Freundin ist Bulimikerin

#1
Hallo liebe Forengemeinde,

ich habe gestern durch hinterfragen erfahren, dass meine Freundin an Bulimie leidet.

Das sie etwas belastet bzw. sie etwas vor mir geheim halten möchte - dieses Gefühl hatte ich schon länger. Aber bisher konnte ich nie in Erfahrung bringen, was es ist (was mich auch enorm belastet hat. Zu wissen, dass sie mir etwas nicht sagen kann und im Dunkeln zu tappen, was es sein könnte). Bis eben gestern, als ich durch hinterfragen und zureden und raten was es sein könnte schlussendlich erfahren habe, dass sie an Bulimie leidet. Sie hat bitterlich geweint und konnte mir danach nicht einmal einen Abschiedskuss geben. Ihr Schamgefühl deswegen dürfte enorm groß sein, auch wenn ich es nicht ganz nachempfinden kann versuche ich es zu verstehen.

Dazu ist zu sagen, ich hab bis vor einiger Zeit selbst noch über ***kg Übergewicht gehabt und habe mich dazu entschlossen radikal abzunehmen. Insgesamt habe ich über ***kg abgenommen (im Zeitraum von einem Jahr) und das ohne ärztliche Hilfe durchgezogen. Wenn ich in dieser Zeit – und das ist doch ein paar mal vorgekommen – Fressattacken bekommen habe (je länger die Diät dauerte, um so schwieriger wurde es), habe ich mir als kleine Selbstbestrafung den Finger in den Mund gesteckt (so als „wenn du so schwach bist und es nicht durchhältst, dann musst halt auch mit den Konsequenzen leben“ oder auch bekannter als „wer nicht hören will muss fühlen!“). Doch warum erzähle ich das von mir? Weil ich zeigen will, dass ich das vielleicht viel besser verstehen kann und mich in sie hinein versetzen kann als sie vielleicht denkt…

In erster Linie ist es mein Wunsch, dass sie das Gefühl hat mit mir über alles reden zu können. Ich habe nicht vor ihr deswegen Vorwürfe oder dergleichen zu machen. Viel mehr ist es mir ein Anliegen für sie da sein zu können wenn es ihr schlecht geht – möchte ihr Fels in der Brandung sein …

Gerade weiß ich aber nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Soll ich noch einmal versuchen das Gespräch noch einmal darauf zu lenken, weil wir, als es raus gekommen ist durch andere Umstände leider nicht fertig darüber reden konnten. Soll ich warten bis sie auf mich zu kommt (was ich nicht glaube, dass sie tut). Soll ich so tun, als hätten wir nicht darüber gesprochen um ihr das Schamgefühl zu lindern. Oder gibt es noch eine bessere Möglichkeit die mir jetzt auf die Schnelle gar nicht eingefallen ist?

Ich fühle mich auf der einen Seite ein wenig Hilflos weil ich nicht weiß wie ich ihr helfen kann und auf der anderen Seite habe ich Angst, dass sie - dadurch, dass ich es jetzt weiß – sich von mir zurück ziehen könnte. Ich weiß nur eines – ich möchte für sie da sein und sie nicht verlieren …

Liebe Grüße,
Skyline
Zuletzt geändert von skyline am Di Mär 10, 2009 10:11, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Freundin ist Bulimikerin

#2
Hallo skyline,

erstmal ein herzliches Willkommen im Forum.
Ich habe deine Gewichtsangaben editiert, weil dies hier nicht erwünscht ist.
Es gibt auch noch andere Forumsregeln, die du beachten musst. Bitte lies sie dir noch einmal genau durch.

Nun aber zum Eigentlichen.
Vermittle deiner Freundin genau diese Hilfestellung. Die, die du hier schon beschrieben hast, die, die du ihr geben willst.
Ich denke, wenn du ihr sagst, dass du ihr Problem sehr wohl ernst nimmst und ihr natürlich den Freiraum gibst, dass sie selbst bestimmen kann, wann sie darüber reden will, dann ist das für sie sicher auch o.k.
Versuche das Vertrauen durch Verständnis zu gewinnen. Und sobald du dies erreicht hast, kannst du ihr auch immer wieder vorschlagen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Denn eine Essstörung entsteht nicht durch den Wunsch abnehmen zu wollen, sondern hat einen anderen versteckten psychischen Hintergrund. Der ganz einfach aufgearbeitet werden muss.
Dass auch du eine Essstörung hast, weißt du wohl und hast es nicht nur erwähnt, um zu zeigen, dass du sehr wohl Ahnung hast, was erzwungenes Erbrechen ist.
Deine Essstörung hat schon viel früher angefangen. Schon als du ins extreme ÜG gefallen bist. Auch für dich wäre eine psychologische Hilfe nicht so falsch.
Und sobald du dich in so eine Beratung begibst, könnte es für deine Freundin ebenso eine Hilfestellung sein. Zeig ihr, dass du bereit bist, an den Gründen deiner Essstörung zu arbeiten. Damit bist du ein Vorbild, das hier viele haben und sich somit ebenfalls professionelle Hilfe suchen.

Ich wünsch dir sehr viel Kraft
LG Hedi

Re: Freundin ist Bulimikerin

#3
Hallo Skyline,

sehe ich das richtig, dass du ein Mann bist und du hast eine Beziehung mit ihr oder ist es echt nur eine "Freundin"? Wenn du's nicht sagen magst, auch egal. :wink:
ich möchte für sie da sein und sie nicht verlieren …
vielleicht sagst du das ihr "einfach" so? Also, vielleicht nicht unbedingt, dass du Angst hast, sie zu verlieren. Aber du kannst ihr ja sagen, dass du ihr "Fels in der Brandung" sein willst (schöne Formulierung). Und dass sie mit dir über alles reden kann ohne sich schämen zu müssen. Weil du dich auch schon oft genug geschämt hast in deinem Leben (siehe da deine Kotzerei). Um das zu sagen musst du ja nicht mal das Wort "Essstörung" fallen lassen. Und sie wird trotzdem wissen, was gemeint ist... Ich würde ihr auch sagen, dass du erleichtert bist, dass du endlich weißt, was sie belastet.

Wie geht es dir denn mit dem Essen jetzt? Hast du immer noch Fressanfälle mit Erbrechen? Nimmst du noch ab? Oder hältst du dein Gewicht oder nimmst du zu? Hast du jetzt Normalgewicht? Musst du den ganzen Tag ans Essen denken? Fühlst du dich zu dick? Sorry, wenn ich dir zu nahe trete.

Wie du siehst, hat unsere liebe Hedi die Zahlen rauseditiert, damit sich keiner davon getriggert fühlt. Du kannst aber ruhig schreiben, in welchem Bereich du dich bewegst...

lg

aire

Re: Freundin ist Bulimikerin

#4
hedi hat geschrieben:Hallo skyline,

erstmal ein herzliches Willkommen im Forum.
Ich habe deine Gewichtsangaben editiert, weil dies hier nicht erwünscht ist.
Es gibt auch noch andere Forumsregeln, die du beachten musst. Bitte lies sie dir noch einmal genau durch.
Sorry, ich hab zugegebener Maßen die Regeln nicht so genau gelesen, weil es mir in dem Moment ein Anliegen war den Beitrag so schnell wie möglich schreiben zu können. Danke für die Korrektur ...
Dass auch du eine Essstörung hast, weißt du wohl und hast es nicht nur erwähnt, um zu zeigen, dass du sehr wohl Ahnung hast, was erzwungenes Erbrechen ist.
Deine Essstörung hat schon viel früher angefangen. Schon als du ins extreme ÜG gefallen bist. Auch für dich wäre eine psychologische Hilfe nicht so falsch.
Und sobald du dich in so eine Beratung begibst, könnte es für deine Freundin ebenso eine Hilfestellung sein. Zeig ihr, dass du bereit bist, an den Gründen deiner Essstörung zu arbeiten. Damit bist du ein Vorbild, das hier viele haben und sich somit ebenfalls professionelle Hilfe suchen.

Ich wünsch dir sehr viel Kraft
LG Hedi
Dass ich eine Esstörung hatte stimmt wohl. Allerdings glaube ich, dass ich es geschafft habe diese von selber anzulegen. Ich habe einen sehr starken Willen und habe es auch z.B. geschafft seit dem ich mit meiner Freundin zusammen bin mit dem rauchen aufzuhören. Allerdings hätte ich auch kein Problem eine Therapie zu machen, wenn ich damit meiner Freundin den richtigen Weg zeigen könnte.

Re: Freundin ist Bulimikerin

#5
aire hat geschrieben:Hallo Skyline,

sehe ich das richtig, dass du ein Mann bist und du hast eine Beziehung mit ihr oder ist es echt nur eine "Freundin"? Wenn du's nicht sagen magst, auch egal. :wink:

lg

aire
Ja, das siehst du richtig.

und wegen mir:

naja, ich esse jetzt relativ normal. Habe nach dem ich so viel abgenommen habe schon wieder ein *kg zugenommen, was aber auch teilweise daran liegen könnte, dass ich aufgehört habe zu rauchen und das ja wie viele wissen ein gewisses Risiko birgt. Bin aber gerade wieder bemüht wieder auf mein Wunschgewicht (überer Bereich des BMI) zu kommen. Finger im Mund habe ich allerdings schon lang nicht mehr gehabt.

"Fühle ich mich zu dick?" ... hmm, im moment vielleicht schon ein wenig. Die "Schwimmreifen" sollen halt wieder weg ;)

Zu nah treten tust du mir aber nicht, da brauchst du keine Angst haben. Ist ein Kaptiel in meinem leben und habe kein problem damit darüber zu sprechen ...

Lg,
Skyline

PS: Danke für alle Tips und Ratschläge
Zuletzt geändert von skyline am Di Mär 10, 2009 11:09, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Freundin ist Bulimikerin

#6
Oh je, im ersten Moment dachte ich schon, Du wärst MEIN Freund - denn der hat das auch im selben Zeitraum herausgefunden, woraufhin ich bitterlich geweint habe.

Aber Du bist es nicht und dennoch in der gleichen Situation wie er.

Aber glaube mir, sie hat es Dir 100% nicht gern verheimlicht.
Und manchmal weiss man gar nicht merh, was belastender und schmerzhafter ist:
die B* oder das andauernde Lügen und Vertuschen und das auch noch der Person gegenüber, die man am meisten liebt.

Ich wünsche Dir seeehr viel Kraft, mein Lieber, denn die wirst Du leider brauchen.
Es ist nicht leicht, mit einer kranken Freundin, dass kann ich garantieren.
Umso besser, wenn Du es schaffst, zu ihr zu halten. Aber Du wirst trotzdem noch viel aushalten müssen.

Bleib stark!
If you are going through hell, keep going.