Umstellungs"symptome"

#1
Hallo zusammen,
Ich bin nun eine Woche clean und habe ein paar Fragen an euch ehemaligen und auch die anderen. Seit ich der Umstellung auf regelmässige einigermassen normale Mahlzeiten, bin ich in gewissen Momenten so richtig müde und schlapp. Kennt ihr das auch? Oder kommt es evt. von was anderem. Ist das die Verdauung, die einem so flach legt...?! Oder sind es wohl Folgeschäden?

Interessierte Grüsse von der Mama

Re: Umstellungs"symptome"

#2
Hi Mama,

so schnell liest man sich wieder :wink:
Das ist mir auch schon aufgefallen, diese Müdigkeit und Schlappheit wenn ich mal wieder Wochen - Tage trocken bin. Ich glaube das ist wohl ganz normal. Warum kann ich Dir leider nicht beantworten aber ich nehme diese Frage in mein nächstes Beratungsgespräch mit!

Grüßle
Amira
"Erst wenn du alles verloren hast, hast du die Freiheit alles zu tun was du willst."

Re: Umstellungs"symptome"

#3
Lustig, bei mir ist es umgedreht. Ich könnte dann Bäume ausreißen weil ich zu viel Energie habe. Kann dann auch nachts nicht schlafen, einfach weil ich so aufgedreht bin. Glaub mir auf Dauer ist das auch nicht schön. Ich denke aber beide Extreme werden sich irgendwann einpendeln.
Freut mich auf jeden Fall, dass du schon eine Woche geschafft hast.
Liebe Grüße

Re: Umstellungs"symptome"

#4
Hallo mama,

erstmal herzlichen Glückwunsch für deine Woche clean sein, kannst stolz auf dich sein (ich bin es jedenfalls :))
Ich habe auch nach normalem Essen das Gefühl sehr erschöpft zu sein. Ich denke das kommt zum Teil wirklich von der Verdauung, die wenn man alles wieder auskotzt ja nicht zum Zug kommt. Und Verdauung braucht ja auch viel Energie. Als ich mal längere Zeit bulimiefrei war habe ich gemerkt das es sich nach 1-2 Monaten komplett normalisiert und ich dann auch mehr Energie habe.

Liebe Grüße
Steppenwoelfin
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmung, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.

Re: Umstellungs"symptome"

#6
Also, an alle, die seit Jahren kein normales Essverhalten kennen, das nennt man Fressnarkose :mrgreen: Man ist gerade mittags nach dem Essen wirklich schnell müde. Da hilft es vielleicht, etwas anderes zu essen oder viel Wasser zu trinken, eine Mütze Schlaf, wenn es geht, oder ein doppelter Espresso wirken auch Wunder, da muss jeder selbst seine Strategie finden.

Jetzt aber ernster: während der Bulimie schaltet sich die körperliche Selbstwahrnehmung ab. Hunger, Frieren, Schwitzen, Schmerzen werden ausgeblendet. Jetzt fängst Du an, das alles wieder wahrzunehmen. Es ist auch normal, dass Dein Körper abschlafft, wenn Du zur Ruhe kommst. Vor allem aber: je länger Du clean bist, desto schmerzhafter und folgereicher werden Rückfälle. Wenn man dann nach ein paar Monaten wieder erbricht, weil Rückfälle eben vorkommen, fühlt man sich danach tagelang krank, der Hals brennt, einem wird ständig schwarz vor Augen. All das scheint man während der akuten Krankheit aber erfolgreich zu verdrängen oder interpretiert es als etwas anderes, Erkältung, eigenes Versagen etc. Nimm die Müdigkeit also einerseits als normales Funktionieren Deines Körpers an, eine Funktion, die Du erst wieder kennenlernen musst. Sieh es aber auch als Warnzeichen, weil sicherlich Dein Kreislauf noch stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich halte gezieltes Ausdauertraining für wichtig, aber ich mag ungern Essgestörten zu Sport raten. Es gibt ja auch Sportbulimie. Aber für mich war es sehr wichtig, Immunsystem und körperliche Leistungsfähigkeit wieder zu trainieren. Jetzt laufe ich oder mache Aerobic, um Stress abzubauen, mein Gewicht trotz Leckerlies zu halten und als Schreibtischtäterin Rückenschmerzen vorzubeugen. Der Grat zum Abtrainieren, weil man sonst Erbrechen würde, ist aber gerade für "Anfänger" sehr schmal, deshalb solltest Du Dir solche Maßnahmen gut überlegen und Dich vielleicht von jemand Vertrautem emotional begleiten lassen.

Ich würde es für wichtig halten, dass Du Dich positiv damit auseinandersetzt und Dir Deine Müdigkeit nicht vorwirfst. Nimm Sie ernst und versuche, Wege zu finden, Dich zu regenieren oder Müdigkeit vorzubeugen. Vielleicht kannst Du abends eine halbe Stunde früher schlafen, weniger zu Fuß gehen etc. Und eben Deinen Körper wieder aufbauen.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

Re: Umstellungs"symptome"

#8
Hallo aymone,
Vielen Dank für deine wunderbare Antwort! Ich fahre täglich mit dem Rad, weil ich nicht Auto fahren kann. Das tut gut. Ausruhen und eigener Rhytmus ist eben mit kleinen Kindern so eine Sache....Ich tu was ich kann.

Liebe Grüsse von einer Mama

Re: Umstellungs"symptome"

#10
Fressnarkose? Na, na, ich denk die kommt aber nur wenn man sich schlecht ernährt! Bzw ich kenn das von früher (vor meiner essstörung) da hatte ich das immer und hab aber auch eher ungesund gegessen (viel fertig produkte und so) aber jetzt in zeiten wo ich keine essstörung hab bin ich ziemlich orthorektisch drauf, und da hab ich das nie! ;)

Also ich würd dir auf alle fälle mal raten viel gemüse essen, viel ballaststoffe, vollkornprodukte, halt das übliche gesund zeug und so! und glückwunsch auch noch, gell :)
Frauen machen Diäten während Männer Karriere machen. - A. Schwarzer

Re: Umstellungs"symptome"

#11
@floraflora

Orthorexia nervosa ist eine Essstörung...und sie arbeitet wie alle anderen mit Glauben, man könne sich über die Ernährung verbessern. Ich hatte ganz am Anfang auch so eine Phase. Man kann sich auch einreden, dass man sich wohlfühlt. Nicht zuletzt erfährt man aber emotionale Defizite, selbst wenn die Ernährung stimmt. Immerhin kann man irgendwann nicht mehr mit Freunden essen, weil es nicht vegan/makrobiotisch/was auch immer ist; man ist ausgeschlossen, kann das wieder auf sich beziehen und sich minderwertig fühlen, der essgestörte Kreislauf wird aufrecht erhalten.

Außerdem gehört ökologische Lebensweise meistens zu einem größeren Trend innerhalb der Subkulturen und gerne zu weltverbessernder Erlösungsideologie. Ich will das gar nicht abkanzeln, aber ich habe dort eigene Erfahrungen. Viele Personen da sind genauso wie in anderen Subkulturen dort, weil sie sich in einer Gruppe gegen die böse (Haupt-)Gesellschaft verbrüdern wollen und Zugehörigkeit empfinden wollen. Das ist ein normaler sozialer Vorgang und wenn daraus produktive ökologische oder soziale Projekte werden begrüßenswert. Aber meiner Ansicht nach ist alles, was zu sehr vom mainstram abweicht auch gefährdet in psychische Defizite abzurutschen. Weil es nicht mehr nur um die Verfolgung von Zielen sondern um deren Durchsetzung gegen die Freiheiten der anderen geht, um Mission und Heilung. Sie sind auch Flucht vor eine pluralisierten Welt, in der jeder seine eigene Orientierung finden muss, denn dort wird Heimat und Zuflucht versprochen. Der Preis ist die Unterwerfung unter ein Ideal, das erreicht werden muss, sonst ist Versagen da. Das ist der Grundmechanismus einer Essstörung und daher vielleicht so attraktiv...


Ich sehe das also nicht von der Sache her kritisch, sondern finde ökologische Lebensweise und naturheilkundliche oder andere Ernährung sehr willensstark und ethisch respektabel. Aber ich sehe einfach, gerade für bereits psychisch gefährdete oder erkrankte Personen, lauter Gefahren, die Krankheit unter anderen Vorzeichen fortzusetzen.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

Re: Umstellungs"symptome"

#12
@aymone

also zu aller erst, ich würde sowieso behaupten eher nicht dem mainstream an zu gehören (aber auch keiner subkultur...) ich war schon immer eher eine aussenseiterin, zur zeit bin ich zwar eher "mittendrinn" aber ich fühle noch immer dass ich nicht dazu gehöre...

wegen orthorexie, es ist (bis jetzt) die einzige Möglichkeit für mich selbst von den negativen ES weg zu kommen (magersucht und bulimie). leider wurde das essen zu meiner großen leidenschaft, wenn ich jetzt sage ich bin orthorektisch, dann heisst es dass ich mich noch immer mit dem essen beschäftigen kann, aber trotzdem gesund leben kann, für mich (leider?) der einzige weg... und essen mit anderen war mir schon immer sehr unangenehm, ich schaff es aber dennoch, auch ohne essen, mich nicht in die einsamkeit flüchten zu müssen und fühle mich auch nicht ausgegrenzt.

Muss auch gestehen dass ich mich politisch auch garnicht ökologisch einsetze oä, mir geht es nur um mich, die beschäftigung mit mir und dem essen und dieses in einem positiven, und nicht wie in bulimischen oder magersüchtigen phasen in einem negativen rahmen... klar, nicht das non plus ultra, aber wenigstens kotze ich nicht und esse auch nicht zu wenig.
Frauen machen Diäten während Männer Karriere machen. - A. Schwarzer

Re: Umstellungs"symptome"

#13
aymone hat geschrieben: während der Bulimie schaltet sich die körperliche Selbstwahrnehmung ab. ...
je länger Du clean bist, desto schmerzhafter und folgereicher werden Rückfälle. Wenn man dann nach ein paar Monaten wieder erbricht, weil Rückfälle eben vorkommen, fühlt man sich danach tagelang krank, der Hals brennt, einem wird ständig schwarz vor Augen.
ich habe "aufgehoert", weil ich nicht mehr konnte. mein koerper ist richtig geschunden. ich hatte nie kraft. hab mich beschissen gefuehlt. aber wie ich mich fuehle seit ich das ganze etwas besser unter kontrolle habe und vor allem wie WEH so ein rueckfall tut ist jenseits aller vorstellungskraft!!! :shock:
vorher konnte ich schlecht und nur wenig schlafen, aber jetzt wache ich vor schmerzen auf!
ich habe grad einen paracetamol nehmen muessen!!!!
ich haette dir nie geglaubt was du da schreibst, wenn ich es jetzt nicht fuehlen muesste. kann fast nichts essen (wg saeure), kauen oder schlucken und das blosse dasein tut weh. zu muede um zu existieren.

wie soll ich das nun interpretieren? ist das nun ein gutes oder schlechtes zeichen?? warum hab ich diesen schmerz vorher nie gefuehlt? war er denn da aber ich habs nicht gemerkt??? warum ist grade jetzt alles so wund?!
ja gut, hatte es immer mit dem blutdruck, schwindel und so, kraftlosigkeit, muedigkeit, kopfschmerzen (liste kann noch lange so weiter gehen) und ich war auch ehrlich geschockt, dass ich, als ich mich endlich mal mit der bulimie auseinendergesetzt habe, feststellen musste, dass fast alle leiden mit der b zusammen haengen!!! jaaa, ich hab das (abgesehen von meinen zaehnen) ignoriert und verdraengt!!!
unglaublich! :cry:
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad
cron