Klinik - nur den Freunden zuliebe?

#1
Hallo zusammen,

ich bin seit ca. 2 1/2 Jahren in diesem Forum angemeldet, aber ich gebe zu, ich schreibe nicht allzu regelmäßig...nichtsdestotrotz hoffe ich auf euren Rat, eure Meinung.

Ich hab seit fast 9 Jahren Bulimie und hab schon einige Aufs und Abs hinter mir, Phasen, in denen ich die Bulimie akzeptiert hatte, dann wieder absolute Kämpferphasen mit Gewichtszunahme (weil Unterdrückung des Symptoms), dann wieder Diät, Dauerkotzen, etc. Die jahrelange ambulante Therapie, die ich mache, hat mir viel gebracht, hat mich vieles meistern lassen im Leben, aber die Bulimie ist bis heute geblieben. Nicht zuletzt, weil ich damit mein Gewicht halten konnte (habe die letzten Jahre sehr restriktiv gegessen, wie wohl viele hier). Als ich vor ca. zwei Jahren den letzten großen Kampfeier gegen die Bulimie aufbrachte, bin ich an ner Gewichtszunahme gescheitert. Hab daraufhin wieder abgenommen, dann Anfang letzten Jahres aber erneut gekämpft, noch viel mehr zugenommen, bis ich in absolutem Selbsthass endete, nicht mehr aus dem Haus wollte und mich außer abnehmen und Gewicht nichts mehr interessierte. Vor nem halben Jahr sah ich mein einziges Lebensglück daher wieder in einer Diät, hab gehungert, umso mehr gekotzt und rutschte dabei immer tiefer in eine Depression, so dass ich irgendwann so tief in der Bulimie steckte wie lange zuvor nicht mehr. Bis mich irgendwann meine besten Freunde anflehten, ich solle mir helfen lassen, sie könnten nicht mehr länger zusehen, ich würde auf mein Grab zusteuern. Mir war klar, außer einem Klinikaufenthalt könnte mir nichts mehr helfen. Vor 1 1/2 Jahren hatte ich einen Klinikaufenthalt noch kurzfristig abgelehnt...heute weiß ich, es führt kein Weg dran vorbei.
Doch seit ich den Platz im Klinikum Harlaching in München sicher habe, verdränge ich die Therapie. Ich weiß, dass mein Körper Hilfe braucht und merke die gesundheitlichen Folgen: Kreislaufprobleme, Blässe, brüchiges Haar, ständig rote Augen, eine ständig belegte Stimme, Kraftlosigkeit. Ich weiß, dass es so nicht weitergehen kann. Ich weiß, dass ich an einem Scheideweg stehe. Aber seit der Klinikplatz sicher ist, will ich nicht mehr hin. Mein Freund und meine Freunde schütteln den Kopf und drohen, dass sie sich von mir abwenden, wenn ich nicht in die Klinik gehe. Mein bester Freund meinte neulich: "Wenn du dir jetzt nicht helfen lässt, muss ich mich aus Selbstschutz abwenden und dich deinem Schicksal überlassen. Wenn du dir nicht helfen lassen willst, muss ich dich abstürzen lassen."
Ich weiß, dass sie recht haben, aber ein Teil in mir will die Bulimie behalten, ich kenne "sie" seit so vielen Jahren, habe das Gefühl, sie macht mich zu etwas "Besonderem", weil das nicht jeder hat. Es ist, als hätte ich ständig ein Ziel, solange ich sie noch habe. Das Ziel, sie irgendwann loszuhaben. Was, wenn das Ziel weg ist? Ich schreibe momentan sehr wirr, sorry. Was ich sagen will: Ich habe inzwischen das Gefühl, ich mache die Therapie zum großen Teil nur, weil mich meine Freunde unter Druck setzen. Kann dieb Therapie dann überhaupt helfen? Oder ist es auch Teil der Therapie, mir die Motivation zu geben, sie loszuwerden?
Was, wenn ich am 14.11. dort hingehe und genauso krank wiederkomme?
Ich weiß nicht mehr weiter... :roll: :cry:

Verwirrte Grüße,
Courage

Re: Klinik - nur den Freunden zuliebe?

#2
erstmal hallo
und verzeih mir wenn ich gleich voll reinspringe
rücksichnahme und schönrederei bekommst du scheinbar von deinen freunden zu genüge
bitte sei mir nicht böse
Courage hat geschrieben:sie macht mich zu etwas "Besonderem", weil das nicht jeder hat.
also ganz ehrlich-da kann ich nur noch den kopf schütteln

was besonderes? du bist doch hier schon einige zeit angemeldet-oder?

und du hast doch sicher in dieser zeit mitbekommen wieviele neue
verzweifelte hilferufe es hier täglich gibt.
wieviele sich gerade mal getraut haben hier anzumelden-schreiben undenkbar. aus scham oder angst erkannt zu werden.aus hundert tausend gründen..
und wieviele trauen sich erst gar nicht hier anzumelden.

schau dich doch mal um in der welt
bei den jüngeren scheint es ja fast schon der neuste schrei zu sein
-trendy.
wie?du kotzt nicht und hast ne angemessene kleidergröße?? pfuii-wie
langweilig
und nicht nur das-seit ich offener geworden bin-und selbst jetzt weiss
es wirklich nur ein sehr kleiner kreis-wird die problematik auch von
älteren frauen an mich herangetragen
frauen über 40-die sich ein leben lang damit rumgequält haben.

es ist nichts besonderes-es ist fast schon alltäglich geworden.
nur du versuchst die es zu nehmen um den leuten zu zeigen
-he-schaut mal-ich bin einmalig

mensch liebes-nicht die kotzerei macht dich zu was besonderem
sondern du bist schon von ganz alleine was besonderes

mit der kotzerei schüttest du nur alles zu

trag nen bunten hut oder ne lustige jacke
färb dir die haare lila oder hellblau
wenn du was besonderes sein willst-um jeden preis-dann mach sowas

etwas was sich andere menschen nicht trauen würden

aber das brauchst du doch gar nicht-mensch.
du hast freunde die all die jahre so fest zu dir gestanden haben!
hätten sie das getan wenn du für sie nichts besonderes wärest??
nicht die kotzerei macht dich besonders sondern nur du.


aber nur du musst wissen was du tun willst-gehst du nur für sie hin
dann lass es lieber
verschwendete zeit-verschwendetes geld und ein anderer freut sich mit sicherheit über deinen platz

sorry für die harten worte-nimm sie mir bitte nicht übel.

ich wünsch dir nur das allerbeste
dark

#3
Kann mich darks worten nur anschließen!

ich finde aber, den aspekt sehr interessant, dass ich schon sehr oft gehört habe, dass leute das gefühl haben, durch die bulimie etwas besonderes zu sein. wo kommt das her?
so wie du es dargestellt hast, dark, mag es zwar wirklich sein, aber es ist immer noch ein großes tabuthema.

die beschreibung scheint mir doch etwas überzeichnet, es haben zwar immer mehr leute bulimie, aber dass es etwas normales ist würd ich doch nicht sagen.

#4
anna.sophie hat geschrieben:
die beschreibung scheint mir doch etwas überzeichnet, es haben zwar immer mehr leute bulimie, aber dass es etwas normales ist würd ich doch nicht sagen.
das hab ich auch nicht behaupten wollen

#5
Hallo Darkdesire,
hallo Anna.Sophie,

ich glaube, ich muss da einiges von dem, was ich gestern geschrieben habe, berichtigen bzw. erklären, denn offenbar wurde es falsch verstanden...

Ich weiß, dass die Bulimie nichts Tolles ist und ich will auch um Gottes willen niemandem das Gefühl geben, dass es "schick" oder trendy ist, ich bin auf keinen Fall "pro", auch wenn ich in so manchen des Kampfes müden Phasen meiner Krankheit auch schon mal in pro-Foren vorbei gesehen habe...Ich habe auch so einige Hilfeschreie hinter mir, zu oft bin ich heulend zusammengebrochen und habe mir gewünscht, einfach nur "normal" mit Essen umzugehen, nicht bei jedem Schluck oder Bissen an Kalorien zu denken...Was denkt ihr denn, wieso ich mich hier damals angemeldet habe? Sicher nicht, weil ich die Bulimie toll finde... :roll:

Die Bulimie ist natürlich nichts "tolles" oder "besonders" an sich, mit "besonders" meinte ich, dass ich es einfach inzwischen gewöhnt bin, da "dieses eine" Problem zu haben und sich die letzten Jahre so viel darum gedreht hat, dass ich nicht weiß, wie es wird, wenn das Problem weg ist...

Ich weiß, ich stehe an einem Scheideweg und muss mich gegen die Bulimie entscheiden, wenn ich ein gesundes und lebenswertes Leben führen möchte. Aber ich habe einfach Angst vor einem Leben ohne Bulimie. Nach fast 10 Jahren mit Essstörungen frage ich mich einfach, was an die Stelle der Bulimie treten soll? Ich weiß nicht, ob ihr versteht, was ich meine... Ich stand einfach noch nie so kurz vor einer stationären Therapie wie jetzt, am 14.11. gehts los...Und dadurch merke ich einfach, dass ein Teil in mir Angst davor hat, loszulassen. Geht das denn niemandem so, der gesund werden will? Sind das nicht ganz normale Ängste, die man vor einer und noch dazu der ERSTEN stationären Therapie hat? Ich habe einfach Angst vor dem Leben ohne Bulimie...Natürlich will ich gesund werden, aber ein Teil in mir hat Angst, loszulassen...

Ist das nicht zu verstehen? Und deswegen habe ich geschrieben, dass ich so kurz davor am liebsten die Therapie doch nicht machen würde, aber sie auf Druck meiner Freunde hin doch beginne...

Eine nachdenkliche Courage

#6
Mach einfach mal die Therapie, und schau, wie es dann aussieht.

Und: Du bist noch mehr etwas besonderes, wenn du nach neun Jahren den Weg in ein befreites Leben zurückfindest.

Dafür drücke ich dir die Daumen!!

#7
Courage hat geschrieben:

Nach fast 10 Jahren mit Essstörungen frage ich mich einfach, was an die Stelle der Bulimie treten soll? Ich weiß nicht, ob ihr versteht, was ich meine...
oh ja-und wie ich das verstehen kann

ne lücke-keine ablenkung mehr-auf sich selbst schauen müssen..
gewohnheiten loslassen-eintauschen.. gegen was??

ich versteh dich sogar sehr gut

#8
Danke für die lieben Worte, aire...
Ja, ein ganzes Stück ist da wohl auch Gewohnheit mit dabei...wenns auch eine schlechte Gewohnheit ist...

Ich hab einfach nur Angst vor der Therapie...

#9
Keine Ursache. Ich hoffe sehr, dass du doch ein bißchen Mut findest, in die Klinik zu gehen Courage. Du würdest es bereuen, wenn nicht. Lauter nette Leute, die dich verstehen, Musik, Sport, Gruppen Einzel und sonstwas für Therapie :D

#10
Ja, das stimmt schon, an Therapie ist einem da Einiges geboten. Aber es wird doch bestimmt auch ziemlich anstrengend, oder?

#12
Na dann ist es auszuhalten. :wink:
Schon erschreckend...andere Leute finden Magen-Darm-Grippe oder wenn sie sich nach nem Vollrausch übergeben müssen, furchtbar widerlich und sind danach total erschöpft körperlich. Und unser Körper macht das teilweise täglich mit und wir haben uns schon dran gewöhnt...
Ich frag mich nur, ob ich nach der Klinik endlich weiß, wieso ich Bulimie habe...Hat dir da die Klinik geholfen?

#13
Ja. Ein eindeutiges JAhr. Ganz clean bin ich zwar bis heute nicht (bin mal wieder bei Tag dreizehn - halt mir die daumen) aber es war eindeutig der Anfang von Ende der Bulimie dort.

#14
Und? Hoffentlich bei Tag Nr. 14 angelangt? :-) Drück dir auf jeden Fall die Daumen!
Man kann wahrscheinlich auch nicht erwarten, dass man nach der Klinik geheilt raus kommt...man ist ja auch nicht von heute auf morgen in den Mist reingeraten...
cron