Re: Meine Therapie

#286
Zurzeit mache ich nichts. Zurzeit warte ich.

Es ist mir noch zu früh, um schon für meine nächsten, letzten Prüfungen zu lernen. Aber einen Urlaub kann ich jetzt auch noch nicht machen.

Meine 'Freundin' hat mich genervt. Tierisch genervt.
Ich habe ihr eine Antwort geschrieben, die das Gefühl beinhaltete: Es reicht mir jetzt, lass mich bloß in Ruhe.
Eine Antwort, die dazu gedacht ist, im grunde tierisch zu verletzen. So sehr verletzen, dass es vorbei ist, dass die Fronten geklärt sind, und ich nicht noch einmal irgendso einen für mich absonderbaren 'Brief' erhalte. Und sie endete auch mit entsprechenden Worten.

Ich riskiere damit auf eine Art einen Freundeskreis, aber selbst das ist mir egal, weil ich meinen Wert dort auch nicht von dieser 'Freundin' haben will.


Am Anfang hatten wir in dieser Freundschaft noch sehr viel geredet. Das ist dann zurückgegangen, sie hatte keine Zeit mehr, sie wollte nicht mehr usw.
Den Grund dafür kann ich nicht nennen, aber irgendwie war sie auf eine Art Egotrip gekommen.
Sie hatte ihr Leben verändert, und im neuen Leben war ich dann überflüssig geworden.

Jetzt hat sie aus meiner Sicht ein Leben, in dem sie die einzig vorhandene Frau ist.

Am Anfang war sie noch sehr offen, dann zunehmend verschlossen. Immer mehr "Geheimnisse" und all das.

Manchmal denke ich auch, sie versucht nun - was auch immer - auf Biegen und Brechen. Irgendwas soll jetzt in ihrer Laune oder was - so sehe ich das - anders sein. Irgendwas soll besser werden. Wie gesagt ich weiss nicht was, aber ich glaube so in etwa ist es.

Vielleicht hätte sie es auch einfach in etwa so sagen können. Vielleicht ja aber eben auch nicht, und von daher ist es nun eben so gekommen.

Re: Meine Therapie

#288
Ich bin bei Null, was meine Laune, meine Hoffnung und meine Kraft angeht.
Aber genau deshalb werde ich es jetzt nochmals versuchen. Versuchen, aus meinem Leben noch etwas für mich zufriedenstellendes herauszuholen.


Wenn ich gesund esse, dann geht es mir meistens auch gut. Aber ich muss dann ruhig bleiben, darf nicht überdrehen usw.

Mein Studium finde ich zum Kotzen.
Meine Wohnsituation finde ich zum Kotzen.
Manche Leute, die mich umgeben bzw. umgeben haben - ich habe schon einige in den Wind geschickt - finde ich zum Kotzen.

Und ich habe das Gefühl, ein bzw. mein Leben für einen egoistischen Vater geopftert zu haben.
Wenn mir meine happy Geschwister anrufen, die alles haben, was ich nicht habe (eine erfolgreiche Beziehung, einen Job und Distanz zu meinen Eltern), dann fühle ich in mir eine Art tiefe Traurigkeit, die unter Tränen "sagt": "Toll", dass es euch gutgeht, da will ich mit meinem beschissenen Leben auch gar nicht weiter stören.

Und ich weiss nur eines:
Dieser Mist - dass ich das Opfer bin; nicht mich so fühle, sondern es bin - der muss aufhören.

Re: Meine Therapie

#289
Hallo.

Ich will hier an sich nicht mehr schreiben, aber manchmal tut es ja vielleicht doch ganz gut, einfach ein wenig zu erzählen.

Aaaalso:
Ich bin mit meinem Studium auch nun weiterhin noch gut vorangekommen, alles im Lot sozusagen.
Auch ein paar weitere Freundinnen habe ich unlängst wieder gewonnen.

Sorgen habe ich momentan eigentlich keine, außer dass ich manchmal Zeit und Muse brauche (und deshalb denn auch nun hier schreibe), um mir selber meine Chancen, meine Fähigkeiten und mein Können, sowie meinen Ehrgeiz (insbensonder jetzt, kurz vor wichtigen Abschlussprüfungen) deutlich zu machen.

Es fällt mir nachwievor sehr oft sehr schwer mich zu entspannen. Manchmal greife ich dann zum Essen/Fressen, um das dennoch irgendwie zu bewerkstelligen.

Irgendwo in meinem Hirn habe ich eine Art Schranke, die sagt: Du darfst nicht entspannen. Aber es ist tendenziell damit auch schon ein wenig besser geworden.

LG,
Laona

Re: Meine Therapie

#292
Hallo Laona :D

Ich find's auch schön dich hin und wieder zumindest hier zu lesen. Hab mich gefragt, wie es dir geht.
Tu mir immer ein bisschen schwer, wenn Menschen (hier im Forum) einfach plötzlich abgemeldet sind, ohne Verabschiedung.

Es freut mich sehr, dass es dir im Studium und anscheinend auch mit dir selbst doch ganz gut geht und ich wünsche dir für deine Prüfungen alle Kraft die du in dir hast!

Lg,
LF

Re: Meine Therapie

#293
Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen.

Nunja, mit der begründungslosen Abmeldung ist das so:
Ich schreibe hier nicht gerne. a) ist dies hier primär ein Forum für Erkrankte und das bin ich nicht mehr, b) ist dieses Schreiben hier ja doch immer irgendeine Form der Entwicklung oder "Therapie" und auch die kostet Kraft und Nerven (beides habe ich nicht immer und will ich auch nicht immer haben)

Aber ja, gut es es mir schon. Nur sind eben manchmal schwierige Momente, in denen ich mich entscheiden muss (für oder wider etwas, meistens), und das fällt mir meistens schwer.


Das Leben ist für mich zum anderen nie selbstverständlich. Für mich ist jeder Tag ohne Depression ein besonderer. (Krasser Satz, wie ich gerade merke, aber so ist es.)

Ich bin -nahezu immer - bestückt von Selbstvorwürfen. Es gibt kaum Dinge, die ich vor mir selber recht mache. Ich muss mich quasi zwingen, mich als - in etwa - 'gut', erfolgreich und allsoetwas zu erkennen.
Soweit, so gut,
Laona

Re: Meine Therapie

#294
Hallo.

So, eine Prüfung ist nun bestanden. Es kommen nun noch zwei weitere.
Ein großer Schritt für mich. Ein sehr großer Schritt, weil ich mich nur als Scheiternde kenne. (ich versuche seit 10 Jahren ein Studium erfolgreich zu beenden)

Ich glaube nicht, dass irgendwer weiss bzw. wissen kann, was das bei mir bedeutet.

Ich hasse die Abhängigkeiten, die ein Studium mit sich bringen usw. Und: Die Leute wissen nicht, woran ich leide. Wussten sie nie. Letzteres ist für mich das schwierigste überhaupt in meinem Leben.

Laona

Re: Meine Therapie

#295
Ich erzähle Leute aus meinem Leben. Was ich so gemacht habe, was ich jetzt mache, wie schnell ich studiert habe usw. Und die Leute sind beeindruckt. Aber im Grunde wissen sie nichts von mir, weil sie nichts von meiner ES wissen.

Und die ES hat am meisten gekostet. Am meisten Kraft, am meisten Zeit, Mut, Aufopferung, Angst, Versagen usw.

Re: Meine Therapie

#296
Für mich ist es: Ich habe trotzdem (trotz der ES) studiert.
Für andere ist es: sie hat studiert, so wie viele, normal, nichts besonderes usw.

Trotzdem. Ich habe nicht aufgegeben; meint das.
Und ich hatte Grund aufzugeben. Ich hatte sehr viel Grund sehr viel aufzugeben.

Genauer genommen hat man sich vor/bei einer ES schon aufgegeben.



Eine ES ist eine Verzweiflungstat. Ein Hilferuf. Ein Schreien.
ES ist sozusagen schon am absoluten Existenzminimum. Tiefer kann man nicht, quasi.

Und wenn man so tief ist und dann auch noch studiert. Wenn man viel studiert, schnell studiert und das auch noch in einem ganz ordentlichen Leistungsschnitt -
Es ist als würde man Tote auferwecken. Man selbst ist der Tote und weckt sich auf.

Re: Meine Therapie

#297
Und dann muss man aber über Noten sprechen.

Noten sagen nichts.
Ich habe teils Einsen, aber es ging mir wärend dieser tollen Noten teilweise beschissen.
Noten sind m. E. kein Gradmesser dafür, was man kann (aushalten kann, ertragen kann, leisten kann und und und). Sie zeigen einen Bruchteil von dem, was wir wirklich vermögen. Jedenfalls bei mir, denn ES war mein halbes Leben. Die Noten waren evtl. - wenn es hochkommt - gemessen daran evtl. 1/10.


Was ich daran gut finde: Ich kenne das Leben. Ich weiss, dass das Leben sich nicht in Noten oder so etwas in dieser Art niederschlägt, und deshalb wird sich mein Leben auch niemals in einem abnormen Maße darum drehen.
Ich weiss, dass es andere Dinge gibt, die etwas meinen und bedeuten. Und ich weiss das nicht nur bei oder von mir, sondern auch bei und von anderen. Ich bewerte Menschen nicht nach Noten oder dergleichen. Ich bewerte sie eher danach, was sie evtl. vom Leben wissen.
Und ich "bewerte" sie - in hohem Maße - danach oder daran, ob sie helfen. Ob sie für andere da sind. Ob sie Leid (von anderen und sich selber) ertragen ohne wegzusehen. Ob sie ehrlich sind. Ob sie nur für sich selber oder für eine (Herzens-)sache stehen. Ob sie 'da sind', präsent, mit allen Sinnen usw. Oder ob sie andere (bewusst) leiden lassen.

Ich habe von mir selber immer verlangt 'da zu sein'; und das werde ich auch weiterhin machen.
Sehr oft tut das gar weh. Aber es ist eine Pflicht und soweit man dies als Mensch nuneinmal kann auch ein Vermögen.
Obwohl es mich so viel, so teilweise unermesslich viel gekostet hat: ich würde es immer wieder machen.
Aber - und das ist der Haken: ich verlange es auch von anderen.

Laona

Re: Meine Therapie

#298
Ich frage mich, was mein Leben so schwierig macht. Und es sind meine inneren Blockaden. Ängste. V.a. die (übergroße) Angst vorm Versagen.
Wobei sich dieses Versagen definiert als: nicht die Beste sein, keine berufliche Kariere haben, nicht so gebildet und schlau sein wie andere, mich durch Unwissen blamieren. Weil ich tatsächlich spektakulär und herzlich wenig weiss von vielem. Dank Studium nur weiss ich inzwischen ein wenig, ein klitzekleines bißchen mehr.
Angst auch davor, nicht erntsgenommen und nicht geliebt/verstanden zu werden. Angst davor, ich zu sein; so kann man es auch sagen.

Re: Meine Therapie

#299
Ich könnte tierisch abkotzen wegen der Prüfungen, die jetzt noch kommen.

Gestern habe ich den ganzen Tag in meiner Wohnung gesessen und nur gegessen/-fressen. Naja, also im Vergleich, was ich zurzeit des Kotzens gegessen habe, ist es harmlos, aber man fühlt sich eben scheiße am nächsten Tag und weiss: okay, *kg zugenommen, wieder.

Ich lerne diese ganze Scheiße, die ich für Prüfungen lerne, von Null ausgehend. Null Ahnung/Wissen.



Meine Familie und ich, wir waren uns von Anfang an einig, dass es für mich nur darum gehen würde, dieses Studium zu schaffen. D.h. eine 4.0 wäre großartig, mehr brauche ich nicht.

Jetzt aber ist es schon so, dass meine Prüfer 1,x von mir erwarten. Zumindest aber 2,0, was dann schon schlecht wäre.

Um das ganze mal etwas auf den Punkt zu bringen: ich bin Kettenraucherin. Und seit meinem Klinikaufenthalt vor acht Jahren habe ich schon wieder ein *kg zugenommen. Prinzipiell finde ich das nicht schlimm, aber ich habe sie aufgrund von Stress zugenommen.
D.h. ich habe nicht gelernt, mir Stress usw. vom Hals zu halten. Im Gegenteil.

Nachwievor haue ich nicht auf den Tisch, um zu sagen: Moment mal, so geht das alles nicht!

Herumjammern nur bringt jetzt leider nichts.



Ich denke, dass ich mich entscheiden muss: will ich nun gesund sein oder nicht.
Und wenn die Antwort Ja ist, was sie ist, dann muss das Rauchen und das Jammern enden.

Mein persönlicher Supergau: bei den anstehenden Prüfungen eine Note schlechter als 2.0 kriegen.
Um es mal für mich zu analysieren: was wären davon die Konsequenzen?
- Evtl. eine etwas andere, als die bislang vorgedachte Zukunft.
- enttäuschte Professoren
- kurzzeitige, kleine 'Schmerzen' bei mir selber
- aber auch evtl., das nicht ganz so negative Gefühl darüber oder dafür im Endeffekt eben v.a. für mich (und nicht für andere) zu leben

Ich selber hätte nur ein Problem (mit mir), würde ich das Studium überhaupt nicht bestehen.
Die Angst, die ich betreffs eines schlechten Abschneidens habe, bezieht sich nur auf meine Professoren: dass die enttäuscht sind und mich "abschieben", bereuen, jemals mehr 'von mir gehalten zu haben' (fachlich, aber auch sonst evtl.)


Für mich und meine Familie ist klar:
Ich soll gesund sein, kein Stress aber Lebensfreude haben.
Noten spielen für uns also absolut keine Rolle. Anders gesagt: Meine Familie würde mich niemals 'verstoßen', und enttäuscht wäre sie auch nicht. - Um Gottes Willen, das wäre ja noch 'schöner'... Das also wirklich gar, gar nicht. Wir sind alle froh, dass ich lebe.

Re: Meine Therapie

#300
Ich glaube was ich sagen bzw. wissen will ist: Ich verzeihe mir.

Und falls ich schlecht abschneide (Prüfungen), dann gibt es dafür eben diese, oben beschriebenen, Gründe, und dann werde ich auch - sozusagen um der angedrohten/befürchteten, angstvoll von mir erwarteten Enttäuschung seitens der Profs zu entgegenen - in der Lage sein, diese auszusprechen und zu artikulieren.

Meine Noten, die sind mir nicht irgendwie egal, aber sie sind nicht mein eigentliches 'Problem'. 'Problem' wäre für mich die besagte Enttäuschung.
Und es ist deshalb sehr gut zu wissen: Okay, dem könnte ich etwas entgegnen.

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Ich bin total im Arsch; um es mal anders auszudrücken.
Vom (wahnsinnig schnellen) Studium einerseits. Aber auch sonst, quasi von meinem Leben, von der Krankheit usw.
Ich bin nicht (mehr) in der Lage, eine Eins in einer Prüfung zu haben.

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Auf der Startseite dieses Forums hier, habe ich just mal wieder gelesen:
z.B. kann es für ein betroffenes Mädchen interessant sein, wie sich Eltern fühlen, oder für Freunde, wie es wirklich jemandem geht, der Bulimie hat.
"... wie es wirklich jemandem geht, der Bulimie hat."
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