Bald ist es wieder so weit, ich fahre nach Hause. Obwohl ich meine Familie in den letzten drei Jahren nur noch 2- 3 Mal pro Jahr für eine Woche gesehen habe, endet es immer in einer Katastrophe und ich brauche Monate um mich wieder davon zu erholen. Seit ich alleine lebe, geht es mir viel, viel besser und immer wenn ich denke, ich habe die Bulimie nun endgültig hinter mir gelassen, steht wieder ein Besuch bei meiner Familie an und alles fängt von vorne an. Der erste Tag ist noch schön, Ich komme abends an, wir sitzen zusammen und ich stehe wenigstens für ein paar Stunden im Mittelpunkt. Doch schon am nächsten Tag, fühle ich mich unwohl. Ich wache auf, komme nach unten und die ganze Familie ist schon versammelt und räumt den Frühstückstisch ab. ( ich habe drei Geschwister 26, 24 und 20, die noch alle zu Hause wohnen) Kann man denn nicht mal am ersten Tag auf mich warten?! Ich mein, ich steh ja nicht erst mitttags auf, sondern schon um 9 und sie haben ja alle Ferien?! Wie seht ihr das? Am ersten Tag hole ich mir die Sachen dann wieder aus dem Kühlschrank, während alle anderen um mich staubsaugen und putzen und ich fühl mich so unwohl dabei, dass ich am liebsten losheulen würde. Meistens sitze ich den größten Teil des Tages dann alleine zu Hause, weil alle ihren Aktivitäten nachgehen. Meine Eltern haben 2 Pferde, bei denen sie und 2 meiner Geschwister den größten Teil des Tages sind. Beim Kochen nehmen sie natürlich überhaupt keine Rücksicht, nein, netterweise gibt es genau dann Hamburger und ich werde nur gefragt, ob ich überhaupt mitessen will. Oder es gibt Dampfnudeln und meine Schwester tut jedem drei auf den Teller, mir aber nur eine

Es wird im laufe der Woche immer schlimmer, die Gesprächsthemen drehen sich um Personen die ich nicht kenne und ich sitze dumm daneben, würde am liebsten ausrasten, meine Koffer packen und fahren. Doch ich traue mich nicht. Jedes Mal wenn ich zum Streit ansetzte, bekomme ich einen riesen Kloß im Hals und Tränen steigen mir in die Augen, weil ich genau weiß, ich werde mich nie gegen die Argumente meiner Mutter verteidigen können. Für sie bin ich übersensibel, unbeherrscht, bilde mir alles nur ein bzw habe mir von meiner Therapeutin was einreden lassen. Meine Mutter hat mich nie so geliebt wie die anderen, nur weiß ich nicht warum. Ich habe mein Leben lang darum gekämpft Anerkennung von ihr zu bekommen. Mittlerweile hasse ich sie und gleichzeitig liebe ich sie immer noch unendlich. So sehr, dass ich ständig von ihr träume und jedes Mal heulend aufwache. Ich hasse sie wirklich!!!
Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum ich nch nach Hause fahre... Ich weiß einfach, dass ich die Bulimie erst 100 % wegbekomme ( also nicht nur die Syntome), wenn ich es endlich schaffe, meiner Familie gegenüber offen und ehrlich meine Meinung zu äußern. Wenn ich es schaffe ruhig zu bleiben, wenn meine Mutter mir Beleidigungen an den Kopf wirft, wenn ich endlich meine Meinung äußern kann, dann habe ich gewonnen. Vielleicht schaffe ich es danach auch, eine Beziehung zu einem Mann aufzubauen, die auf wirklicher Liebe basiert und nicht auf Machtspielchen.