Das Lachen verlernt - ?

#1
Hallo,

weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll - ich kann nicht mehr richtig frei lachen, es geht einfach nicht. So als wäre innerlich ein Hebel umgelegt, der es schier unmöglich macht, einfach mal unbeschwert zu sein. Auf Bildern, die vor ein paar Jahren gemacht wurden, lache ich immer richtig fröhlich in die Kamera, mittlerweile ist das echt undankbar, meine Augen sind so traurig und leer, dass die Traurigkeit, die sie ausstrahlen, das erzwungene Lächeln in sich verschluckt. Keine Ahnung, ob das jetzt jemand nachvollziehen kann, komme mir ehrlich gesagt auch ein bisschen blöd dabei vor, denn was ist schon dabei zu lachen? Ist doch etwas total Grundlegendes, wie Essen, Schlafen, Reden usw. auch ... :|
Naja, ich möchte auch gar nicht lange um den heißen Brei herumreden, jedenfalls überlege ich nun wirklich , nachdem ich mich anfangs ja so sehr dagegen gesträubt habe, mir Antidepressiva verschreiben zu lassen. Dass ich weiterhin an mir selbst arbeiten muss, das ist mir durchaus bewusst, nur bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich das Gefühl habe, es alleine nicht mehr zu schaffen.
Klingt nun wahrscheinlich ziemlich naiv, aber würde es mir dann womöglich auch wieder leicht fallen zu lachen? Ein bisschen unbekümmerter zu sein? Weiß auch nicht, was ich mit dem Thread aussagen möchte, aber es belastet mich wirklich sehr nicht richtig frei und unbeschwert lachen zu können, früher ging es doch auch :|


Liebe Grüße
Liebe Grüße



Sie glauben, Sie verstünden, was Sie denken, was ich gesagt habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.

- Richard Nixon

Re: Das Lachen verlernt - ?

#2
Süße :-*

Meine Meinung kennst du zwar schon, aber ich wollt dir sagen, dass ich dich versteh!
Ehrlich. Vielleicht fühle oder habe ich mich nie so gefühlt wie du dich gerade fühlst.
Aber ich hab auch in dem letzten Jahr so oft das gefphl gehabt, dass ich nicht glücklich bin, dass ich lange nicht mehr gelacht habe.. Zumindest nicht aus vollem herzen!
Ich hatte das Gefühl, ich dürfte nicht lachen, ich dürfte mich nicht so fallen lassen. Gab es Situationen, in denen ich hätte lachen können, ging es nicht, weil meine Gedanken viel zu sehr ums essen oder darum kreisten, wie ich denn gerade neben den anderen ausseh.. Ich will nicht so viel von mir erzählen, aber süße ich versteh dich!
Weisst du wo ich es das erste mal gemerkt habe, dass ich lange nicht ERNSTHAFT gelacht hab? In meiner neuen Schule.. Es gibt Leute dort, mit denen ich einfahc lache und albern bin. aber ich BIN es! ich tu nicht nur so, ich lache und muss sogar schon weinen vor so viel lachen! Da wurd mir bewusst, wie selten das in den letzten monaten war.

Du kennst meine Meinung, ich unterstüze dich, egal wie du dich entscheidest ok?
Du weisst auch, dass ich nicht sooo viel von Tabletten und Co halte. Aber wenn es dir ANFANGS hilft, aus diesem Loch herauszukommen, wieder ein stück weit LEBEN zu können und lachen zu können süße, wieso nicht?
Erkundige dich einfach mal und lass dich beraten!

Fühl dich gedrückt!
remember that if you don’t have a good day today, there is always tomorrow and the day after that.

Re: Das Lachen verlernt - ?

#3
Hi ihr Lieben,
ich weiß genau, was du meinst. Wie ich die Krankheit sehr stark hatte, war ich total am Ende, depressiv, wollte nicht mehr aufstehen und hatte keine Freude mehr an irgendeinem Tag. Auf Bildern sah ich, wie leer ich war -total ohne irgendeinen Ausdruck. Das hängt natürlich alles mit der Krankheit zusammen. Wenn man mal mehrere Wochen oder Monate es schafft ohne seine Krankheit, wobei die Gedanken natürlich immer da sind, aber es schafft sich nicht zu übergeben, aber auch nicht nichts zu essen, merkt man, wie das Leben in einem wieder anfängt. Man fühlt sich von innen heraus automatisch fröhlicher. (Ich bin momentan wieder oder immer wieder am gleichen Punkt: von neuem anzufangen, aber schaffe es auch immer mal in meinem Leben mehr oder wenigstens ein kleines bisschen aus der krankheit rauszukommen) Deswegen halte ich von Tabletten auch nicht so viel, weil das ja nicht die Ursache bekämpft. Ich kenne 2 Freundinnen, die solche Tabletten nehmen und das schlimme ist, dass sie davon nicht mehr wegkommen. Ohne die Tabletten weinen sie den ganzen Tag und fühlen sich elend, als ob die Welt untergeht. Deswegen denke ich man sollte ersteinmal alles versuchen, um ohne die Tabletten rauszukommen und ein neues unbeschwertes Leben anzufangen. Wenn es wirklich unmöglich ist, sind solche Tabletten sicherlich erst einmal ne gute HIlfe. Dir geht es zumindest mit ihnen bestimmt besser :)
Alles Liebe, Michi
Zu meiner Person und meinen Erfahrungen -> www.mybulimie.de

Re: Das Lachen verlernt - ?

#4
Michi4 hat geschrieben:... und das schlimme ist, dass sie davon nicht mehr wegkommen.

genau DAS war und ist auch meine Sorge :(
Dass du , hermi, die Tabletten nimmst und dich dannbesser fühlst und immer wieder auf die tabletten zurück greifst.
Ich weiss, du hast davor selbst ein wenig Angst.
Hm das ist wirklich schwer.
Was kann man tun, um aus diesem Trott rauszukommen?
Ich habe noch immer die Hoffnung dass die der Umzug und das Studium alles ein wenig mehr Antrieb geben, dass du da wieder du selbst sein kannst, dass du Spaß hast :)

remember that if you don’t have a good day today, there is always tomorrow and the day after that.

Re: Das Lachen verlernt - ?

#5
Genau das ist ja auch meine Sorge, aber ich kann nicht mehr. Habe ständig Selbstmordgedanken und male mir dann gedanklich etliche Szenarien aus.Mir geht's nicht mal so sehr darum tot zu sein, ich möchte ja eigentlich nicht wirklich sterben, aber diese Gefühle und Gedanken treiben mich echt in den Wahnsinn, ich komme einfach nicht dagegen an, egal wie sehr ich mich bemühe. Glaub mir, Michi, ich halte auch nicht gerade viel von Psychopharmaka, aber ich weiß mir einfach keinen anderen Ausweg mehr. Die Strukturen und Ursachen sind mir alle geläufig, selbst mein Psychologe sagt mir ständig, dass ich im Grunde genommen bereits alles weiß, es nur halt nicht wirklich umsetzen kann. Die Antidepressiva würden daher 'nur' eine unterstützende Rolle einnehmen, denn die Therapie würde ich ja in jedem Fall weiterführen. Das Problem ist nur, dass ich sehr suchtgefährdet bin, d.h Schmerztabletten, Alkohol usw. , also 'legale' Suchtstoffe stellen für mich schon ein Problem dar, da ich die bewusstseinsbetäubende Wirkung schätze .... Trinke aus dem Grund nur selten Alkohol, weil ich wirklich Angst habe, nachher noch alkoholabhängig zu werden, genauso verhält es sich mit Schmerztabletten (oder Schlaftabletten ....) , es gab Zeiten, da hab ich wochenlang jeden Tag irgendwelche Tabletten zu mir genommen, obwohl ich die Symptome, für die sie gedacht waren, überhaupt gar nicht hatte. Nur um die Wirkung zu spüren und mein Bewusstsein zu betäuben.
Ist jetzt wohl eine Risiko-Nutzen-Abwägung, was die Antidepressiva angeht ... :|
Liebe Grüße



Sie glauben, Sie verstünden, was Sie denken, was ich gesagt habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.

- Richard Nixon

Re: Das Lachen verlernt - ?

#6
Liebe Hermelin,

das klingt wirklich sehr traurig. Selbstmordgedanken sind ja ein eindeutiges Alarmzeichen. Muss man sich da bei dir SOrgen machen? Ich denke, in deinem Fall solltest du vielleicht wirklich Antidepressiva probieren. Ich bin auch etwas suchtgefährdet was Alkohol und Co betrifft. Allerdings machen die meisten ANtidepressiva nicht abhängig. Ich habe verschiedene Tabletten und Tropfen ausrobiert und konnte sie gut wieder absetzen. Manchen Menschen helfen sie wirklich ein bisschen. Ich konnte z.B. wieder besser schlafen und das ist auch geblieben seitdem ich sie nicht mehr nehme. Dadurch hat sich natrülich auch meine Stimmung aufgehellt, Schlaf ist ja wirklich unglaublich wichtig. Viel wichtiger ist aber noch, dass du aus diesem Tief kommst. Mir hat damals nur noch ein Klinikaufenthalt geholfen und ich habe es bis heute keinen einzigen TAg bereut. Dadurch hat sich in meinem Leben viel verändert und ich ärger mich nur, dass ich das nicht schon früher gemacht habe.
Denk einfach mal darüber nach.

Liebe Grüße Andalucia

Re: Das Lachen verlernt - ?

#7
Hmm... ich würde lieber Tabletten futtern, statt mich mit Selbstmordgedanken rumzuplagen und irgendwelche Aktionen zu bringen :roll:

Ich verstehe Dich, hermelin!

Ich habe eben eine andere Meinung als so manch andere/r... ich schlucke lieber zig Tabletten und es geht mir gut, statt sich irgendwelche Stricke für den "Fall der Fälle" zu basteln....

lg
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Das Lachen verlernt - ?

#8
Hey,
ich nehme im Moment auch wieder AD, und ich muss sagen, sie helfen mir einfach, mein Leben zu leben, es zu genießen und die Anforderungen, die an mich gestellt werden zu erfüllen. Sie lösen nicht meine Problem, es sind keine rosa Wunderpillen, aber sie helfen mir dabei, dass ich meine Probleme besser anpacken kann. Und auch beim Essen unterstützen sie mich. Ich hatte vor kurzem wieder fürchterliche Grübelzwänge und Panikanfälle. Daraufhin habe ich wieder angefangen mit FAs und dann wieder mit Hungern. Seit ich Cipralex nehme, komme ich wieder viel besser klar. Ich grübel nicht mehr die ganze Zeit, habe Spaß an Dingen und muss deswegen auch nicht die Angst mit Essen oder Nichtessen betäuben.
Ich habe vor ein paar Jahren schon einmal AD genommen (damals Venlafaxin), ca. 1,5 Jahre, da ich damals ziemlich depressiv war. Sie haben mir aus dem Tief herausgeholfen, so dass ich mein Leben wieder in den Griff bekam. Erst da konnte ich überhaupt richtig von der Psychotherapie profitieren und die Dinge umsetzen. Irgendwann habe ich die Medikamente dann langsam reduziert und bin jetzt 4 Jahre gut ohne sie ausgekommen. Jetzt muss ich sie eben wieder für einige Zeit nehmen, und werde sie auch wieder absetzen, wenn sich alles wieder stabilisiert hat. Aber ich bin dank der AD jetzt überhaupt wieder in der Lage alles zu stabiliisieren. Ich sehe sie als eine Art Krücke, die mich stützen, bis mein gebrochenes Bein wieder verheilt ist. Irgendwann kann ich auch wieder ohne sie gehen.
Hermelin, ich kann Dich nur ermutigen, die Frage mit Deinem Therapeuten / Arzt zu besprechen. Und Du kannst es ja auch einfach ausprobieren, ob Dir AD helfen, denn letztlich ist doch entscheidend, dass es Dir hilft, und das es Dir gut geht. Hab nicht zu viel Angst vor den AD, abhängig machen sie definitiv nicht, das konnte in vielen Studien wissenschaftlich fundiert gezeigt werden.
Ich hoffe, dass Du einen Weg für Dich findest!
LG

Re: Das Lachen verlernt - ?

#9
Hi ihr alle!

Also ich habe mich in der letzten Zeit viel mit den hirnchemischen Vorgängen bei Suchterkrankten und depressiven Menschen beschäftigt.

Und ich bin auch der Meinung, dass es Menschen gibt, die auf Grund eines chemischen Ungleichgewichtes in der Gehirnchemie auf Antidepressiva angewiesen sind, um überhaupt erst einmal den Normalzustand herzustellen, den "gesunde" Menschen von Natur aus haben.

Sie machen auch, wie hier schon mehrmals bemerkt, nicht abhängig und mir haben sie sehr geholfen.

Den Vergleich mit einem Diabetiker und seinem Insulin finde ich sehr passend.

Ich finde eigentlich, wir können froh sein, dass die Wissenschaft so weit gekommen ist, solche Medikamente überhaupt zu entwickeln!

Lieben Gruß
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"