Freund vs. Bulimie

#1
Hallo,

sicherlich kennt mich hier keiner mehr. Es ist jetzt schon länger her, dass ich mich hier angemeldet habe - allerdings bin ich oft einfach zu feige um etwas zu schreiben. Jetzt bin ich allerdings ziemlich verzweifelt.
Ich habe seit einigen Wochen einen Freund der von meiner Bulimie weiß ( ich leide seit ca. 3 Jahren darunter) Naja und jetzt weiß er glaube ich einfach nicht wie er reagiern soll. Am Anfang war er noch ganz einfühlsam - aber jetzt macht er mir immer mehr Druck. Er redet häufig davon, dass ich ja daran sterben könnte. Damit hat er schon recht aber ich kann das einfach nicht hören. Gestern hat er mich gezwungen ein Stück Toastbrot zu essen...
Am Anfang lief das auch noch ganz gut- ich glaube er hat gedacht, es wäre alles nicht so schlimm. Aber dann bin ich in Tränen ausgebrochen bei der Vorstellung es in mir behalten zu müsen. Danach war der Abend dann gelaufen. Und irgendwie glaube ich, dass hat alles verändert. Heute haben wir uns nicht gesehen und nur telefoniert - und er hat mich indirekt dazu gezwungen etwas zu essen - sonst macht er mit mir Schluss.
Jetzt weiß ich einfach nicht mehr was ich tun soll. Etwas essen kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Andererseits kann ich ihn auch nicht belügen und so tun als hätte ich etwas gegessen. Aber ich will ihn auch nicht verlieren!
Was soll ich nur tun??
Liebe Grüße von einer verzweifelten Sabbie

Re: Freund vs. Bulimie

#2
hey, koennte es nicht vielleicht helfen, dass du mal mit ihm darueber sprichst und ihm erklaerst, dass sei verhalten kontraproduktiv ist?! erklaer ihm, dass du unbedingt gegen die krankheit angehen willst, aber dass du diese art der unterstuetzung nicht gebrauchen kannst. vielleicht kannst du ihm buecher zum thema geben, damit er sich mal mit dem thema beschaeftigen kann und besser versteht?!
machst du eine thera? bist du ueberhaupt bereit etwas zu tun?
Sabbie hat geschrieben:Hallo,
und er hat mich indirekt dazu gezwungen etwas zu essen - sonst macht er mit mir Schluss.
wie meinst du hat er dich gezwungen bzw wie kommst du darauf, dass er schluss machen koennte? vielleicht denkst du das nur und hast das missverstanden? denkst du denn er liebt dich?
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Freund vs. Bulimie

#3
Hallo mary jane,

ich versuche schon mit ihm darüber zu sprechen- aber irgendwie blockt er dann immer ab und möchte das Thema wechseln. Er sagt dann immer zu mir, es macht ihn fertig und deswegen möchte er lieber gar nicht erst darüber sprechen.
Ich möchte schon etwas dagegen tun- ich bin jetzt auch seit 1,5 Jahren in Therapie. Leider nur mit wenig Erfolg. Zudem ist mein Therapeut jetzt auch noch sehr krank und kann mir nicht sagen, wann ich den nächsten Termin bekommen kann - voraussichtlich erst in ein paar Monaten.
Ich denke es ist eine gute Idee, ihm einmal ein paar Bücher zu geben - andererseits will ich ihn damit auch nicht belasten. Ich glaub, wenn er die ganzen Folgeschäden lesen würde, würde er durchdrehen.
Hmm, ich denke schon dass er mich liebt.
wie meinst du hat er dich gezwungen bzw wie kommst du darauf, dass er schluss machen koennte?
Naja ich habe ihm gesagt, wenn er mit meiner Krankheit nicht klar kommt soll er mich verlassen - er soll es mir nur ehrlich sagen und auf keinen fall aus mitleid mit mir zusammen sein. Naja und dann hat er so rumgedruckst und gemeint, ich würde schon wissen was passiert, wenn ich mich nicht anstrenge und etwas esse. ...
Liebe Grüßle

Re: Freund vs. Bulimie

#4
Oh, da kommt ja einiges zusammen. Er liebt dich, also macht er sich Sorgen. Offenbar hat er sich zu Teilen schon informiert, sonst wüsste er nicht, dass es tödlich enden kann. Allerdings macht er einiges falsch - jemanden, der eine Essstörung hat, zum Essen zu zwingen, das zeugt von ziemlicher Plumpheit. Und das ist erst recht gefährlich. Bei mir fing die Bulimie grade wegen solcher Zwänge an. Also, da sollte er wirklich an sich arbeiten.
Gut wiederum ist, dass er dir einen Anstoß geben will, dich von der Krankheit frei zu machen. Wenn deien Wille gestärkt ist, dann wird es leichter. Sollte die Holzhammermethode aber generell so ein Ding von ihm sein, würde ich mir schon mal überlegen, ob das der Richtige ist :/

Re: Freund vs. Bulimie

#5
davon liest man hier ja auch immer mal wieder, dass ehemaenner oder feunde da so gar nicht mit umgehen koennen und sich dann eben so ganz daneben benehmen und einfach alles noch schlimmer machen. natuerlich ist es ja auch nicht leicht!!!
ich finds traurig, dass er andeutet, dass er dich verlaesst, wenn du's nicht hinbekommst!! ist ja nicht so, dass du ihm damit was auswischen willst oder es dir so gut gefaellt... ich finde, wenn man ein paar ist soll man sich gegenseitig unterstuetzen. eben auch in schlechten zeiten. da er nun sowieso schon bescheid weiss, wuerde ich doch versuchen mit ihm zu reden und ihm versuchen zu erklaeren. es macht ihn fertig? gut, dich aber auch! aber nicht darueber reden heisst ja bekanntlich nicht, dass das problem nicht existiert!

hast du schon mal daran gedacht den thera zu wechseln, wenn du meinst es bringt dir nicht so viel?
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Re: Freund vs. Bulimie

#6
hallo sabbie,

wenn ich das richtig verstehe, dann hast du deinem freund sehr schnell von der bulimie erzählt. respekt! oder wie er hat er davon erfahren?
bei mir war es leider nicht so. ich hab erst nach einem halben jahr erfahren, das meine freundin diese krankheit hat und ich war seit dem auch der einzigste der es wußte. aber nachdem das geheimniss gelüftet war, ist sie gegangen und ich ich denke daran ist die krankheit nicht mit ganz unschuldig! ich hab ihr zu verstehen gegeben, das ich sie liebe so wie sie ist und das auch daran keine krankheit der welt etwas ändern kann. sie hatte sich bis dahin auch noch nicht mit dem thema beschäftigt und ich hab begonnen ihr sie langsam auf die folgen ihrer krankheit (7 jahre k...!!!) aufmerksam zu machen.
das du jetzt schon 1,5 jahre in therapie bist zeugt doch schonmal davon, das es ändern willst und bereit bist etwas dagegen zu unternehmen. was dein freund jetzt tun sollte, ist mal in sich zu gehen und sich zu überlegen, wie sehr er dich wirklich liebt. und ob er wirklich bereit ist, mit dir zusammen den weg weiter zu gehen. wenn ja, dann sollte er sich vielleicht mal noch etwas intensiver mit deiner krankheit auseindersetzen und z.b. auch mal hier im forum nur die gedanken und geschichten von "euch" lesen. das hat mir sehr geholfen und hilft mir immer noch sehr, den anderen zu verstehen. ich hoffe, das er ganz schnell einsieht das es jetzt das falscheste ist dich zu irgendwas zu zwingen und mit trennung zu drohen. denn druck erzeugt gegendruck und er erreicht damit sicher nur das gegenteil!
bei uns ist es im moment so, das ein paar wochen funkstille war und uns jetzt die bulimie wieder etwas mehr kontakt haben lies. sie war deswegen vor einer woche in der notaufnahme und konnte nur mit mir darüber reden. ich hab ihr zu verstehen gegeben, das ich sie auf jeden fall auf dem weg aus der krankheit begleiten werde, egal wie es mit uns nun weitergeht. ich hab es geschafft, das sie mittlerweile auch hier im forum ist, sie sich nun ihrer mutter anvertraut hat und demnächst eine therapie anfangen wird. sie hat mir zu verstehen gegeben, das ich derjenige war, der ihr die augen geöffnet hat und sie mir dafür verdammt dankbar ist und das wort "danke" einfach nicht ausreicht wie sehr...
trotzdem herrscht nun wieder seit 3 tagen funkstille, aber dafür gibt es dieses forum, was mir dabei hilft zu verstehen, warum es nun wieder sie ist.
ich hoffe sehr für dich, das dein freund noch die kurve kriegt und eigentlich dankbar darüber sein kann, das du so offen mit ihm über das thema kommunizieren willst und ihm somit die chance gibst dir beizustehen.

lg
chili
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Re: Freund vs. Bulimie

#7
Hallo an alle,

vielen Dank für eure vielen Antworten. Es tut wirklich gut, wenn es jemanden gibt, der einen verstehen kann.

@ chili
Dankeschön auch für deine Antwort. Es ist echt hilfreich von jemanden zu hören, der quasi in der gleichen Position steckt wie mein Freund. Ja, ich habe meinem Freund schon sehr schnell von der Bulimie erzählt. Ich konnte es einfach nicht mehr aufrechterhalten, ohne dass er davon weiß. Wir studieren beide und wohnen in dem selben Studentenwohnheim. Da wollte er natürlich dauernd mit mir Essen oder gemeinsam kochen, einkaufen etc. deswegen konnte ich einfach nicht mehr.
Im Nachhinein bin ich mir nicht mehr sicher, ob es wirklich gut war, dass ich ihn so schnell davon erzählt habe...
Ich finde es wirklich super von dir, dass du deine Freundin so unterstützt!! Auch dass du von dir aus in dieses Forum gegangen bist und versuchst sie zu verstehen! Das würde ich mir momentan von meinem Freund auch wünschen.
Ich habe ihm natürlich auch erzählt, dass ich eine Therapie mache - allerdings glaubt er, wenn er mich zum Essen zwingt dann hilft er mir. Ich glaube, das Problem ist auch, dass er total gerne isst und auch viel isst. Er trainiert das dann durch Sport wieder ab. Wahrscheinlich fällt es ihm deshalb auch noch schwer mich zu verstehen.

Lg
sabbie

Re: Freund vs. Bulimie

#8
hallo sabbie,

ich finde es nach wie vor sehr gut, das du es ihm sehr schnell gesagt hast! schade find ich nur, das er es wahrscheinlich "noch" nicht richtig interpretieren kann.
dank deiner beschreibung, kann ich mir nun auch vorstellen, wie sich meine freundin gefühlt haben muß. obwohl die täglichen mahlzeiten bei mir auch keine große rolle spielen und ihnen sicher auch viel zuwenig bedeutung bemesse, so macht es mir um so mehr freude wenn ich es jemand gibt, für den ich auch mal etwas bereiten kann. wenn ich mir nun überlege, wie sie sich wohl gefühlt haben muß...jeden sonntag der frühstückstisch schön gedeckt, jeden abend zumindest nen salat gemacht, zwischendurch auch mal was aufwendiges gekocht und oft mal essen gegangen. ich hab wohl alles verkehrt gemacht, aber ich hab es verdammt nochmal einfach nicht gewußt?! ja, selbst sie hat für mich gekocht!!! fällt es euch eigentlich schwer selbst zu kochen?
hast du ihm schonmal von dem forum hier erzählt und den vorschlag gemacht, sich hier mal umzuschauen? ich bin froh, das sie meinen rat angenommen hat und nun auch hier schreibt. das tut ihr sicher gut!
das du ne therapie machst, drüber soll er doch glücklich sein und sich freuen. sicher hast du das aus eigenem antrieb und willen gemacht...und dich somit schonmal gegen die krankheit entschieden, respekt!!! ich hoffe für euch beide, das er ganz schnell kapiert das er mit seinem zwang dir gegenüber wahrscheinlich alles gefährdet als dir zu helfen...

lg
chili
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Re: Freund vs. Bulimie

#9
Hallo chili

ich bin wirklich richtig erleichtert, dass du mir antwortest. Es ist wirklich interessant mal von jemanden zu hören, dessen Freundin auch betroffen ist! Dankeschön!
Also du hast ihr überhaupt nichts zugemutet, indem du öfter für sie gekocht hast oder den Tisch schön gedeckt hast. Mach dir da keine Gedanken darüber. Du hast da überhaupt! nichts falsch gemacht. Im Gegenteil, ich fand es schon auch schön, als ich mal bei ihm gegessen habe und er sich mühe gegeben hat. Ich finde das eine wirklich schöne Geste, denn schließlich ist Essen für alle "Normalos" auch wirklich etwas angenehmes.
Hmm, ich weiß natürlich nicht, wie das bei den anderen ist, aber ich persönlich koche sehr gerne - allerdings nur, wenn ich weiß, dass ich es hinterher auch wieder herausbringe. Deswegen sind für mich z.B. Restaurant-Einladungen die reinste Horrorvorstellung. Ich selbst habe z.B. für meinen Freund auch schon gekocht ( bevor ich ihm von der ES erzählt habe ) und mir hat es richtig gut gefallen, als ich gesehen habe, dass es ihm schmeckt. Mir selbst hat es in dem Moment auch gut geschmeckt - allerdings auch nur, dass ich mich mit einer Aussrede dann ins Bad schleichen kann.
Ich und mein Freund können uns momentan nicht sehen, weil er noch im studentenwohnheim ist und ich schon in der Prüfungsvorbereitungsphase stecke und deswegen Zuhause bin. Wir haben heute telefoniert und er hat mich wieder gefragt ob ich dieses Mal etwas gegessen habe. Ich wollte nicht lügen und habe nein gesagt ( zumindest hab ich nichts bei mir behalten)
Das Gespräch war dann leider ziemlich schnell gelaufen - ich hab gefragt, ob er jetzt sauer ist und er hat nur gemeint ich habe einen anstrengenden Charakter. Jetzt würde ich am liebsten nur noch weinend im Bett liegen. Auf meine Prüfungen nächste Woche kann ich mich auch nicht mehr konzentrieren. Naja ich habe ihm jetzt noch eine e-mail geschickt, in der ich ihm den Text von diesem Forum mit beigelegt habe , wie sich Angehörige gegenüber Essgestörten verhalten sollen. Diesen Text fand ich nämlich schön verfasst. Hast du den auch schon mal gelesen? Hat dir das etwas geholfen?
Naja ich habe ihn eben gebeten sich diesen in einem ruhigen Moment einmal durchzulesen und hab ihm auch noch die Webadresse des Forums dazugeschrieben. Er hat sich aber nicht mehr gemeldet, weder per Mail noch per Telefon :( Hoffentlich habe ich ihn dadurch nicht verloren...

Lg
sabbie
Zuletzt geändert von Sabbie am Mo Jan 18, 2010 22:05, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Freund vs. Bulimie

#10
hallo sabbie,

dank dir genauso für deine antworten, auf fragen, welche ich leider meiner freundin nicht mehr stellen konnte.
da ich ja der meinung bin, das ihr in der beziehung ziemlich gleich tickt, bin ich doch trotz allem sehr beruhigt das ich sie mit meinen gedeckten tischen nicht zu sehr belastet hab. naja bin ja selbst vegetarier und so richtig angst vor gewichtszunahme braucht man bei meinen mahlzeiten wirklich nicht zu haben. aber ich denke es geht darum, das gefühl loszuwerden, das da was im magen ist was schnell wieder entsorgt werden muß, oder?
heißt das, das du nach einem restaurantbesuch das essen bei dir behalten hast! ich mein, da gibt es doch auch toilletten und da mal zu verschwinden ist doch wohl menschlich. kannst du eigentlich keine mahlzeit für dich behalten oder hast du schonmal paar tage ohne k... geschafft?
finde es gut das du ihm die wahrheit gesagt hast, ist dir sicher nicht sehr leicht gefallen. aber ich denke die situation ist eh schon verdammt schwierig und da würden lügen alles noch viel schlimmer machen.
naja, was heißt schon anstrengender charakter...ich hoffe er nimmt deine hinweise ernst und beschäftigt sich mal etwas intensiver und tiefer mit der materie, dann wird er sicher schnell feststellen das diese krankheit nicht nur das gewicht, mit den damit verbundenen folgen, verändert, sondern das sich auch die komplette person dadurch verändert und sehr von der krankheit gesteuert und beherrscht werden kann.
ich glaube nicht, das du ihn dadurch verloren hast...denk er braucht etwas zeit und weiß wahrscheinlich im moment einfach nicht, was richtig oder falsch ist. zumindest hast du ihm nun schon mal ne ordentliche vorlage gegeben! ich hab mich in den letzten wochen, sehr sehr viel mit dem thema beschäftigt, grad was die angehörigen von betroffen betrifft und es hat mir verdammt viel geholfen zu verstehen.
wünsch dir sehr, das er deinen wink richtig versteht und richtig darauf reagiert!!!

lg
chili
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Re: Freund vs. Bulimie

#11
Hallo chili,

stimmt, bei mir ist es einfach das schreckliche Gefühl, etwas im Magen liegen zu haben. Dabei ist es mir ganz egal was da in meinem Magen ist. Manchmal halte ich es nicht mal aus, wenn ich viel getrunken habe. Dann k**** ich selbst das Wasser wieder aus, nur damit dieses Gefühl weg ist. Aber von einem vegetarischen Essen besteht für Gesunde wahrscheinlich echt keine Gefahr zum Dickwerden.
Also k***-freie Tage kenn ich schon lange nicht mehr. Bei mir muss jedes aber wirklich jedes Essen wieder raus. Ich bin schon langsam so weit, dass ich dieses Verhalten gar nicht mehr hinterfrage sondern einfach ein Schritt weit normal geworden ist. Davon nehm ich dann aber auch nciht ab, da ich den ganzen Tag echt viel esse. Mein einzigstes Glück ist noch dass ich NG habe und deshalb nicht auffällig bin für andere. Also in Restaurants könnte man ja schon auf die Toilette gehn , klar. Aber ich brauch zum k***** immer verdammt viel Flüssigkeit vorher sonst klappt das nicht. Ein weiteres "Problem" ist auch noch, dass ich nicht erbrechen kann, wenn noch jemand anders in meiner Nähe ist. Also wenn dort mehrere Toiletten sind könnte ich es einfach nciht. Deswegen bin ich meistens gezwungen das ganze Zeug auch bei mir zu behalten. Aber meistens umgehe ich naürlich jeder Einladung und zieh mich lieber zurück.
Ich glaube auch, dass ich meinem Freund einfach noch etwas Zeit geben muss. Er hat sich sogar den Text durchgelesen und mir gesagt, dass er über mein Verhalten nicht einfach wegsehen kann, weil er noch länger etwas von mir haben möchte. Aber ich glaube er hat begriffen, dass es nichts bringt wenn er mich zum Essen zwingt. Find ich ja ganz süß von ihm, dass er sich Sorgen macht.
Wie sieht es eigentlich momentan bei deiner Freundin aus? Hat sie sich mal wieder gemeldet oder herrscht immer noch Funkstille?

Lg
sabbie

Re: Freund vs. Bulimie

#12
hallo sabbie,

dank dir sehr für deine offenen antworten, so quasi aus erster hand! ich find das schon ziemlich krass, das man selbst wasser nicht für sich behalten kann. wann warst du das letzte mal beim arzt und hast mal sämtliche blutwerte durchchecken lassen? letzte woche um diese zeit, hatte meine freundin noch todesangst auf grund ihrer werte, welche nun wieder gewichen scheint...aber das ist ne andere geschichte.
ist echt heavy, wenn ich das so lese. die krankheit scheint dich ja vollkommen im griff zu haben!? kann man sich jetzt so als "normaler" (wer ist das aber schon???) kaum vorstellen und sich nur ganz schwer hineinversetzen. also ich denk auch mal, falls du doch mal was unter beobachtung essen mußt und dir es nicht gelingt es schnell wieder los zu werden, dann hat das doch sicher auch auswirkungen auf deine laune, oder? hat sich dein freund schonmal drüber beschwert, das ihr vielleicht zu wenig ausgeht?
ich denk er ist auf dem richtigen weg. wenn er den zettel gelesen hat, dann weiß er vielleicht auch das er mit druck und zwang rein garnichts erreicht. naja und wenn man sich so quasi als mitbetroffener schonmal mit der krankheit auseindergesetzt hat, dann kann man es natürlich nicht tatenlos mit aussehen, wie sich seine liebe kaputt macht. ich denke, da verstehst du ihn auch.
was meine freundin betrifft, so war sie mir letzte woche noch unendlich dankbar, das ich derjenige war, welcher ihr die augen geöffnet hat und der sie sicher auch gut, durch für sie sehr schlimme tage begleitet hat. aber nun scheint sich das thema erstmal gesetzt zu haben und ich werde wieder ignoriert. ich sollte vielleicht mal versuchen mehr abstand zu erreichen, denn es tut schon wieder sehr weh. aber ich weiß genau, das ich jederzeit für sie da sein werde. kann sie irgendwie nicht loslassen und kann nicht erklären warum!?!?!?

lg
chili
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Re: Freund vs. Bulimie

#13
Hallo chili,

gern geschehen. Du kannst mich sehr gerne weiter mit fragen löchern, die du deiner Freundin nicht stellen kannst/ konntest. Ja, wenn ich das ganze selbst so lese finde ich das mit dem Wasser erbrechen selbst schon krass. Bei meinem Hausarzt war ich wegen meinen Blutwerten das letzte mal so ca. vor einem halben Jahr. Mein Hausarzt ist völlig der Meinung, das würde reichen und eine regelmäßigere Überprüfung wäre unnötig. Eigentlich wollte ich schon lange mal den Arzt wechseln, allerdings ist das bei mir eine kompliziertere Geschichte, da es gleichzeitig auch noch unser Nachbar (meine Eltern wohnen in einem Doppelhaus) ist.
Ja, ich würde auch sagen, dass mich die Krankheit schon sehr einschränkt und auch fest im Griff hat. Allerdings ist das bei mir auch sehr stark "phasenweise". An Weihnachten z.B. war ich für 2 Tage bei meinem Freund und musste dort natürlich auch Mittagessen, Kaffee... etc
Das hat jedoch einigermaßen gut geklappt. Allerdings konnte ich mich dann hinterher auch immer wieder etwas vom Essen erleichtern und das gab mir dann auch wieder ein besseres Gefühl. Aber ich befürchte mein Verhalten ist schon durch die Bulimie geprägt. Letzte woche hat mein freund mich gezwungen eine * zu essen. Nach ca. 10 Minuten war ich dann auch fertig und wir haben einen DVD zusammen gesehen. Ich saß nur noch da und habe still und leise geweint, weil es für mich einfach unerträglich war, dies jetzt in mir zu behalten. Mein Freund war dann ganz perplex und wusste nicht warum ich überhaupt weine. Naja, deswegen würde ich sage, meine Laune ist schon betroffen - ich zieh mich dann komplett in mich zurück und sag nichts mehr. Beschwert hat sich mein Freund eigentlich noch nie, dass wir zu wenig ausgehen. Zum Essen gehen wir eigentlich so nie, da unser Budget als Studenten auch begrenzt ist und jetzt, da er von meiner Krankheit weiß, denke ich nicht dass er mich fragen würde, ob wir gemeinsam essen gehen wollen.
Also ich denke schon, dass es deiner Freundin vllt schwer fällt mit dir darüber zu sprechen. Ich kann bei diesem Thema generell auch nie mit einem Menschen direkt sprechen. Wenn ich meinem Freund etwas dazu sagen wollte, schreibe ich ihm z.B. immer eine Mail weil ich dabei einfach niemanden in die Augen blicken kann. Ich könnte mir auch gut vorstellen, das sich deine Freundin jetzt auch schämt. So geht es mir oft. Am Anfang als ich meinem Freund davon erzählt habe, konnte ich ihm kaum noch unter die Augen treten. Ich dachte immer, er stellt sich jetzt vor, wie ich über der KLoschüssel hänge. Was denkt man sich eigentlich, wenn man gerade von einer Person erfahren hat, dass sie Bulimie hat und sieht sie dann? Hat man da echt so Vorstellungen oder sind das einfach nur Hirngespinste von mir??
Ich denke es liegt nicht an dir, dass sich deine Freundin nicht mehr meldet. Zum einen denke ich, fällt es ihr einfach schwer dir unter die Augen zu treten bzw. mit dir zu sprechen. Und ich denke auch, dass sie momentan selbst nicht mit sich klar kommt. Ich z.b. habe auch oft so schreckliche Stimmungsschwankungen und kann dann phasenweiße niemanden sehen und will nur ganz für mich alleine sein. Ich denke das könnte auch eine große Rolle spielen. Aber ich finde es ehrlich toll von dir, dass du ihr uneingeschränkt zur Seite stehst!!!!!!!!!!!!!!

Lg
Sabbie
Zuletzt geändert von Caruso am Di Jan 19, 2010 22:45, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Freund vs. Bulimie

#14
hi sabbie,

naja, dein arzt hat ja nun mal schweigepflicht...ob nun nachbar hin oder her! hast du das gefühl, das er dir nicht die wahrheit sagt? ich denk mal, wenn es bei dir wirklich so schlimm ist, das du selbst wasser ausk... und keine mahlzeit für dich behalten kannst, dann bist ja fast schon ein medizinisches wunder, wenn das keine spuren hinterlassen sollte!? versuch doch trotzdem mal zu einem anderen völlig unvoreingenommen arzt zu gehen und dich durchchecken zu lassen.
du schreibst von phasen, bei denen du zumindest normal mit an den mahlzeiten teilgenommen hast...aber dich dann doch wieder davon befreit hast!? wie sieht denn sonst dein "normaler" alltag aus, ohne diese phasen?
was hast du denn da gefühlt, nachdem er dich gezwungen hatte etwas zu essen und ihr danach dvd gesehen habt...hattest du dann das gefühl, das er nur darauf wartet das gleich wieder auf der toillete verschwindest? hattest du mehr angst davor das essen in dir zu behalten oder mehr angst vor einer drohenden auseinandersetzung darüber?
also meine freundin hat sich, bevor sie mir davon erzählte, hinter ihrer scham versteckt und wollt mir davon erzählen, weil sie sich halt so dafür schämt. weiß nicht ob jetzt deine ganz eigenen hirngespinste sind, ob diese viele mit dir teilen. aber ich hab mir bis zu diesem moment meine freundin noch nie k... vor der closchüssel vorgestellt. ich finde diese krankheit auch absolut nicht abwertend und jeder verdient meinen respekt, der dazu steht und offen damit umgehen kann. ich glaub behalten möchte sie niemand und weiß mittlerweile wie unwahrscheinlich es ist sich davon zu befreien...und als der liebe gott ne portion b. auf der welt verteilt hat, hast sicher auch du nicht geschrien "her damit, ich will!!!", oder?
klar, hat sie das schon oft betont, das sie momentan auch absolut nicht mit sich selbst klar kommt und die stimmungsschwankungen könnten wirklich nicht größer sein, wenn ich nur letzte mit dieser vergleiche...
naja was solls, kann man im moment halt einfach nicht ändern...da ich ja nun ziemlich im bilde bin, was diese krankheit betrifft, denk ich schon das ich ihr verhalten nun viel besser nachvollziehen kann und werde einen teufel tun sie dafür zu verurteilen! versuch weiter für sie da zu sein...
wünsch euch alles gute!

lg
chili
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Re: Freund vs. Bulimie

#15
Hallo chili,

das ist ja lieb von dir, dass du dir Sorgen machst. Naja ich habe bei meinem Arzt eher das Gefühl, dass er das mit der B. einfach herunterspielt und die Gefahr von dieser Krankheit nicht erkennt. Wenn ich jetzt behaupten würde ich wäre gesund und es würden sich keine Folgeschäden zeigen wäre das natürlich komplett gelogen. Ich hab Durchblutungsstörungen sprich meine Hände und vor allem die Füße werden häufig nicht richtig durchblutet. Hinzu kommt noch, dass ich häufiger einfach umkippe, dass ich starke Konzentrationsprobleme habe und allgemein einfach schwach auf den Beinen bin. Vor allem am Abend bin ich immer total erschöpft und zu nichts mehr zu gebrauchen.
Naja mein Alltag sieht einfach so aus, dass ich generell ohne Frühstück auf zur Uni maschier. In meiner Mittagspause bin ich dann meist in meiner kleinen Studentenbude und koch mir etwas zu Essen. Das erbreche ich dann wieder und auf gehts zur zweiten Runde Uni. Wenn ich dann am Abend zuhause bin muss ich meist erstmal noch einkaufen, weil ich generell nie etwas im Kühlschrank habe. Danach versuch ich zu lernen und mach mir noch etwas zum Abendessen und geh hinterher wieder aufs Klo. So sieht in etwa mein trauriger Alltag aus. Meist gehe ich dann noch früh schlafen, weil sonst am nächsten Morgen kaum an aufstehen zu denken ist.
Als wir die DVD noch geguckt haben hat mein Freund glaube ich nicht darauf gewartet dass ich aufs Klo renne. Für mich war einfach das Schlimmste zu wissen, dass ich das jetzt bei mir behalten muss. Dieses Gefühl etwas bleibt im Magen und es kommt dort nicht wieder raus. Ich hätte zwar schon auf die Toilette verschwinden können, allerdings ist bei meinem Zimmer im Wohnheim alles gleich in einem Raum sprich et hätte es eindeutig gehört und ich hätte gar nicht k.... können.
Nee als der liebe Gott das verteilt hat, wollte ich garantiert nichts davon abkriegen. Warum ich dann doch der Pechvogel war und es mich "erwischt" hat möchte ich auch mal wissen.
Ich finde es wirklich toll wie du von dieser Krankheit sprichst! Ehrlich! Ich musste leider mitbekommen, dass viele dies abwerten und sich von dir abwenden wenn sie davon wissen. Ich finde auch toll, dass du sagst wie schwierig es ist da wieder rauszukommen. Ich glaube mein Freund stellt sich das immer noch einfacher vor. Ich selbst habe da bei mir die HOffnung eigentlich schon aufgegeben. Meine Therapie die ja schon 1,5 Jahre dauert bringt rein gar nichts. Und mein Therapeut ist momentan selbst schwer krank und ich kann für die nächsten Wochen keinen Termin bekommen.
Ich denke auch, dass die Stimmungsschwankungen bei deiner Freundin eine große Rolle spielen. Ich kenn das ja noch von mir selbst. Allerdings nehme ich seit ca. 1 Jahr ein Antidepressivum und das hat mir wirklich sehr gut geholfen. Ich wüsste nicht, was sonst passiert wäre. Vielleicht wäre das auch etwas für deine Freundin? Also ich kann das nur jedem empfehlen. Ich bin dadurch viel gelassener geworden und meine Stimmungsschwankungen sind auch viel besser.
Auf jeden Fall ist es super, wenn du ihr das Gefühl gibst für sie da zu sein! Ich glaube das ist das größte Geschenk das man bekommen kann.
Weißt du, ob sie derzeit aktiv im Forum ist bzw. weiß sie wie du heißt und was du schreibst?
Lg
Sabbie
Zuletzt geändert von Sabbie am Mi Jan 20, 2010 10:27, insgesamt 1-mal geändert.
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