Angst vor Erstgespräch | 3 Antworten

#1
Von Jumper am 17.01.2002

Hi,

habe mir eben, nachdem ich es mir lange vorgenommen hatte, einen Termin bei einer Beratungsstelle gemacht. Habe jetzt riesige Angst davor und würde den Termin am liebsten direkt wieder absagen--ich weiß allerdings, dass ich hin muss, da ich es alleine einfach nicht schaffe!

Wie war es bei euch? Wie fühlt man sich während so einem Gespräch und danach? Worüber redet man im Erstgespräch? Was ist, wenn ich kein Wort rausbringe?

Würde mich freuen, wenn ihr mir antworten würdet und mir von eurem Erstgespräch erzählen würdet!

Alles Gute

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Angst vor Erstgespräch
Von Isis am 17.01.2002


Ich hab leider noch kein Erstgespräch hinter mir, nur ein Gespräch mit meinem Arzt, um mir Antidepressiva verschreiben zu lassen. Kann dir da insoferne nicht viel weiterhelfen. Ich finde es aber ganz toll, dass du selbst einsiehst, dass du Hilfe brauchst und dass du dir diese Hilfe auch holst!! Ich wuensch dir ganz viel Mut und Kraft und bin mir sicher, dass alles gutgehen wird! Nur keine Angst!!!!

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Betreff: Re: Angst vor Erstgespräch
Von Asyl am 17.01.2002


Hallo.

Gratulation: Du hast meiner Meinung nach soeben den wichtigsten Schritt in Richtung Ausbruch aus der Bulimie gemacht! Nämlich Dir SELBER auf Eigeninitiative hin Hilfe zu suchen und Dir und anderen damit Deine Krankheit einzugestehen, das verlangt viel Mut und Überwindung und zeugt vor allem von Eigenverantwortung.

Dass man sich vor dem Erstgespräch fürchtet, ist glaub ich ganz normal! Bzw. wahrscheinlich ist dieses Gespräch gerade für Bulimiker/innen ein besonderes Problem, weil diese ja ständig bemüht sind, ein perfekte Bild von sich selbst nach außen zu tragen. Und dass man das in einem Erstgspräch und in der darauf folgenden Therapie nicht halten wird können, ahnt man wohl schon...
Schlussendlich (im Zuge der Therapie) begreift man dann aber, dass es gerade um die Demontage dieser "perfekten Persönlichkeit" geht, um die eigentliche Person, die ihre wirklichen Wünsche und Bedürfnisse kennt und sie sich erfüllt, freilegen zu können. Und so löst sich schließlich auch das Essproblem: diese Person nämlich will nicht mehr fressen und kotzen, oder noch besser: sie braucht nicht erst ihren Willen, um den aufkommenden Fresszwang niederzuringen, sie entwickelt nämlich noch nicht einmal das Bedürfnis, sich vollzustopfen!

Aber natürlich hat man vor dem Erstgespräch gehörig Schiss, weil dann das ganze "schöne" Konstrukt, in dem man vielleicht schon jahrelang gelebt hat, zusammenfallen wird. Aber genau das ist die einzige Möglichkeit, ihm zu entkommen.

Bei mir war es so, dass ich am Anfang der Stunde ein Bisschen was und danach gar nichts mehr gesagt, sondern nur mehr geweint und gerotzt habe.
Mach Dir nicht zuviele Gedanken, es wird OK sein, was immer du daraus machst, ob du sprudelst wie ein Wasserfall oder die ganze Zeit über schweigst. Die oder der Ansprechpartner wird damit umgehen können, glaub mir.
Versuch einfach, du selbst zu sein, du musst die Situation gar nicht "unter Kontrolle" haben, wie das die meisten Bulimikerinnen halt so gerne tun. Der Wunsch, anderen ständig das "Perfekte Ich" zu präsentieren, spricht aus uns allen, muss aber abgelegt werden, will man sich von der Bulimie wirkich lösen! Du musst dich auf dieses Gespräch auch nicht "vorbereiten", geh so hin, wie du dich an dem Tag fühlst, aber GEH AUF JEDEN FALL HIN!!!!



Drück Dir die Daumen, wünsch Dir Bestes,
Asyl.


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Betreff: Re: Angst vor Erstgespräch
Von clara am 17.01.2002


Hatte auch schon ein Erstgespräch, vorher wars echt grauslich , meine Freundin ( ich bin lesbisch)mußte mich hinbegleiten. Aber danach war ich froh, daß ich dort war. Du wirst noch jede Menge Zweifel haben, obst jetzt ne Therapie machen sollst oder nicht- ändert sich bei mir fast täglich( od. mit jedem Kotzen), aber allein, daß du darüber nachdenkst, etwas zu unternehmen, ist schon ein wahnsinnig großer Schritt!!!