Studium oder Therapie?

#1
Hallo an alle,

mich würde mal eure Meinung zu folgender Situation interessieren!
Ich habe seit sieben Jahren Bulimie, die seit sieben Jahren mehr oder weniger versteckt war.
Seit ich meinen Freund vor ca zwei Monaten kennengelernt habe, hat sich viel geändert: Er hat mich gerüttelt und mir gründlich die Augen geöffnet. Jetzt bin ich also fest entschlossen, etwas dagegen zu tun und eine Therapie anzufangen.
Folgendes Problem: Seit zwei Monaten studiere ich in Ungarn Medizin (auf deutsch). Ich habe mich bereits hier erkundigt, was eine Therapie angeht ist es leider aussichtslos es hier zu versuchen, allein schon wegen der Sprache.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass ich 1x pro Monat nach Deutschland komme, mit einem Therapeuten rede und den Rest des Monates einmal pro Woche mit ihm telefoniere.
Mein Freund hat mir nahe gelegt, dass ich das Medizinstudium erstmal vergessen, an meine Gesundheit denken und mir Alternativen suchen sollte, nach Deutschland kommen und dort mit ganzem Einsatz und 100%ig eine Therapie anfangen sollte.
Ich steh jetzt vor der Entscheidung: Ärztin ist mein absoluter Traumberuf und ich bin mir so sicher, dass der Beruf das richtige für mich ist! Ich habe mich so schwer getan, mit der Entscheidung hierher zu kommen! Allein schon was ich für das Studium auf mich nehme (Zwei Jahre Ausland, eine Menge Geld) zeigt, wie gerne ich diesen Beruf machen möchte und ich mir keine gleichwertigen Alternativen vorstellen kann. Und für eine Therapie jetzt wieder alles über den Haufen werfen?
Ich weiß es einfach nicht! Ich will unbedingt eine Therapie machen, ich will aber auch unbedingt dieses Studium machen!
Was würdet ihr tun? Kann Ratschläge in jeder Form gebrauchen!!
Liebe Grüße
Zuletzt geändert von RonjaRäubertochter am Di Okt 07, 2008 2:23, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Studium oder Therapie?

#2
Hallo Ronja!

Du gehst dann also auf die Asklepois Med School, dann? :wink:
Ich würde meinen Traum auch nur aufgeben, wenn es absolut unumgänglich ist und das musst du selbst entscheiden, du musst selbst wissen, wie schlecht es dir geht und wie dringend du da etwas gegen tun möchtest/kannst/willst. Das kannst du dir nur selbst beantworten. Und so, wie du schreibst, wird auch nicht ersichtlich, wie schlecht es dir geht.
Welches Semester bist du denn? Könntest du nicht ein Jahr Pause machen und dann wieder anfangen? Wäre das nicht möglich?

Alles Liebe, Colourful
Zuletzt geändert von Colourful am Mo Okt 06, 2008 8:13, insgesamt 1-mal geändert.
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Studium oder Therapie?

#3
Hey, danke für deine schnelle Antwort!
Ich bin hier grad erst im ersten Semester, wo man die Vorklinik, also bis zum Physikum nach zwei Jahren auf deutsch studieren kann und danach (hoffentlich) nach Deutschland wechseln kann. Von der Asklepis Med School hab ich allerdings noch nie was gehört..
Wie gut und wie schlecht es mir geht ist schwer zu sagen...ich hab Zeiten, da spielt die Bulimie eine absolute Nebenrolle und Zeiten, in denen ich am Boden zerstört bin. Ich hab sie die ganze Zeit irgendwie so mit mir herumgetragen, sie auch als normal empfunden, und dass es jemandem wirklich gut gehen kann mit einer Essstörung steht außer Frage.
Aber Tatsache ist, dass sie permanent da ist! Und ich habe so eine panische Angst, dass ich da nie rauskomme und sie als Teil von mir aktzeptiere!
Und irgendwann habe ich eine Familie und Kinder mit allem drum und dran und die Bulimie die ganze Zeit als heimlichen Teil von mir?! Das will ich nicht!
Ich habe unzählige Versuche hinter mir, da allein rauszukommen, und etwas in mir sagt, dass es nie einfach so aufhören wird, schnipp, und weg ist sie.
Ich hab mir so oft gesagt, wenn ich erstmal Abi habe, dann komm ich da raus, wenn ich von Zuhause ausziehe (vor einem Jahr), wirds schon klappen, wenn ich erstmal Medizin studiere, dann läufts. Aber nix läuft, und wenn ich nix dafür tue und so weitermache, wird es auch nie aufhören!
Ich bin schon sehr froh, dass ich soweit bin und das einsehe! Nur weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.
Ein Jahr Pause wäre toll, aber das ist hier in Ungarn leider nicht möglich.
Da ich im Ausland studiere, wird mir die Wartezeit angerechnet, das heißt ich könnte auch nach Deutschland kommen, fünf bis sechs Jahre warten und dann über die Wartesemester in Deutschland reinkommen. Aber fünf bis sechs Jahre! Dann bin ich 26, plus sechs Jahre Studium und ich bin 32 bis ich anfange zu Arbeiten, und dann auch noch sechs Jahre Facharztausbildung...
Ich muss jetzt schon eigentlich 4-5 Stunden am Tag am Schreibtisch sitzen um irgendwie durch die Prüfungen zu kommen und vor lauter Druck und Versagensängsten fange ich an zu kotzen, bin enttäuscht von mir, lerne wieder wie eine blöde, kotze, jeden Tag ... Und so landet die ganze Kraft und Energie, die ein so hartes Studium braucht, im Klo. :(
Und wenn ich nach 4 Jahren merken würde, dass ich es nicht schaffe und keine andere Wahl habe, als das Studium abzubrechen, hätte ich noch viel mehr verloren.
Auf der anderen Seite steht halt ein Traumberuf!
Oh man...ich weiß es einfach nicht :(
Zuletzt geändert von RonjaRäubertochter am Di Okt 07, 2008 2:26, insgesamt 4-mal geändert.

Re: Studium oder Therapie?

#4
Hallo Ronja!

Definitiv erst einmal: Gegen die ES solltest du was tun, auch wenn es dir zwischendurch mal nicht so schlecht geht.

Warum stellt sich dir nur die Möglichkeit Studium oder Therapie? Ich finde das Angebot des Therapeuten gut. Du könntest es doch erst einmal versuchen weiterzustudieren und nebenbei die Therapie auf diese Art und Weise machen. Wenn das nicht hinhaut kannst du immer noch weiterschauen und eine endgültige Entscheidung treffen.
Wäre das nicht ein gangbarer Mittelweg für den Anfang?

Wie wirkt sich das Studium auf dein Befinden aus? Trägt es eher dazu bei, dass es dir schlecht geht, oder ist es mehr eine Ablenkung?
Was würdest du tun, wenn du in Deutschland wärst? Job? Ausbildung? Ich denke mal eine Struktur im Alltag zu haben ist schon wichtig, damit die Gefahr nicht zu groß ist sich daheim einzuigeln und die ES zu verstärken.

Auf alle Fälle solltest du was gegen die ES unternehmen und dir therapeutische Hilfe suchen. Du tust deinem Körper da ja verdammt viel an :shock: Auch wenns uns oft nicht mehr so tragisch vorkommt, weils wirs gewohnt sind (habs ja selbst 5 Jahre). Jedenfalls liegt da was im Argen - auch wenns dir phasenweise gut geht, wie du schreibst.

Wie säe es mit Therapiemöglichkeiten in Ungarn aus? Gibt es da nicht auch deutschsprachige Therapeuten?

LG Naturelle

Re: Studium oder Therapie?

#5
Also ich hab mich da mal erkundigt, die zuständige Uniärztin meinte, es gäbe evtl. Therapeuten, die ein bisschen englisch können, aber im Allgemeinen sei das Thema Essstörungen hier noch gar nicht so verbreitet und entsprechend wenig Therapeuten gibt es und schon gar nicht welche, die deutsch können.
Ja wie wirkt sich die Bulimie aufs Studium aus... Bin ja grad erst angefangen. Hab nächste Woche ziemlich viele Zwischenprüfungen und was mache ich? Ich renn zum Kühlschrank! So ferngesteuert! Oder muss ich einfach nur mehr Disziplin aufbringen und dann gehts schon? Würd mich ja eigentlich nicht als völlig undiszipliniert bezeichnen. Kanns wirklich so ohne Therapie klappen wenn ich mich ganz stark zusammenreiße? Hat das jemand von euch geschafft?

Re: Studium oder Therapie?

#6
Hallo Ronja,
Ich kann dich gut verstehen, mir geht es ähnlich. Ich studiere zwar nicht im Ausland, könnte nebenher also eine ambulante Therapie machen, doch trotzdem setze ich mein Studium im Moment an die erste Stelle. Einerseits seh ich das positiv, denn das Studium erfüllt mich, andererseits geht es mir ähnlich wie dir, denn die Bulimie wirkt sich negativ auf mein Studium aus, erfordert viel Zeit und Geld. wenn ich lernen müsste, hab ich FAs und bleibe so nächtelang wach, um das Pensum zu schaffen und irgendwie krieg ich es auch immer hin. Aber ganz klar, es ist Raubbau am eigenen Körper, daher find ich es super, dass du etwas gegen die ES unternehmen möchtest. Ich kann aber auch gut verstehen, dass du dafür deine Studienpläne nicht einfach so aufgeben magst. Vielleicht versuchst du es tatsächlich erst einmal und nimmst das Angebot deines Therapeuten wahr, ihn einmal im Monat persönlich zu sprechen und regelmäßig zu telefonieren. Ich denke, es ist nur wichtig, dass du dabei ehrlich zu dir selbst bleibst: wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht, ist es vielleicht doch sinnvoller, zunächst zurück zu gehen.
Steht denn dein Freund hinter dir, egal wie du dich entscheidest?
Liebsten Gruß,
Farfalla

Re: Studium oder Therapie?

#7
RonjaRäubertochter hat geschrieben:Ärztin ist mein absoluter Traumberuf und ich bin mir so sicher, dass der Beruf das richtige für mich ist! Ich habe mich so schwer getan, mit der Entscheidung hierher zu kommen! Allein schon was ich für das Studium auf mich nehme (Zwei Jahre Ausland, eine Menge Geld) zeigt, wie gerne ich diesen Beruf machen möchte und ich mir keine gleichwertigen Alternativen vorstellen kann. Und für eine Therapie jetzt wieder alles über den Haufen werfen?
Hört sich für mich so an, als hast du die entscheidung längst getroffen. :|

Re: Studium oder Therapie?

#8
Wenns mal so einfach wäre...wenn ich nur die ES sehe, weiß ich genau, was richtig ist, dann muss ich eine Therapie anfangen. Vielleicht ist es nur ne Frage, was man für Prioritäten hat...
@Farfalla: Kannst du von dir behaupten, dass es dir gut geht? Machst du eine Therapie? Wenn ja, wie klappt das, dass man sich so intensiv mit sich selbst auseinandersetzt und nebenbei fünf, sechs Stunden pro Tag lernt, mit voller Konzentration?

Lieben Gruß
Zuletzt geändert von RonjaRäubertochter am Mo Okt 06, 2008 20:08, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Studium oder Therapie?

#9
RonjaRäubertochter hat geschrieben:Wenns mal so einfach wäre...wenn ich nur die ES sehe, weiß ich genau, was richtig ist, dann muss ich eine Therapie anfangen. Vielleicht ist es nur ne Frage, was man für Prioritäten hat...
@Farfalla: Kannst du von dir behaupten, dass es dir gut geht? Machst du eine Therapie? Wenn ja, wie klappt das, dass man sich so intensiv mit sich selbst auseinandersetzt und nebenbei fünf, sechs Stunden pro Tag lernt, mit voller Konzentration?

Lieben Gruß
Nehme das jetzt mal auf, obwohl ich nicht Farfalla bin. Ich bin ja auch nicht der Meinung, dass Therapie und Studium sich ausschließen, auch in deinem Fall nicht. Warum denn auch? Finde die Idee mit der Telefon-Therapie auch nicht schlecht, sondern eher ziemlich gut.
Die Frage ist eher, ob du das Studium überhaupt mit Bulimie schaffen kannst... Ich meine, jeder Mensch ist verschieden und es kann ja auch sein, dass dir das Studium unglaublich leicht fällt und du sofort alles lernst, dann ist das nicht so das Problem.
Im Normalfall macht man sich jedoch durch die Bulimie alles nur noch schwerer und scheitert dann an bestimmten Punkten, muss die ES sowieso aufgegeben, um das zu erreichen, was man erreichen möchte.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit Bulimie mein Studium (und rate mal, was ich studiere) nicht schaffe. Und deswegen die ES aufgeben/Therapie, um das Studium machen zu können...
Kannst du dich mit Bulimie (verkotzt) denn wirklich aufs Lernen (und dann auch noch diese Zeitspannen) konzentrieren?
Nur so eine Frage.

Alles Liebe, Colourful
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Studium oder Therapie?

#10
Ja, ich stimme Colourful zu, die Frage ist, ob du es schaffen kannst und v.a. auch, welchen Preis du dafür zahlst. Was bringt dir ein abgeschlossenes Studium,wenn du danach am Ende bist? die Frage stelle ich mir im Moment auch und stehe mir mit meinem Ehrgeiz (an falscher Stelle) zurzeit sehr im Weg. Mir ist das Studium so wichtig, dass ich mir nicht vorstellen könnte, es für eine (stationäre) Therapie zu unterbrechen (im Moment mache ich keine Thera, möchte aber schnellstmöglich eine ambulante beginnen), andererseits schließen sich mein späterer Beruf und die Es auf jeden Fall aus, in so fern besser früher als später etwas verändern. Fatalerweise mache ich gerade die Erfahrung, dass ich trotz der Es auch die Uni schaffe...aber so war es schon immer, auch in der Schule hab ich leitsungsmäßig irgendwie alles durchgezogen und bin kräftemäßig dabei auf der Strecke geblieben. Damals hab ich gesagt, erstmal Abi und dann kümmere ich mich um mich selbst. Aber dann kam das Studium...ich denke, es wird immer etwas geben, das einem wichtig(er) erscheint, als etwas gegen die Es zu unternehmen, vielleicht weil letzteres ungleich schwieriger ist. Aber das heißt, man findet immer eine neue Ausrede, einen weitere Fluchtweg und wird letztendlich niemals etwas ändern.
Wenns mal so einfach wäre...wenn ich nur die ES sehe, weiß ich genau, was richtig ist, dann muss ich eine Therapie anfangen.
Das ist wohl im Moment auch mein Problem. ich möchte beides...aber ich glaube zum jetzigen Zeitpunkt bin ich zwar bereit, an der Es zu arbeiten und mich auch wirklich ehrlich auf eine Therapie einzulassen (und das bedeutet für mich schon einen wichtigen Schritt nach vorn), aber sie ganz loszulassen, macht mir Angst. Und das Studium zu unterbrechen ebenfalls, zumal ich in 2 Jahren fertig bin. Aber dann möchte ich in meinen Beruf einsteigen...OHNE Es! Ich glaube, in diesen Zukunftsplänen hab ich die Realität etwas außer acht gelassen...schade, dass es nicht so leicht ist, und man wie ein Studium auch die Es unmittelbar abschließen und beenden kann.

Re: Studium oder Therapie?

#11
ich hab es lange Zeit ähnlich wie Farfalla gesehen... dachte auch.. ja zuerst machst du die Matura, dann wird eh alles gut.. und du hast Zeit für dich...
dann kam das Studium.. die ES wurde schlimmer und schlimmer.. ich war zwar hin und wieder in Therapie, aber das Studium war mir immer wichtiger... letztes Semester hab ich mich noch mehr ins Studium reingesteigert, was mir gezeigt hat, dass es leistungsmäßig auf jeden Fall geht, nur habe ich jetzt das Gefühl, dass ich viele gelernte Dinge ziemlich schnell wieder vergesse...einfach weil man sich mit der Bulimie nicht so gut konzentrieren kann und eher ins Kurzzeitgedächtnis lernt, was bei Medizin ja fatal ist...

ich habe mich heuer entschlossen beim Studium etwas kürzer zu treten. mache wirklich nur das Notwendigste... und möchte mich jetzt mich in den Griff kriegen.
bei Medizin ist das glaub ich nicht soo leicht möglich... aber ich kann mir das Semester ja selbst einteilen und war bis jetzt ziemlich schnell unterwegs sodass es jetzt egal ist, ob ich noch 1 oder 2 Semester brauche ...

ist es so schwierig nächstes Jahr neu zu beginnen?

nachdem ich nun schon 3 Jahre studiere... würde ich dir raten zuerst die ES in den Griff zu bekommen.. auch wenn ich sehr gut verstehen kann wie schwer dir die Entscheidung fällt...
als Alternative wäre ja noch der Arzt in Deutschland da... ich finde die Möglichkeit eigentlich auch sehr gut, wenn es für dich finanziell möglich ist, regelmäßig zurück zu fliegen... aber irgendwas solltest du tun um die ES in den Griff zu kriegen.

Alles Liebe,
Steffi
Wo ein Wille, da ein Weg!

Re: Studium oder Therapie?

#12
hallo ihr lieben,
mit einem therapeuten in deutschland, die sache hat sich leider erledigt, er würde nur sowas begleitendes am telefon machen und onlineberatung und sowas, aber keine persönlichen gespräche.
und ich kann vor lauter gedanken und sorgen machen mich gar nicht mehr konzentrieren und hab bei meiner ersten klausur kläglich versagt.die ist zwar nicht so wichtig, aber wenns schon so anfängt???? Wie solls dann weitergehen? und ich will unbedingt etwas ändern.mir gehts grad gar nicht toll :(
ich glaub ich tendiere immer mehr in eine richtung.zumal ich mir unsicher bin, ob ich studieren und die ganze kotzerei zusammen schaffe.dann lieber etwas später anfangen zu studieren und erstmal die kotzerei in den griff kriegen.

Re: Studium oder Therapie?

#13
ich glaub ich tendiere immer mehr in eine richtung(...)dann lieber etwas später anfangen zu studieren und erstmal die kotzerei in den griff kriegen.
Find ich toll! ich wünsche dir von Herzen alle Kraft die du brauchst...allein die Tatsache, dass du diesen Weg wählst, zeugt von ganz viel Stärke!!

drück dich,
farfalla
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