Soooo, liebe Chiica Bonita, da meine Wut auf dieses Programm (und meine eigene Gedankenlosigkeit!) etwas verraucht ist, möchte ich dir gerne deine Fragen beantworten
Ich glaub einfach, umso mehr ich drüber weiß, also weiß, was auf mich zukommt, desto leichter fällts mir hinzugehen ..
Oh ja, das kann ich nur zu gut verstehen.....über etwas informiert zu sein (vom Kognitiven her), kann auch das Gefühl positiv beeinflussen, nicht?! Ich möchte auch gleich vorausschicken, dass ich immer sehr vorsichtig bin, Beurteilungen über die einzelnen Therapieeinrichtungen abzugeben, da das alles ja absolut subjektiv ist- und wenn ich jetzt sage: "Mir hat das nichts gebracht", dann kann das für dich völlig gegenteilig sein, somit möchte ich auf gar keinen Fall etwas auf,- oder abwerten und dich da in irgendeine Richtung beeinflussen. Man muss sich sowieso stets sein eigenes Bild über etwas machen
wenn du sagst, dass das Essverhalten nur peripher Thema ist, was steht dann im Vordergrund?
In den Therapien geht es sehr stark um die "Ursachenforschung", die Analyse der Familienkonstellation, die eigene Kindheit- kurzum um die Hintergründe der Krankheit. Die Station ist tiefenpsychologisch orientiert, d.h. der Ansatz ist vorallem der, dass man die Krankheit verstehen lernt, sich ihrer Auslöser und zugrundeliegender Probleme bewusst wird und dadurch die eigenen Verhaltensmuster und erkennt und modifiziert.
In Bezug auf das Essen wird einem selbst die Verantwortung überlassen, OB, WAS, WIEVIEL man isst- was einerseits angenehm ist, da einem nicht die ganze Autonomie genommen wird und man noch sein eigener "Herr" ist, der "Nachteil" (für MICH) war allerdings der, dass ich meine Symptome weiterhin genauso "gepflegt" und praktiziert habe- sprich: ich habe diese Freiheit ausgenützt, zu meinem eigenen Nachteil natürlich

Aber auch diese Erfahrung war für mich wertvoll, da ich dadurch erkannte, dass ich strengere Regeln und Kontrolle brauchte, weswegen ich dann auch nach Deutschland ging. Dass bei mir der Therapieerfolg in Wiener Spitälern ausblieb, hatte mit Sicherheit auch mit meiner mangelnden Bereitschaft und meinem zu geringem Willen zum Gesundwerden damals zu tun. Folglich kann und möchte ich die BHS auch überhaupt nicht kritisieren, zumal es zu einem großen Teil wirklich an MIR lag. Man muss sich halt der eigenen Motivation zum Gesundwerden bewusst werden, denn wenn man nur jemand anderem zuliebe ins KH geht, wird man sich insgeheim freuen, die Symptome so unkontroliert ausüben zu können und im Grunde nichts verändern zu müssen....
also wie kann ich mir das vorstellen? .. es gibt ja Gruppentherapie dort, oder?
sitzt man da stundenlang in einer Gruppe & redet & hört zu?
Abgesehen von der Einzeltherapie (1-2mal die Woche) finden eigentlich alle Therapien in der Gruppe statt. Diese Therapien haben aber alle unterschiedliche Ansätze bzw. Zugänge: es gibt also Musiktherapie, Kunsttherapie, Bewegungstherapie, Psychodrama,.... und natürlich schon auch die klassische Gruppen-Gesprächstherapie, wo man im Kreis sitzt und von den Teilnehmern bestimmt wird, welches Thema behandelt wird. Stundenlang dauert das jedoch nicht....die einzelnen Therapien dauern in der Regel eine oder eineinhalb Stunden.
Ob man redet oder eher zuhört ist einem selbst überlassen...außer man spricht nie ein einzelnes Wort, dann versuchen die Therapeuten schon, einen aus der Reserve zu locken und in das jeweilige Thema einzubeziehen so in etwa:"Frau XY, was sagen Sie dazu?", "Geht es Ihnen nicht auch ähnlich?", etc. Ich habe diese Therapien immer als sehr intensiv und spannend empfunden.
Ach ja, und normalerweise gibt es zu Beginn der Gruppentherapie immer eine "Eingangsrunde" (wo jeder kurz sagt, wie es ihm geht, was ihn gerade beschäftigt,usw.) und am Ende ebenfalls noch eine "Blitzlicht-Runde", wo man seine Befindlichkeit äußert und sagt, wie man die Therapie erlebt habt,...was einem halt sonst noch am Herzen liegt (z.B. den anderen Teilnehmern Feedback geben,...).
& wie ist es mit den anderen "Teilnehmern", halt in der Gruppe, haben die alle sozusagen das gleiche Problem?
oder kann es auch sein, dass die ganz andere Probleme haben, über die sie reden wollen?
Nein, da es eine Psychosomatikstation ist, haben die PatientInnen verschiedene psychosomatische Probleme (Depressionen, Angststörungen, Zwänge, SVV, chronische Kopfschmerzen sowie chronisch entzündliche Darmerkrankungen (olitis ulcerosa, Morbus Crohn,...). EssstörungspatientInnen machen aber in der Regel schon den Großteil aus- es kann aber schon auch vorkommen, dass in einem Turnus hauptsächlich andere Erkrankungen vorherrschen- das ist von Turnus zu Turnus sehr unterschiedlich. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich jedesmal seeehr froh war, wenn nicht nur ES-ler im Turnus waren- das hat das ganze etwas aufgelockert, und vorallem wenn man (wie ich

) so eine "Konkurrenznudel" ist, ist es vielleicht entspannter mit anderen Leuten dazu. Ich hab mich auch oft ziemlich getriggert gefühlt, wenn die Gesprächsthemen auch außerhalb der Therapie nur ums Essen kreisten, denn irgendwann gewinnt man beinahe den Eindruck, die gesamte Welt sei essgestört, wenn man 8 Woche nur von Essgestörten umgeben ist *g*
Apropos essen: ich fand das Essen dort sooo lecker, vorallem auch, weil es sogar vegetarische Menüs gab. Außerdem verwenden sie Produkte von einem Bio-Bauernhof, und der Menüplan ist richtig abwechslungsreich und vielfältig....sollte man sich nicht entgehen lassen
& wie viele Patienten sind in einem Zimmer?
weil Einzelzimmer gibt es ja nicht, oder? was ich auch überhaupt nicht wollen würde .. ganz alleine
Es gibt Zimmer sowohl für zwei als auch für drei und vier Patienten. Und ein Einzelzimmer. Ich hatte aufgrund meiner priv. Zusatzversicherung stets das Einzelzimmer, kann aber absolut nachvollziehen, wenn du sagst, dass du das nicht wollen würdest. Ich war auch alles andere als begeistert und habe mich manchmal sehr allein gefühlt und bin daraufhin immer "auf Besuch" in andere Zimmer gegangen, wo "mehr Action" war, hihi
Nur ein Tipp: solltest du auch eine Zusatzversicherung haben, jedoch nicht im Einzelzimmer liegen wollen, dann gib bei der Anmeldung die Zusatzversicherung erst gar nicht an- denn sonst legen sie dich garantiert ins Einzelzimmer (soweit dieses nicht bereits belegt ist). Es nutzt dann nichts, wenn du sagst, du würdest lieber mit anderen zusammenliegen, denn verständlicherweise wollen die sich das Geld für Privatpatienten nicht entgehen lassen.....
Es ist aber überhaupt in dem Spital alles ganz neu und modern, und die Zimmer sind eigentlich alle total schön und zum Wohlfühlen
hm ja .. sonst hast du geschrieben, dass man täglich das Spital verlassen kann .. kann ich da hingehen, wo ich mag?
also könnte mich da auch zB meine Freundin abholen & mit mir irgendwohin fahren, spazieren gehen oder so ..
oder muss ich da irgendwie in der Nähe bleiben oder so?
Ja, natürlich kannst du während der Ausgangszeiten das tun, was du willst und musst keineswegs in der Nähe des Spitals bleiben. Du kannst dich mit Freunden treffen, in deiner Wohnung nach dem Rechten sehen, mit Mitpatienten etwas unternehmen, was auch immer.....
Aber wenn's dir mal nicht gut geht und du lieber im Spital bleibst, zwingt dich auch niemand, rauszugehen- (was in manchen anderen Kliniken schon der Fall ist).
& ich hab gelesen, dass die Besuchszeiten bei den barmherzigen Schwestern bis 19 Uhr sind, was mache ich danach? gibt es da irgendwas, was ich tun könnte?
telefonieren & sms schreiben kann ich ee wie ich mag, oder? also wenn ich gerade keine Therapieeinheit oder sowas habe ..
kann ich zB auch meinen Laptop mitnehmen?
Also das mit den Besuchszeiten ist dort nicht soo streng- ich hatte auch schon Besuch bis 21h sowie überhaupt außerhalb der Besuchszeiten

Kommt halt immer ein bisschen darauf an, wer vom Pflegeteam gerade Dienst hat, je nachdem wird das strenger oder weniger streng gehandhabt.
Am Abend bzw. sonst zwischendurch kannst du natürlich am Laptop was machen, sms schreiben, telefonieren, außerdem gibt es einen schönen Garten, einen Fernsehraum (bzw. eigentlich zwei: einen für die Raucher und einen für die Nichtraucher), eine kleine Terrasse, und wenn man einen gewissen BMI nicht unterschreitet, kann man auch im Hallenbad des KHs schwimmen gehen (ich durfte leider nie, aber dürfte echt schön sein).
Als ich das letzte Mal stationär war, herrschte gerade die "Strick-Epidemie", d.h. so gut wie jeder saß im Fernsehraum und strickte *gg*
In der Eingangshalle gibt es auch einen PC mit Internetzugang, den man kostenlos benutzen kann (vorausgesetzt er ist gerade frei, weil ihn sehr viele Leute beanspruchen). Und natürlich gibt es auch eine Cafeteria- auch sehr empfehlenswert zum Kaffeetrinken, etc.
Also ich hoffe, du fühlst dich jetzt nicht überfallen von meinen Fragen hihi
aber ich bin gerade so froh darüber, dass du mir geantwortest hast, musste jetzt alles loswerden, was mir eingefallen ist ..
Hey, ich fühle mich nicht im geringsten überfallen, und wenn du noch weitere Fragen hast- nur her damit!!!!! Ich hoffe, dass noch immer alles bei den BHS genauso ist wie damals, als ich zuletzt dort war (vor eineinhalb Jahren), vielleicht mag ja Jasmin mein Geschreibsel noch durchlesen und gucken, ob sich inzwischen was verändert hat?!? Möchte dir da nämlich keinen Blödsinn erzählen
Liebste Grüße und hab keine Angst, diesen Schritt zu wagen!!!
Bussi, Kismet :-*