Also..
Nach 8 Jahren habe ich endlich mit meiner Bulimie Schluss gemacht.
Vor genau 6 Tagen. Da hab ich das letzte mal gek**. Ich habe nicht vor es wieder zu tun. Noch zähle ich die Tage und plane akribisch, was ich essen soll - alle 3-4h, möglichst gesund und (nur) wenn ich auch wirklich Hunger habe. Das Hungergefühl ist auch schon wieder schön regelmäßig da, und meistens merke ich so 10-15 min nach einer Mahlzeit auch schon, dass ich eigentlich satt bin.
Momentan hatte ich echt noch nicht das Verlangen nach einem FA, kein HH, nichts. Insofern kann man das ja eigentlich gar nicht als Leistung ansehen? Obwohl ich eigentlich schon ganz schön stolz bin.
Aber was, wenn ein FA kommt??
Derzeit ist mein Tag total strukturiert, bin nämlich von morgens bis abends am lernen auf eine Prüfung am 7. Oktober. Was wird danach, wenn mich die sicherheitgebende Strukur verlässt?
Dadurch dass ich Lerne, habe ich auch eine wunderbare Entschuldigung gemeinsame Essen, Parties etc zu vermeiden, um nicht in Versuchung zu kommen. Aber nach der Prüfung wird eine nach der anderen auf mich zukommen. Was kann ich machen, um mich zu wappnen, dass ich stark bleibe und keinen Rückfall bekomme?
Ab wann ist man ehemalig und kann man jemals sicher sein?!?!?

Also, auch wenn ich dir jetz vielleicht n bisschen die Illusion nehme:

6 Tage sind toll, aber ich würd nich entgültig sagen, dass es jetz vorbei is. Auch wenn du im Moment nich kotzen wills, kann das auch nach Wochen und Monaten kommen. Meiner Meinung nach klingt dein Essrhytmus noch total kontrolliert und wenig spontan, noch total auf Essen fixiert. Und vielleicht is auch das Risiko größer, wenn du deine Stabilität nich so von Prüfungen und Terminen abhängig machst- wirst du es auch schaffen, wenn du stressfreiere Zeiten hast?
Also ich will dich nich entmutigen, aber wenn du so überzeugt bist clean zu sein , und dann doch noch Fressdruck kommt und du dem nachgeben solltest, möglicherweise auch kotzen würdest, is es nunmal wahrscheinlich, dass du dann total kaputt und enttäuscht bist.

Also versuch das ganze mal weniger starr zu kontrollieren und dann klappt das auch. Ich hab auch vor 14 Tagen das letzte Mal gekotzt, ich nehm es einfach so hin und mach mir nich großartig Gedanken darüber.

LG, Filthy

Hei Filthy,
danke für deine kritischen Worte.
Das kam vielleicht falsch rüber, ich bin überhaupt nicht sicher "clean" zu sein. Vielleicht entstand der Eindruck durch die Wortwahl "Schluss gemacht" ? DAs habe ich nur so formuliert, um es noch einmal symbolisch für mich festzuhalten. (wahrer zu machen)

Ich habe schon ein paar versuche hinter mir, aber ich habe das Gefühl, diesmal ist es anders, weil ich im Vorfeld gemerkt habe, dass ich das, wofür ich die Bulimie zuvor gebraucht habe:
1. Emotionen und Spannungen zu regulieren
2. LAngeweile/emotionale LEere zu bekämpfen
inzwischen auf anderen Wegen bewältigen kann. Ich hatte trotz dieser Erkenntnis weiter FAs, habe nur währendessen immer schon gedacht, "eigentlich weißt du doch, dass du es gar nicht mehr BRAUCHST".
Dann habe ich einen neuen Versuch gestartet, habe richtig gekämpft und mir gesagt, wenn ich jetzt wieder einen FA kriege, sage ich meinem Freund die Wahrheit. Wir sind seit 2 Jahren zusammen und ich habe es ihm "erfolgreich" verheimlichen können.
Der FA kam und ich habe mich ihm anvertraut, was das beste war, as ich hätte machen können, da ich seit über 4 Jahren mit KEINEM mehr geredet hatte. Kurz davor bin ich in dieses Forum gegangen, was ich als einen weiteren wichtigen Meilenstein sehe (sonst hätte ich dieses Doppelspiel mit meinem Freund vermutlich noch Jahrelang getrieben, ohne mich zu hinterfragen, ob die Beziehung auch ohne standhalten würde).

Dass ich noch vorsichtig bin und Angst vor Kontrollverlust habe, ist denke ich nach 8 Jahren täglichem gek** normal, und klar ist es verkrampft, wenn ich das Essprotokoll von blueberry für jede Mahlzeit führe, aber es hilft mir in mich zu gehen und zu sehen, bin ich satt, brauch ich noch etwas?

Ich bin ja deshalb in dieses Forum gekommen, um Werkzeug an die Hand zu bekommen, wie ich sicherer werden kann, wie ich mit der Angst vor dem ersten Rückfall umgehen kann, denn ich habe wirklich das Gefühl, diesmal kann ich es schaffen (und dieses Gefühl habe ich wirklich wirklich das allererste Mal).
Ganz liebe Güße
immer noch einzelne Tage zählend
Bumble-bee

Erstmal toll, dass du sechs Tage clean bist!
Aber dein Essverhalten klingt nicht gesund. Dieses strenge Planen und Einhalten eines Planes, das ist sehr, sehr viel Kontrolle. Klar, die braucht man am Anfang, aber für meine Begriffe ist das nicht "ehemalig". Und da liegt auch der Knackpunkt, wenn du die Feiern und Einladen überstehen willst, dann bringt es dir nichts, wenn du so verdammt kontrolliert essen kannst. Weil du dich da auch etwas anderes verlassen können musst; auf DICH und dein Bauchgefühl. Und darauf, dass du dir Vertrauen kannst, auf dich aufzupassen.

Ja. Das braucht Übung und viel Zeit.
Mit dem Begriff "ehemalig" bin ich persönlich sehr vorsichtig (geworden). Würde den erst verwenden, wenn ich mindestens 6-12 Monate absolut symptomfrei bin. Das ist auch extrem, aber für mich passt das so.

... Sehe das aber postiver als filthy...

Alles Liebe, Colourful

Ich sehe die Definition "Ehemalig" ähnlich wie du, und sie entspricht auch meiner Zielsetzung, also:
- nicht mehr darüber nachdenken wann und was ich essen soll, sondern einfach fühlen & genießen, es automatisch regulieren können
- dementsprechend keine Angst vor Parties, Festen etc haben, sondern sie genießen können,
genauso sich vor dem Alleinsein nicht fürchten
- sich keine Gedanken über das Gewicht machen bzw den Zsh von Selbstwert und Figur/Essverhalten eliminieren
- kein dichotomes schwarz-weiß- denken ( ist ja oft auch bei FA der Fall: "Jetzt ist auch schon egal..")
- gesund sein, glücklich sein, bessere Ziele für mein Leben haben, Essen als lebenserhaltend und positiv behaftet (zusammen kochen, Weihnachten etc) sehen.

Das sind so meine Ziele und ich hoffe ich kann auch jeden Tag ein bisschen lockerer mit dem ganzen umgehen.
Eigentlich denke ich nicht, dass ein Rückfall mich wieder in die Sucht zurück katapultieren würde, eher denke ich, ich wäre sehr frustriert, würde aber weiterkämpfen. Ich bin mir schon bewusst, dass der erste Rückfall nahezu unvermeidlich ist - egal wie sehr ich versuche es zu kontrollieren - und dass ich mir jetzt lieber Gedanken mache, wie ich damit umgehe und wie es dann weitergeht.
Danke für die Antworten!

Naja, ich wollt nur klar meine Ansicht schildern und keinem weh tun
Im Ernst: ich finds toll und drück dir die Daumen, dass es länger klappt. Sollte nich so negativ oä klingen.

Liebe Grüße
von Filthy

schon klar Filthy ! So ein bisschen Realismus ist ja nicht das Schlechteste!
Schreibe auch zur Sicherheit noch im eigentlichen Bulimie-Forum. Sehr Symbolisch: mit einem Fuß drin, mit einem draußen ..
Jedenfalls heute: Tag 8!!!
Ich bin wirklich, wirklich erstaunt, dass es stimmt mit dem regelmäßig essen. Da vergeht einem grad die Lust/der HH auf einen FA. Noch erstaunter bin ich, dass ich es schaffe "nur" 3 -4 Mahlzeiten am Tag zu essen, vorher hatte ich immer das Gefühl ich könnte dauernd, non-stop essen, ohne irgendwann satt zu werden.
Aber im Moment glaube ich wirklich, ich schaffe es.
Ich bin so froh ! Nach meinen Prüfungen kommen meine Eltern mich besuchen, und ich bin schon so gespannt, wie es sein wird, sie zu sehen, (und nicht zu denken "wenn ihr wüsstet, dass ich immer noch jeden einzelnen Tag ...)

liebe bumblebee,
freut mich total, sowas positives von dir zu lesen

deine ziele bezüglich clean-sein /ehemalig-sein hören sich echt gut an, ich seh das sehr ähnlich wie du.
ich war auch so erstaunt übers regelmäßig-essen ... dabei ist es ja wirklich logisch. und dass man sich nix gutes dabei tut, mahlzeiten auszulassen, sollte eh bekannt sein.

du klingst, als würde man es dir auch ansehen, dass es dir viel besser geht - frag mal deine eltern, was für einen eindruck du so machst

wie gehts denn mit deinem freund?

Hei Chili,
hat mich total gefreut, von dir zu hören !
Mein Freund ist grad ne Woche weg auf nem Kongress, d.h. so wirklich was Neues gibt es da nicht. Obwohl es mich schon Überwindung kostet, hab ich ihm immer mal wieder einen Zwischenstand gegeben, wo ich grad stehe. Da wir so kurz vor seiner Abreise das erste Mal erst über die ES geredet hatten, denke ich schon, dass er sich sonst Gedanken machen würde, was ich so alleine gerade treibe mit dem Essen und so.
Aber wenn das so positiv weitergeht hier, dann wird das Bericht erstatten ja eh bald überflüssig .
Wo stehst du denn gerade, Chili?
Hab hier noch nicht so den Überblick wer schon wie weit ist....
Ha(tte)st du Rückfälle?
Glg,
Bumble-bee

Das ist ja super, dass du so am Kämpfen bist! Du schaffst das sicher! Ich schließe mich zwar der Meinung an, dass es zu Rückfällen kommen kann, aber man sollte das schon etwas kritischer sehen. Klar ist es dumm, sich nach einem Rückfall noch schlechter zu fühlen als vorher, jedoch ist es auch ncith gut, sozusagen eine Ausrede zu haben, dass FA halt vorkommen und man sollte da nciht so sehr hart zu sich sein... Naja, ich finde, man sollte Rückfälle nicht sooo locker sehen,mir persönlich würde das schon das Gefühl geben, dass ich darf und dann würde ich wieder reinrutschen.

Ehrlich gesagt war es bei all meinen vorherigen Versuchen auch so: ich hatte es immer für ein paar Tage geschafft und dann hatte ich FA und hab mir dann gesagt: Ach, einmal ist kein Mal, darf man nicht zu hart zu sich sein, wird schon besser werden, im Endeffekt bin ich immer wieder reingerutscht.

Ja, stimmt natürlich, man sollte es auch nicht zu locker sehen. Wie überall ist auch da vermutlich wieder die richtige Balance optimal.
Ich kenne es halt bei mir, dass ich bei einem Rückfall immer dachte, ich bin ein versager, ich schaffe es eh nicht, und bin dann wieder reingerutscht.
Allerdings war ich auch noch nie so motivert wie z.Zt und auch noch nie so erfolgreich (Heute ist der 9. Tag, freiwillig und ohne dass mir Urlaubsbedingungen die Sache erleichtern).

Ich versuche nur, die Möglichkeit eines Rückfalls jetzt schon mal in betracht zu ziehen, damit ich nciht in die alten Denkmuster verfalle. Aber es sollte dann natürlich auch nich ein Freifahrtschein zurück in die Bulimie werden, sondern als ein "Vorfall" und ein "Ausnahmefall" betrachtet werden, den ich vor allem auch genau analysieren sollte von wegen Auslöser und so.
Hoffen wir das mir das erst mal noch ne Weile erspart bleibt...
Wie geht es denn dir so?

Tag 10 läuft gut.

Und ich fühle mich schon viel besser. Es fühlt sich so dermaßen anders an, sich abends in sein Bett einzukuscheln und kein schlechtes GEwissen zu haben, wegen nichts,dann noch ein bisschen zu lesen und sich sogar schon auf den nächsten Tag zu freuen !
Dass ich mich das letzte Mal so geborgen und normal gefühlt habe, war wohl als ich noch ein Kind war.

Es hilft total im Forum zu lesen was ihrvso denkt und erlebt. Danke !!!

So, das wird Tag 11 und mit jedem Tag fühle ich mich schon ein bisschen gesünder und freier.
Ich glaube, diesmal pack ich es endlich.

Ja, du hast völlig recht! Ich bin auch noch viel zu sehr in der Kontrollphase, als dass man das ehemalig nennen dürfte...
Ich gehe zwar schon auf Parties oder so und mit Freunden essen, aber nie ohne mir schon vorher Gedanken gemacht zu haben, wie ich das später wieder "ausgleiche" oder währenddessen nciht total über selbstaufmerksam bin um ja keinen FA zu kriegen. Da ich noch total am Anfang bin mit meiner k**freien Phase (obwohl für mich 10 Tage schon voll viel ist), hoffe ich dass sich das entspannt und ich mit der Zeit immer mehr SElbstvertrauen kriege im Bezug auf FAs, also nicht so wahnsinnig kontrollieren muss aus Angst welche zu kriegen.
Wie lange bist du denn jetzt schon clean? Und bei dir hat sich das auch nicht normalisiert mit weggehen und anderen Menschen essen?

Hei, finde ich erstmal toll, dass du es geschafft hast, aus dem Kreislauf auszubrechen, und schon so lange. Ich glaube auch, dass es einfach ein bisschen dauert bis man die Leere, die nach der Bulimie bleibt mit Sinnvollerem und qualitativen Leben füllen kann.
Ich nehme mir jeden Tag dinge vor, die ich machen will oder sollte. Darunter auch immer Sachen wie jemaden anrufen, zum Kaffee treffen o.ä. Irgendwas was halt mit normalem Leben zu tun hat. Ich meine ist ja klar, dass dieser Bereich sich erst wieder neu entwickeln muss, denn die Bulimie hat natürlich irgendwie schon in alle Lebensbereiche eingegriffen.
Vielleicht ergibt sich das von selbst und irgendwan ist man auf einmal ehemalig. Aber was wenn nicht? Ich denke auch da muss man aktiv dahinter sein, um sich daran zu gewöhnen und Schritt für Schritt weitergehen.