Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#31
Lebensseiltänzer hat geschrieben:dann lieber etwas runder und Komplimente für die gesunde und tolle Ausstrahlung bekommen oder? ;)
Eigentlich ist Lob so oder so dünn gesät... wann wird man schon für etwas gelobt? Wenn's schelcht ist,s chon mal nicht. Und wenn's gut ist, ist es halt selbstverständlich....

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#32
aire hat geschrieben:
Lebensseiltänzer hat geschrieben:dann lieber etwas runder und Komplimente für die gesunde und tolle Ausstrahlung bekommen oder? ;)
Eigentlich ist Lob so oder so dünn gesät... wann wird man schon für etwas gelobt? Wenn's schelcht ist,s chon mal nicht. Und wenn's gut ist, ist es halt selbstverständlich....
Je ne sais pas...
Nein, ich denke nicht, dass das so ist. Wir erwarten immer gelobt zu werden, und das ist auch falsch. Dieses Streben nach (falscher) Anerkennung, das einfach uns nicht weiterbringt. Und wenn man gelobt wird, ein Kompliment bekommt, dann ist es doch oft so, dass man es sowieso nicht annehmen kann. Und das geht vielen Menschen so.
Zudem gehe ich davon aus, dass sich viele Menschen schlichtweg nicht trauen einen wirklich zu loben, einem wirklich echte Anerkennung entgegenzubringen, da sie überhaupt nicht wissen, wie sie das ausdrücken sollen, wie man so etwas sagt.
Gehst du auf Menschen zu, und sagst offen und ehrlich, dass du etwas gut findest, wie sie eine bestimmte Situation lösen, mit etwas umgehen? Tust du das? Lobst du andere Menschen?
Ist nur eine Frage.

Meiner Ansicht nach, ist es eine große Stärke von Menschen loben und können, anerkennen zu können, etwas, was man lernen muss. Und ich glaube, dass deine Wahrnehmung, dass man sowieso nicht gelobt wird, zwar richtig ist, dass es aber nicht darum geht, dass dich niemand loben will, sondern, dass viele Menschen es einfach nicht tun.
Das hat nichts mit dir und deiner Leistung zu tun.

Mich lobt auch selten jemand, warum auch? Das, was ich so beruflich/freizeitmäßig tue, ist für meine Familie so weit weg und so abstrakt, dass sich da auch schlichtweg niemand traut, mich kritisiert niemand und mich lobt niemand. Ansonsten, ja, aber das sind dann eher Kleinigkeiten.
Ich persönlich versuche jeden Tag so zu leben, dass ich anderen das Gefühl gebe, dass sie gut sind, gut genug, versuche sie zu verstehen und sie als Person anzuerkennen, wertzuschätzen. Egal, ob das jemand gut oder schlecht findet.
:!: Aber das ist mein persönliches Credo, und ich mache die Erfahrung, dass die meisten Menschen das sowieso leider nicht annehmen können.

Daher empfinde ich das, was du da schreibst aire etwas verkürzt, obwohl ich dir auf jeden Fall glaube, dass du diese Erfahrungen gemacht hast. Aber für mich ist es nicht so.

Alles Liebe, Colourful
Zuletzt geändert von Colourful am So Aug 17, 2008 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#33
ich bin jetzt 3 jahre essgestört

vor 3 jahren began MS und seit nov. 07 bulimie. ich war sehr ug und futterte mich glücklich mit schocki und all dem zeug weil mich mein freund übelst verarscht hatte. es tröstete mich. doch es schockierte mich wie die waage herauf schnellte, den anfangs kotze ich noch nicht. ich konnte meine kontrolle nicht mehr zurück erlangen da ich wieder lust auf essen hatte nach all der zeit. seit feb. 08 habe ich wieder bulimarexie, also die mischvorm und mein gewicht senkt und senkt... jetzt bin ich wiedeer so stark ug wie in der magersucht. ich breche nur wen ich fas habe, sonst ess ich eingentlich kalorienmäsig fast nix am tag. hab ca. 2 fas, wennsch schlecht geht 3-4 in der woche.

lg lyra

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#35
Wenns "schlecht geht" ? was geht schlecht? die Kontrolle?
Wenn du anständig essen würdest, hättest du keine riesen FAs! :roll:


Ich hab mal versucht die ganze Zeit nur zu essen, zu essen, zu essen und hab geguckt was passiert. Ich hab schneller keine Lust mehr darauf gehabt als ich dachte. Erst dachte ich ich würde nie mehr aufhören und dann war am Tag 5 schon Schluss... :lol:
Dann konnte ich eben einfach nichtmehr, mir wurde nurnoch übel, hab nix mehr runter gekriegt.
Dann hab ich bestimmt 3 Wochen ziemlich normal gegessen - eben so wie mein Körper es mir signalisierte. Naja, aber dann gings wieder mit dem Hungern los.

Wenn ich unterernährt bin hab ich 99% öfter FAs als sonst (kann man das so sagen? also eben 9/10 FAs entstehen durch Unterernährung)


Mal so als Tipp am Rande...

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#36
Para hat geschrieben:

Ich hab mal versucht die ganze Zeit nur zu essen, zu essen, zu essen und hab geguckt was passiert. Ich hab schneller keine Lust mehr darauf gehabt als ich dachte. Erst dachte ich ich würde nie mehr aufhören und dann war am Tag 5 schon Schluss... :lol:
Dann konnte ich eben einfach nichtmehr, mir wurde nurnoch übel, hab nix mehr runter gekriegt.
Dann hab ich bestimmt 3 Wochen ziemlich normal gegessen - eben so wie mein Körper es mir signalisierte. Naja, aber dann gings wieder mit dem Hungern los.

Wenn ich unterernährt bin hab ich 99% öfter FAs als sonst (kann man das so sagen? also eben 9/10 FAs entstehen durch Unterernährung)


Mal so als Tipp am Rande...
Du hast so Recht, Para. Genau das ist es. Und das erstmal emotional zu verinnerlichen, dass man gesund werden kann, wenn man sich nicht unterernährt, das ist so etwas Großes, Tolles und Schwieriges.
Aber es ist die Wahrheit. Wie du sagst, 9 von 10, vielleicht sind es auch nur 7 von 10, wenn die anderen FAs durch andere Dinge ausgelöst werden, zumindest bei mir, aber das ist dann immer noch ein Quantensprung.
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#37
Ja, meinetwegen auch 7/10. Die nicht-unterernährungs-bedingten FAs sind bei mir aber oft noch Produkt "alter" Denkfehler ("Essen hilft"). Das ist aber dann nicht das selbe... weil ich eben nicht unterernährt bin und es somit erstrecht völlig unnötig ist sich zu überfressen - besonders unangenehm, weil mein Körper dagegen dann rebelliert.

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#39
ich denke auch, dass es für einen selbst gut ist, mal zu überlegen, warum es damals so war/ist alles immer noch so? warum schafft man es noch nicht da heraus?
Liebe Lst,

das frage ich m ich ungefähr jeden Tag. Was mich auch immer wieder wundert, ist, dass es Tage gibt, da habe ich keinen Fressdruck - obwohl das Leben nicht mal erste Sahne ist. :wink: Und dann gibt es Tage, da könnte ich nur fressen. :roll: manchmal ist das auch damit verbunden, dass ich Lust zu gar nichts habe, mich nicht motivieren. Aber manchmal bin ich beschäftigt, und fresse nebenher mich durch. Oder habe nachts einen FA, obwohl ich müde bin oder derartige Unsinnigkeiten... Und ich finde immer noch nicht, woran das liegt, dass es mal ganz gut klappt und mal nicht.
habt ihr euch damals gefühlt, als ihr das 1. Mal erbrochen habt? Und gibt es Parallelen zu den Emotionen heute beim Erbrechen?"
Beim ersten Mal, wie habe ich mich da gefühlt? Also, beim ersten Versuch definitiv sch*** bzw. minderwertig, weil es gar nicht klappte. Dann habe ich mich mit vollem Bauch ins Bett gelegt und hätte heulen können... und in der nächsten Zeit ambivalent. Ich mache das nur als Notlösung und höre wieder auf usw. und ich hatte ein schlechtes Gewissen, gleichzeitig war es aber auch eien Art von Erfolgserlebnis oder was auch immer. heute sind die gefühle eher... keine Ahnung. Das letzte mal war ja erst vor eienr Woche. wie habe ich mich da gefühlt? angst, erwischt zu werden und irgendwie sauer auf mich selbst, wieder auf dem klo gelandet zu sein. Und dann fast so eien art Gelichgültigkeit.... komische mischung. Ich würde eigentlich sagen, ich fühle mich jedes mal anders.

lg

aire

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#40
Ich finde es eine sehr gute Idee etwas über die Anfänge unserer Krankheit zu erfahren...
Ich war mit 12/ 13 ein bisschen pummelig und meine Mutter hat mich damals ziemlich unter Druck gesetzt weil sie immer sagte ich werde so dick wie meine Tante, die sehr starkes ÜG hat. Ich denke es lag einfach an dem Übergang in die Pubertät, aber meine Mutter hat mir damals signalisiert dass ich nur hübsch und erfolgreich bin, und geliebt werde, wenn ich schlank bin. Zudem hatte meine ältere Schwester damals eine schwierige Zeit mit meinen Eltern und sie waren in erster Linie mit ihr und ihren Problemen beschäftigt und haben mich ziemlich vernachlässigt. Ich habe damals noch eine neue Freundin kennengelernt, die sehr beliebt war, dünner als ich war und immer total auf ihre Ernährung geachtet hat. Sie hat schon mit 13 irgendwelche Molkediätdrinks zu sich genommen, eine Diät nach der anderen mit ihrer Mutter zusammen gemacht und immer unheimlich viel Sport gemacht. Wir haben uns zeitweise regelrecht Wettbewerbe geliefert wer wann weniger gegessen hatte. Ich habe sie immer sehr beneidet, auch weil ich mir neben ihr immer wie ein hässliches Entlein vorkam, was eigentlich ziemlicher Blödsinn war.
Ich kann mich nicht mehr richtig an das erste Mal erinnern als ich gekotzt habe, ich weiß nur dass ich am Anfang nur gehungert habe und wenn es mal nicht anders ging als zu essen (wenn jemand anders dabei war oder bei einem Familienfest) hab ich mich danach übergeben. Beim ersten Mal hat es auch nicht richtig funktioniert, aber ich hatte den "Dreh" relativ schnell raus. Wie heute auch noch fühlte ich mich schrecklich erbärmlich und eklich danach und schämte mich dafür.
Heute finde ich es auch ziemlich verwunderlich dass ich obwohl ich sehr viel über Essstörungen gelesen hatte und durch meine Mutter, die auch mal eine MS- und Bulimiephase hatte, auch einiges erfahren habe, trotzdem da reingerutscht bin. Manchmal kommt es mir vor als hätte ich diese Bücher (aus der Schulbibliothek!), die ja eigentlich abschreckend wirken sollen, regelrecht als Anleitung genommen.
Auch heute zeigt mir meine Mutter noch deutlich, dass sie mich zu dick findet, obwohl ich NG habe. Ich verstehe einfach nicht wieso sie das nicht lässt, sie müsste doch eigentlich wissen, dass das mich eher weiter in die Krankheit hineintreibt als dass ich sie überwinden kann. Deshalb haben wir zur Zeit ein relativ distanziertes Verhältnis.

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#41
Hm, ich war damals stark magersüchtig in eine Klinik gekommen und hatte lange eine Sonde. Die Folge davon war, dass ich zunahm, sehr viel zunahm! Ich hab das absolut nicht ausgehalten und psychisch ging es mir auch furchtbar schlecht - je mehr ich an Körpergwicht zulegte, desto mehr merkte ich ein unsagbares Verlanges nach Essen nein eigentlich nach Bergen von Essen in mir hochkeimen. Wenig später war es dann leider passiert und ich hab die Stationsküche ausgeräumt. Voller Entsetzen merkte ich was ich getan hatte und mein einziger Gedanke war nur mehr, das alles wieder loszuwerden - es war erfolglos und gelang mir nicht!
Ich hab mich elend gefühlt und furchtbar geschämt! Die Schwester, der ich mich anvertraute, beruhigte mich und meinte, dass das eine verständnliche Reaktion meines ausgezehrten Körpers sei und sich das bald geben würde!
Insbesondere beim ersten mal hab ich mich wie das allerletze gefühlt und wie eine Versagerin, weil ich einfach dem Wunsch zu fressen, nicht widerstehen hab können!

Dem war leider nicht so! Ich hatte immer heftiger und immer schlimmer Fressattacken und konnte auch alsbald problemlos das Gegessene wieder erbrechen!

Heute fühle ich leider kaum etwas - mir fällt gerade auf, wie sehr es für mich einfach "dazugehört" und routine ist! Ich fühle wirklich nichts mehr dabei...eigenartig! :?

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#42
Hallo, allerseits!

Ich kann mich noch gut an das erste mal kotzen erinnern. Meine Mutter hat mir ein halbes, sehr fettiges Hähnchen vom Grill zum Mittagessen mitgebracht. Danach ist sie wieder weg (meine Eltern sind geschieden, Mutter kam zum Frühstückmachen vorbei und brachte/kochte mittags, wenn Oma das mal nicht tat) und ich habe das Hähnchen in meinem Zimmer verschlungen. Ich meine, daß ich keinen richtigen Hunger hatte, es aber rotzdem ganz gegessen habe.Ohne Messer, gabel oder Teller. So auf den Knien, direkt aus der Verpackung raus. Dann habe ich mich beschissen gefühlt, meine verschmierten Hände angeguckt und bin einfach auf Klo und hab es wieder rausgewürgt. Ich konnte kotzen, ohne mir den Finger in den Hals zu stecken. Das wußte ich. Weiß auch nicht warum genau warum. Glaube, ich hab das beim Künstlichrülpsenüben bemerkt. Da schluckt man Luft und da kanns einem schon auch dabei übel werden...egal, jedenfalls hab ich Hass gehabt gegen meine Mutter und hab den Mist ins Klo gespuckt. Danach hab ich mich irritiert, überrascht von mir selbst, verdattert, aber befreit und wohl gefühlt. Es war nicht anstrengend, hat nicht wehgetan und hat mich vom vollen Magen befreit. Ein positiv erlebtes Gefühl also...


Hintergrund: Meine Mutter ist Sportlerin und achtete stets darauf, daß ich ja nicht zunahm. Gefüttert hat sie mich aber mit solchen Sachen wie Fetthuhn und Nutella/Salamibrot, wenig Gemüse, wenig Obst...kein freier Zugang zu Nahrung...naja, alles sehr widersprüchlich.
Das, und die Tatsache, daß sich irgendwie jeder schon seither erlaubt hat irgendwas über meine Figur zu sagen, hat die Aggression eben auf Körper und Abnehmen gerichtet. Allerlei andere Sachen kamen natürlich hinzu, weniger Selbstbewußtsein, Erziehung, Freunde etc. pp.
Alles zusammen ergab Bulimie, phasenweise Magersucht, wieder Bulimie...und Schluß.

Parallelen zum Kotzen früher und später, im fortgeschrittenen Abschnit...hmmm.
Ja, Aggressionen ausleben durch Überfressen, das kam schon oft vor. Aber auch trösten, Gedanken abstellen ducrh zu viel und vor allem lange essen. Bei mir stand immer eher das Essen im Vordergrund. Nicht so das Kotzen. Das war "notwendige" Konsequenz, aber "gegeben" in punkto Gefühl hat mir das Essen mehr. Und gut gefühlt hab ich mich meistens nach so einem Exzess. Also außer, daß ich ein schlechtes Gewissen hatte, wußte, daß es falsch und schlecht war, ich mir schadete. Aber schaden wollte ich mir ja. Beim ersten mal kotzen nicht, aber später dann schon. Mehr als schaden...

Na, das wars dazu von mir.

Frau Wankelmut
Jeder Mensch ist ein Abgrund. Es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.

Georg Büchner

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#44
Lebensseiltänzer hat geschrieben:interesannt finde ich, dass viele Antworten kommen, wie sie zum Kotzen gekommen sind bzw. warum

aber kaum wer hat wirklich geantwortet, wie er sich dabei/danach gefühlt hat
Ich hab doch und Frau Wankelmut auch... und jetzt warte ich auf das therapeutische Urteil. Schließlich bringt es realtiv wenig, das alles aufzuschreiben, und dann kein Feedback zu kriegen, denke ich.

Oder was für eine Antwort hast du dir vorgestellt gehabt?
Zuletzt geändert von aire am Mo Aug 18, 2008 15:48, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Warum habt ihr angefangen zu Kotzen?

#45
aire hat geschrieben:
Lebensseiltänzer hat geschrieben:interesannt finde ich, dass viele Antworten kommen, wie sie zum Kotzen gekommen sind bzw. warum

aber kaum wer hat wirklich geantwortet, wie er sich dabei/danach gefühlt hat
Ich hab doch und Frau Wankelmut auch... und jetzt warte ich auf das therapeutische Urteil. Schließlich bringt es realtiv wenig, das alles aufzuschreiben, und dann kein Feedback zu kriegen, denke ich.

Oder was für eine Antwort hast du dir vorgestellt gehabt?
kannst du dir gerne spätestens morgen bei mir abholen *g*

hm nein, also ich find es zum einen interesannt und denke, es könnte für den ein oder anderen wichtig sein, mal zu überlegen, wie er sich emotional damals gefühlt hat und überlegt, ob es immer noch so ist und in dem Zusammenhang vielleicht, was ihm das Kotzen bringt ;)
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