Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#16
... kann Lupus nur voll und ganz zustimmen.

Und noch etwas - ein Arzt ist ein Dienstleister, der sicherlich eine höhere Verantwortung trägt, als ich zum Beispiel, der ich auch einen dienstleistenden Beruf ausübe. Und ich habe für die Inanspruchnahme dieser seiner Dienstleistung Geld bezahlt. Seit ich im Beruf bin nun weit über 100.000,- EUR (okay, die Rechnung ist nicht ganz fair, weil von dem Geld, was ich an meine Krankenkasse bezahle, finanziere ich nicht nur ihn - aber ich bezahle ihn mit). Für diese Summe kann ich schon eine gewisse Qualität einfordern, die er umgekehrt ja auch von mir einfordern wird.
Sicherlich ist unser Gesundheitssystem nicht mehr das gelbe vom Ei, aber wir haben nunmal kein anderes. Und, wie Lupus schon sagte, der Arzt wurde nicht gezwungen ein Allgemeinarzt zu werden, er hat seine Berufswahl selber getroffen. Nun aus Frust oder mangelnder Bezahlung Abstriche in der Qualität seiner Arbeit zu machen, bringt Menschen in Gefahr und hier hört tatsächlich der Spaß auf für mich.

lG
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#17
Ja, Lupus ich stimme dir auch zu. ;)
Und ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mit gutem Gewissen auch Leute nur später zu einem Drittel meiner Mitstudierenden schicken würde.
Ist traurig, vielleicht verändert sich da ja noch jemand. Aber es gibt eben bei uns auch viele Leute, die zwar viel Fachwissen haben, schlau sind, aber einen Menschen gar nicht sehen können. Und dann gibt es diejenigen, die so unsicher sind, wenn sie eine Entscheidung treffen müssen und sich dabei so sehr selbst im Weg stehen, dass es auch gefährlich sein kann. Und dann gibt es natürlich auch die Leute, die menschlich und fachlich gut sind. Ist eben leider so. Und dann noch der absolute Stress, ist alles blöd.

Weiß auch nicht, ich stimme dir ja auch zu, Lupus... :(
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#18
Viele Ärzte sind so arrogant, dass es ihnen nicht in den Sinn kommt, dass der Patient manchmal vielleicht doch besser beurteilen könnte wie es ihm geht (auch mir ist das schon passiert, was in einer Blitzoperation kurz vor dem Blinddarmdurchbruch geendet hat).
UND GENAU AN DEM PUNKT HÖRT DER SPASS AUF!
ABER AM ENDE HAT MAN IMMER NOCH DIE MÖGLICHKEIT DER FREIEN ÄRZTEWAHL...NOCH!
TROTZ ALLEM GIBT ES LEIDER WENIGE VON VIELEN DIE GUT SIND!

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#19
Colourful hat geschrieben:Nein, tut mir leid, wenn das so ankommt, aber es gibt Wörter, die gehen einfach mal so in meinen normalen Wortschatz über, dann kriege ich, unter den gegeben Umständen (Müdigkeit), nicht mehr mit, dass das nicht für alle verständlich ist. Asche auf mein Haupt. Das ist keine Absicht.

Hallo Colour,

eine Psychoanalytikerin meinten letztens im Seminar, es sei wichtig, die analytische Brille auch mal azulegen, nicht hinter allem Verhalten das Symptom suchen, nicht jede Situation auseinander nehmen.....

Ich meine, Dir als (angehende) Ärztin würde das auch mal nicht schlecht tun. Ich weiß, es ist schwer, die beruflichen Pantoffeln auch mal abzulegen (vor allem wenn man wie Du 20 Stunden am Tag lernt). Aber es wäre bestimmt mal gut.

lg

aire

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#20
Lupus hat geschrieben:Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass man mit der Zeit für so etwas unempfänglich wird, wenn einem die Menschen wegen Kleinigkeiten die Türen einrennen. Ich bin froh, dass diese Geschichte so glimpflich ausgegangen ist.
Wobei ich mir in dem Punkt nicht mal sicher bin, dass das so viele Leute sind. Immerhin gehen laut Statistiken die durchschnittleichen Krankschreibungslängen zurück. Was vermutlich auch heißt, dass Leute weniger zum Arzt rennen wegen Kleinigkeiten....

lg
aire

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#21
Ja, aire. Das ist in der Tat manchmal gar nicht so einfach, weil man sich doch viel zu viel damit beschäftigt. Aber ich schaffe das auch oft, besonders an Abenden, an denen ich überhaupt keine Lust auf anstrengende Unterhaltungen habe, dann heißt es: "Rosa Kittel, nichts mit weiß." (Ich habe noch immer meinen himbeerroten Lieblingsmantel... ;))
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#22
hm... ich wollte es eigentlich diesmal bei einer eher subjektiven darstellung meiner derzeitigen situation belassen, doch irgendwie habe ich wohl ein händchen dafür, mich immer in endlose diskussionen zu verstricken...

sicherlich könnte ich auch einfach nichts dazu sagen, doch dafür wurde schon zuviel gesagt, als dass ich nun schweigen könnte. ich habe eine weile überlegt, ob ich tatsächlich antworten soll, da ich erstens befangen und wohl kaum noch neutral bin und es sich zweitens um ein thema handelt, über das ich tatsächlich ENDLOS diskutieren kann. die, die das thema nicht interessiert, sollten wohl am besten hier schon aufhören, zu lesen, da diese zeilen wohl zu einem etwas längeren beitrag führen werden.

dass die mehr als inakzeptable situation nicht allein den ärzten und deren verhalten zuzuschreiben ist, sondern auch dem system, in dem sie sich bewegen müssen, ist mir durchaus bewusst. ich habe auch in keinster weise behauptet, dass ärzte einen wunderbaren beruf, genug zeit für jeden einzelnen patienten und zudem noch ein angemessenes gehalt hätten. dafür habe ich mich schon viel zu sehr mit der thematik beschäftigt, um noch auf solchen wolken zu schweben. vielleicht habt ihr mich schon so weit kennen gelernt, dass ich selten über etwas so hart urteile, wenn ich mich vorher nicht intensiv damit auseinander gesetzt habe.

die momentane situation unseres gesundheitssystem ist höchst gefährlich. es wird nicht mehr lange dauern, bis es irgendwann zu einer explosion, zu einem stillstand oder einem weiteren langsamen abdriften in noch schlimmer zustände kommen wird - zumindest ist das meine einschätzung.

doch kann man das gesundheitssystem nicht betrachten, ohne nicht auch die gesellschaft parallel dazu einmal näher unter die lupe zu nehmen. die beiden spielen so eng zusammen, dass es falsch wäre, sich nur mit dem gesundheitssystem auseinanderzusetzen, wenn man sich dieser problematik zumindest einmal annähern will.
denn auch unsere gesellschaft, die derzeitigen verhältnisse, die politik, die wirtschaft - und vor allem essentielle bereiche wie gesundheit und bildung - haben schon lange das bröckeln angefangen. wir bewegen uns nicht nur in eine klassengesellschaft, wir befinden uns schon lange IN einer. die wirtschaft dominiert viel zu viel, kann über bereiche entscheiden, aus denen sie sich besser raushalten sollte und der staat steht natürlich vor dem großen problem des mangelnden geldes und der schulden, die noch abbezahlt werden müssen. anstatt das geld weiterhin in sinnlose bereiche in massen fließen zu lassen, sollten wir einmal abrupt stehen bleiben und uns auf die wirklich wichtigen dinge des lebens besinnen. ein vergleich mit anderen ländern und die so tolle feststellung, dass es uns ja noch besser geht, halte ich für wenig konstruktiv. bei einer solchen denkweise wird man immer schlechtere zustände finden und dabei die eigene weiterentwicklung ausbremsen. man ist ja schließlich - unter solchen umständen - noch zufrieden mit dem, wie es ist, auch, wenn man an manchen fehlern noch etwas arbeiten könnte.
fakt ist: man fokussiert sich auf die falschen bereiche und lässt die grundbasis gerade ziemlich außer acht, man tritt sie nahezu mit füßen.

die arbeitsbedingungen der ärzte - wie im übrigen auch der lehrer - haben sich ziemlich zugespitzt und sind nicht mehr tragbar. genauso, wie ich über die ärzte geschimpft habe, mit denen ich aneinander geraten bin, genauso tut mir jeder einzelne arzt leid, der sich wirklich bemüht, aber einfach aus lauter überforderung nicht mehr das leisten kann, wozu er sonst fähig wäre. und dass ich auch den grundsatz vertrete, dass fehler menschlich sind, habe ich in meinem leben schon mehrmals bewiesen, indem ich über fehler hinweggesehen und sie meinem gegenüber nicht unter die nase gerieben - oder denjenigen im schlimmsten fall sogar angezeigt hätte. das wäre nämlich auch ein weg gewesen, den sicherlich viele gehen, doch ich denke, dass es mir selbst nichts gebracht und auch das system nicht verbessert hätte.

ich habe NICHT die ärzte kritisiert, die aus übermüdung oder überforderung mal einen fehler gemacht haben, da wurde ich falsch verstanden. ich bin die letzte, die sich bei sowas beschwert. mir hat im krankenhaus mal ein assistenzarzt versucht, blut abzunehmen. die betonung liegt auf VERSUCHT, da er sich wirklich mehr als abgekämpft hat. auch er wirkte übermüdet und fertig - und ja, irgendwo auch unkonzentriert. das habe ich an den etlichen stichen gemerkt, die er brauchte, bis er endlich mal die richtige stelle gefunden hatte. in solchen momenten bin ich meist sehr gelassen, da mich solche "schmerzen" kaum stören (war spritzen, blut abnehmen und so halt schon sehr früh gewohnt) und mir dann eher der arzt leid tut, als mein völlig zerstochener arm. ich hab ihm damals sogar noch mut zugesprochen und gemeint, er solle sich nicht aufregen, das würde schon werden. soviel zur nachsicht, die ich durchaus auch haben kann.

diese nachsicht hört bei mir aber immer dann auf, wenn ich merke, dass es sich nicht um eine unfähigkeit, sondern um mangelnden WILLEN handelt. wenn mein gegenüber mich nicht ernst nimmt, sich über mich lustig macht oder mich am besten noch aus dem behandlungsraum schiebt, noch bevor ich überhaupt eine antwort auf meine frage erhalten habe. und dies, obwohl ich auch noch zehn euro am tresen hinterlassen habe - dafür, dass ich nicht einmal eine auskunft bekomme. erst vor ein paar monaten hatte ich das problem, dass ich permanent von schwindel heimgesucht wurde, starken kopfschmerzen, sehstörungen, etc. ich kam in dieser zeit mehrmals in die situation, dass mich meine kräfte verlassen haben und ich mich gerade noch irgendwo hinsetzen konnte. ich bin dann zum arzt, um untersucht zu werden, da ich schon schlimmste befürchtungen hatte, dass etwas mit meinem kopf nicht stimmen würde. nur zur info: mein opa ist an einem hirnschlag gestorben, seitdem wurde mir gesagt, dass ich mit den symptomen, wie ich sie hatte, immer sofort zum arzt gehen muss. der arzt hat mich nicht einmal untersucht, selbst, nachdem ich ihn ausdrücklich darum gebeten hatte, nicht. ich war wirklich höchstens drei minuten im behandlungszimmer und wurde buchstäblich wieder hinausgeschoben, weil ich seine kostbare zeit in anspruch nehme und er noch mehr zu tun hat. die diagnose: stress. nun, ich hatte in dieser zeit überhaupt keinen, war völlig ausgeglichen und entspannt, soviel dazu. hab mich noch einige wochen damit rumgequält, bis es irgendwann weg war - und weiß bis heute nicht, was da mit mir los war.

ich denke, in meinem fall hätte vieles besser laufen können, auch ohne dass man das komplette system gleich verändern hätte müssen. ein bisschen freundlichkeit, sowie die bereitschaft zu helfen MUSS ein arzt meiner meinung nach immer aufbringen können, auch nach so einem harten tag. ich kann auch nicht allen meinen schülern sechser verteilen, nur, weil ich überfordert und überarbeitet bin. das ist die berufsverantwortung, die wir tragen. die wir immer haben werden, egal unter welchen bedingungen. dass die bedingungen sich ändern müssen, bestreite ich nicht. doch kann man durch die bedingungen eine solche verhaltensweise nicht rechtfertigen.

in meinem konkreten fall wäre es beispielsweise ein leichtes gewesen, mir einen krankenwagen zu schicken, als ich damals darum gebeten habe. das war definitiv unterlassene hilfeleistung. und es ist die aufgabe der rettungsleitsstelle, sowas zu koordinieren und irgendwie hinzukriegen. die nächste anlaufstelle war die ärztin, die mir eine telefonische auskunft geben wollte und mir doch tatsächlich sagte, ich solle mich nicht so anstellen und ich würde völlig übertreiben. ich hatte ihr kurz davor gesagt, dass ich starkes herzstechen, schwindel, furchtbare kopfschmerzen und übelkeit hätte, nicht mehr laufen könnte und mich auf allen vieren zum klo schleppen musste, um im zehn minuten takt zu erbrechen, dass ich 40 grad fieber hätte und das gefühl, jeden moment wegzudämmern. ich zitterte zudem am ganzen körper und konnte vor lauter schmerzen nur noch weinen wie ein kleines kind... an dieser stelle wäre etwas mehr respekt mir gegenüber, sowie eine gewisse professionelle freundlichkeit sicherlich sehr hilfreich gewesen. sie riet mir, einfach die nacht durchzuschlafen und abzuwarten, wie es am nächsten tag sein würde. für diese geniale - mein leben gefährdente auskunft - auch noch zehn euro bezahlen musste, habe ich versucht, rechtliche schritte dagegen einzuleiten, was aber zu spät war und somit zu nichts mehr geführt hat. genau genommen habe ich zehn euro dafür bezahlt, dass mir jemand geraten hat, mich hinzulegen und dem tod entegenzudämmern.... sowas sitzt natürlich und macht selbst nach langer zeit noch extrem wütend. nachdem ich wirklich mehrmals für sekunden in anderen sphären schwebte und mich nur selbst aufgrund jahrelanger ohnmachtserfahrung immer wieder rechtzeitig zurückholen konnte, sich mein zustand verschlimmert hatte, etc., packte mich mein freund und brachte mich eben ins krankenhaus (und diese frau hatte es tatsächlich geschafft, mich in eine derartige trotzhaltung zu versetzen, dass ich einen üblen streit mit meinem freund hatte und mich ewig wehrte, mitzukommen und darauf bestand, einfach liegen zu bleiben. hätte er es nicht irgendwann einfach ignoriert und mich "mitgenommen", wäre das böse ausgegangen) . auch hier wurde ich erstmal gebeten, doch wieder zu gehen. erst nach ewigem kampf wurde ich aufgenommen. drei tage später wurde die viel zu spät gestellte diagnose blutvergiftung bekannt....

ich erwarte doch nichts unmögliches. sicherlich sind die zustände unseres gesundheitssystems furchtbar. da stimme ich auch total zu. verändern könnte man es an vielen punkten, doch darüber wollte ich eigentlich gar nicht diskutieren. dennoch kann ich hier nur erwähnen, dass ich es zum beispiel für sehr sehr sinnvoll halten würde, diese klassengesellschaft zumindest im gesundheitsbereich abzuschaffen. es kann nicht sein, dass man besser behandelt wird, weil man privat versichert ist. wir sind alle menschen, die ein recht auf hilfe haben. auch hierzu habe ich schlimmste erfahrungen gemacht. wurde einmal auf die wartebank abgeschoben, obwohl es wirklich gar nicht mehr ging, nur, weil sich eine privatpatientin mit einem wirklich winzigen wehwechen vorgeschoben hat. also dafür habe ich wirklich kein verständnis. es sollte der zuerst drangenommen werden, dem es gerade am schlechtesten geht. bei diesem grundsatz wäre ich auch immer bereit, etwas länger zu warten, wenn ich mal keine so schlimmen beschwerden habe. zudem ist es dasselbe wie mit der bildung - der staat investiert viel zu wenig geld in diesen bereich. es müsste eine umverlagerung stattfinden, mehr geld durch die besteuerung von reichtum, sowie verschiedenen luxusgütern zusammenkommen. auch gegen eine erhöhung der steuern hätte ich nichts, würde dies wirklich mal einem der essentiell wichtigen bereiche dienen. mehr will ich aber nicht näher darauf eingehen, das ist eine grundsatzdiskussion, die sich erstmal nicht lösen lassen wird.

doch was ich definitiv erwarten kann, ist angemessen behandelt zu werden. wie schon gesagt wurde, ist es ein dienstleistungsberuf. und auch unter solchen bedingungen muss man in der lage sein, seinen beruf noch auszuführen. ist man das nicht, sollte man sich nach anderen möglichkeiten umschauen. ich kann nur immer wieder eine parallele zu uns lehrern ziehen. ich muss auch in der lage sein, in einem krassen viertel eine klasse mit 30 kindern zu unterrichten - auch wenn mich dort kaum einer versteht, weil jeder eine andere sprache spricht. das sind auch hammer zustände. und auch ich muss dort versuchen,mein bestes zu geben, freundlich zu bleiben und den schülern dennoch mit respekt zu begegnen. schaffe ich das nicht mehr, dann muss ich meinen beruf überdenken. so sehe ich das zumindest.

was nicht geht, ist, jemanden wieder heimzuschicken, obwohl er total zittrig auf den beinen ist, es vier uhr morgens ist, und derjenige betont hat, dass er keine angehörigen in der nähe hat. ja, sowas ist mir auch schon passiert. ich wurde mit dem krankenwagen zwar in die notfallklinik gebracht, aber schon drei stunden später wieder "rausgeschmissen". hatte gerade mal eine infusion bekommen, das war alles. daraufhin lag ich zwei wochen im bett, war kaum in der lage zu irgendwas. wenn meine eltern damals nicht spontan urlaub eingereicht und diese lange reise auf sich genommen hätten.. ich weiß nicht, wie ich mich versorgt hätte.

was nicht geht, ist, jemanden heimzuschicken, der ein dunkelblaues bein hat, der eigtl unter dem akuten verdacht der trombose ins krankenhaus gehört, so jemanden heimzuschicken, mit einem koffer voller spritzen, obwohl man weiß, dass sich derjenige weder spritzen noch hilfe holen wird, weil eben auch keiner da ist. meine familie und ich waren ja dann da. aber zwei wochen zu spät. meine tante lebt nicht mehr. das hätte man verhindern können.

was nicht geht, ist, einfach einer alten frau eine magensonde zu verabreichen, nur, weil es zu aufwendig ist, ihr die nahrung auf normalem weg zu geben. was nicht geht, ist, dass man den angehörigen nicht einmal mitteilt, dass die ärzte mist gebaut haben und sie mit einer schlimmen situation ohne jede vorwarnung konfrontiert. meine oma wurde am knie operiert. die ärzte haben das zu einem zeitpunkt getan, wo sie es aufgrund ihrer diabetes nicht hätten tun dürfen. das ist ihnen HINTERHER aufgefallen. meine oma ist nun ein krasser pflegefall. ich bin so oft wie möglich bei ihr. und was ich da zu sehen kriege, macht mich immer wieder fassungslos. so schlimm, dass ich mir manchmal wünsche, dass sterbehilfe erlaubt wird. ich wäre die erste, die es bei ihr tun würde. haltet mich für eiskalt, aber wenn eure oma euch in einem klaren moment anschauen und weinen würde, immer wieder sagen, dass sie nicht mehr leben will, um dann sekunden später wieder in diesen dämmerzustand abzudriften... ich weiß nicht, wie ihr denken würdet.

es könnte mehr gemacht werden. es gibt ärzte, die einfach nicht einmal einen willen zeigen. ich verzeihe fehler. aber ich habe mich selbst nun zu ernst genommen, als dass ich es zulassen könnte, dass ich an einem mangelnden willen irgendeines arztes sterbe. und ich bin froh, dass ich diesen kämpferwillen nun habe. wäre mir all das damals passiert, hätte ich es wohl dankbar angenommen, hätte mich zurückgelehnt und wäre langsam eingschlafen. nur hätte ich dann nie die chance bekommen, das leben mal von der sonnenseite kennen zu lernen und mich von dieser aus für die schwächeren einzusetzen.

lg, jen
Lauf der Sonne entgegen, anstatt auf sie zu warten...

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#23
Hallo Jen,

warum solltest Du auch "nutral" diskutieren? Warum solltest Du Deine Erfahrungen und die Deiner Tante ausblenden?

Ich könnte Deinen Beitrag voll und ganz unterschreiben, nur ein Punkt stimmt nicht ganz: Nämlich dass Privatpatienten prinzipiell besser dran sind. Ich habe letztens im SPiegel einen Bericht gelesen warum Privatpatienten es auch nicht besser haben. Da waren Fallbeispiele von Patienten, die "überbetreut" wurden, d.h. einfach al alle möglichen teuren Untersuchungen gemacht. Beispiele von Patienten, die mit der Kasse streiten, weil die bestimmte Sachen, die notwendig waren, doch nicht zahlen. Und andere Sachen, an die ich mich gerade nicht erinnere. Mal ganz abgesehen davon, dass Privatpatienten aus dem System nicht mehr raus wechseln können. Auch da war das Fazit, dass das Gesundheitssystem in der derzeitigen Form keine fünf(?) Jahre mehr überlebt und dass es nicht richtig sein kann, dass ein Teil der Patienten sich aus der Solidargemeinschaft heraus kaufen können.
lg

aire

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#24
Malpica hat geschrieben: ABER AM ENDE HAT MAN IMMER NOCH DIE MÖGLICHKEIT DER FREIEN ÄRZTEWAHL...NOCH!
achja, richtig. den luxus hab ich hier in england zb nicht (als nicht-privat patient)! ich musste meinen hausarzt wechseln, weil ich in ein anderes bezirk gezogen bin, das ist praktisch die parallelstrasse und mein jetztiger arzt ist sogar noch ein paar minuten weiter weg als der vorher!
ich verstehe absolut, dass ihr auf aerzte und das system schimpft, aber es ist im vergleich doch noch ganz gut. ihr kriegt ja super viel verschrieben (krankengymnastik und so).
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#25
achja, richtig. den luxus hab ich hier in england zb nicht (als nicht-privat patient)!
Ich weiss das es dort anders läuft, und das es in vieler Hinsicht leichter sein würde um dort leben zu können, wenn es die nötigen Versicherungen geben würde!
Und ich weiss es zu schätzen, das man hier in Deutschland zumindest abgesichert ist, was Medikamente betrifft.
Es ist nur scheisse, wenn ein Leben im Ausland daran scheitert! :evil: Sonst wäre ich auch schon dort.
ich hatte grade meinen zweiten termin in der klinik fuer essgestoerungen mit der psychiaterin
:?: :roll:
Zuletzt geändert von Malpica am Mo Mai 24, 2010 23:23, insgesamt 1-mal geändert.

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#26
du bist nicht ins ausland gegangen, weil du das gesundheitssystem zu schlecht findest?? wirklich?!
brauchst du staendig viele medikamente? man kann sich uebrigens als geringverdiener und student von der gebuehr befreien lassen...
Malpica hat geschrieben:
ich hatte grade meinen zweiten termin in der klinik fuer essgestoerungen mit der psychiaterin
:?: :roll:
du zitierst immer irgendwelche sachen und sagst dann nichts dazu. dann kann ich leider auch nicht darauf eingehen. was versehst du daran nicht?
Enemies
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Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

#28
ahh... ich bin in england. aber es ist kein klinikaufenthalt. es ist nichtmal ambulante thera (dafuer steh ich noch bis ich alt und grau bin auf der warteliste). selbst auf den termin mit der psychiaterin musste ich ewig warten. ich hab in dem anderen thread ja geschrieben, dass ich es nciht hilfreich finde und trotzdem auf mich alleine gestellt bin. ich denke stationaer sind auch nur leute, die kurz vorm verhungern sind (ich habs dort ja gesehen). ich habs mir ja sagen lassen, dass die nhs fuer therapie kein geld hat.
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