#1261
liebe karlotta,

danke für deine geschichte. ich freue mich jedes mal, von jemandem zu lesen, der es wirklich geschafft hat. leider verschwinden nämlich die meisten ehemaligen sehr schnell, wenn es ihnen besser geht. oder sie schreiben zumindest nicht mehr aktiv mit :(

wie geht es dir jetzt? mich würde interessieren, ob du immer noch depressionen hast oder ob du inzwischen wieder ausgeglichen bist?
hast du damals irgendwelche medikamente bekommen?

ich habe es bei mir eher umgekehrt erlebt, in den schlimmen bulimie-phasen hatte ich meistens depressionen, aber wenn ich das kotzen sein lassen konnte, dann ging es mir meistens besser. ich hatte zwar starke stimmungsschwankungen, aber das ist ja was anderes. heulen und wut können richtig befreiend sein und haben ja in dem sinn mit der taubheit einer depression nichts gemeinsam.

deinen worten entnehme ich, dass du wohl ug warst, als du den kampf gegen die b in angriff genommen hast. das soll jetzt keine wertung sein, nur mein persönliches empfinden, aber meiner meinung nach ist es unter dieser voraussetzung einfacher.
ich war auch schon mal ein jahr brechfrei, und damals konnte ich es mir "erlauben", einige kilos zuzunehmen, was das normal-essen und körper-umgewöhnen am anfang sehr viel leicher für mich gemacht hat.
jetzt habe ich diesen spielraum leider nicht, da ich durch die b, eine hormontherapie und ein paar halbherzige aufhörversuche in der letzten zeit sehr viel zugenommen habe :cry: oder sagen wir mal, ich bin nicht bereit, ihn mir zu geben.

wie gehst du jetzt im alltag damit um, wenn sehr viel stress in deinem leben ist? eine diplomarbeit ist eine große herausforderung, hast du dir andere strategien gesucht, um diese belastung ausgleichen zu können?
magst du dein jetziges gewicht, oder ist es mehr ein "akzeptieren un der gesundheit willen"?
wie lange warst du in der klinik? machst du jetzt noch therapie?
schreib ruhig, wenn dich meine fragen nerven, aber ich freue mich einfach jedes mal so, wenn es jemanden gibt, der von dem weg raus erzählen kann und es offenbar gerne tut.

ich freu mich, wieder von dir zu lesen und wünsche dir auch schöne feiertage! und dass dein nächstes jahr ein komplett cleanes wird :wink:
alles liebe,
virginia

#1262
Hallo Virginia,

sorry war jetzt doch ne lange Zeit nicht mehr hier, aber mein Leben bestand aus dieser verflixten Diplomarbeit. Am Montag ist die Präsentation und ich mach mir allein bei dem Gedanken in die Hose. Das schlimmste ist aber endlich vorbei. Leider bin ich total unzufrieden ( was bei mir vollkommen normal ist ). Ich wollte ein super illustriertes Buch machen und meiner Meinung nach ist nur Müll rausgekommen.
Die letzten Monate waren ein ständiges Auf und Ab. Ein tiefes Loch nach dem anderen, aber nach jedem Tief kam auch irgendwann wieder ein Hoch.
Zu Deiner Frage wegen der Medikamente. Ja, ich habe irgendwann in der Klinik Antidepressiva bekommen, dass ich mir nichts antue. Habe mich zwar lange davor gesträubt, aber es ging leider nicht mehr anderst.
Ich war 6 Wochen in der Klinik und viel zu früh entlassen ( zu der Zeit akut Selbstmord gefährdet ). 6 Wochen sind einfach zu kurz um alles aufzuarbeiten. Zwar konnte ich meine 9 Jährige Bulimie Karriere hinter mir lassen, allerdings wurden dadurch viele neue Baustellen aufgerissen mit denen ich ohne mein Symptom nicht mehr zurecht kam. Schließlich wurde ich mit 4 Diagnosen ( bei der Einlieferung war es nur eine ) nach Hause geschickt.
Wenn ich darüber nachdenke, kann ich es kaum glauben, dass ich jetzt seit 6 Monaten einigermaßen normal lebe und vorallem ohne Bulimie.
Ich gebe Dir recht, dass es wahrscheinlich leichter ist mit einem UG die Bulimie aufzugeben. Trotzdem war es verdammt schwer mit dem zunehmenden Gewicht zurecht zu kommen. Du musst bedenken, dass ich fast 8 Jahre das gleiche Gewicht hatte. Ich versuche mich einfach damit abzufinden was nicht immer leicht ist. Vorallem in der letzten Zeit. Glücklicherweise habe ich durch meine Nebenjobs und das Dipl. nicht so viel Zeit darüber nachzudenken. Deswegen fürchte ich mich vor der Zeit danach. Ich merke ja jetzt schon, dass ich in alte Gedankenmuster verfalle. Zur Zeit ist die Wage wieder mein bester Freund, als ob ich nicht besser wüsste dass dieses ständige wiegen es nur schlimmer macht.

Oh, sorry jetzt habe ich dich total zugemüllt mit meinen ganzen Gedanken. Dass kommt davon wenn man seit Monaten nicht mehr unter Menschen war.
Wie gehts Dir zur Zeit. Würde mich total freuen was von dir zu lesen.

Ganz liebe Grüße

Karlotta

Re: Wie war das, als ihr aufgehört habt?

#1267
Na ja, ich finde es schon sehr interessant und aufschlussreich sich noch einmal anzugucken, wer man war, wie man gedacht hat und was passiert ist, um vielleicht vieles besser zu verstehen und auch um zu erkennen, wie weit man schon gekommen ist.

Und ja, Marykate, sich einfach nur zusammenreißen ist nicht das Beste, aber für mich, für mich persönlich war es, ist es der Anfang vom Ende gewesen. Und ja, vielleicht funktioniere ich so, dass ich erst ins kalte Wasser springen muss, um schwimmen zu lernen...
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.