Nach der stationären Therapie

#1
Ich war eine ganze Zeit nicht im Forum und frage mich, wer noch hier ist und wer mich eigentlich noch kennt...???
Ein paar alte Namen sind mir begegnet, aber ob ihr euch noch an sonnenblume-marisa-mel (ja, ich glaube das wars :wink: ) erinnert!?
Hm, bei mir ist eine ganze Menge passiert und obwohl ich mich eigentlich total vom Forum distanzieren wollte (vielleicht, weil ich mit der Krankheit einfach nichts mehr zu tun haben möchte...) schreibe ich jetzt mal wie es bei mir aussieht...

Nachdem es mir ziemlich schlecht ging bin ich relativ kurzfristig in eine Klinik gegangen. Für mich die beste Entscheidung überhaupt, auch wenn es mir nicht leicht gefallen ist aus der Anonymität auszubrechen und mir selber einzugestehen, dass es anders wirklich nicht mehr weitergeht. In den vier Monaten, in denen ich weg war, habe ich nicht nur neu gelernt zu essen, sondern auch viel Hilfestellung bzgl. dem Umgang mit Stress, der Wahrnehmung eigener Gefühle und Bedürfnisse und dem Umgang mit den Ursachen der ES bekommen. Meine Therapeutin und die Pfleger waren alle großartig und manchmal finde ich es fast schade, nicht mehr dort zu sein. Auch wenn ich weiß, dass nach vier Monaten meine Zeit zurück in die Heimat zu fahren gekommen ist.

Jetzt, heute, weiß ich, dass die Klinik nur der Anfang eines verdammt langen Weges ist. Ich habe viel Rückschritte gemacht und manchmal das Gefühl, dass ich am selben Punkt wie vor der Klinik stehe. Aber ganz stimmt das nicht, dass kann nicht stimmen. Therapie wirkt drei Jahre nach, habe ich mal gehört. Hm, es ist definitiv schwierig und ich kämpfe unglaublich mit mir. Aber im Grunde weiß ich, wie es geht. Ich muss eben nur aushalten... Nur, manchmal frage ich mich, ob nur mir das so schwer fällt oder ob andere Leute die Erfahrung auch gemacht haben? Und ich frage mich, wann das Aushalten ein Ende hat und ab wann es leichter wird oder vielleicht sogar aufhört??? Mein jetztiger ambulanter Therapeut sagt, dass es vielleicht auch gar nicht aufhört. Das es immer ein Problem bleiben wird. Mag sein, dass er recht hat!
Übrigens hat das auch etwas Überwindung gekostet: die Umstellung auf einen neuen Therapeuten. Aber es hat ganz gut geklappt und ich bin froh, dass ich dem Ganzen eine Chance gegeben habe. Und ich hoffe, dass ich mir eine Chance gebe...

Keine Ahnung, was ich hören will und warum ich das geschrieben habe... Vielleicht einfach nur, weil ich ein paar alte Gesichter vermisse
Wer die Vergangeheit in der Gegenwart lebt, hat für die Zukunft keine Perspektive...

Re: Nach der stationären Therapie

#2
Hallo Mel,

ich war letzten Winter auch für ca. 4 Monate in einer Klinik und muss dir Recht geben, es war eine tolle Erfahrung und ich habe unglaublich viel gelernt dort. Aber ähnlich wie du musste bzw. muss ich auch ganz schön hart kämpfen. Die Klinik ist eben ein sicherer Ort, frei von Stress und Sorgen, voller liebervoller ( mal mehr mal weniger :D ) Mitpatienten, die alle ähnliche Probleme haben. Zu Hause kehrt der Alltag wieder ein und es ist wirklich hart. Die ersten Monate ging es mir noch sehr gut und ich habe alles versucht optimistisch zu sehen. Nach und nach haben sich dann aber wieder einige Probleme eingeschlichen. Aber es ist nicht zu vergleichen mit dem Leben vor der Klinik. Vieles hat sich verändert und ich merke wie ich mehr und mehr die Bulimie doch loslassen kann. Du musst dir einfach immer wieder in Erinnerung rufen, was du dort gelernt hast und deinen Weg eisern verfolgen. Immer wieder werden einem Steine in den Weg gelegt, aber das heißt nicht, dass man sie nicht umgehen kann.
Meine Freunde haben auch alle ihre Probleme, von Extremsport bis zu Bulimie und es fällt mir oft schwer mich nicht mitreißen zu lassen bzw ihre Komentare einfach zu überhören.
Was mir immer hilft sind Selbsthilfebücher, ein bisschen Sport als Ausgleich und Leute, denen die Figur nicht ganz so wichtig ist. In den letzten Wochen ist dadurch die Bulimie wieder völlig in den Hintergrund getreten :D
Wahrscheinlich sind Rückschritte auch völlig normal auf den Weg zu einem "normalen" bulimiefreien Leben.

ICh drück dir die Daumen
Liebe Grüße Andalucia

Re: Nach der stationären Therapie

#3
Hallo Mel,

seit zwei Tagen wollte ich dir schon antworeten. Ich kenne Dich natürlich noch. Ich erinnere mich noch, wie Du für mich da warst vor drei Jahren. :)

Es freut mich, dass Du in den Genuss eines Klinikaufenthaltes gekommen bist. Eine sehr intensive Zeit, aus der man viel mitnehmen kann. Das mit den drei Jahren Nachwirkung kann ich mir bei einer stationären therapie sogar vorstellen. :)

Klingt so, als konntest Du mit Hilfe der Therapien einige Schritte nach vorne gehen. Ich bin stolz auf Dich. :)

"Und ich frage mich, wann das Aushalten ein Ende hat und ab wann es leichter wird oder vielleicht sogar aufhört???"

Also, ich vermute mal, Du meinst das Aushalten von Fresdruck?! Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Es hat ein Ende. Alles andere wäre ja auch unerträglich. Allerdings kann ich mich nicht mehr erinnern, wie lange es gedauert hat.

Erzähl doch bitte weiterhin, wie es Dir geht. Was machst Du jetzt eigentlich beruflich? Dein Studium müsste doch fertig sein, oder?

lg

aire