Hormone und Bulimie

#1
Ein Drittel aller Bulimikerinnen hat eine Stoffwechselstörung, die auf dem hormonellen Ungleichgeweicht basiert“, sagt Studienautorin Sabine Naessén vom Karolinska-Institut in Stockholm. Die Wissenschaftlerin untersuchte 77 Bulimie-Patientinnen und 59 gesunde Frauen in einer Kontrollgruppe. Dabei stellte sie die verschobenen Testosteron- und Östrogenwerte der Frauen mit Bulimie fest. Beide Hormone spielen eine wichtige Rolle für die Appetitregulierung, hohe Testosteronwerte können starke Hungergefühle auslösen.
21 der Patientinnen bekamen anschließend drei Monate lang eine Hormontherapie. Mit einer Standard-Antibabypille konnte die Medizinerin die hohen Testosteronwerte der Bulimie-Patientinnen senken. Damit ging das übermäßige Verlangen nach Fett und Zucker ebenso zurück wie das allgemeine Hungergefühl. Drei Patientinnen überwanden mithilfe der Hormontherapie ihre Essstörung vollständig.

http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber ... 22094.html
http://www.stern.de/wissenschaft/medizi ... 80185.html
http://gesundheit.blogpod.de/070116/ant ... en-bulimie


Erstaunlich oder?
Und? Wie siehts so mit euren Hormonen aus? Schonmal überprüfen lassen?
Vielleicht liegt bloß ne Hormonstörung vor, ist sogar relativ wahrscheinlich wie man ja neuerdings (2007) in Stockholm rausfand... :lol:


Ernsthaft, was haltet ihr davon?

#2
ich weiß nicht. Ich hatte auch schon mal einen erhöhten Testosteronwert, damals blieb meine Regel fast ein halbes Jahr aus. Ich hatte damals aber schon Bulimie - also keine Ahnung, was zuerst kam, die ES und deshalb die Hormonstörung oder umgekehrt. Beides sicher möglich. Ich bekam dann auch eine Pille und alles pendelte sich wieder ein. Die ES aber nicht. Und jetzt habe ich meine Tage sehr sehr regelmäßig (seit mein Gewicht stabil und normal ist). Also kann ich nicht zuviel Testosteron haben. Fressdruck habe ich weniger stark, aber nach wie vor.

#3
Kann man überhaupt einen erhöhten Testosteronwert haben, wenn man seit Jahren die Pille nimmt? *dumm frag*
Wenn Hunger nicht das Problem ist, ist Essen nicht die Lösung!

#4
Hmm.. wo kann man das testen lassen? Frauenarzt? Oder macht das auch Hausarzt?


Hmm ich weiss nicht wie das bei mir ist..aber ich habe gemerkt, dass meine Körperhaare seht stark sich vermeheren..sogar meine Brüste :shock: Ichhabe ANgst, dass wenn es so weitergeht ich noch wie ein Affe aussehe.. :cry:

Kann man was dagegen tun? liegt das vielleicht an der Ernährung? Ich meine..vielleicht an bestimmten Produkten??
"Es ist keine Schande, krank zu sein. Aber es ist eine Schande, nichts dagegen zu tun!" (c)

#5
Ich sehe mich da auch neuerdings mit Dingen konfrontiert die nicht so zu meinem Metier gehören (Biochemie etc.). Mir stellen sich dabei auch haufenweise (dumme?) Fragen.
Was sind Hormone genau, was können sie alles steuern?

Am Ende lande ich z.B. erstmal hier: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/d ... cades2.png
oder hier: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... abener.svg
hier: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... ormone.jpg
oder auch hier: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/d ... islauf.PNG
:roll:


Also, wie ist das?

Bei der körperlichen Hunger/Sättigungs-Regelung spielt vor allem Chemie und Biologie eine wichtige Rolle. Da geht es um Glucoseniveau und den Insulinspiegel und und und. Hormone sollen wohl auch stark daran beteiligt sein. Es gibt richtige "Hunger-Hormone". Wie das nun ganz genau funktioniert, kann ich nicht sagen.

Aber als Beispiele für horminelle Regulationen werden unter anderem

- Zuckerstoffwechsel, Fettstoffwechsel, Nahrungsaufnahme
- Anpassung an Angst und Stress und eben der
- Menstruationszyklus der Frau, Sexualentwicklung bei Mann und Frau usw.

genannt.

Das ist erstmal Fakt.

Jedenfalls soll bei auffallend vielen Frauen die an Bulimie kranken erkannt worden sein, dass sie eine Hormonstörung haben, die die normale Regulation der oben genannten Prozesse stören! (das Warum ist ein anderes Kapitel). Hormonbehandlungen mittels Antibabypille haben deutliche Besserung bis totale Genesung bewirkt.

So.

Dann fragt man sich: was kann denn alles durch Hormonsörungen aus den Fugen geraten? Die Bereiche die (unter anderem) betroffen sein können sind oben aufgelistet.
Z.B.: Die Nahrungsaufnahme und Stressregulation, die bei der Bulimie ja fast Hand in Hand geht.


Laut der stockholmer Studie sollen die Frauen mit den besagten Hormonstörungen ein Zuviel am männlichen Geschlechtshormon Estrogen bzw. Östrogen haben. Testosteron- und Östrogenwerte sind verschoben. ("Dabei stellte sie die verschobenen Testosteron- und Östrogenwerte der Frauen mit Bulimie fest. Beide Hormone spielen eine wichtige Rolle für die Appetitregulierung, hohe Testosteronwerte können starke Hungergefühle auslösen.")



Da wären wir wieder beim Thema physischen Hunger angelangt, der, wie wir ja alle wissen, ein durch und durch biochemisches "Phänomen" ist.

Neben dem Glucoseniveau im Blut (Zucker) ist hierbei oft die Rede vom Hormon "Leptin". Interessant: Leptin steht im Zusammenhang mit den Körperfettzellen.
Vom Gehirn berücksichtigt werden auch die im Körper gespeicherten Fettreserven in den Fettzellen; diese setzen permanent das Hormon Leptin frei. Je weniger Leptin im Blut vorhanden ist, desto häufiger treten starke Hungergefühle auf. Dies gilt jedoch nur für Menschen mit Normalgewicht, bei Adipositas ist stets eine große Menge Leptin im Blut, ohne dass die Nahrungsaufnahme dadurch beeinflusst würde.


Bei Diäten sinkt die Leptinkonzentration generell deutlich, was nachfolgende Heißhungeranfälle erklärt.

Jedenfalls: Hormone sind derart an der Nahrungsregelung beteiligt, dass Hormonstörungen sie entsprechend aus den Bahnen werfen kann, z.B. durch hormonbedingt übergroßen Hunger oder Störungen der Sättigungsregulation usw.



Es gibt hormonell bedingte Heißhungeranfälle in der Schwangerschaft und bei einigen Frauen in einer bestimmten Phase des monatlichen Menstruationszyklus. (Plötzlicher starker Abfall des Blutzuckerspiegels löst Heißhungerattakten aus!)
Sättigungsgefühle werden von einer verstärkten Serotoninausschüttung durch den Hypothalamus begleitet, und Serotonin gilt als stimmungsaufhellend.
(Zu große Sättigung aber löst widerrum Brechreize aus die in der Regel eher schlechte Laune machen, es sei denn man ist Bulimiker - hahaha, dummer Witze am Rande)


Ernährung betreffent:

- Heißhunger kann durch Einfachzucker und Weißbrot begünstigt werden
- Vollkornprodukte und eiweißreiche Lebensmittel halten den Zuckerspiegel längere Zeit konstant.

Das hilft aber nicht viel, wenn die Hormone verrückt spielen und von Außen unkontrollierbar sind.



Klingt vielleicht alles etwas ungeordnet und wirr, ich hoffe mal man kann das nachvollziehen... wenn nicht, nochmal lesen ;-)



Aber die Infos stammen erstmal nur grob aus Wikipedia!!
http://de.wikipedia.org/wiki/Hormon
http://de.wikipedia.org/wiki/Hunger

#6
Nagut, hier ist aber nicht nur die Rede von irgendwelcher "Lanugo-Beharrung" die ja andere Gründe hat als zu viel Testosteron, oder?


Wenn man viele Östrogene hat, dann muss man ja nicht gleich wie ein Mann beharrt sein. Und ist es nicht so, dass mit viel männlichem Hormon die Brüste eher kleiner sind??

Mir stellt sich da aber folgende Frage:

Müssten Männer (wenn, dann) nicht genauso von Hormonstörungen betroffen sein wie Frauen? Müsste der Männeranteil bei Bulimikern dann nicht höher sein? Oder betrifft sowas nur Frauen, weil nur Frauen "zu viele" Östrogene haben können?


Die Hormone sind bestimmt nicht nur alleiniger Auslöser, trotzdem gab es laut der Studie durchaus eine Hand voll Leute die durch den bloßen Einschmiss einer Pille wieder geheilt waren! Der Rest dieses einen Drittels (!!) hat sehr deutliche Symptomlinderungen erfahren...

Man sollte neben verhaltenstherapeutischer Begleitung auf jeden Fall einen Hormontest machen und ggf. nebenher eine Hormonbehandlung laufen lassen...

Das sollte vor Therapiebeginn auf jeden Fall getestet werden!


Gerade wer auch an unreiner Haut leidet sollte sich darüber mal Gedanken machen.

#7
BertaSophie hat geschrieben:
Wie wäre es mit einer gesundenen, ausgewogenen Ernährung, so dass der Stoffwechsel normal funktionieren kann. Dann reagiert der Körper auch nicht mit solch einer Behaarung.
Ich versuche es wie möglich gesund zu essen: d.h. 3 Mahlzeiten und 2-3 Zwischenmahlzeiten. Meiner Meinung nach esse ich gesund, na ja esse aber auch viel süßes.. Hmm...wegen UG .. ja ih habe ein UG..aber einen leichten..

Weiß nicht so genau ob ich das hier schreiben kann, wenn nicht dann bitte löschen:
Ich esse z.b. jeden Tag Eier. Und so schon ca. halbes jahr lang. Deswegen frage ich mich, ob es bestimmte LA gibt, die Behaarung verstärken.

lg
"Es ist keine Schande, krank zu sein. Aber es ist eine Schande, nichts dagegen zu tun!" (c)

#8
also bei mir hat die Pille überhaupt keinen Einfluss darauf gehabt! Hab mit 15 angefangen und nehm sie seitdem, mit einem Jahr Pause! Also ist da vielleicht auch Einbildung mit dabei???? Wär ja toll wenn man sich ne Pille einwirft und dubdidu alles ist wieder gut... Ne glaub ich nicht daran!

Liebe Grüße
Aschenputtel
Wo ist bitte der Anfang vom Ende?

#9
Hmm ich glaube ehrlich gesagt auch nicht daran, obwohl ich noch nie ne Pille genommen habe.

Andere Version mit psychischer Probleme passt eher zu mir..
"Es ist keine Schande, krank zu sein. Aber es ist eine Schande, nichts dagegen zu tun!" (c)

#10
Ich sagte doch: es ist nie der alleinige Auslöser, oder nur sehr selten. Trotzdem würde eine Hormonbehandlung vielleicht Besserungen/Linderungen bringen, weil es womöglich ein wichtiger Teilaspekt ist der genauso einer Behandlung bedarf.


Wie gesagt, man sollte nicht ausschließen, dass es sich um Hormonprobleme handeln könnte. Man sollte vorher Untersuchungen anstellen!
Das trifft auch bei allen anderen psychischen Problemen zu die hormonell oder genetisch bedingt oder begünstigt sein können zu und auch umgekehrt:
körperliche Schmerzen können auch psychosomatische Gründe haben, die keine Operation brauchen, sondern andere Therapieformen.


Nach einer Psychotherapie vollständig geheilt sind ca. 40% - 50% aller Patienten. Was ist mit den anderen? Würde da vielleicht eine Hormonbehandlung weiterhelfen? Da wäre nämlich noch das andere gewisse Drittel mit (laut Studie) nachweisbaren Stoffwechsel-/Hormonstörungen ...


Man sollte das nicht einfach so von vornherein ausschließen und von sich weisen!
Als mir mein Freund gestern Abend davon erzählte hab ich ihm auch erst nen Vogel gezeigt, aber irgendwo muss an dieser Studie ja was dran sein.

#11
total interessanter thread, para!!!
ich bin kürzlich auch auf das thema gestossen, weil ich mir überlegt habe ob ich nicht doch wieder die pille nehme. hab dabei auch die von dir geposteten studien gefunden.

meine ausgangsüberlegung war allerdings eine andere: und zwar hab ich mich gefragt, wie man überhaupt mit seinem körper in einklang kommen soll, wenn man den natürlichen hormonhaushalt künstlich steuert bzw. finde ich den gedanken unsympathisch dass man dem körper durch die pille monat für monat etwas vorlügt.

aber wie gesagt, auch solche studien, die mir zeigen dass es ev. gar nicht so schlecht sein müsste, in den natürlichen hormonhaushalt einzugreifen.
fazit: ja, die hormone beeinflussen das essverhalten u. ja sie können zugunsten des menschen künstlich gesteuert werden. okay, wussten wir schon.
eigentlich ist es theoretisch doch unverantwortlich die pille od. ein etwaiges sonstiges hormonpräperat verschrieben zu bekommen, ohne dass vorher der hormonstatus geprüft wurde, oder nicht?
in der praxis macht das kein FA sondern greift lediglich auf das trial&error-verfahren zurück - so gesehen ist die rezeptpflicht in diesem pkt. echt für den hugo...
~~~yesterday's burden will be tomorrow's gleam of hope~~~

#12
Lorelai hat geschrieben:wenn man den natürlichen hormonhaushalt künstlich steuert bzw. finde ich den gedanken unsympathisch dass man dem körper durch die pille monat für monat etwas vorlügt.
Viel bedenklicher finde ich es, wenn man dem Körper täglich vorlügt, er kriegt was zu essen. und dann war's doch nix. :?

lg

aire

#13
Lorelai hat folgendes geschrieben:
wenn man den natürlichen hormonhaushalt künstlich steuert bzw. finde ich den gedanken unsympathisch dass man dem körper durch die pille monat für monat etwas vorlügt.


Viel bedenklicher finde ich es, wenn man dem Körper täglich vorlügt, er kriegt was zu essen. und dann war's doch nix.

STRIKE!!! 8)

#14
damit hast du natürlich wieder mal den nagel auf den kopf getroffen... :?

was aber lüge nr. 2 nicht sympathischer macht.
~~~yesterday's burden will be tomorrow's gleam of hope~~~

#15
Lorelai hat geschrieben:meine ausgangsüberlegung war allerdings eine andere: und zwar hab ich mich gefragt, wie man überhaupt mit seinem körper in einklang kommen soll, wenn man den natürlichen hormonhaushalt künstlich steuert bzw. finde ich den gedanken unsympathisch dass man dem körper durch die pille monat für monat etwas vorlügt.

aber wie gesagt, auch solche studien, die mir zeigen dass es ev. gar nicht so schlecht sein müsste, in den natürlichen hormonhaushalt einzugreifen.
Dass man dann von einem Präparat mehr oder minder abhängig ist ist eben der Preis. Kann man den angesichts der Bulimie in Kauf nehmen? Ich denke schon. Zudem könnte ich mir vorstellen, dass sich der Hormonhaushalt auch weiter verändert und die Hoffnung besteht, dass sich der Körper von allein einpendelt und Pillen irgendwann abgesetzt werden können... ?
Kommt vielleicht auf den Schweregrad an.


Ich fände es sehr schwer irgendwelche Hormonpräparate zu nehmen. Ich nehme auch keine Anti-Baby-Pille, einfach aus Angst davor was es mit meinen Hormonen machen könnte... :roll: