Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#2
Hallo Valerie,

das finde ich eine ziemlich krasse Einstellung. Sei froh, dass es nicht jeder so sieht und Angst vor „Gestörten“ hat. Du würdest ja sonst nie einen Freund finden. :roll:

Ich finde, man verliebt sich ja (wenn man es tut) in das „Gesamtpaket“ Mensch. Und findest erst später heraus, ob er eine (psychische) Krankheit hat. Man sollte auch einen Menschen nicht so darauf reduzieren. Und von Krankheit oder nicht abhängig machen, ob man nun eine (wie auch immer geartete) Beziehung aufbaut oder nicht. Dass sich zwei ESler gegenseitig runter ziehen, halte ich übrigens für Quatsch. Klar kann das passieren, z.B. wenn der eine wenig isst und abnimmt und den anderen so triggert. Aber man kann sich ja auch gegenseitig zuhören und helfen. Und hat da eine andere Sensibilität für und erspart sich Sprüche wie „Dann iss doch nicht so viel, dann musst Du auch nicht brechen.“ :roll: Es hat alles Vor- und Nachteile. Jedenfalls in ich strikt dagegen, jemanden wegen einer Krankheit auszuschließen. So nach dem Motto: „Ich habe schon ne (Ess)Störung, also darfst Du nicht.“ Ach du je. Wo kommen wir denn da hin?? :shock:

Alsom, Deine ehrlichen Gedanken in allen Ehren. Ich finde sie trotzdem bedenklich….


Lg

aire

Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#3
Hallo Valerie,

mich würde interessieren, welche Verhaltensweisen du als psychisch krank ansiehst. Wie aire schon gesagt hat, man wird erst im Kennenlernprozess herausfinden, welche psychischen Schwächen eine Person hat. Steht einem schließlich nicht auf der Stirn geschrieben. Wie meine Oma immer gesagt hat "Jeder hat sein Kreuz zu tragen". Ich möchte damit sagen, dass du niemals jemanden finden wirst, der nicht Dinge erlebt hat, die sich negativ auf ihn ausgewirkt haben. Selbst wenn er keine Erkrankung diagnostiziert wurde. Würdest du einen emotional gesunden Partner als Ausgleich für dich sehen?
Auch wenn seelisch gesunde Personen Kinder bekommen, kann niemand vorhersehen, ob dieses Elternhaus den Kindern gut tun wird. Mit demselben Argument könnte man sozial Schwachen oder körperlich Eingeschränkten vom Kinderkriegen abraten.
Gleich verhält es sich mit der Normalität. Was ist schon normal, könnte man fragen. Etwas das dir absurd erscheint, ist für den Nächsten logisch und stimmig. Im Bereich der psychischen Erkrankungen, fehlen teils auch klare Parameter.
Ich denke solange 2 Menschen Zuneigung füreinander empfinden und die Kommunikationsebene stimmt, haben sie die Chance eine glückliche und erfüllte Beziehung zu führen.

Liebe Grüße
Die Woelfin
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmung, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.

Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#4
steppenwoelfin hat geschrieben:Wie meine Oma immer gesagt hat "Jeder hat sein Kreuz zu tragen". Ich möchte damit sagen, dass du niemals jemanden finden wirst, der nicht Dinge erlebt hat, die sich negativ auf ihn ausgewirkt haben.
Es wäre auch nicht erstrebenswert, eine solche Person zu finden. Denn die htte dann kein Verständnis für Fehler oder irrationale Verhaltensweisen von anderen Menschen.

Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#5
Valerie hat geschrieben: Es tut mir leid, wenn ich das jetzt hier so schreibe, ich will auch niemandem zu Nahe treten, ich weiß nämlich z.B., dass Piccola einen Partner hat, der mal Bulimiker war...
jeb, genau :wink:
was wirklich toll ist: man versteht die gedankengänge des anderen zu 100%. man weiß, wie manche situationen sich auswirken können. und man kann sich effektivst in den arsch treten, sollten mal blöde gedanken kommen *lach*

ich kann mich noch erinnern, wie wir das anfangs durchgezogen haben, da war das noch ne fernbeziehung. wir haben irgendwie gemeinsam die lust am essen wiederentdeckt, chris war ein bißchen "ehemaliger" als ich, aber ich hatte da auch nur noch sehr selten rückfälle. und nur, wenn ich wieder zu hause war. bei ihm ging das immer toll.
wir haben uns nie gegenseitig runtergezogen, im gegenteil: wenn mal beide unten waren, oder eigentlich muß ich sagen, sind, denn das kann heute noch vorkommen daß man sich mal so richtig nach kotzengehen fühlt, steht immer ganz schnell einer von uns auf und rüttelt den anderen wieder klar. es ist so wie wenn man sich da selbst rausholt, nur daß es eben nicht die stimme im hinterkopf ist, die einem sagt "jetzt krieg dich wieder ein und laß den scheiß" sondern der partner :lol:

was ich sagen will ist, für uns beide war und ist es perfekt, daß wir diese dinge miteinander teilen. ich hatte davor jemanden, der sich einbildete, der retter der bulimiker zu sein und so gut wie sonst niemand das alles zu verstehen und damit umgehen zu können.... tja, ich bin direkt unter seinen fittichen ans limit abgestürzt, und er hat es nicht einmal bemerkt :roll: ich hab ihn derartig beschissen... das ginge bei chris garnicht. weil er die tricks alle kennt :lol:
wir können uns jedenfalls ganz gut gegenseitig vorm abrutschen bewahren. ich stell mir das anders viel schwerer vor, wenn einer der "gestörte" ist und der andere das garnicht versteht ist doch die gefahr viel größer, daß sich der nicht-normale total in seine welt verzieht, oder?

wie auch immer, das wichtigste ist der wille zum gesundwerden, ohne den kann eine partnerschaft nicht funktionieren, egal ob nun einer krank ist oder beide!
"Walk the dark path
Sleep with angels
Call the past for help
Touch me with your love
And reveal to me my true name"

Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#7
Valerie, ich kann deine Bedenken schon gut nachvollziehen und finde sie auch nicht verwerflich, das vorab ;)
Denke persönlich nämlich genau so, dass ein normaler Partner einem einen gewissen Halt vermittelt, so dass man den Zugang zur Normalität bzw. Realität nicht verliert, anderenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass man sich gegenseitig triggert (wäre zumindest bei mir so) und so nur noch weiter in die Abwärtsspirale gezogen wird.
Ich kenne einige psychisch labile Typen und finde es mitunter anstrengend Zeit mit ihnen zu verbringen, kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber mich zieht es immer extrem runter, wenn es anderen schlecht geht und irgendwie fühlt man sich auch hilflos, denn egal was man versucht, egal was man tut, es führt zu nichts. Man kann niemanden retten, man kann ihm höchstens helfen, nur ist das eben sehr anstrengend und kräftezehrend und gerade wenn man selbst psychisch nicht ganz auf dem Damm ist, sind das Kräfte, die man eigentlich eher für sich selbst aufheben sollte, auch wenn das jetzt egoistisch klingen mag.
Liebe Grüße



Sie glauben, Sie verstünden, was Sie denken, was ich gesagt habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.

- Richard Nixon

Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#9
ich kanns auch irgendwie nachvollziehen, daß du so denkst, valerie.
ich weiß nicht, wie es wäre, wenn jeder von uns was anderes hätte... dadurch aber, daß wir den selben dämon hatten, ist bei uns ein vertrauen und verständnis entstanden, das einzigartig ist. unheimlich war mir das nie, daß er auch mal solche probleme hatte. es ist interessant, das von "außen" zu sehen, also wenn es mal dem anderen schlecht geht und man sich in der rolle des auffangenden findet, aber eben mit dem wissen und dem verständnis eines menschen, der auch manchmal auf der anderen seite ist.
wir haben keine sekunde angst davor gehabt, uns gegenseitig zu triggern - umso geiler die situation, als tatsächlich jemand gefragt hat, ob wir denn gemeinsam nach dem essen kotzen gehn :lol:

wir haben anfangs, als es ne fernbeziehung war, beide noch gekotzt. das war aber nie ein problem, wir sind da offen mit umgegangen und es funktionierte, wir sind beide da raus (soweit man eben "geheilt" sein kann) und haben ne beziehung aufgebaut, die krasse dinge verkraften kann (wie leider immer wieder zu beweisen ist :roll:)

wir sind ein einzelfall, aber vielleicht kann dir das ein bißchen die angst vor sowas nehmen? du siehst, es kann durchaus funktionieren :wink:
Zuletzt geändert von piccola am So Sep 26, 2010 23:28, insgesamt 1-mal geändert.
"Walk the dark path
Sleep with angels
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And reveal to me my true name"

Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#10
Ich denke es kommt auch immer sehr darauf an wie stabil man selbst ist und wie stabil der Partner ist.
Wenn natürlich beide ganz unten sind und keinen Sinn mehr im Leben sehen kann es sicher auch kontraproduktiv sein. Wenn jedoch beide entschlossen sind gegen die Krankheit zu kämpfen kann es auch eine Unterstützung sein. Eben weil man verstanden wird. Wie oft lesen wir hier Sachen wie "er versteht mich einfach nicht" "ich kann mit ihm nicht darüber reden" und ähnliches.
Diese Probleme behindern einen in einer Beziehung wo eben beide ES sind nicht.

Aber wie gesagt, es kommt sicher sehr darauf an wie stabil man ist, die bei jedem andere individuelle Situation und auf die Persönlichkeit. Der Eine kann gut mit sowas umgehen, auch wenn es dem anderen mal schlecht geht, der Andere kommt nur schwer damit zurecht. Dennoch kann ich mir schon vorstellen das solche Beziehungen durchaus funktionieren können.

Und wieso sollte es einem unheimlich sein? Ich meine, man weiß doch wie das ist und auch das man trotzdem ein ganz normaler Mensch ist. Leute mit psychischen Problemen sind ja nicht immer gleich reif für die Klappse. Wir sind hier ja schließlich auch alle relativ normal. Ein bisschen durchgeknallt vielleicht, aber dennoch ganz "normale" (weil was ist denn bitteschön normal?) Menschen.
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: Fester Freund, der ebenfalls ES / psych. Krankheit hat?!

#11
*smile* pic hat ja schon eigentlich alles gesagt, was unsere situation betraf...

bin nur auch der meinung, dass ein mensch, der einen hau weg hat (um das mal so zu formulieren) nur sehr schwer einen zugang zu einem Menschen findet, der "ganz normal" ist... wenn der andere auch irgendnen kleinen hau hat (und da mein ich jetzt nicht irgendwelche essstörungen, suchtprobleme etc sondern eher den normaleren wahnsinn, je intelligenter ein mensch ist, desto mehr marotten hat er...) dann findet man durch diese "makel" an diesem menschen eher eine möglichkeit, mit seinen eigenen "Fehlern" besser fertig zu werden, und wenns gut läuft dadurch einen komplett neuen zugang zu sich selbst.

Muss natürlich nciht so sein, aber so kams mir bisher vor. Meine nähesten Freunde haben alle irgendwie eine oder mehrere Schrauben locker, genau wie ich. Und ich ziehe solche Menschen auch immer wieder an. Ich habe zwar auch freunde, die "normal" sind, aber irgendwie ist mein subjektiver eindruck, dass die wirklich tiefen beziehungen für mich nur dann möglich sind, wenn mir mein gegenpart auch aufzeigt, dass er eben nicht perfekt ist.

Alles recht geschraubt und natürlich auch ziemlich verallgemeinert, aber das nehm ich mir mal so eben raus ;)
cron