Bestandteil von mir ist, ich mich darüber definiere, so dass diese Theraphie sowieso nicht hilft...? Ich finde es gut so, abgesehen von den Zeitpunkten, an denen ich nichts mehr rausbekomme. B* hilft mir in dem Sinne.
Was für bescheuerte Sätze. Wünschte, ich könnte normal denken.
Endlich, am Boden und liegend,
öffnete ich meine Augen und bemerkte,
dass ich mich mein ganzes Leben selbst gejagt hatte.

Dabei kam ich nur wenige Meter weit.

Re: Therapie, aber keine Motivation

#2
Hallo lilaBleistift,

... naja, irgendetwas in dir drinnen ist der meinung, dass es mit dir und der B* so nicht mehr dauerhaft weitergehen soll. Und da du den anruf dann ja auch getan und den termin ausgemacht hast, hat dein inneres dich als person wohl auch überzeugt.
Es ist normal, sich die frage "was bringt das?" zu stellen. aus vielen gründen. und außerdem ist eine therapie ja auch nicht planbar, nicht vorhersehbar und somit nicht anfassbar für den verstand so dass du natürlich gleich wieder zweifelst, wieso du dort angerufen hast.
Die B* ist ein Bestandteil von dir - willst du sie immer behalten?
Willst du als Omi noch über der Kloschüssel hängen?
Sie ist etwas, an dem du dich gerade festhälst, die dein Leben ausfüllt und die du brauchst, weil du es ohne sie nicht schaffst. ich hab das jahrelang ganz genauso gedacht wie du. ganz, ganz genauso. bis ich mich selbst mal mit einer gewissen distanz beobachtet habe und das alles ganz furchtbar fand, was ich da tue. vor allem eben auch das abmühen, wenn nichts mehr raus kommt aber noch so viel drinnen ist ...

Es ist nicht bescheuert was du schreibst.
es ist nur einfach ein teufelskreis.
Und wenn du dir wünschst, du könntest "normal" denken, dann fang an dich aufzuräumen um wieder klar zu werden.

erzähl mal von dem termin wenn du dort warst. ich finds klasse, dass du angerufen hast!

Alles Gute :-)

Re: Therapie, aber keine Motivation

#3
Danke!!!!!!!!!!!!!!!
Wunderbar, dass es das Internet gibt. Wenigstens kann man sich austauschen. Komische Vorstellung-- eine 75Jährige B*.... Meinst du die halten solange durch? Ich sollte es versuchen, wir alle. Es ist ein Schritt :D
Endlich, am Boden und liegend,
öffnete ich meine Augen und bemerkte,
dass ich mich mein ganzes Leben selbst gejagt hatte.

Dabei kam ich nur wenige Meter weit.

Re: Therapie, aber keine Motivation

#4
lilaBleistift hat geschrieben:Hey Leute,

die Headline sagt eigentlich alles. Hab heute bei einem Therapeuten angerufen und mir einen Termin für nächste Woche geben lassen. Aber was bringt das? Was genau war meine Intention, wenn ich genau weiß, dass B* so ein fester Bestandteil von mir ist, ich mich darüber definiere, so dass diese Theraphie sowieso nicht hilft...? Ich finde es gut so, abgesehen von den Zeitpunkten, an denen ich nichts mehr rausbekomme. B* hilft mir in dem Sinne.
Was für bescheuerte Sätze. Wünschte, ich könnte normal denken.
Hallo lilaBleistift,

Ich denke, dass du wohl aus verschiedenen Gründen gemerkt hast, dass die Bulimie wirklich eine Krankheit ist und krank sein ist nicht gut.

Wenn ich das: "Aber was bringt das? Was genau war meine Intention, wenn ich genau weiß, dass B* so ein fester Bestandteil von mir ist, ich mich darüber definiere, so dass diese Theraphie sowieso nicht hilft...? Ich finde es gut so, abgesehen von den Zeitpunkten, an denen ich nichts mehr rausbekomme. B* hilft mir in dem Sinne." lese dann kommt mir das sehr schön geredet vor und es hört sich nach einer gemütlichen Einstellung an. Natürlich ist es nicht einfach und locker flockig eine Therapie zu machen. Natürlich ist es einfacher in alten Mustern zu verharren. Es erfordert Kraft, Geduld und einen starken Willen und selbst dann kann es immer wieder zu Rückschlägen kommen.
Ich habe mir auch lange Zeit die Krankheit schön geredet und hatte 5 Jahre lang nicht einmal die Kraft und den Mut mir einen Therapeuten zu suchen.

Was genau meinst du mit "Ich finde es gut so, abgesehen von den Zeitpunkten, an denen ich nichts mehr rausbekomme." ?
Was ist "es"? Dein Leben? Findest du dein Leben gut, weil du erbrechen darfst und dich immer mehr zerstörst?
Ich glaube dir ehrlich gesagt nicht, dass du es "gut so" findest, denn dann hättest du garnicht erst an eine Therapie gedacht. Wozu sollte man den zu einem Therapeuten gehen, wenn eh alles gut ist?

Ich kann mir vorstellen, dass du Zweifel hast, dass du Angst hast, dass die Therapie daneben gehen könnte. Aber ich sage dir etwas: Nur DU kannst entscheiden wie weit die Bulimie in dein Leben tritt und es beeinflusst.
Den Therapieverlauf bestimmst zu 90% du selbst, wenn du einmal einen halbwegs fähigen Therapeuten findest, zu dem du ein gutes Verhältnis aufbauen kannst.

Ich wünsche dir nur das Beste und finde es sehr gut, dass du den Schritt gegangen bist und ich halte dir die Daumen, dass du noch viele weitere Schritte in Richtung Gesundheit gehen kannst, denn du hast dir ein gesundes Leben verdient.

Liebe Grüße,
Cooky
auf Urlaub

Re: Therapie, aber keine Motivation

#5
Hallo :)

Ich kann Dich total gut verstehen, weil ich auch mal in so einer Lage war :)

Von allen Seiten hieß es: "Mach Therapie, mach das, mache jenes"... irgendwann glaubte ich, dass durch einen Klinikaufenthalt in einer Spezialklinik DAS WUNDER schlechthin passiert & ich danach nie mehr kotze.

Falsch :(

Ich habe mir keine Mühe gegeben, aufzuhören... Ich habe nicht aktiv an der Therapie teilgenommen... Ich hätte es mir gleich sparen können :evil:

Ich finde, eine Therapie kann selbst unmotivierten Menschen Impulse für´s Leben geben... muss ja nicht unbedingt etwas mit Ernährung zu tun haben, aber mit Deiner Lebensführung, die ja auch an Deiner ES schuld sein kann :wink:

Naja, wenn man echt gesund werden will: Auch wenn man als Essgestörte bloß nichts davon wissen will ... man muss halt anfangen, zu essen. Man muss versuchen zu essen. Essen auszuhalten. Sättigung usw.

Sonst wird man nicht gesund... Ich will ja keinem etwas unterstellen, aber ich denke, dass dies bei manchen der Grund dafür ist, dass sie nach JAHREN und JAHRZEHNTEN trotz Therapie nicht gesund sind.

Liebe Grüsse
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Therapie, aber keine Motivation

#6
Ja genau, man muss es von innen heraus wollen. Denn wenn man sich innerlich denkt "alles quatsch und ich spiel dem Therapeuten und mir selbst einfach was vor, es kommt ja sowieso nicht raus wenn ich niemandem davon erzähle" dann tust du äußerlich nur so als ob du willst. innerlich bist du noch nicht so weit, da ziehst du nicht mit. aber so geht es nicht.

ich weiß auch soooo soooo soooo sehr, wie schwer das ist.
aber du musst dich selbst von dir überzeugen, dass du es schaffen kannst und schaffen wirst und schaffen willst.

Lass dich fallen, lass dich fallen ins Leben :-)
Und mach dich frei von den Gedanken ... es ist so schön!!!! :-)

Re: Therapie, aber keine Motivation

#7
War vorgestern das erste Mal dort und nicht nur der Preis hat mich geschockt, sondern seine Zustandsanalyse (wie ich sie hier nenne) :
Er hat mir vor Augen geführt wie krass meine Situation wirklich ist (oder hat er es mir nur eingeredet?). Zumindest meinte er, dass ich in den letzten Jahre in einer Trauerphase steckte, die bis jetzt anhält, aber ich hab es nie wirklich als Trauern angesehen, was ich hier mache, sondern als Notwendigkeit für mein Gleichgewicht. Es ist einfach nur seltsam zu hören wie schlecht es mir geht, wenn ich mich doch normal fühle.
Er beschrieb das Ganze als Überleben und nicht Leben.
Diese Worte zu hören ist schlicht verwirrend, denn ich habe nicht mal wirkliche, lang anhaltende Trauer empfunden als eine gute Freundin von mir gestorben ist. Bin ich gefühlskalt?
Das frag ich ihn das Nächstemal.


Was habt ihr für Gesprächstherapierfahrungen?
Endlich, am Boden und liegend,
öffnete ich meine Augen und bemerkte,
dass ich mich mein ganzes Leben selbst gejagt hatte.

Dabei kam ich nur wenige Meter weit.

Re: Therapie, aber keine Motivation

#8
Hallo Bleistift,

da gibt's zwei Möglichkeiten: Entweder, er redet Dir was ein. Oder Du redest Dir was ein.
lilaBleistift hat geschrieben:Zumindest meinte er, dass ich in den letzten Jahre in einer Trauerphase steckte, die bis jetzt anhält, aber ich hab es nie wirklich als Trauern angesehen, was ich hier mache, sondern als Notwendigkeit für mein Gleichgewicht. Es ist einfach nur seltsam zu hören wie schlecht es mir geht, wenn ich mich doch normal fühle.
Was meint er denn, worum Du trauerst? Und was tust Du "als Notwendigkeit für Dein Gleichgewicht"? Bezieht sich das auf das Fressen/Kotzen? Sieht er das essgestörte Verhalten als einen Ausdruck von Trauer?

lg

aire

Re: Therapie, aber keine Motivation

#9
Er verriet mir nicht genau worum ich trauere. Ich beschrieb nur, dass ich mich zu nichts aufraffen kann und er erklärte mir, dass man das in einer Trauerphase einfach nicht hinbekommt.
Das innere Gleichgewicht bezieht sich wirklich aufs Kotzen. Jedesmal, wenn es zu einem Streit kommt, hab ich das Bedürfnis danach, egal obs vorher Wasser oder ein Mittagsessen war.

Irgendwie ist die Therapie sehr spannend. Nur deprimiert mich, dass die Situation meiner Familie einfach scheiße ist.
Mein Vater "Wenn man Probleme hat, dann bracht man keine Therapie, man muss sich einfach zusammenreißen"
Meine Mutter ist bei vielen Dingen (zB Essen das ich ablehne) beleidigt
Mein Bruder? Er ist zwiegespalten.
Endlich, am Boden und liegend,
öffnete ich meine Augen und bemerkte,
dass ich mich mein ganzes Leben selbst gejagt hatte.

Dabei kam ich nur wenige Meter weit.

Re: Therapie, aber keine Motivation

#10
Hi Bleistift!

Ich glaube, gerade wenn man sich "gefühlskalt" oder wie "versteinert" fühlt ist das ein akutes Notsignal der Seele um sich gerade vor überwältigenden Gefühlen zu schützen. Dann schaltet er auf "taub" und verdrängt damit die tief liegenden Probleme.

Viele Menschen, die sich nicht erlauben können zu fühlen, weil es ihnen von ihrem Umfeld so vorgelebt wurde, suchen sich dann einen Ausgleich in der Sucht, um nicht total unterzugehen.

Sag dir, das es hier um DEIN LEBEN und DEINE GESUNDHEIT geht und das die Vorrang vor allem haben. Mut zur Therapie!

Lieben Gruß
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"