end of bulimia

#1
Ich bin noch nicht richtig "ehemalig", aber ich finde eigentlich, dass ich mich bereits so nennen darf. Wobei eigentl mag ich das Wort nicht. Ich will nicht ehemalig sein, denn ich weiß, dass ich ohne die ES nicht der Mensch wäre, der ich heute bin. Ich bin nur (fast) symptomfrei.

Meine Therapie ist fast beendet und mir geht es so gut wie noch nie. Höhen und Tiefen gibt es immer, aber die gehören dazu.

Ich habe mir eine Liste gemacht, was alles besser ist als früher und möchte euch daran teilhaben lassen. Vielleicht bringt es dem ein oder anderen etwas.

I’m proud of…

Dinge, die ich nicht mehr tun „muss“

- Nachts nach Hause kommen und in die Küche gehen
- Bei jedem Heimkommen als erstes in den Kühlschrank schauen
- Vor dem Fernseher essen
- Allein essen
- Mich schämen
- Mich allein fühlen mit meinen Sorgen und Gedanken
- Mir jeden Tag das Essen verkneifen bis Abends, um den Hunger zu spüren und darauf stolz zu sein
- Mich jeden Tag mehrmals wiegen, um von einer nichtigen Zahl mein Leben bestimmen zu lassen - ich habe mich seit Februar nicht gewogen
- Mich mit meinem Problem verstecken
- Angst haben Gewohnheiten aufzugeben
- Freunde belügen
- Heimlich kotzen gehen, sei es zu Hause oder unterwegs
- Im Restaurant kotzen
- Auf Partys kotzen
- Mich in Gesellschaft mit dem Essen zurückhalten
- Mir Dinge verkneifen
- Heimlich essen
- Ein schlechtes Gewissen haben wegen bestimmter Lebensmittel
- Eine geistige Tabuliste haben
- Einen Teufelskreis provozieren
- Meine Gefühle aufs Essen und meine Figur übertragen
- Schweigen, wenn mich etwas stört
- Kontrolle verlieren oder das Gefühl des Kontrollverlustes fürchten
- In meinem Kinderzimmer kotzen
- In Tüten kotzen
- In der Dusche kotzen
- Jeden Tag erneut die Hoffnung verlieren
- An mir zweifeln
- In einer anderen Welt leben
- Denken, ich gehöre hier nicht her
- Mich missverstanden fühlen
- Mich niemandem anvertrauen wollen


Dinge, die heute besser sind

- Ich wiege mich nicht mehr
- Ich schaffe mir Freiheiten
- Ich erlaube mir jedes Essen - auch wenn es manchmal nur in Maßen, aber auf jeden Fall ohne schlechtes Gewissen geht
- Ich kann mit Freunden essen gehen
- Ich esse maßvoll, nicht maßlos
- Kein Gefühl des Kontrollverlustes mehr
- Ich kenne meinen Körper
- Ich kann Situationen meiden, die mir schaden
- Ich gehe nur noch dann ins Forum, wenn ich weiß, dass es mir Gutes bringt - sprich kaum noch
- Wenn ich mich im Spiegel fett finde, dann weiß ich, dass ein anderes Problem ansteht und dass ich alle Diätpläne sofort wieder zunichte machen muss
- Wenn ich mich im Spiegel fett finde, dann versuche ich dem Thema nicht unnötig Platz einzuräumen und mich auf anderes zu konzentrieren
- Wenn ich mich fett fühle, dann steige ich nicht auf die Waage
- Wenn ich mich gut fühle, steige ich nicht auf die Waage, denn auch „positive“ Zahlen sind negativ und nicht repräsentativ
- Ich schaue oft in den Spiegel und gefalle mir
- Ich gefalle mir aus anderen Gründen wie früher
- Mein Schönheitsideal ändert sich langsam - dürr ist nicht mehr attraktiv sondern krank
- Ich versuche selbst Bilder von mir, die mir nicht zusagen, als Momentaufnahme zu sehen, die nicht mein ganzes Ich spiegeln
- Ich kann meine Gefühle akzeptieren, zulassen und zeigen
- Ich bin nicht sauer auf mich, wenn ich einen Rückfall habe, sondern nutze ihn immer, um wieder etwas daraus zu lernen
- Ich blicke hoffnungsvoll in die Zukunft
- Ich erkenne die Essstörung nicht als etwas Negatives an, da ich durch sie viel lernen durfte über mich und allgemein und mich unwahrscheinlich weiterentwickelt habe
- Der Luxus, dass Essen allmählich etwas ganz Natürliches wird


Ich mache vorerst einen Cut, kann mir aber vorstellen, die Liste noch beliebig zu verlängern.

#2
Hallo Hope!

Man das freut mich total sowas schönes von Dir zu hören!!! Wenn diese Liste nicht hilft ein Denkanstoß zu sein...dann weiß ichs auch nich... Du kannst sowas von stolz sein! Du hast so viel geschafft!! Wollte nur schnell meine Freude mitteilen und Dir ganz liebe Grüße senden!!

Nadine

#7
Liebe hope,

ich freu mich so für dich :D toll was du schon alles erreicht hast, du bist auf dem richtigen Weg und am meisten freut mich, dass du wieder zu "leben" scheinst.

Auf dass die Liste noch viel, viel länger wird!! :)

Ganz liebe Grüße, Saku
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Kotzen ist keine Alternative...
... denn das Leben ist zu kurz ♥

#8
danke schön :)

es ist wirklich befreiend all diese dinge sagen und tun zu können, es gibt mir so viele neu- oder wiedergewonnene freiheit!
cron